schon bei dieser unscheinbaren Aussage ist es schwierig zu erkennen, was wohl damit gemeint sei.
Beim kleinsten Baustein beginnend: was versteht man unter Glaube? Die beiden ersten Ansätze, die mir da in den Sinn kommen, sind ein „für-wahr-halten“ und „vertrauen“.
Ich möchte es mal etwas von Gott losgelöst betrachten und stattdessen den Ehepartner verwenden, weil dann wahrscheinlich klarer wird, was ich meine. Wenn man seinen Partner kennenlernt, hat man weder einen guten Grund „für-wahr-zu halten“, was derjenige sagt, noch demjenigen wirklich zu „vertrauen“. Diese Kluft überwinden viele Leute dadurch, dass sie sich aufgrund ihrer ersten Verliebtheit reichlich naiv verhalten - man hält für wahr und vertraut ohne dass es dafür einen guten Grund beim Gegenüber gäbe, das eigene Gefühl verlangt danach. Rational ausgedrückt könnte man auch von einem „Vorschussvertrauen“ sprechen.
Das eigentliche Vertrauen, das dann mit ein wenig Glück entstehen kann, beruht zumeist darauf, dass man dann die Erfahrungen machen wird, die weiteres Vertrauen rechtfertigen - die initiale Kluft ist somit überwunden.
Im weiteren Verlauf einer menschlichen Beziehung kommt es dann aber häufig auch zu Enttäuschungen, die sich schädlich auf das Vertrauen auswirken - man wird nicht mehr alles für wahr halten und dem Partner noch weiterhin so vertrauen, wie man es mal tat. Ein Teil des Problems ist dabei die übertriebene Erwartungshaltung gegenüber dem Partner, die danach schreit enttäuscht zu werden. Wenn die Beziehung daran nicht zerbricht, kann sie sich normalisieren - man erkennt den Anderen wie er ist und akzeptiert denjenigen so.
In Bezug auf Gott gibt es zu Beginn ein ähnliches Problem: ohne „Vorschussvertrauen“ oder anfängliche „Verliebtheit“ wird es keine Überwindung der Kluft geben. Erst dann wird man lernen den Zusagen Gottes zu vertrauen, so dass man sich in seinem Leben auch an die dazugehörigen Bedingungen halten will.
Und auch in der Beziehung zu Gott spielt die eigene Erwartungshaltung anfangs eine große Rolle, da einhergehende Enttäuschungen z.B. durch Schicksalsschläge nicht verstanden werden, was meistens zur sogenannten Theodizee-Frage führt, wo die Vereinbarkeit eines allmächtigen und zugleich gütigen Gottes in Frage gestellt wird. Meiner Meinung nach wurde der nächste wichtige Glaubensschritt, das Loslassen der eigenen Erwartungshaltung, sehr schön von Bonhöffer ausformuliert:
QuelleMan lernt erst in der vollen Diesseitigkeit des Lebens glauben.
Wenn man völlig darauf verzichtet hat, aus sich
selbst etwas zu machen – sei es einen Heiligen oder einen bekehrten
Sünder oder einen Kirchenmann (eine sogenannte
priesterliche Gestalt!), einen Gerechten oder einen Ungerechten,
einen Kranken oder einen Gesunden – und dies nenne ich
Diesseitigkeit, nämlich in der Fülle der Aufgaben, Fragen, Erfolge
und Misserfolge, Erfahrungen und Ratlosigkeiten leben, –
dann wird man sich Gott ganz in die Arme, dann nimmt man
nicht mehr die eigenen Leiden, sondern das Leiden Gottes in
der Welt ernst, dann wacht man mit Christus in Gethsemane,
und ich denke, das ist Glaube, das ist Umkehr und so wird man
ein Mensch, ein Christ. (Vgl. Jeremia 45) Wie sollte man bei
Erfolgen übermütig oder an Mißerfolgen irre werden, wenn
man im diesseitigen Leben Gottes Leiden mitleidet? … Ich bin
dankbar, daß ich das habe erkennen dürfen und ich weiß, daß
ich es nur auf dem Wege habe erkennen können, den ich nun
einmal gegangen bin. Darum denke ich dankbar und friedlich
an Vergangenes und Gegenwärtiges.
Gott führe uns freundlich durch diese Zeiten; aber vor allem
führe er uns zu sich.
Wenn die Leute in früheren Zeiten auf die Autoritäten ihres Umfeldes hörten, wie z.B. Bürgermeister, Priester, andere wichtige Leute des sozialen Umfeldes, dann weniger, weil sie diesen vertrauten, sondern weil sie die Konsequenzen fürchteten, wenn sie nicht gehorchten. Damals fielen Gläubige nicht dadurch auf, dass sie machten, was eine kirchliche Autorität verlangte, sondern dass sie Gott so sehr vertrauten, dass sie solche Autoritäten nicht mehr fürchteten. Insofern gibt es keine Abnahme des Glaubens, sondern inzwischen braucht es dafür keinen Glauben mehr, weil diese früheren Autoritäten ihre Macht eingebüßt haben.
Vielleicht aus dem gleichen Grund wie bei der Begebenheit als Petrus über das Wasser zu Jesus ging: bei Windstille hätte sein Glaube genügt, aber im Sturm nahmen seine Ängste überhand und er verlor Jesus aus den Augen - bis dieser ihn dann aber doch errettete.
Zum Ersten einen wirklichen Glauben anstreben. Als Nächstes unsinnige eigene Erwartungshaltungen über Bord werfen und nicht vergessen, dass Gott einem sein Vertrauen mit der Rettung rechtfertigen wird.
Eine gute Gelegenheit für den Segensspruch von Aaron:
4 MOSE 6:23-27 ELBRede zu Aaron und zu seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr die Kinder Israel segnen; sprechet zu ihnen: Jehova segne dich und behüte dich! Jehova lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig! Jehova erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden! Und so sollen sie meinen Namen auf die Kinder Israel legen, und ich werde sie segnen.
Grüße,
Daniel.