Glaube nimmt ab ?

Rund um Bibel und Glaube
1Johannes4
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Re: Glaube nimmt ab ?

Beitrag von 1Johannes4 »

Hallo zusammen,
Zippo hat geschrieben: Mi 17. Feb 2021, 11:01 es heißt, das in der letzten Zeit der Glaube abnehmen wird, Lk 18,8,
schon bei dieser unscheinbaren Aussage ist es schwierig zu erkennen, was wohl damit gemeint sei.

Beim kleinsten Baustein beginnend: was versteht man unter Glaube? Die beiden ersten Ansätze, die mir da in den Sinn kommen, sind ein „für-wahr-halten“ und „vertrauen“.

Ich möchte es mal etwas von Gott losgelöst betrachten und stattdessen den Ehepartner verwenden, weil dann wahrscheinlich klarer wird, was ich meine. Wenn man seinen Partner kennenlernt, hat man weder einen guten Grund „für-wahr-zu halten“, was derjenige sagt, noch demjenigen wirklich zu „vertrauen“. Diese Kluft überwinden viele Leute dadurch, dass sie sich aufgrund ihrer ersten Verliebtheit reichlich naiv verhalten - man hält für wahr und vertraut ohne dass es dafür einen guten Grund beim Gegenüber gäbe, das eigene Gefühl verlangt danach. Rational ausgedrückt könnte man auch von einem „Vorschussvertrauen“ sprechen.

Das eigentliche Vertrauen, das dann mit ein wenig Glück entstehen kann, beruht zumeist darauf, dass man dann die Erfahrungen machen wird, die weiteres Vertrauen rechtfertigen - die initiale Kluft ist somit überwunden.

Im weiteren Verlauf einer menschlichen Beziehung kommt es dann aber häufig auch zu Enttäuschungen, die sich schädlich auf das Vertrauen auswirken - man wird nicht mehr alles für wahr halten und dem Partner noch weiterhin so vertrauen, wie man es mal tat. Ein Teil des Problems ist dabei die übertriebene Erwartungshaltung gegenüber dem Partner, die danach schreit enttäuscht zu werden. Wenn die Beziehung daran nicht zerbricht, kann sie sich normalisieren - man erkennt den Anderen wie er ist und akzeptiert denjenigen so.

In Bezug auf Gott gibt es zu Beginn ein ähnliches Problem: ohne „Vorschussvertrauen“ oder anfängliche „Verliebtheit“ wird es keine Überwindung der Kluft geben. Erst dann wird man lernen den Zusagen Gottes zu vertrauen, so dass man sich in seinem Leben auch an die dazugehörigen Bedingungen halten will.

Und auch in der Beziehung zu Gott spielt die eigene Erwartungshaltung anfangs eine große Rolle, da einhergehende Enttäuschungen z.B. durch Schicksalsschläge nicht verstanden werden, was meistens zur sogenannten Theodizee-Frage führt, wo die Vereinbarkeit eines allmächtigen und zugleich gütigen Gottes in Frage gestellt wird. Meiner Meinung nach wurde der nächste wichtige Glaubensschritt, das Loslassen der eigenen Erwartungshaltung, sehr schön von Bonhöffer ausformuliert:
Man lernt erst in der vollen Diesseitigkeit des Lebens glauben.
Wenn man völlig darauf verzichtet hat, aus sich
selbst etwas zu machen – sei es einen Heiligen oder einen bekehrten
Sünder oder einen Kirchenmann (eine sogenannte
priesterliche Gestalt!), einen Gerechten oder einen Ungerechten,
einen Kranken oder einen Gesunden – und dies nenne ich
Diesseitigkeit, nämlich in der Fülle der Aufgaben, Fragen, Erfolge
und Misserfolge, Erfahrungen und Ratlosigkeiten leben, –
dann wird man sich Gott ganz in die Arme, dann nimmt man
nicht mehr die eigenen Leiden, sondern das Leiden Gottes in
der Welt ernst, dann wacht man mit Christus in Gethsemane,
und ich denke, das ist Glaube, das ist Umkehr und so wird man
ein Mensch, ein Christ. (Vgl. Jeremia 45) Wie sollte man bei
Erfolgen übermütig oder an Mißerfolgen irre werden, wenn
man im diesseitigen Leben Gottes Leiden mitleidet? … Ich bin
dankbar, daß ich das habe erkennen dürfen und ich weiß, daß
ich es nur auf dem Wege habe erkennen können, den ich nun
einmal gegangen bin. Darum denke ich dankbar und friedlich
an Vergangenes und Gegenwärtiges.
Gott führe uns freundlich durch diese Zeiten; aber vor allem
führe er uns zu sich.
Quelle

Wenn die Leute in früheren Zeiten auf die Autoritäten ihres Umfeldes hörten, wie z.B. Bürgermeister, Priester, andere wichtige Leute des sozialen Umfeldes, dann weniger, weil sie diesen vertrauten, sondern weil sie die Konsequenzen fürchteten, wenn sie nicht gehorchten. Damals fielen Gläubige nicht dadurch auf, dass sie machten, was eine kirchliche Autorität verlangte, sondern dass sie Gott so sehr vertrauten, dass sie solche Autoritäten nicht mehr fürchteten. Insofern gibt es keine Abnahme des Glaubens, sondern inzwischen braucht es dafür keinen Glauben mehr, weil diese früheren Autoritäten ihre Macht eingebüßt haben.
Zippo hat geschrieben: Mi 17. Feb 2021, 11:01 Aber warum sollen diese Dinge gerade in der letzten Zeit so zunehmen ?
Vielleicht aus dem gleichen Grund wie bei der Begebenheit als Petrus über das Wasser zu Jesus ging: bei Windstille hätte sein Glaube genügt, aber im Sturm nahmen seine Ängste überhand und er verlor Jesus aus den Augen - bis dieser ihn dann aber doch errettete.
Zippo hat geschrieben: Mi 17. Feb 2021, 11:01
Und wie sollen wir uns da verhalten ?
Zum Ersten einen wirklichen Glauben anstreben. Als Nächstes unsinnige eigene Erwartungshaltungen über Bord werfen und nicht vergessen, dass Gott einem sein Vertrauen mit der Rettung rechtfertigen wird.

Eine gute Gelegenheit für den Segensspruch von Aaron:
Rede zu Aaron und zu seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr die Kinder Israel segnen; sprechet zu ihnen: Jehova segne dich und behüte dich! Jehova lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig! Jehova erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden! Und so sollen sie meinen Namen auf die Kinder Israel legen, und ich werde sie segnen.
‭‭4 MOSE‬ ‭6:23-27‬ ‭ELB‬‬

Grüße,
Daniel.
Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergezeugt hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten,
‭‭1 PETRUS‬ ‭1:3‬ ‭ELB‬‬
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Oleander
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Re: Glaube nimmt ab ?

Beitrag von Oleander »

1Johannes4 hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 13:23 das Loslassen der eigenen Erwartungshaltung
:thumbup: :clap:
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Oleander
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Re: Glaube nimmt ab ?

Beitrag von Oleander »

Spice hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 11:17 Und auch der Gläubige tut nichts wirklich für seine Zukunft
Noch leben wir im hier und jetzt!
Vergiss nicht, warum Gott diesen Planeten(Materie) schuf.
Wir leben immer im "jetzt" und jeder Tag hat seine eigenen "Sorgen"
Die Werte des Glaubens werden nicht erkannt
Damit es dir gut geht? Warum gibt denn Gott immer wieder "Tips"?
"Hör bitte auf mich" dann gehts dir gut= Segen
"Bitte, lass dies und das, sonst schadet es dir und auch andren..."
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Lena
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Re: Glaube nimmt ab ?

Beitrag von Lena »

Jesus fragte mal, ob er noch Glaube finden werde, wenn er wiederkehrt.
Die Bibel lässt keine Zweifel, das der Weg durch Leiden geht.
In der Predigt des Wohlstandsevangeliums hat das keinen Platz.
Kommen schwere Zeiten, Prüfungen und Anfechtungen, kehren viele
dem Weg den Rücken. Sie sind enttäuscht, weil sie die Schrift nicht
kennen, sich von falschen Leuten haben verführen lassen.
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Oleander
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Re: Glaube nimmt ab ?

Beitrag von Oleander »

Lena hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 14:07 Wohlstandsevangeliums
Ist bitte in deinen Augen was?
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Lena
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Re: Glaube nimmt ab ?

Beitrag von Lena »

:)
Oleander hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 12:59 Ich halte Foren nicht geeignet, um über die Bibel zu diskutieren
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Oleander
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Re: Glaube nimmt ab ?

Beitrag von Oleander »

Lena hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 14:30 :)
Oleander hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 12:59 Ich halte Foren nicht geeignet, um über die Bibel zu diskutieren
Ich diskutiere über deine Aussage
Weiters hast du eine Aussage aus dem Zusammenhang gerissen und auch noch aus einem "unsichtbarem Bereich" den Gäste nicht einsehen können, entnommen.
Findest du das ok?
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Helmuth
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Re: Glaube nimmt ab ?

Beitrag von Helmuth »

Oleander hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 14:19
Lena hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 14:07 Wohlstandsevangeliums
Ist bitte in deinen Augen was?
Der Mammon. Ich würde sagen, das ist in der Forum ein typisches USA Problem. In Europa sind anderen Mächte dran uns zu verführen. Heißt nicht, dass wir keine Wohlstandschristen haben, aber ich sehe das nicht so deutlich präsent.

Bei uns in Österreich ist es die RKK mit ihrem katholischen Gefolge, die einige weinge Male im Leben eine Kirche von innen sehen. Ich rede nicht von den wirklich Gläubigen, sondern von der breite Masse. Jesus nennt es auch den breiten Weg.

Zu bestimmten Anlässen treibt sie ein innerer Zwang, der der Tradition geschuldet ist. Bei der Taufe, was sie aber als Baby noch nicht mibekommen, Kommunion, Firmung und wenn sie sich einbilden weiß heiraten zu müssen, sehen sie tageweise eine Kirche von innen und hören ein paar Worte aus dem Evangelium. Und das auch bei den Verwandten. Das wars aber.

Eine Beziehung mit Gott ist keine im Spiel oder eben nur so eine Wischi-Waschi Sicht. Ich in in der Weise 24 Jahre als Katholik aufgewachsen, dann ließ ich das RK aus meinen Dokumente streichen. Damals war ich aber nch nicht bekehrt. Fazi. Die RK hatz mir keine Bezug zu Gott gegeben.

Diese seichte Lebensweise ist urtypisch für Österreich. In der Stadt weit weniger, aber am Land kaum wegzudenken. Ich kenne so viele, die meinen man komme einmal in den Himmel, aber dazu ist nichts weiter nötig. Sie glauben das, weil Lehrer im RK-Religionsunterreicht so gelehrt haben. Die Geistlichen sorgen dafür, die Schäfchen brauchen sich um Details nicht kümmern. Es genügt, wenn sie dann und wann zur Beichte kommen. Wenn das keine Verführung ist, was dann?

Die Situation in der BRD wird wahrscheinlich anders sein, weil die RK nicht dominiert. Aber diese seichte Schiene ist für mich eine der Verführungen wie einem der Teufel in diesem Aberglauben lässt, dass es alles ok ist, wenn der Pfarrer bei der Beerdigung dich in den Himmel betet. Die Verwandten sagen alle Amen, obwohl sie keine Ahnung haben wovon der der Pfarrer redet.

Der Abfall ist auch messbar anhand der Kirchenaustritte. Es sind bei uns ca. 50.000 pro Jahr, das ist jählich ca. 1% der Mitglieder der RKK. Diese fallen dann komplett ab, weil sie nicht mal mehr diesen Bezug zur geistlichen Ebene haben.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
Spice
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Re: Glaube nimmt ab ?

Beitrag von Spice »

Oleander hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 13:41
Spice hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 11:17 Und auch der Gläubige tut nichts wirklich für seine Zukunft
Noch leben wir im hier und jetzt!
Vergiss nicht, warum Gott diesen Planeten(Materie) schuf.
Wir leben immer im "jetzt" und jeder Tag hat seine eigenen "Sorgen"
Eben, weil wir hier auf der Erde leben, kann man etwas tun, damit es einem auf der Erde besser ergeht. Da aber dieses Tun im Geist anfängt, und erst allmählich Auswirkungen hat, habe ich gesagt, man "tut nichts wirklich für seine Zukunft"
Jesus hat Ratschläge für das Erdenleben gegeben. Nicht für ein Leben im Jenseits.
Die Werte des Glaubens werden nicht erkannt
Damit es dir gut geht? Warum gibt denn Gott immer wieder "Tips"?
"Hör bitte auf mich" dann gehts dir gut= Segen
"Bitte, lass dies und das, sonst schadet es dir und auch andren..."
Der Wert des Glaubens wird nicht wirklich erkannt, wenn man nicht das Problem kennt.
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Oleander
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Re: Glaube nimmt ab ?

Beitrag von Oleander »

Michael hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 14:52 Die RK hatz mir keine Bezug zu Gott gegeben.
Einer sät, ein anderer begießt, aber "Gott" lässt es wachsen...
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
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