Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Themen des Neuen Testaments
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ProfDrVonUndZu
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Isai hat geschrieben: So 28. Mär 2021, 22:24
Paulus in 2. Korinther 8:12-15 hat geschrieben:
12 Gott kommt es dabei nicht auf die Höhe der Gabe an, sondern auf unsere Bereitwilligkeit. Er freut sich über das, was jeder geben kann, und verlangt nichts von uns, was wir nicht haben.
13 Ihr sollt nicht selbst in Not geraten, weil ihr anderen aus der Not helft. Es geht nur um einen gewissen Ausgleich.
14 Heute habt ihr so viel, dass ihr ihnen helfen könnt. Ein andermal werden sie euch von ihrem Überfluss abgeben, wenn es nötig ist. Das meine ich mit Ausgleich.
15 Erinnert euch daran, was die Heilige Schrift dazu sagt: »Wer viel eingesammelt hatte, der hatte nicht zu viel; und wer nur wenig aufgelesen hatte, dem fehlte nichts.«
Michael hat geschrieben: Mo 29. Mär 2021, 04:32 Aus einem anderen Wort Jesu zum Überdenken:
Lukas 12:48 hat geschrieben: ... Denn wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man desto mehr fordern.
Ich kenne die Verse natürlich und dass sie für mein Verständnis von sozialer Gerechtigkeit maßgebend sind, bezeugen hoffentlich viele meiner Beiträge hier.

Aber wenn Jesus sagt, dass an seiner Goldenen Regel das ganze Gesetz und die Propheten hinge, ist das schon ein großes Wort und dann muss es auch für sich selbst stehen können. Ansonsten stellt sich einfach die Frage, welche Art Standard-Mensch spricht Jesus hier an ; Sind damit auch die jenigen eingeschlossen, die er beispielsweise in Matthäus 25 im Gleichnis von den Böcken und Schafen als seine geringsten Brüder bezeichnet ? Diese scheinen ja eine separate Gruppe neben jenen beiden zu sein.
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Helmuth
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von Helmuth »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Mo 29. Mär 2021, 12:38 Ansonsten stellt sich einfach die Frage, welche Art Standard-Mensch spricht Jesus hier an ; Sind damit auch die jenigen eingeschlossen, die er beispielsweise in Matthäus 25 im Gleichnis von den Böcken und Schafen als seine geringsten Brüder bezeichnet ? Diese scheinen ja eine separate Gruppe neben jenen beiden zu sein.
Wie beim einem Puzzle ergeben alle Teile zusammen das ganze Bild. Dennoch sind die einzelnen Puzzel-Teile nicht alle miteinander verbunden, sondern nur mit ihrer Umgebung. Soll heißen einen Bezug zu Mt. 25 kann ich mit der goldenen Regel nicht herstellen.

Ich wende Jesu Wort auch nicht immer so an, dass ich es als Maßstab an anderen anlege, sonden es sollte zuerst an sich selbst angelegt werden. Man kennt die eigenen Stärken und Schwächen selbst gut genug, sofern man demütig ist um festzustellen, was ich von anderen bzw. was andere von mir einfordern können.

Geht es ums liebe Geld steht dem oft die Einstellung dazu im Wege. Geld ist nicht gleich Mammon, soweit meine Erkennntis. Mangelt es an Erkenntnis, dann sind die Armen den anderen immer noch zu reich und die Reichen den anderen weiterhin noch zu arm. Am Geld (d.h. wenn er zum Mammon wird) scheiden sich viele Geister. Daran zerbrechen auch oft jahrelange Freundschaften.

Die goldene Regel soll helfen, dass Beziehungen aufgrund dessen Missachtung nicht scheitern und zerbrechen, daher ist sie für mich ein klarer Aspekt der Nächstenliebe.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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ProfDrVonUndZu
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Michael hat geschrieben: Mo 29. Mär 2021, 12:55 Wie beim einem Puzzle ergeben alle Teile zusammen das ganze Bild. Dennoch sind die einzelnen Puzzel-Teile nicht alle miteinander verbunden, sondern nur mit ihrer Umgebung. Soll heißen einen Bezug zu Mt. 25 kann ich mit der goldenen Regel nicht herstellen.
Werden die Schafe und Böcke denn nicht an der Goldenen Regel gemessen ?
Michael hat geschrieben: Mo 29. Mär 2021, 12:55 Ich wende Jesu Wort auch nicht immer so an, dass ich es als Maßstab an anderen anlege, sonden es sollte zuerst an sich selbst angelegt werden. Man kennt die eigenen Stärken und Schwächen selbst gut genug, sofern man demütig ist um festzustellen, was ich von anderen bzw. was andere von mir einfordern können.
Ich glaube gar nicht, dass die Goldene Regel darauf hinaus läuft, von anderen etwas fordern zu können. Im Grunde ist ja nur gesagt, dass man einzig auf sein eigenes Handeln willentlich Einfluss nehmen kann, nicht aber auf das der anderen. Andere mögen von mir beeinflusst oder inspiriert werden, aber dafür gibt es keine Garantie und schon gar nicht für eine gewünschte Art und Weise.
Michael hat geschrieben: Mo 29. Mär 2021, 12:55 Geld ist nicht gleich Mammon, soweit meine Erkennntis.
Schon klar. Das mit dem Geld ist auch erst mal das simpelste Beispiel. Mit Vermögen kann Geld gemeint sein, aber auch jedes andere Kräftepotenzial eines Menschen. Manches ist vielleicht unentdeckt oder zu wenig wertgeschätzt. Wenn ich einen Reichen als reich an Geld wahrnehme, wie nehme ich mich selber als Armer dann wahr ? Vielleicht arm an Geld, aber reich an der Fähigkeit mit wenig auszukommen. Reich an Bescheidenheit.
Paul hat geschrieben: Mo 29. Mär 2021, 14:45 dass jedes handeln gesetz werden soll hat kant nie behauptet, mein lieber prof :lol: schätze, bin mal wieder voll off

der kategorische imperativ, ganz runtergebrochen, bedeutet, dass der mensch nicht als mittel zum zweck sondern zweck an sich ist...hegel sieht das anders :shock:
Ja, diese Version gibt es auch. Ich bezog mich auf diese :
„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
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Paul
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von Paul »

es ist eine handlungsanweisung, ein imperativ...insofern sind sie sich ähnlich...der unterschied ist, kant ist nicht jesus :lol:
der storch der sitzt am karpfenteich und hämmert alle karpfen weich

it's not easy be(e)in' green

es gibt nichts gutes, außer man tut es

https://www.youtube.com/watch?v=ItZyaOlrb7E

das huhn ist im auftrag des herren unterwegs 8-)
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ProfDrVonUndZu
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Paul hat geschrieben: Mo 29. Mär 2021, 15:28 der unterschied ist, kant ist nicht jesus :lol:
Nach Reinhold Bernhard Jachmanns Schilderung in Immanuel Kant geschildert in seinen Briefen an einen Freund müsste Kant das Heiligste Wesen sein, das je auf Erden gelebt hat :lol:
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Helmuth
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von Helmuth »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Mo 29. Mär 2021, 15:17 Werden die Schafe und Böcke denn nicht an der Goldenen Regel gemessen ?
Ich lese davon nichts. Darum sage ich weiterhin falsches Puzzleteil. In Mt. 25:31 ff geht es um eine Endabrechnung zwischen Gott und Mensch und nicht um gegenseitige Rücksichtnahme im Sinne der Nächstenliebe.

Es werden die Menschen danach beurteilt, wie sie Jesu Brüder behandelt haben. Es geht nicht um das gegenseitige Verhalten unter Menschen im allgemeinen, sondern um das Gericht über die Menschen, das für die Schafe mit einem Freispruch endet und für die Böcke mit der ewigen Verdammnis.

Die goldene Regel ist, wie ich sehe, ein anderer Maßstab, nämlich der, den du für dich selbst festlegst, wie du behandet werden willst. Es heißt dabei, wie du behandelt werden willst, so behandle andere. Was hätte das mit einem Endgericht zu tun?

Der Unterschied ist dabei der Maßstab. Dein eigener, nach dem du handelst und erwartest behandelt zu werden und der, den Gott anlegt. Das kann man aber nicht über einen Kamm schweren.
Zuletzt geändert von Michael am Mo 29. Mär 2021, 18:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Paul
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von Paul »

schätze, das problem ist, dass sie alle für sich beanspruchen, die goldene regel zu befolgen...ausser mir :lol:
der storch der sitzt am karpfenteich und hämmert alle karpfen weich

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Isai
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von Isai »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Mo 29. Mär 2021, 11:58
Isai hat geschrieben: So 28. Mär 2021, 22:24 Beispiel: Wenn ich nicht "im Kleinen" anfange (mein Haus in Ordnung bringe, Kindererziehung, Umgang mit Ehepartner) - im Grunde ist das nichts kleines -, wie will der Herr einem dann die Verwaltung der größeren geistlichen Güter anvertrauen?
Wer mit den Sorgen im Kleinen schon ausgelastet ist, hat keine Kapazitäten mehr für das Große. Nur weil wer seine Familie managen kann, ist er deswegen noch nicht tauglich für Größeres. Vielleicht von der Gesinnung her, aber man müsste sich, nachdem der Beweis der Tauglichkeit erbracht ist, seine Familie erst weg wünschen, um ihn für weitere Aufgaben zu befreien. Sonst wäre er ja doppelt und dreifach belastet. Nicht umsonst befürwortet Paulus das Zölibat.
ich dachte mehr an die späteren Aufgaben in Gottes Reich.
(siehe die Verwaltung der Talente, bis Jesus als König wiederkommt)
Sinnet um, und lasset euch auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung eurer Sünden taufen, so werdet ihr das Geschenk des heiligen Geistes erhalten.
Apg 2:38

Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er in Gott.
1. Joh 4:15
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Michael hat geschrieben: Mo 29. Mär 2021, 18:02 Es werden die Menschen danach beurteilt, wie sie Jesu Brüder behandelt haben.
Richtig, aber damit wirfst du die gleiche Frage auf, die ich hier ursprünglich stellte. Die Böcke und Schafe müssen sich in einer privilegierteren Position befinden, als die Brüder Jesu, sonst könnte von ihnen Entsprechendes gar nicht abverlangt werden.
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ProfDrVonUndZu
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Isai hat geschrieben: Di 30. Mär 2021, 02:20 ich dachte mehr an die späteren Aufgaben in Gottes Reich.
(siehe die Verwaltung der Talente, bis Jesus als König wiederkommt)
Genau, und da bin ich eben skeptisch, ob diese Vergleiche taugen. Einfacher ausgedrückt könnte man auch fragen, ob es sich wirklich um Treue handelte. Treue ist lediglich eine Haltung. Aber wenn jemand keine Straftat begeht, kann man daraus auch noch nicht schließen, dass der jenige einen guten Charakter hätte.
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