Spice hat geschrieben: ↑Sa 15. Mai 2021, 14:27
Wer nicht den Splitter im eigenen Auge sieht, kann auch Süchtigen nicht helfen, denn man kann ja nur etwas anbieten, wenn man selbst praktische Erfahrungen mit den eigenen Unvollkommenheiten und ihrer Überwindung hat.
Du willst dem Süchtigen also Verständnis anbieten. Meinst Du das hilft ihm von der Sucht wegzukommen? Das kann helfen am Anfang der Suchtentwicklung. Wenn der Süchtige Notwendiges im Alltag massiv vernachlässigt, dann aber nicht mehr.
Wie soll der Süchtige denn mit Verständnis umgehen, mit Mitgefühl? (gut wenn es da ist, aber es hilft dem Süchtigen nicht.)
"Du, ich habe auch mal ein Suchtproblem gehabt, ich weiß wie das ist" - Und was nützt ihm das jetzt? In der Phase, wo Du ihn noch beeinflussen kannst mit Reden leugnet er die Sucht! Der denkt sich, was faselt der, was will der überhaupt? Wenn er dann total süchtig ist, sieht er seine Probleme der Beschaffung (z.B. Finanzen), für ihn nicht nachvollziehbare Feindlichkeiten von Personen aus der Umgebung, usw. Der fragt sich dann, was redet der da? Kann er mir jetzt helfen (bei der Sucht) oder nicht? Denn interessiert Mitgefühl allenfalls in der Richtung, wie er das für seine Sucht instrumentalisieren kann (z.B. Mitleidstour. "Kannst Du mir mal 5 € für ein Essen geben, ich habe schon lange nichts mehr gehabt").
Den Splitter im eigenen Auge zu erkennen ist eine Schönheitsübung in der Gedankenwelt des Helfen-wollenden.
Der Süchtige braucht aber niemanden, der Selbstkritik-Übungen erfolgreich absolviert, sondern klare Vorgaben und Grenzen. Ohne Wenn und Aber.
So wie im NT: man redet mit seinem Glaubensbruder drüber, notfalls bringst man vor die Gemeinde und wenn es der Betreffende nicht lassen kann, wird er rausgeworfen.
Natürlich soll man ihm anbieten, dass man professionelle Hilfe mit ihm sucht, wenn er den Wunsch äußert. Oder ihn später wieder aufnimmt in die eigenen Reihen, wenn er "clean" ist.