Lena hat geschrieben: ↑Di 16. Mär 2021, 10:26
Der Schöpfer hat den Menschen so geschaffen, dass er viele unterschiedliche Gefühle haben kann.
Wir können nicht für alles die gleichen Gefühle haben. Wir würden nicht wirklich, lebendig leben.
Stellt euch einen Menschen vor, der einen anderen Menschen unrecht behandelt, oder sogar quält.
Was wären wir für eine Art Mensch, für diesen liebevolle Gefühle zu empfinden?
Das Thema passt nicht zu mir persönlich, weil ich nicht zornig werde. Ich empfinde Schmerz,
Traurigkeit und mir ist weh, wo Menschen sich menschenunwürdig verhalten.
Ich versuche nur zu verstehen, wie Gott Zorn empfinden soll und Paulus will, dass wir so nicht sind.
In Wiki wird diese Erklärung abgegeben:
Wiki: Gott wäre auch nicht Garant der guten Weltordnung, wenn er ob der Missetaten der bösen Menschen nicht erzürnen würde.
Liebe Lena.
Dieser Widerspruch, auf den Du deutest, ist für viele Menschen ein Problem. Er ist auch ein Grund dafür, dass viele Menschen das Christentum oder die Bibel nicht (vollständig) annehmen wollen. Es ist ein Widerspruch, es lässt sich schwer leugnen, auch wenn viele Christen das so hinbiegen wollen.
Dabei geht es nicht einfach nur um Gottes "Zorn". Denn das Denken und Verhalten Gottes im alten Testament geht noch über bloßen Zorn hinaus. Nur darüber zu reden ist äußerst heikel. Offen auszusprechen, was dort für jeden lesbar geschrieben steht, das kann man nicht einfach so. Es polarisiert. Christen werden dann extrem zornig aber auch Atheisten werden es. Also auch Christen kommen mit verschiedenen Charakterzügen Gottes im alten Testament nicht wirklich klar. Wäre das der Fall, würden sie wohl kaum ausflippen, wenn man sie mit bestimmten Bibelstellen konfrontiert.
Mir selbst hat dieses Thema schon Kopf- und Herzschmerzen bereitet. Vielleicht hilft es Dir ein wenig, zu lesen, wie ein anderer Mensch für sich einen Weg gefunden hat, diesen Knoten zumindest zu entschärfen.
Ich sehe es also so:
Es gibt einen Gott im Himmel. Das ist der Gott der Liebe. Das Alpha und Omega. Der, aus dem alles hervorging. Er ist die Liebe und kein Zorn kann in ihm wohnen und auch sonst nichts anderes.
Aber es gibt auch einen Gott in unserer Welt, einen "kleinen Gott". Im Gegensatz zum großen Gott besitzt er einen Körper und Gefühle, die es nur hier unten gibt aber nicht dort oben, wo der große Gott wohnt.
Die Kraft in ihm ist die gleiche Kraft, die Gott ist. Aber sie ist umhüllt und ummantelt von niederen Körpern und Eigenschaften, durch die seine Kraft hindurch wirkt, wirken muss, da das Wirken in dieser materiellen Welt einen Körper aus Materie voraussetzt. Gott braucht einen Körper aus Fleisch und Blut, um diese Welt zu betreten und in ihr zu handeln. Genauso wie auch die negative Kraft durch uns wirkt.
Und da kommt es dann eben zu "menschlichen" Eigenheiten. Es ist das, was der große Gott nicht haben kann, weil es das in seiner Daseinsebene einfach nicht gibt. Hier unten drückt sich Gottes Liebe auch in menschlichen Gefühlen aus, zB auch Mitleid, Mitgefühl, Trauer um das Leid seiner Geschöpfe. Oder eben Wut. Aber immer nur aus seinem Herz heraus, seiner Liebe und seinem Mitgefühl für seine Geschöpfe.
Und ja, vor den Augen Gottes ist ein Mörder vor seinem Opfer genau das Gleiche. Das bedeutet nicht, dass es ihm gleichgültig ist, was dort geschieht. Ganz im Gegenteil. Aber beide sind seine Kinder, der Mörder wie auch das Opfer. Das ist etwas, das für uns Menschen schwer zu akzeptieren ist. Würde es Gott nicht so sehen, wie sollten böse Menschen dann jemals Erlösung finden? Sie würden immer tiefer in ihre Herzlosigkeit fallen und dort nie mehr heraus kommen. Bestrafung würde sie nur noch mehr verbittern und in ihrem Trotz und Widerstand verhärten.
Ich denke dabei an eine Geschichte von einem Heiligen, der einem Skorpion dabei geholfen haben soll, aus einer misslichen Lage heraus zu kommen, indem er ihn irgendwo heraus hob und woanders wieder absetzte. Dabei wurde er heftig gestochen und verletzt. Man wunderte sich, warum er das tat, wo der Skorpion doch nicht die geringste Spur von Dankbarkeit oder eine Veränderung seines Verhaltens zeigt und zudem dann weiter stechen und verletzen kann. Der Heilige meinte dazu nur, dass er das Geschöpf liebt, weil auch es ein Kind Gottes ist und eben so ist, wie es ist. Auch dieses Geschöpf braucht Liebe und Beistand. Gott lässt schließlich die Sonne über allen scheinen, ob gut oder böse. Und er würde das immer wieder und wieder tun, auch wenn er genau weiß, dass der Skorpion ihn jedes mal stechen würde und er darunter zu leiden hat.
Wenn ich versuche, mich in Gott "hinein zu denken" - kann ich mich dem zumindest annähern.