Mulier taceat in ecclesia - das Weib schweige in der Gemeinde

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Janssen
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Re: Mulier taceat in ecclesia - das Weib schweige in der Gemeinde

Beitrag von Janssen »

Ams hat geschrieben: Mi 18. Sep 2019, 00:47 Als es dann nicht mehr abzustreiten war daß im Orginal Text "Junia" (weiblicher Vorname) stand...
und nicht "Junias" (männlicher Vornahme)
...
wurde diese Bibelstelle dann auch entsprechend "zurechtgerückt".
Hallo Ams!
Das entspricht nicht der Wahrheit.

Im Original steht:
"ασπσασθε Ἀνδρoνικον καὶ Ἰουνιαν (Junian)" Grüße Andronikus und Junia(s).

Der Unterschied läge im Akzentzeichen über dem Alpha - im Akkusativ des damalig verwendeten Koine-Griechisch stünde für den männlichen Namen Junias "Ἰουνιν", für den weiblichen Namen "Ιουνιαν".
Denn der männliche Junias ist Ἰουνις, die weibliche Junia ist Ἰουνία.
Wäre hier die neugriechische Deklinationsregel genutzt worden, müsste man sich über männlich oder weiblich keine Gedanken machen denn hier gibt es ein feminin und maskulin und das Geschlecht entspräche der Form.

In den ältesten Fragmenten wurden jedoch keine Akzentzeichen genutzt. Man kann also von einer bewussten Verfälschung nicht sprechen, da man es ganz simpel gesagt nicht weiß.

Nun liegt es daran den historischen Kontext miteinzubeziehen.
joris

Re: Mulier taceat in ecclesia - das Weib schweige in der Gemeinde

Beitrag von joris »

Janssen hat geschrieben: Mi 18. Sep 2019, 08:31 In den ältesten Fragmenten wurden jedoch keine Akzentzeichen genutzt. Man kann also von einer bewussten Verfälschung nicht sprechen, da man es ganz simpel gesagt nicht weiß.
Das und den Rest des Beitrags kann ich bestätigen.
Ams

Re: Mulier taceat in ecclesia - das Weib schweige in der Gemeinde

Beitrag von Ams »

Nevis hat geschrieben: Mi 18. Sep 2019, 07:55 In Augsburg gibt es eine Apostelin-Junia-Kirche! :thumbup:
Und das ist auch gut so! :idea:
:thumbup:

"Ach, was muß das für eine erleuchtete Tugend dieser Frau gewesen sein,
daß sie des Titels eines Apostels würdig erachtet wurde."

( Zitat: Erzbischof von Konstantinopel, Johannes Chrysostomos, * 349, † 407, Römerbrief Kommentar )

Die angehende römisch katholische Kirche wusste damals noch Bescheid darum... daß es sich um eine weibliche Apostelin handelte... und hatte auch kein Problem damit... das kam erst später.
Nevis

Re: Mulier taceat in ecclesia - das Weib schweige in der Gemeinde

Beitrag von Nevis »

Ams hat geschrieben: Mi 18. Sep 2019, 08:51
"Ach, was muß das für eine erleuchtete Tugend dieser Frau gewesen sein,
daß sie des Titels eines Apostels würdig erachtet wurde."

( Zitat: Erzbischof von Konstantinopel, Johannes Chrysostomos, * 349, † 407, Römerbrief Kommentar )
Sic transit gloria mundi.
Oder in diesem Fall: Sic transit gloria Juniae!
So verschwand der Ruhm der Apostolin Junia.
Janssen
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Re: Mulier taceat in ecclesia - das Weib schweige in der Gemeinde

Beitrag von Janssen »

Ams hat geschrieben: Mi 18. Sep 2019, 08:51 Die angehende römisch katholische Kirche wusste damals noch Bescheid darum... daß es sich um eine weibliche Apostelin handelte... und hatte auch kein Problem damit... das kam erst später.
Hallo Ams!
Wie bereits geschrieben kann Junia eine Apostelin gewesen sein. Es ist nicht bestätigt. Siehe mein obiger Post.

Selbst wenn es sich um eine Frau handelte schließt es sie nicht in die Ordination mit ein. Apostel ist grundsätzlich ein Gesandter Christi.

Abgesehen von dieser fragwürdigen Stelle gibt es keinen Hinweis auf weitere "Apostelinnen" in der Bibel, als einzige Frau müsste sie unter den frühen Christen hohe Bekanntheit genoßen haben (wie etwa Barnabas).
Ich halte diese ganze Theorie für sehr vage und letztendlich dient sie unter anderem dazu die römische Kirchenlehre zu diffamieren.
joris

Re: Mulier taceat in ecclesia - das Weib schweige in der Gemeinde

Beitrag von joris »

Janssen hat geschrieben: Mi 18. Sep 2019, 09:20 Apostel ist grundsätzlich ein Gesandter Christi.
Soweit man in der Bibel erkennen kann, hatten die Jünger die von Anfang an mit Jesus unterwegs waren, einen besonderen Status. Paulus kam, als "unzeitige Geburt" (ἐκτρώματι, 1Kor 15,8) hinzu. Unter den 12 (13) war keine Frau. In der nächsten "Garde" könnte sich, wie Du sagtest, eine Frau befunden haben, allerdings ist die Sachlage dazu sehr dünn.

Einer "Gender-Polemik" sollte man sich wirklich enthalten.
Ams

Re: Mulier taceat in ecclesia - das Weib schweige in der Gemeinde

Beitrag von Ams »

"Während die Alte Kirche in Röm 16,7 eine Frau namens Junia als Apostelin identifizierte,

wurde seit dem 16. Jh. ein Mann Junias an deren Stelle gesetzt.

Erst im 20. Jh. schloss sich die neutestamentliche Exegese wieder der weiblichen Deutung an,

während sich die Herausgeber der griechischen Ausgaben des Neuen Testaments

ausgerechnet zur selben Zeit entschlossen, eine eindeutig männliche Form in den Text hinein zu postulieren.

Die ausführliche Erhebung des Handschriften-Befundes zeigte einerseits,

dass die postulierte Form nirgends bezeugt ist, und andererseits,

dass deutliche Hinweise die weibliche Interpretation nahe legen.

1998 wurde der Text der griechischen Ausgaben des Neuen Testaments dahingehend korrigiert."

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Zitat: Prof. Dr. Peter Arzt-Grabner, Papyrologe: Fachbereich Bibelwissenschaft und Kirchengeschichte.
Universität Salzburg.


Der hat alles bis auf Molekular-Ebene analysiert... obiger Text ist sein Fazit.

Quelle: https://www.bibelwerk.at/dl/OssNJmoJNmJ ... rabner.pdf
joris

Re: Mulier taceat in ecclesia - das Weib schweige in der Gemeinde

Beitrag von joris »

Das die weibliche Schreibweise möglich oder auch wahrscheinlich ist, wurde nicht abgestritten. Der textkritische Verlauf ist ebenfall bekannt und die von Prof. Arzt-Grabner implizierte Polemik unnötig. In den deutschen Übersetzungen findet man beide Varianten.

Spannend finde ich eher die Frage, ob ἐπίσημοι ἐν τοῖς ἀποστόλοις (... berühmt sind unter den Aposteln... ) inklusiv oder exklusiv verstanden werden sollte und wie man ἀποστόλοις (Apostel) in dem Kontext interpretiert. Zu dem engen Kreis der (12) Apostel gehören einige Merkmale, die sich für Junia(s) nicht nachweisen lassen. Sie wäre also Gesandte der zweiten Reihe und damit Missionarin. Ortsversammlungen nach biblischem Vorbild werden eh von einem Ältestenrat geleitet, woran Paulus in all seinen Schriften keinen Zweifel aufkommen lässt.
Janssen
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Re: Mulier taceat in ecclesia - das Weib schweige in der Gemeinde

Beitrag von Janssen »

Ams hat geschrieben: Mi 18. Sep 2019, 09:41 "Die ausführliche Erhebung des Handschriften-Befundes zeigte einerseits,
dass die postulierte Form nirgends bezeugt ist, und andererseits,
dass deutliche Hinweise die weibliche Interpretation nahe legen."
Eine nahe liegende Möglichkeit sollte man, dem Hausverstand folgend, nie als Tatsache betiteln. Da stimmst du mir hoffentlich zu.

Selbst wenn es sich um eine Frau gehandelt haben mag, war sie keineswegs ordinierte Priesterin der Kirche.
Die Praktik, Frauen zum Weihesakrament zuzulassen findet sich weder in der katholischen, noch orthodoxen, noch koptischen, noch sonst einer alten Kirche. Dieser sehr neue, unbiblische und gegen jede Tradition geführte Brauch begrenzt sich ausschließlich auf den Protestantismus.

Ordinatio Sacerdotalis - Johannes Paul II
Ams

Re: Mulier taceat in ecclesia - das Weib schweige in der Gemeinde

Beitrag von Ams »

Anbei eine Liste verschiedenster Konfessionen (inkl. katholische) wo Frauenordination Bestandteil ist:

https://de.wikipedia.org/wiki/Frauenord ... ordination

Hab über 20 gezählt.
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