Solivagus hat geschrieben: ↑Di 18. Jan 2022, 21:43
eine potenzielle Impfpflicht inklusive der Unterordnung unter der Obrigkeit wäre so eine eindeutige Entscheidung für Dich?
Das wäre eine Entscheidung, weil es NICHT klar ist. Die Entscheidung liegt in der Abwägung. Wo keine Abwägung nötig ist, braucht es keine Entscheidung.
Solivagus hat geschrieben: ↑Di 18. Jan 2022, 21:43
Das Produkt ist eine selbstbestimmte Entscheidung, bei der, im Gegensatz zur fremdbestimmten Entscheidung, die Auswahl des hermeneutischen Werkzeugs (Eise-/Exegese) dem Individuum überlassen bleibt.
Prinzipiell einverstanden. Aber ich kenne keine diesbezüglich fremdbestimmte Entscheidung. Wenn eine Konfession sagt "Wir glauben, dass Jesus Gott ist", ist dies ein Angebot, welches man sich anhören kann, aber in Bezug auf mich keine fremdbestimmte Entscheidung.
Wir haben hier ein Sprachproblem, weil "entscheiden" Unterschiedliches bedeuten kann. - Hier relevant ist dabei der Unterschied zwischen
1) Entscheidung aufgrund von Ahnungslosigkeit: "Ich entscheide mich für Trinität, weil mir zwei zu wenig sind. Dies tue ich bewusst und eigenverantwortlich und erwarte, dass man dies respektiert, andernfalls ich mich diskriminiert fühle und dagegen vorgehe". Diese Vorgehensweise erscheint mir als ziemlich modern.
2) Entscheidung aufgrund von Abwägen: "Ich sehe biblische Gründe sowohl für Unitarität als auch für Trinität". Ich entscheide mich, mich zunächst einer trinitarischen Konfession anzuschließen".
3) Entscheidung aufgrund von innerem Drang (anderes Beispiel): "Ich habe diese Frau gestern das erste Mal gesehen und muss sie näher kennenlernen, weil ich glaube, dass es die Frau meines Lebens ist".
Nach meinem Sprachverständnis sind 1) und 3) KEINE Entscheidung. 1) nicht, weil hier überhaupt kein Eigenanteil da ist. Man blödelt irgendwas in die Welt. --- 3) ist ebenfalls keine Entscheidung, weil der Wunsch des näheren Kennenlernens so zwingend ist, dass überhaupt kein Entscheidungs-Spielraum da ist. - 2) ist tatsächlich Entscheidung, weil man in einer unklaren Lage (beide Versionen könnten wahr sein) nicht im passiven Patt verbleibt, sondern aktiv einen Weg geht, obwohl man nicht sicher ist, ob er der richtige ist.
Solivagus hat geschrieben: ↑Di 18. Jan 2022, 21:43
Warum sollte ein Individuum nicht „qualitativ“ entscheiden können?
Weil sich das widerspricht. - Wenn einem etwas qualitativ klar, muss man nicht mehr entschieden, weil es durch die Sache selbst entschieden ist.
Solivagus hat geschrieben: ↑Di 18. Jan 2022, 21:43
Obwohl es sich beim „Baum“ und „Eichhörnchen“ um zwei Lebensformen handelt, hast Du Dich dazu entschieden , zwischen beiden Organismen einen „qualitativen“ Unterschied zu „erkennen“.
Nein. Erkennen kann man nicht entscheiden. Stell' Dir mal folgenden Satz vor: "Ich habe entschieden, dass 4 x 4 = 16". --- Dein obiger Satz würde in meiner Sprache lauten: "DASS es sich um zwei Lebensformen handelt, habe ich die erkannt - ich verstehe jetzt einige relevante Unterschiede zwischen "Baum" und "Eichhörnchen". --- "Weil ich diese Unterschiede erkenne, muss ich nicht entscheiden, welche Unterschiede es gibt - jetzt wo ich weiß, ist es doch nicht mehr nötig, solches zu entscheiden".