Lk. 2 und Mt. 2: Bethlehem oder Nazareth?

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Abischai
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Re: Lk. 2 und Mt. 2: Bethlehem oder Nazareth?

Beitrag von Abischai »

Das müßte ich jetzt raussuchen, ich wähne mich in den Fußnoten zur Scofield-Bibel (meine) diesen Hinweis gelesen zu haben.
Die leichten Divergenzen zwischen den Stammbäumen bei Lukas und Matthäus legen den Schluß nahe, daß bei Matthäus der tatsächliehe Stammbaum Josephs, bei Lukas aber wirklich der der Maria (in Vertretung der Herr, also Joseph benannt) aufgeführt wird. Daher ist zu vermuten, daß im "Königsevangelium", also dem nach Matthäus, der ähnliche (verwandt waren die beiden) Stammbaum der Maria und in Lukas der tatsächliche der Maria zu finden ist.
Aber ich gestehe, das muß ich selbst noch mal nachlesen, irgendwie so war das aber...

Moment...

Vergleiche mal bitte Lukas 3;23 mit Matthäus 1;16 !
In einem Bericht geht es rückwärts, im anderen vorwärts. Beide sind korrekt, aber bergen ein Geheimnis.
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Helmuth
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Re: Lk. 2 und Mt. 2: Bethlehem oder Nazareth?

Beitrag von Helmuth »

Abischai hat geschrieben: So 10. Jan 2021, 23:32 In einem Bericht geht es rückwärts, im anderen vorwärts. Beide sind korrekt, aber bergen ein Geheimnis.
Ja, auf Geheimniskrämerei muss man unweigerlich kommen, wenn man Tatsachen nicht anerkennen will. Tatsache ist, jeder Mensch kann nur einen Vater und nur eine Mutter haben, nicht zwei. Das gilt auch für Jesus. Es war auch nicht Joseph sein wirklicher Vater sondern Gott selbst. Wenigstens sind sich alle einig wer Jesu Mutter war.

Tatsache ist ebenso, dass Lukas keinen mütterlichen Stammbaum listete. Das sind alles nur billige Harmonisierungsversuche. Die nüchterne Tatsache ist wiederum, entweder der von Mt. oder der von Lk. ist falsch, aber nicht beide sind richtig. Diese Unlogik ist ein Fehlschluss aus theologischem Denken. Gegen den von Mt. habe ich klare Gründe gefunden. Das nochmals hier aufrollen werde ich aber nicht.

Der TE stellt die Frage, ob Jesus aus Bethlehem oder aus Nazareth stammt. Man ist sich einig, dass Jesus in Bethlehem zur Welt kam, aber die Familie lebte dort nicht. Das geht aus Lk. indirekt hervor, da sie sonst keine Herberge benötigt hätten. Sie hatten dort vermutlich nicht einmal Bekannte. Warum sie sich aber zum Zeitpunkt der Niedekunft in Bethlehem aufhielten geht aus Lk. klar hervor, dem Historizität bei seinen Berichten wichtig ist.

Die Familie Jesu stammt nach der Darstellung des Lk. aus Nazareth. Doch weder ist das eine noch das andere wirklich von Belang, sondern wenn etwas von prophetischer Wichtigkeit ist, dann die Tatsache, dass Jesus aus dem Hause Davids kommen muss. Dabei spielt der Wohnort keine Rolle, sondern der Fakt, dass man seine Stammeszugehörigkeit zu David nachweisen kann.

Die Juden gingen auch in die Irre, wenn Jesus als Propheten aus Galiläa ablehnten, indem sie sagten, von dort käme kein Prophet nach der Schrift, oder sogar wie Nathanel sagte, dass aus Nazareth nichts Gutes komme. Das sind menschliche Gedanken, nicht mehr. Aber wir müssen uns nicht überheben im Wissen über die Menschen damals, denn ohne die Evangelien wüssten wir von all dem noch weniger.
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PeB
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Re: Lk. 2 und Mt. 2: Bethlehem oder Nazareth?

Beitrag von PeB »

Abischai hat geschrieben: Sa 9. Jan 2021, 19:02 Und da Herodes zwar ein Schweinehund war (sinngemäße Aussage des Kaisers), er aber nicht einfach mal eben alle Kinder umzubringen gedachte, muß die Altersgrenze der zu tötenden Knaben mit 2 Jahren wohl irgendwie mit dem anzunehmenden Alter des Jesus-Kindes korelieren.
Man sollte auch bedenken, dass eine Volkszählung im Altertum nicht damit erledigt war, dass man einen Nachmittagsausflug zum Amt machte und dort ein Formular ausfüllte.
Eine Anwesenheit zum Zweck einer Volkszählung mag Monate - vielleicht Jahre - gedauert haben.

Es ging ja darum, die Einwohner jeweils an nur einem einzigen registrierten Ort zu zählen, um Doppelzählungen zu vermeiden. Das bedurfte eines mittel- bis längerfristigen Verbleibs der zu Zählenden an einem Ort.
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PeB
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Re: Lk. 2 und Mt. 2: Bethlehem oder Nazareth?

Beitrag von PeB »

Michael hat geschrieben: So 10. Jan 2021, 18:30 Über die an sich unwichtige Sache mit dem Verbleib in Jerusalem wusste er sehr genau Bescheid, aber von der Flucht, die wesentlich heilsentscheidender wäre, hatte er keine Kenntnis? Ich gehe davon aus deshalb nicht, weil sie nicht stattgefunden hatte.
Ist es wirklich gerechtfertigt anzunehmen, Lukas habe keine Kenntnis von einem Ereignis gehabt, weil er es nicht schildert? Womöglich gab es andere Gründe für ihn, diese Ereignisse nicht zu schildern - obgleich er Kenntnis von ihnen hatte.

Aber aus dem Nichtvorhandensein einer Schilderung eines Sachverhaltes die Unrichtigkeit des Sachverhaltes zu schließen, ist nicht sauber. Zumal der Sachverhalt ja geschildert wird: eben bei Matthäus.
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PeB
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Re: Lk. 2 und Mt. 2: Bethlehem oder Nazareth?

Beitrag von PeB »

Michael hat geschrieben: Mo 11. Jan 2021, 01:28
Abischai hat geschrieben: So 10. Jan 2021, 23:32 In einem Bericht geht es rückwärts, im anderen vorwärts. Beide sind korrekt, aber bergen ein Geheimnis.
Ja, auf Geheimniskrämerei muss man unweigerlich kommen, wenn man Tatsachen nicht anerkennen will.
Die andere Frage lautet: warum wird die Matthäus-Schilderung seit 2000 Jahren als gültig und kanonisch angesehen - wo du sie doch so schnell als "ungültig" entlarven konntest?
Zwei alternative Möglichkeiten:
1. es gab eine ungeheuerliche Verschwörung böser Kirchenvätermächte in konstantinischer Zeit, die den Zeitgenossen und ihren Nachkommen (also uns) eine Fälschung so ins Hirn gebrannt haben, dass wir darauf reingefallen sind.
2. es gibt eine andere Erklärung für mutmaßliche Unstimmigkeiten als deine Fälschungstheorie.

Wem sollen wir nun mehr vertrauen? Michael oder der Bibel?
Das muss jeder für sich selbst entscheiden.
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Helmuth
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Re: Lk. 2 und Mt. 2: Bethlehem oder Nazareth?

Beitrag von Helmuth »

PeB hat geschrieben: Mo 11. Jan 2021, 14:50 Wem sollen wir nun mehr vertrauen? Michael oder der Bibel?
Das Thema lautet, ob Jesus aus Bethlehem oder Nazareth stammt. Das lässt sich anhand Mt. 1 und 2 gar nicht klären. Erst in den folgenden Kapiteln wird zumindest sein Wohnort klar. Hier ist dafür das Lk-Ev aufschlussreich. Das Mt-Ev berichtet aber im Widerspruch zum Lk-Ev:
Matthäus 2: hat geschrieben: Als er (Anm: gemeint ist ist Josef) aber hörte, dass Archelaus anstatt seines Vaters Herodes über Judäa regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und auf eine Anweisung hin, die er im Traum erhielt, zog er weg in das Gebiet Galiläas. Und dort angekommen, ließ er sich in einer Stadt namens Nazareth nieder.
Im Lk-Ev lesen wir:
Lukas 2:22-23 hat geschrieben:  Es ging aber auch Joseph von Galiläa, aus der Stadt Nazareth, hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt, weil er aus dem Haus und Geschlecht Davids war, um sich erfassen zu lassen mit Maria, seiner ihm angetrauten Frau, die schwanger war.
Und nach der Geburt Jesu lesen wir:
Lukas 2:39-41 hat geschrieben: Und nachdem sie alles vollbracht hatten nach dem Gesetz des Herrn, kehrten sie zurück nach Galiläa, in ihre Stadt Nazareth. Das Kind aber wuchs und wurde stark im Geist, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade war auf ihm.  Und seine Eltern reisten jährlich am Passahfest nach Jerusalem.
Selbst wenn man nun eine Lücke konstruriert mit einem angeblichen Aufenthalt in Ägypten, so erweckt das Mt-Ev den Anschein, dass er nach Judäa zurückkehren wolle. Es wird also vermittelt, dass ein Jude natürlich nach Judäa heimkehren würde.

Fragen:

- Hatten die Schreiber des Mt-Ev vergessen oder gar nicht gewusst woher sie stammten?
- Hatten Joseph und Maria in der Zeit in Ägypten vergessen aus welchem Ort sie stammten?
- Musste daher erst ein Engel im Traum erklären, dass Josef nach Galiläa gehen sollte?

Du hast in einem Recht. Der Leser muss sich entscheiden, welchen Bericht er für glaubwürdiger erachtet.
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PeB
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Re: Lk. 2 und Mt. 2: Bethlehem oder Nazareth?

Beitrag von PeB »

Michael hat geschrieben: Mo 11. Jan 2021, 20:21 Fragen:

- Hatten die Schreiber des Mt-Ev vergessen oder gar nicht gewusst woher sie stammten?
- Hatten Joseph und Maria in der Zeit in Ägypten vergessen aus welchem Ort sie stammten?
- Musste daher erst ein Engel im Traum erklären, dass Josef nach Galiläa gehen sollte?

Du hast in einem Recht. Der Leser muss sich entscheiden, welchen Bericht er für glaubwürdiger erachtet.
Nein, das muss der Leser nicht. Du stellst hier die vier Berichte widrigerweise in Konkurrenz zueinander. Sie sollen sich aber gegenseitig ergänzen. Und das tun sie bestens.
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Helmuth
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Re: Lk. 2 und Mt. 2: Bethlehem oder Nazareth?

Beitrag von Helmuth »

PeB hat geschrieben: Di 12. Jan 2021, 08:22 Nein, das muss der Leser nicht. Du stellst hier die vier Berichte widrigerweise in Konkurrenz zueinander. Sie sollen sich aber gegenseitig ergänzen. Und das tun sie bestens.
Hier erfolgt kein weiteres Argument, und zwar zum Thema. Das Pochen auf Standpunkten reicht mir nicht. Ohne ein weiteres Argument (zum Thema) betrachte ich eine Diskussion abgeschlossen.
Zuletzt geändert von Michael am Di 12. Jan 2021, 09:01, insgesamt 1-mal geändert.
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PeB
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Re: Lk. 2 und Mt. 2: Bethlehem oder Nazareth?

Beitrag von PeB »

Michael hat geschrieben: Di 12. Jan 2021, 08:59
PeB hat geschrieben: Di 12. Jan 2021, 08:22 Nein, das muss der Leser nicht. Du stellst hier die vier Berichte widrigerweise in Konkurrenz zueinander. Sie sollen sich aber gegenseitig ergänzen. Und das tun sie bestens.
Hier erfolgt kein weiteres Argument, und zwar zum Thema. Ohne ein weiteres Argument (zum Thema) betrachte ich eine Diskussion abgeschlossen.
Ich nicht.
Und du bist nicht der Herr über das Forum, der entscheidet, wann eine Diskussion abgeschlossen ist.
Du kannst dich aber gerne entscheiden, mir nicht mehr zu antworten. Ich werde dir aber weiterhin widersprechen, wo es notwendig ist. Du solltest lernen, Widerspruch zu ertragen, wenn du steile Thesen vertrittst; ansonsten solltest du zurückhaltender sein.
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