1. Joh 1,8-10 nicht zum Dauergebrauch bestimmt

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Maryam
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Re: 1. Joh 1,8-10 nicht zum Dauergebrauch bestimmt

Beitrag von Maryam »

Travis hat geschrieben: So 2. Feb 2020, 09:33 Auch 3Mo 24,19 kann nicht davon ablenken, dass 1Joh 1,8-10 bis zu Jesu Wiederkehr gilt und gelten muss. So wie Johannes es deutlich macht, betrügen sich die Leute selbst die sagen, sie hätten keine Sünde mehr. Sie müssen also hingehen und Dinge zur "Nichtsünde" erklären, die Sünde sind. Auch wenn Maryam so etwas hier natürlich zu verbergen sucht, trägt sie diesen Makel an sich.

Ein Forum macht es leicht Sünde zu verbergen. Das ist nichts neues und kaum ein User würde das bestreiten. Es geht ja auch nicht jedem alles an was im eigenen Leben so passiert. Womit man zu kämpfen hat und an was an sich noch gearbeitet werden muss. Problematisch wird es auch erst, wenn man behauptet frei von Fehlern und Sünde zu sein.

Was 3Mo 24,19 angeht, so begeht Maryam den typischen Fehler der Mißachtung des Kontextes. Dort geht es gar nicht um Vergeltung und niemand wird dort aufgefordert das Augen seines Nächsten auszuschlagen wenn dieser dies bei einem selbst getan hat. Menschen wie Maryam machen es sich jedoch leicht. Sie mißachten den Kontext in jeder Hinsicht. Den textlichen und den kulturellen.
Hi Travis, warum vermeidest Du den Wortlaut in 3 Mose 24,19 zu wiederholen? Weil er klar und unmissverständlich zeigt, dass Jesus Christus dies genau so verstanden hat und deshalb im Auftrag seines Vaters in IHM, davon abriet, weil man dann ja Böses mit Bösem vergelten würde?
3 Mose 24,19 Und wer seinen Nächsten verletzt, dem soll man tun, wie er getan hat, 20 Schaden um Schaden, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er einen Menschen verletzt hat, so soll man ihm auch tun.
Die Jünger Jesu waren einfache Menschen wie ich auch.

Wer aus Liebe zu Jesus Christus und inniger lebenslang dauernder Dankbarkeit, dass er am Jordan sein Kreuz aufnahm um Menschen damals bis heute und künftig zu ermöglichen ein fortan sündenfreies Leben in der Liebe Gottes führen zu können, sich aufmacht um künftig zu tun und zu lassen was Jesus und seine direkten Jünger und auch nachher Apostel sinngleich lehrten um nurmehr gottgefällig leben zu können, (was mir gleichgesinnte jesustreue Christen unter getreuer Nachfolge Jüngerschaft Jesu Christi verstehen) erlebt genau das, was Johannes als geistliche Neugeburt aus Gott beschreibt.

Man wird tatsächlich zu dem geläuterten, geistlich nurmehr im Licht Gottes wandelnden Menschen und erkennt im Alltag, wo Gott uns aufgrund unserer die uns von ihm geschenkten Gaben mit Hilfe seiner Kraft und Hilfe zum Wollen und Vollbringen zum Wohle eines oder mehreren Mitmenschen einzusetzen gedenkt.

Was Deine persönliche Ansicht zu 1. Johannes 1, 8-10 anbelangt, da empfehle ich dir mal den Rest des 1. Briefes, also alle Kapitel zu lesen, dann auch noch Brief 2 und 3. Wenn Du nämlich dies getan hast, dann könnte bestenfalls auch Dir klar werden, dass wer in der Liebe bleibt ja logischerweise allmählich bis vollkommen aufgehört hat zu sündigen, was dann einem klaren, unmissverständlichen
Merkmal einer wahrhaftig erfolgten geistlichen Neugeburt aus Gott entspricht.

1Joh 3,9 Wer aus Gott geboren ist, der tut keine Sünde; denn Gottes Same bleibt in ihm, und er kann nicht sündigen; denn er ist aus Gott geboren.
1Joh 4,7 Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist aus Gott geboren und kennt Gott.
1Joh 5,1 Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist aus Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der aus ihm geboren ist.
1Joh 5,4 Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
1Joh 5,18 Wir wissen: Wer aus Gott geboren ist, der sündigt nicht, sondern wer aus Gott geboren ist, den bewahrt er und der Böse tastet ihn nicht an.


Da wären wir wieder bei meiner biblisch klar bestätigten Aussage, dass das Christentum als Religion der gelebten Liebe gelebt werden sollte um dem Evangelium Jesu Christi Reich Gottes in und um uns betreffend zur Ausbreitung zu verhelfen.

Untugenden gemäss Gal. 5, 19-21 tragen ja bekanntlich nicht dazu bei. Also hat auch Paulus sich an das Evangelium des Gekreuzigten Reich Gottes betreffen gehalten, überall gelehrt was hierfür zu tun und zu lassen ist und nicht, wie behauptet wird, die Kreuzigung Jesu als Evangelium verbreitet.
Apg 19, 8 Er (Paulus) ging aber in die Synagoge und predigte frei und offen drei Monate lang, lehrte und überzeugte sie von dem Reich Gottes. 9 Als aber einige verstockt waren und nicht glaubten und vor der Menge übel redeten von dem Weg, trennte er sich von ihnen und sonderte auch die Jünger ab und redete täglich in der Schule des Tyrannus.
Dass genau jene, welche sich solches haben indoktinieren lassen, noch nach Jahren oder Jahrzehnten der Bekehrung zum Glauben an Jesus Mühe damit zu haben scheinen, sich von allem bisherigen sündigen Verhalten zu trennen ist wohl kein Zufall.

1Joh 4,16 Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat: Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
1Joh 5,3 Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.

Paulus rief zu nurmehr gelebten Liebe auf, zum nurmehr Wandeln im Geist, sich Verhalten als Kinder des Lichts, Anziehen des geläuterten Menschen, der Rüstung Gottes um die Pfeile des Teufels oder denjenigen von ihm geschickten geistlich noch teilweise in der Finsternis steckengebliebenen Provokateuren ;) abwehren zu können.

Jakobus riet nurmehr Gott untertan zu sein, also nurmehr Liebe zu Gott dem Nächsten und sich zu leben, dem Teufel zu widerstehen um diesen endgültig in die Flucht zu schlagen.
Jak 4,7 So seid nun Gott untertan. Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch.Jak 2,8 Wenn ihr das königliche Gesetz erfüllt nach der Schrift (3. Mose 19,18): »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«, so tut ihr recht;


ALLE treuen Nachfolger Jesu Christi in der Bibel rieten somit der allenfalls einstigen Sündenknechtschaft bleibend den Rücken zu kehren,
um nurmehr Liebe im Sinne des Vaters im Himmel, nach den Vorgaben Jesu Christi (für die Verbreitung derselben er ja sein Leben 3 Jahre lang hingab, sein kostbares Blut vergoss um Menschen beibringen zu können, wie auch sie zu einer bleibenden innigen Gottverbundenheit gelangen können.)
Eph 4,24 und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Eph 6,11 Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels.
Solche gutgemeinten Anregungen von Paulus fehlen ja im gängigen Bibelzitatenrepertoire derjenigen, die bezeugen AN Jesus zu glauben, IHM aber offenbar noch immer nicht glauben, dass niemand ausser IHM den allein wahren Gott kannte und auf Erden zur Einsicht gab, vorab bei den Verlorenen Schafen des Hauses Israel.
Kolosser 3,12 So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld;
13 und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!
14 Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.
15 Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar.
16 Lasst das Wort Christi !!! reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.
17 Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.
Solche Worte Paulus verdienten mehr Beachtung, schliesslich hat auch er, der einstige Bekämpfer der Verbreiter der von Jesus gelehrten Gottes- Verhaltens- und Vergebungslehre sich erfolgreich dann selber für deren Verbreitung verfolgen, gefangennehmen lassen, Jahre seines Lebens dafür hingegeben.

lg Maryam
Zuletzt geändert von Maryam am So 2. Feb 2020, 11:12, insgesamt 4-mal geändert.
Maryam
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Re: 1. Joh 1,8-10 nicht zum Dauergebrauch bestimmt

Beitrag von Maryam »

Abischai hat geschrieben: Sa 1. Feb 2020, 20:57 Maryam hat auch in dem anderen Thraed vehement für die "Sündlosigkeit" votiert, das wird hier in Johannes aber entlarvt. Es gibt keinen Menschen, der grundsätzlich sündlos ist. Den Hebräern damals war das durch und durch bewußt, daher geht die Verkündigung bei jenen auf die Omnipräsenz der Sünde gar nicht ein. Aber bei den Heiden ist das gar nicht mehr so klar, die erklären alles egalisierend hinweg, denen muß man erst mal erklären, was Sünde überhaupt ist, und DASS es Sünde ist, was sie als "ich bin ein guter Mensch" schönreden.
Hi Abischai, hört bei Dir der 1. Brief des Johannes mit Worten Johannes an solche auf, die noch -wie er zuvor durch Jesus selber- aufgeklärt werden mussten was beim Vater im Himmel alles als Sünde gilt? ;)

Dann empfehle ich Dir mal die Bibel auch dort zu lesen, wo sogar einstige Sünder sich -nachdem Paulus sie mit den hierfür heils-not-wendigen Lehren vertraut gemacht hat- zu nurmehr bleibenden Knechten Gottes veränderten.
Röm 6,17 Gott sei aber gedankt: Ihr seid Knechte der Sünde gewesen, aber nun von Herzen gehorsam geworden der Gestalt der Lehre, an die ihr übergeben wurdet.
Das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten und seine Gebot sind nicht schwer: steht auch im Johannesbrief. Um das feststellen zu können, gilt es aber schon mal damit anzufangen um zu erkennen wie befreiend es ist und zu wahrhaft bleibender, segensreichen innigen Gottverbundenschaft dies führt. :thumbup:

Und dann, wenn man sich alle Untugenden allmählich bis vollkommen abgewöhnt hat, dann erfährt man was es heisst, geisltich neu aus Gott geboren zu sein. Und das erfreut dann auch das gesamte Umfeld.

Ist Dir noch nicht aufgefallen, dass auch alle treuen Nachfolger Jesu Christi in der Bibel (wie ausserhalb) nichts Anderes tun, als Menschen davon abzuhalten künftig zu sündigen, und im Auftrag Christi genauestens lehren was hierbei fortan zu tun und zu lassen sei?
Römer 6,20 Denn als ihr Knechte der Sünde wart, da wart ihr frei von der Gerechtigkeit. 21 Was hattet ihr nun damals für Frucht? Früchte, derer ihr euch jetzt schämt; denn ihr Ende ist der Tod.

22 Nun aber, da ihr von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr darin eure Frucht, dass ihr heilig werdet; das Ende aber ist das ewige Leben. 23 Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.
Während jeglichem Sündigen, gilt ein Mensch laut Jesus und seinen Jüngern vor Gott als geistlich tod, getrennt vom Quell des Lebens....bis er umkehrt und so zum Leben zurückfindet, wie der Verlorene Sohn.

lg Maryam
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Travis
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Re: 1. Joh 1,8-10 nicht zum Dauergebrauch bestimmt

Beitrag von Travis »

Menschen sind Sünder. Durch Christus gerechtfertige Menschen sind gerechtfertigte Sünder. Wir können daran nichts ändern aber wir müssen ehrlich zu uns sein. Sonst machen wir Jesus zu einem Lügner und betrügen uns selbst. Wir leben aus der Vergebung Christi bis er wiederkommt.

Der Heilige Geist in einem Christen treibt diesen Menschen dazu, sich der hohen Gnade entsprechend zu verhalten und nicht länger einen sündigen Lebensstil zu verfolgen. Die innere Zerissenheit zwischen duch die Erlösung bereits gewirkte Reinheit und die weiterhin notwendig Reinigung dessen, was erst bei der Auferstehung erlöst wird, werden wir nicht los. Diesen Zustand zu leugnen ist nicht nur nicht hilfreich für uns, es versperrt uns auch den Blick auf das was unsere Nächsten nötig haben.

Daher ist es wichtig, die Worte des Johannes (1Jog 1,8-10) bei all unserem Bemühen um eine gute Nochfolge im Hinterkopf zu haben. Nicht als Ausrede für Sünde und einen leichtfertigen Umgang damit, sondern als Hilfe gegen Verzweiflung über den eigenen Zustand und Angriffe des Teufels.
Maryam hat geschrieben: So 2. Feb 2020, 10:45 Hi Travis, warum vermeidest Du den Wortlaut in 3 Mose 24,19 zu wiederholen? Weil er klar und unmissverständlich zeigt, dass Jesus Christus dies genau so verstanden hat und deshalb im Auftrag seines Vaters in IHM, davon abriet, weil man dann ja Böses mit Bösem vergelten würde?
Du solltest wirklich die Chance nutzen und Dir den Kontext anschauen. In 3Mo 24,19 wird nicht Böses mit Bösem vergolten. JHWH, der Gott Abrahams, Isaaks und Jabkos, führte damals einen Umgang mit Schadensersatz ein, der in der damaligen Kultur weitgehend ein Anachronismus war. Übrigens wurde schon damals für ein geschädigtes Auge dem Schuldigen nicht ebenfalls ein Augen ausgeschlagen. JHWH trat dem Prinzip der "doppelten Münze" entgegen. Es wurde also geregelt, wie ein entstandener Schaden angemessen erstattet werden kann.

Was kritisert Jesus denn dann in Matth. 5,38+39 könnte man dann fragen. Schauen wir uns dafür an, wie Jesus seine Rede einleitet:
Matth. 5,20 hat geschrieben:20 Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Daraus können wir entnehmen, um was es in den folgenden Aussagen primär geht. Die Schriftgelehrten hatten zum schriftlichen Gesetz (Torah) weitreichende Zusatzauslegungen und Regelungen hinzugefügt (Talmud) deren Überlieferung zur Zeit Jesu noch mündlich vorgenommen wurde. Darauf muss man achten wenn man zum Beispiel liest:
Matth. 5,38-39 hat geschrieben:38 Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2. Mose 21,24): »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« 39 Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.
da Jesus dort nicht das Gebot zur Regelung des Schadensersatz kritisiert, sondern die durch die Schriftgelehrten in der mündlich überlieferten Regelung der Mischna. Die dortige Überlieferung tendierte so sehr in Richtung der "Rache", dass dies den Regelungen im Umfeld von 3Mo 24,19ff zuwiderliefen.
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Re: 1. Joh 1,8-10 nicht zum Dauergebrauch bestimmt

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Maryam hat geschrieben: Sa 1. Feb 2020, 17:22 Also beispielsweise Böses mit Bösem vergelten, ein mosaisch angeordnetes Gesetzeswerk,
3Mo 24,20 Schaden um Schaden, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er einen Menschen verletzt hat, so soll man ihm auch tun
. das bedeutet, mit Lieblosigkeit auf Lieblosigkeit zu reagieren.
Das mit der Lieblosigkeit ist ein arg pauschaler Schluss mit einem moralischen Werturteil. Da geht es nicht genrell um Lieblosigkeit, sondern um Verantwortung und Rechtsempfinden. Wem ein Auge zerstört wurde, dem ist nicht damit geholfen, dass dem Täter auch ein Auge ausgestochen wird, außer man spricht von einer Art emotionalem Ausgleich. Wenn das Rechtsempfinden einer Kultur nun mal so geprägt ist, dann ist das einfach so. Dafür wird man weder eine Letztbegründung finden, noch ist sie nötig.

Was mich (nicht) wundert, dass du 1. Johannes 2,1 nicht erwähnst. Dafür tu ich das jetzt.
1. Johannes 2,1 Meine Kinder, ich schreibe euch dieses, auf daß ihr nicht sündiget; und wenn jemand gesündigt hat - wir haben einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, den Gerechten.
Johannes macht es uns wirklich nicht leicht. Er wechselt scheinbar willkürlich zwischen sündigen geht gar nicht, geht doch, oder ein bisschen ab und zu ist schon drin.
Meine Lösung ist, dass er unterscheidet zwischen einerseits einer Haltung zur Sünde die daraus Vorsatz macht, der auf einer Liebe zur Welt beruht und immer moralische wie zweckdienliche Begründungen/Ausreden sucht, und andererseits Verfehlungen aus Schwäche, weil auch die Gläubigen nun mal in der Welt sind, aber die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen, bei allem Verständnis, was auch immer sie dazu gebracht hat.

In Sprüche 24,29 finden wir eine Aussage, die dem mosaischen Talionsprinzip zu widersprechen scheint.
Sprüche 24,29 Sprich nicht: Wie er mir getan hat, so will ich ihm tun, will dem Manne vergelten nach seinem Werke.
Allerdings muss der Vers davor berücksichtigt werden.
Sprüche 24,28 Werde nicht ohne Ursache Zeuge wider deinen Nächsten; wolltest du denn täuschen mit deinen Lippen?
Es geht hier also nicht um eine generelle Vergeltung für sämtliche Taten, nicht jeder beliebige Grund gilt als Ursache, sondern sie müssen sich nach dem mosaischen Recht richten. Tritt der Kläger gleichzeitig auch als einziger Zeuge auf, so wäre der Fall eigentlich nichtig.
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Re: 1. Joh 1,8-10 nicht zum Dauergebrauch bestimmt

Beitrag von jsc »

Dieser Thread lässt in mir ein Bild an einen Bankräuber entstehen, der erklären möchte, wieso der Teil des Gesetzes, indem Bankraub verboten wird, zeitlich begrenzt sei, weil im Gesetz auch viel gegen Wucherzinsen geschrieben ist...
Golda Meir hat geschrieben: Peace will come when the Arabs will love their children more than they hate us.
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Magdalena61
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Re: 1. Joh 1,8-10 nicht zum Dauergebrauch bestimmt

Beitrag von Magdalena61 »

Maryam hat geschrieben: So 2. Feb 2020, 08:34Sicher wird im heutigen Judentum nicht mehr buchstabengetreu so mit Mitmenschen umgegangen, wie es im damaligen Judentum, also vor über 2000 Jahren angeblich gottseits gefordert wurde.

Doch scheint mir, Du liest nicht was wirklich mit Auge um Auge, Zahn um Zahn gefordert wurde. Vielleicht hätte ich grössere Schrift wählen müssen, wo steht, wie es tatsächlich gesetzlich gefordert wurde:
3 Mose 24,19 Und wer seinen Nächsten verletzt, dem soll man tun, wie er getan hat, 20 Schaden um Schaden, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er einen Menschen verletzt hat, so soll man ihm auch tun.
Und mir scheint, du hast den Link in meinem vorletzten Post nicht aufgerufen und bestehst darauf, eine falsche Bibelübersetzung/ Interpretation zur Grundlage deiner ganz persönlichen Bibelkritik zu machen.

Hier ist er noch einmal: http://www.hagalil.com/judentum/rabbiner/bollag.htm

Wenn wir über das Wort Gottes reden und urteilen, dann müssen wir mit sorgfältigster Gewissenhaftigkeit vorgehen. Gott wird niemanden ungestraft lassen, der "predigt (behauptet), was der HERR nicht gesagt hat" und damit seinen heiligen Namen verunehrt. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen 2. Mose 20,7. "Otterngezücht" nannte Jesus die Pharisäer, die das Wort verbogen und verzerrten, um ihre eigenen Interessen und Vorurteile zu bedienen.

Die moderne Bibelforschung hat doch auch ihr Gutes:
Wenn es darum geht, harte Vergeltung in eine griffige Formel zu fassen, muss zumeist das Bibelwort "Auge um Auge, Zahn um Zahn" herhalten. Die sprichwörtlich gewordene moderne Verwendung des Zitates wird dem biblischen Befund jedoch in keinem Fall gerecht. Manfred Oeming, Ordinarius für alttestamentliche Theologie und Prorektor der Hochschule für Jüdische Studien, weist schlüssig nach, dass es sich bei der üblichen Auslegung des Bibelwortes um eine Verzerrung, ja böswillige Verdrehung seines wahren Sinnes handelt.
universität-heidelberg.de
Wer mehr dazu erfahren möchte, der wird auch bei Wikipedia fündig.
Auge für Auge

Die Exegeten sind sich nicht einig. Aber Deutungsversuche, die auf historischen Forschungen und einem fundierten theologischem Wissen gründen, sind sicherlich seriöser als scheuklappenbehaftete Behauptungen theologischer Laien, die Gott und die Bibel für sich vereinnahmen wollen und ihren eigenen begrenzten Horizont zum Maß aller Dinge erheben.
Maryam hat geschrieben: So 2. Feb 2020, 08:34Jesus hätte sicher nicht im Auftrag Gottes, seines Vaters im Himmel darauf bestanden, künftig auf solcherlei ihnen aufgetragenen Vergeltungen von Bösem mit Bösem zu verzichten, wäre schon damals NUR eine angemessene Schadenssumme damit gefordert worden.
Auch auf den Inhalt/ die vermeintliche Negierung des alttestamentarischen Gebots in Mt. 5, 38-42 geht der Artikel bei Wikipedia ein:
Neues Testament
Ich find's schlüssig, was da steht.

Aber es kostet freilich Zeit, sich damit zu beschäftigen. :)
LG
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Re: 1. Joh 1,8-10 nicht zum Dauergebrauch bestimmt

Beitrag von Magdalena61 »

Maryam hat geschrieben: So 2. Feb 2020, 08:34 Ich finde es schlimm, ja gar himmeltraurig, dass heutige Christen sich offenbar noch immer nicht vollkommen das durch Jesus Christus wahrheitsgetreu, 100% glaubwürdig vermittelte Gottverständnis in der Bibel AT und NT und in ihrem Herzen und Sinn zum Masstab wahrer Göttlichkeit genommen haben.
Wenn "heutige Christen" Lehraussagen der Bibel anders verstehen als du, muß deren Verständnis doch nicht falsch sein.
Man fragt sich, wie viele Männer und Frauen Gottes du kennst, bzw. das, was sie gepredigt und geschrieben haben. Ein solches Pauschalurteil, wie du in dem Zitat fällst, trifft nicht zu.

Man kann sich doch nicht an den "Möchtergernchristen", Taufscheinchristen und Trittbrettfahrern orientieren. Man kann die RKK nicht auf die Mißbrauchsfälle und man kann einen Staat nicht ausschließlich auf korrupte Politiker in leitenden Gremien reduzieren. Und erst Recht nicht auf die Drogenhändler, die kriminellen Clans und die Obdachlosen in den Straßen.

Gott hat überall seine Leute. Auch dort, wo man sie niemals vermuten würde.
Bewundernswert finde ich deshalb, dass schon vor 2000 Jahren Jesus Jünger und die durch diese Aufgeklärten einsichtiger waren und erkannten, dass es für ihre Erlösung aus bisheriger unbewusster Sündenknechtschaft notwendig war, sich nurmehr an dem durch Jesus Christus vermittelten Gottesglauben zu halten, und was der Sohn Gottes als wahrhaft gottgefälliges Leben lehrte und vorlebte.
Darum bemühen sich die Jünger Jesu doch. Der Geist Gottes zeigt ihnen, was in ihrem Leben nicht in Ordnung ist und hilft ihnen dabei, sich zu verändern.

Menschen sind Sünder, und Christen sollten daran arbeiten, ihrem Herrn Jesus Christus immer ähnlicher zu werden, da gebe ich dir Recht. Sie sollten es auf dem Plan haben, in der Kraft des Heiligen Geistes aus der Versagerposition in eine Siegerposition zu wechseln.
Nur: Das geht nicht von heute auf morgen.

Und es ist nicht hilfreich, ständig Druck zu machen.

Denn der Wille zur Veränderung muss von innen kommen, aus der Überzeugung heraus: Das will ich jetzt.
Nicht: Meine Eltern wollen das, oder mein Mann oder meine Frau oder Maryam oder meine Gemeinde... sondern: ICH will. Weil ich's gut finde und unnötigen Ballast loswerden möchte. Weil ICH das höhere Leben WILL.

Ein gewaltsam aufgezwungenes Wohlverhalten erzeugt psychischen Streß, fördert seelische Erkrankungen und Verformungen und ist ein reichhaltiger Nährboden für Heuchelei und... hält nicht lange vor. Getünchte Gräber sind das. Schein- heilige Christen.

Jesus will nicht tünchen. Er will von Grund auf erneuern.

Jesus möchte die (ganz normale, der Selbstbehautpung und damit dem Überleben in der zivilen Gesellschaft dienenden) Selbstsucht, die unserem Leben in der Heiligung entgegensteht, canceln; eliminieren.

Es funktioniert aber nicht, dem Menschen etwas, an das er gebunden ist, weil das für ihn über- lebenswichtig ist, einfach nur wegzunehmen und zu verbieten. Durch den Wegfall entsteht eine Lücke. Und die sollte mit besseren Inhalten gefüllt werden. Mit Inhalten, die den seelischen Hunger stillen.
LG
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Re: 1. Joh 1,8-10 nicht zum Dauergebrauch bestimmt

Beitrag von Travis »

Johannes zeigt in seinem Brief einie grundsätzliche Probleme auf die jeden wiedergeborenen Menschen betreffen.

Anhand von
1Joh 1,6+7 hat geschrieben:6 Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis wandeln[1], so lügen wir und tun nicht die Wahrheit; 7 wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.
erkennt man, dass es um den Wandel geht. Darum geht es nicht nur in diesem Zitat, sondern auch in denen weiter unten. Wer also sagt Christ zu sein, jedoch meint sich trotzdem so verhalten zu können wie Menschen, die Gott nicht kennen und von ihm nicht wiedergeboren wurden, der befindet sich auf einem recht gefährlichen Weg des Irrtums und der Dunkelheit. Stellen sich neugeborene Menschen jedoch dem Licht Christi, wird dieser sie von all ihrer Sünde, die sie im Alltag begehen, reinigen. Was das "sich dem Licht stellen" praktisch bedeutet, könnte man an anderer Stelle anschauen.

Nun könnte jemand behaupten, es ginge bei 1Joh 1,7 um die einmalige und endgültige Reinigung "all ihrer Sünden" und nicht um das, was selbst einem wiedergeborenen Menschen trotz aller Mühen immer noch passieren kann und wird. Dieser liest weiter und findet in
1Joh 1,8-10 hat geschrieben:8 Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. 9 Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. 10 Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.
eine mehr als deutliche Absage an solche Gedanken.

Man findet im Neuen Bund beides: Die erfolgreiche Erlösung durch den stellv. Opfertod Jesu, dessen Auferstehung und den Glauben daran. Und Hoffnung auf eine vollendete Erlösung des sündigen Leibes mit der leiblichen Auferstehung bei Jesu Wiederkehr. Die Zeit dazwischen wird von Gott auf verschiedene Weise genutzt. Zum einen sammelt er alle Menschen die sich erlösen lassen. Zum anderen prüft und festigt er den Glauben all derer, die sich bereits haben durch den Vater zum Sohn ziehen lassen. Darüber hinaus sammelt sich das Gericht über die Menschen an, die sich nicht zu ihm bekehrt haben.
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Re: 1. Joh 1,8-10 nicht zum Dauergebrauch bestimmt

Beitrag von PeB »

Maryam hat geschrieben: Sa 1. Feb 2020, 17:22 Also beispielsweise Böses mit Bösem vergelten, ein mosaisch angeordnetes Gesetzeswerk,
3Mo 24,20 Schaden um Schaden, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er einen Menschen verletzt hat, so soll man ihm auch tun
. das bedeutet, mit Lieblosigkeit auf Lieblosigkeit zu reagieren.
So weit richtig. Deshalb wurden wir auch vom Joch des Gesetzes befreit. Kein Gesetz kann das Recht rückwirkend wieder herstellen, es kann nur vergelten.
Insofern ist unser juristischer Gerechtigkeitsbegriff (Hobbyjuristen aufgehorcht!) auch nicht gleichzusetzen mit Gottes Gerechtigkeit.

Gottes Gerechtigkeit ist die Wiederherstellung des Zustandes vor der Tat.
Wir können hingegen (juristisch) lediglich einen Ausgleich schaffen.
We were talking about the love that's gone so cold
And the people who gain the world and lose their soul
(The Beatles, 1967)
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Re: 1. Joh 1,8-10 nicht zum Dauergebrauch bestimmt

Beitrag von Magdalena61 »

Maryam hat geschrieben: So 2. Feb 2020, 10:45 warum vermeidest Du den Wortlaut in 3 Mose 24,19 zu wiederholen?
Mit dem "Wortlaut" ist das immer so eine Sache, besonders mit der x.ten Übertragung von Latein nach Deutsch und wieder Deutsch und revidiert Deutsch...
Deshalb sollte man bei schwierigen Stellen, und besonders zu Aussagen des AT, immer diejenigen bemühen, für die Mischna und Talmud keine unbekannten Fremdwörter sind.

Es ist an Hochmut nicht zu überbieten, wenn Christen meinen, es "besser zu wissen" als die Juden. Da erhebt sich der Zweig über die Wurzel. Dabei ist noch nie etwas Gutes herausgekommen.
LG
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