Warum Mystik? - Wege der Mystik

Rund um Bibel und Glaube
Rembremerding

Warum Mystik? - Wege der Mystik

Beitrag von Rembremerding »

Die christliche Mystik ist der Versuch, die Dimension des Glaubens und seiner Lehre durch einen eigenen Erfahrungsweg zu ergänzen. Dabei will der Christ

1. Gott jenseits aller Theorie in seinem Leben erfahren
2. Sich von der äußeren Welt auf seine innere, geistige Welt hinwenden
3. Dies als Weg betrachten und nicht als Mitgliedschaft, sondern als Teilhabe am dreifaltigen Gott
4. Sich verwandeln lassen und keine Regeln, Gesetze und Gebote nur erfüllen
5. Sich ganzheitlich mit Leib, Seele und Geist verwandeln lassen und nicht nur im Verstand

Das mystische Erleben ist als Spiritualität in jeden Menschen von Gott angelegt worden und ein Teil des menschlichen Glaubens, Lebens und Wahrnehmung.

Der Weg und die Zielsetzung dieser Mystik wurden von Gott im Menschen an dessen Kulturkreis angepasst, in dem er hineingeboren wurde.
So gibt es auf der Erde 5 große Traditionen:

1. Der östliche Weg (Zen, Yoga, „Chi“) als Einübung in das „Nicht-Ich“
2. Die jüdische Mystik (Kabbala, Chassidismus) als „messianischer Alltag“, Gott wohnt mitten im Volk
3. Die Naturmystik und das Heidentum als Weg zurück zur heiligen Einheit in allem
4. Die islamische Mystik (besonders der Sufismus) als „erotische Askese“, in der Gott durch Gefühl gegenwärtig wird
5. Die christliche Mystik als „lieben lernen“ durch Gottes Sohn und dem Hl. Geist im Menschen

Alle diese Traditionen kommen mehr oder weniger und mit verschiedenen Schwerpunkten zu den Erkenntnissen, dass das Materielle nicht das Höchste ist, Gott die Liebe, dass der Mensch in seinem Herzen unrein, dass man loslassen lernen muss, dass der Mensch dies nicht alleine kann und eines „Meisters“ bedarf.

Diese Erkenntnisse der Mystik in den 5 Traditionen auf der Erde konfrontieren mit dem Alltag des Menschen, schaffen Probleme und werfen Fragen auf.

Wie kann das im „normalen“ Leben im Alltag umgesetzt werden?
Welchen Einfluss hat dabei die „strenge“ Seite Gottes, einer universellen Energie?
Was geschieht mit objektiver Schuld?
Warum soll der Mensch Macht abgeben und loslassen wollen?
Wie mit dem Bösen, den Zauberern umgehen?
Welchem „Meister“ kann man vertrauen?

In jeder Tradition ist dem Menschen ein Weg vorgegeben, der seiner von Gott geschenkten Seele am besten hin zur Heiligkeit bei ihm gereicht. Niemand kann alle oder verschiedene Wege gleichzeitig gehen. Wer ohne „Meister“ oder einer objektiven Position jenseits aller Lehrer, setzt anstatt Gott sein eigenes Ego als Gott ein. So muss sich jeder auf seinem Weg irgendwann die Frage stellen: Welcher Meister verdient mein ganzes Vertrauen?

Nur im Christentum bezeichnet sich Gottes Sohn, Jesus Christus, als einziger Weg, als Meister. Und wenn man in der Hl. Schrift liest (Lk 13:29): Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes, dann muss man betonen, dass diese Menschen sich erst zum einzigen Gott, von dem die Bibel handelt, aufmachen, kommen müssen, um am Tisch seines Reiches zu sitzen. Würden sie ihr Heil zu Hause finden wollen, in ihren Traditionen, dann müssten sie nicht kommen.

Für Christen ist es unbedingt notwendig sich wieder der Mystik ihres Wegs hinzuwenden. Eine spirituelle Suche wird auch in der Bibel als grundsätzlich positiv bewertet. In den letzten 500 Jahren wurde das Christentum zunehmend „entzaubert“ und verkopft. Diese Übermacht des Verstandes birgt die Gefahr des Rückfalls in eine Regelreligion, wie es schon bei den Galatern der Bibel geschehen war. Glaubenslehre und Bibellehre kann nur von Erfahrenen gelehrt werden. Diese Erfahrung muss eine ganzheitliche sein, denn bequemes Bescheidwissen kann keine vollständige Verwandlung und damit Heiligung in und durch Gott bewirken.

Mystik bedeutet zu lernen und nicht sein Ego zu stabilisieren oder es mit Stolz zu füllen. Mystik ist immer ein Weg in Demut. Im Zentrum des Christentums steht die Liebe zu Gott und die innere Verwandlung des Menschen.

Diese Verwandlung hütet auch vor einer Fehlform der Mystik: die Magie. Dort wird im Dienste des eigenen Egos manipuliert und hier liegen auch die Schwächen jener Traditionen, die sich nicht um die Verwandlung dieses Egos kümmern wollen. Denn wenn das Ego selbst noch von Schuld, Stolz oder ungesunder Eigenliebe befallen ist, kann man sich durch spirituelle Arbeit weder selbst erlösen noch lässt Erlösung zu. Der erste Schritt im Christentum ist deshalb immer der, wie ein Kind zu werden, wie die Bibel lehrt.

Was immer aus diesem Thread, diesem Thema, dieser Info werden wird.

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sonja-marion
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Re: Warum Mystik? - Wege der Mystik

Beitrag von sonja-marion »

Ein spiritueller Mensch hat eine klare Ethik gefunden – innere Wertmaßstäbe, die sein Verhalten bestimmen. Seine höchsten Werte sind seine stärksten Motoren. Er orientiert sich an Qualitäten, die ihm am Herzen liegen, und nicht am äußeren Erfolg. Er versteht, welche Denk- und Sichtweisen zu Leid führen und welche zu Glück.

Es geht letztlich um die wichtigen Fragen, die sich jeder einmal stellt „warum bin ich hier“, „was will ich wirklich“ und “wer bin ich?“ Es geht darum sich weiter zu entwickeln und diese Entwicklung als etwas zu sehen, was den Menschen ein ganzes Leben lang begleitet. Denn jeder will, dass sein Leben Sinn, Tiefe und letzten Halt hat. Der Geist Gottes wirkt im Herzen aller Menschen verwandelnd. Doch diesem Geist in sich und um sich Raum zu lassen bedeutet Gnade, aber auch Auftrag. Die Gnade bringt Freude und Freiheit; der Auftrag bedeutet Umkehr und Disziplin. Spiritualität ist das Wahrnehmen dieser Gnade und das Mitwirken an diesem Auftrag, wenn nicht mehr die Welt bestimmt, sondern Gott.

„Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch. Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Gebote achtet und sie erfüllt. Dann werdet ihr in dem Land wohnen, das ich euren Vätern gab. Ihr werdet mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein“ (vermutlich Ez 36,25-28)

Der Wille Gottes ist dann nicht länger ein von außen auferlegtes Regel- und Gesetzeswerk, sondern die von innen wirksame Kraft seiner Liebe.

sonja-marion
Hiob
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Re: Warum Mystik? - Wege der Mystik

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: So 20. Jan 2019, 12:25Die christliche Mystik ist der Versuch, die Dimension des Glaubens und seiner Lehre durch einen eigenen Erfahrungsweg zu ergänzen.
sonja-marion hat geschrieben: So 20. Jan 2019, 18:39Der Wille Gottes ist dann nicht länger ein von außen auferlegtes Regel- und Gesetzeswerk, sondern die von innen wirksame Kraft
Zustimmung - ich würde sogar soweit gehen, Mystik als eigentliche Grundlage zuverstehen.

Schade, dass "Mystik" so "mystisch" ;) verstanden wird - dabei ist es eigentlich das normalste der Welt. - Jedes Kind ist mystisch, jede Mutter ist in ihrer Anlage mystisch, jedes wahre Empfinden ist mystisch. - "Mystik" entspricht aus meiner Sicht auch dem, was Paulus in Röm. 2,14f meint, wenn er sagt "Denn wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur aus das tun, was im Gesetz gefordert ist, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz. Sie zeigen damit, dass ihnen die Forderung des Gesetzes ins Herz geschrieben ist". - Wer zu mystischem Erleben begnadet ist, braucht weder Gesetz noch Theologie noch Intellektualität.
Rembremerding

Re: Warum Mystik? - Wege der Mystik

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: So 20. Jan 2019, 23:02 Zustimmung - ich würde sogar soweit gehen, Mystik als eigentliche Grundlage zuverstehen.
Dies scheint eine Grundanlage des Menschen zu sein, richtig.
M. E. weiß Gott am besten, wie er Menschen zu sich führt. Wir leben immer mehr in einer materialistischen und vom Verstand, dem Intellekt geprägten Welt. Deshalb mag heute auch der Erstzugang zu Gott über "analytische Bibelarbeit" (ein schrecklicher Begriff) führen. Das Verstehen durch den Intellekt tritt in den Vordergrund zum Verstehen im Herzen (das hat nichts mit Gefühl zu tun!)
Schade, dass "Mystik" so "mystisch" ;) verstanden wird - dabei ist es eigentlich das normalste der Welt. - Jedes Kind ist mystisch, jede Mutter ist in ihrer Anlage mystisch, jedes wahre Empfinden ist mystisch.
In den letzten 500 Jahren hat der Mensch seine Umwelt entzaubert und seiner Seele dadurch Gewalt angetan. Der Protestantismus ist dabei nicht die Ursache des weitgehenden Verlustes der Mystik, er ist nur eine Reaktion auf die veränderte Wissens- und Gefühlslage des Menschen. Der Katholizismus hatte auf diese Veränderung kaum eine Antwort.
Sowie die Wissenschaft die Natur atomisiert, um sie in ihren Einzelteilen verstehen zu können, zerlegte der Protestantismus gewissermaßen das Wort Gottes, um es besser verstehen zu können. Hier wie dort besteht die Gefahr das Ganze im Bruchteil aus den Augen zu verlieren.
Nicht umsonst entstand die moderne HKM im protestantischen Bereich.

Dass jeder Mensch ein Mystiker ist, kann er selbst prüfen:
Wenn er ein wunderbares Naturerlebnis hat, wird es doppelt so schön, wenn man es mit einem lieben Menschen teilen kann. Und es wird noch tiefer, wenn man seinem inneren Drang nachgibt, dafür jemanden oder etwas danken zu wollen, das über einem steht.
sonja-marion hat geschrieben: So 20. Jan 2019, 18:39
Es geht letztlich um die wichtigen Fragen, die sich jeder einmal stellt „warum bin ich hier“, „was will ich wirklich“ und “wer bin ich?“ Es geht darum sich weiter zu entwickeln und diese Entwicklung als etwas zu sehen, was den Menschen ein ganzes Leben lang begleitet.
Dies ist ein existentieller Fragenkomplex, bei dem die Philosophie die Theologie unterstützen kann. Auf was baue ich mein Leben: Auf Sand oder Fels?
Es wäre vielleicht einen Thread wert. :?:

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sonja-marion
Beiträge: 43
Registriert: Mo 26. Mär 2018, 12:45

Re: Warum Mystik? - Wege der Mystik

Beitrag von sonja-marion »

Rembremerding hat geschrieben:Die christliche Mystik ist der Versuch, die Dimension des Glaubens und seiner Lehre durch einen eigenen Erfahrungsweg zu ergänzen.
Einer der vielen möglichen Erfahrungswege:

Ich machte mich auf den Weg zu dir.
Doch schon sah ich, du kamst mir entgegen.
Ich wollte dir sagen: Ich liebe dich, doch schon hörte ich dich flüstern:
Du bist mir lieb.
Ich wollte dich um Vergebung bitten,
Doch ich erfuhr, du hattest mir längst vergeben.
Ich wollte dich "Vater" nennen, doch ich hörte dich rufen: "Mein Kind!"
Ich verlangte danach, in dir zu leben, doch ich entdeckte, du lebst in mir.
Mein Gott, ich werde nie der erste sein.
Liegt darin mein Glück verborgen?
Du kommst mir immer zuvor, um mir nachzugehen.
(Autor unbekannt)

sonja-marion
Rembremerding

Re: Warum Mystik? - Wege der Mystik

Beitrag von Rembremerding »

Sofort kam mir das Gleichnis vom verlorenen Sohn/dem barmherzigen Vater in den Sinn.
Die einzige Stelle in der Hl. Schrift, bei der Gott läuft - uns Sündern entgegen, nachdem er immer nach uns aufmerksam Ausschau hält, ob wir zu ihm umkehren wollen.
Sola
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Re: Warum Mystik? - Wege der Mystik

Beitrag von Sola »

Mir ist der Begriff Mystik ein bisschen zu schwammig.
Gerade in der christlichen Mystik gibt es ja ganz unterschiedliche Richtungen, auch die spekulative Mystik, die eher über den Verstand geht als über Gefühl und Erfahrung.

Das, was in der Mystik gesucht wird, unio mystica, eine persönliche, direkte Gotteserfahrung, strebt doch eigentlich jeder Christ an, dass sein Leben immer mehr auf Gott hin ausgerichtet ist und dass er Gott in allem erlebt, ein Leben im direkten Dialog mit Gott quasi. Und sich selbst erlebt als von Gott getragen, immer in seiner Hand, alles von ihm empfangend usw.

In der Mystik kann das auch eine Art Selbstzweck werden, außergewöhnliche Gotteserfahrungen um ihrer selbst willen zu suchen. Nicht, um dadurch verändert zu werden, im Glauben zu wachsen usw, sondern um den besonderen "Kick" zu haben.... so wie es eben heutzutage in vielem gesucht wird. Das ganz ultimative Gefühlserlebnis, um sein Leben dadurch zu bereichern ....

Ich finde die Mystik sehr interessant, besonders die spekulative.
Aber mich nur oder hauptsächlich damit zu beschäftigen, wäre mir zu einseitig, auch die spekulative Mystik, zB eines M. Eckhard, hebt für meinen Geschmack oft zu schnell ab (zb bei einer Bibelauslegung) und kommt dann auch nicht wieder weit genug runter auf den Boden des alltäglichen Lebens.
Aber bereichernd ist es definitiv, sich damit zu beschäftigen.
Liebe Grüsse
Sola
Spice
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Registriert: Di 22. Mai 2018, 15:38

Re: Warum Mystik? - Wege der Mystik

Beitrag von Spice »

Sehr schöne Gedanken, die hier geäußert wurden. Ich denke, ein wahrer Christ, ist immer ein Mystiker, oder er ist kein Christ, sondern nur ein Pharisäer und Schriftgelehrter.
Die letzteren beherrschen das öffentliche Gespräch und bilden das allgemeine Erscheinungsbild des Christentums. Darin liegt die Verführung. Denn jeder, der in einer christlichen Gemeinschaft aufgewachsen ist oder zu ihr stößt, kommt erst einmal mit der Entstellung des von Gott Gewolltem in Berührung. Viele bleiben darin gefangen, einige stoßen durch zum Kern. Hilfreich für die Überwindung von Vorspiegelungen christlichen Glaubens könnte dieser Blog sein:
https://manfredreichelt.wordpress.com/2 ... tspannung/

Besonders der genannte Beitrag konnte zeigen, wie Mystik im Alltag funktioniert.

LG,
Spice
Maryam
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Registriert: Do 3. Mai 2018, 13:57

Re: Warum Mystik? - Wege der Mystik

Beitrag von Maryam »

Rembremerding hat geschrieben: Di 22. Jan 2019, 06:54 Sofort kam mir das Gleichnis vom verlorenen Sohn/dem barmherzigen Vater in den Sinn.
Die einzige Stelle in der Hl. Schrift, bei der Gott läuft - uns Sündern entgegen, nachdem er immer nach uns aufmerksam Ausschau hält, ob wir zu ihm umkehren wollen.
Auch mir kam bei jenem Gedicht das Gleichnis betreffend Gott dem Vater Jesus in den Sinn. Er liess ja den jüngeren Sohn mit seinem Erbe ziehen, ohne Vorhaltungen oder zornentbrannten Ausrufen, er sei nicht mehr sein Sohn wenn er das Haus verlasse,
Dies gab ja dem Sohn auch die Möglichkeit zu wagen umzukehren ihn um Vergebung zu bitten. Der Vater war ja überglücklich über die Einsicht des Sohnes, dass er zuerst den falschen Weg gegangen war und nun zurückgefunden hat.
Somit war der Sohn bereit, die Chance anzunehmen ab nun bewusst und innerer Überzeugung nach den bewährten Hausregeln des Vaters ein Leben in seiner Liebe zu führen.

Im Inneren des Sohnes vollzog sich eine grundlegende Veränderung, wie es ja bei jedem Menschen möglich wäre, ob vor 2000 Jahren oder heute oder in Zukunft, so er zur Erkenntnis kommt was bisher falsch lief, was künftig zu tun und zu lassen sei und wie man den Weg zurück finden kann in die Geborgenheit des Himmlischen Vaters, dessen Geist uns ja hilft unser Leben mit Gottes Hilfe zu meistern. Wie Johannes lernte Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm. So klar, so wahr, warum fällt es gerade vielen Mitchristen schwer, wie viele ja selber bezeugen?

lg Maryam
Rembremerding

Re: Warum Mystik? - Wege der Mystik

Beitrag von Rembremerding »

Maryam hat geschrieben: Mi 23. Jan 2019, 05:07 Wie Johannes lernte Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm. So klar, so wahr, warum fällt es gerade vielen Mitchristen schwer, wie viele ja selber bezeugen?

lg Maryam
Ich nehme mich dabei nicht aus, aber kann es oft nicht daran liegen, dass man sich selbst nicht annehmen kann? "Liebe den Nächsten, wie dich selbst".
Das kann daran liegen, dass man schon als Kind gesagt bekommt, man ist zu dumm für das oder man wird es sowieso nicht hinbekommen oder die Kleidung, die Nase, die Stimme, der Charakter und die Figur passt nicht.
Wenn man die Würde seiner selbst durch die Liebe Gottes nicht erkennt, wie kann man sie dann bei anderen erkennen?
Menschenfurcht als Folge, die eigene Rechtfertigung nach sich zieht.
So ist ein schlechter Charakter nicht "gottgegeben" oder man hat ihn, weil man "Opfer" anderer oder "der Umstände" ist, sondern weil man ihn selbst rechtfertigt.

Man hat Fehler, ist aber keiner! Deshalb können Fehler überwunden werden.

So wie die Sünde nicht das Wesen eines Menschen, sondern seine Eigenschaft ausmacht, so ist die Liebe Gottes nicht seine Eigenschaft, sondern sein Wesen. Das Wesen eines Menschen ist etwa Mann und Frau zu sein, aber nicht aufgrund seines Wesens grundsätzlich verdammt, weil ein Sünder.
Der Mensch blieb in den Augen Gottes sehr gut, auch nach dem Sündenfall, sonst wäre dieser Mensch und die gesamte Schöpfung es nicht wert gewesen, dass der einzige Sohn dieses Gottes sein Leben für sie gibt.

Das andere Extrem sind die Selbstverliebten, die Narzisten. Ihre Liebe bleibt verkrümmt alleine ihnen selbst vorbehalten. Sie werden somit niemals die ganze Fülle der Liebe erfahren, wie Gott sie den Menschen schenkt. Aber im Grunde ist diese erneut die Folge davon, dass sich ein Mensch sich selbst nicht annehmen kann, in dem er alles ausblendet, was außerhalb seiner. Denn der Mensch ist Beziehungswesen, weil er Abbild Gottes, die Liebe. Und Liebe erfüllt sich nur im Du.

Servus :wave:
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