Umgang mit Süchtigen

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Opa Klaus
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Re: Umgang mit Süchtigen

Beitrag von Opa Klaus »

lovetrail hat geschrieben: Sa 15. Mai 2021, 13:06Ok, das ist zumindest ein guter Anhaltspunkt. Aber was konkret ist nun dieser Wein der Unzucht und wie sieht die die diesbezügliche Trunkenheit aus?
Ist es nicht auch der Geldrausch, oder auch das Streben nach Lust, Macht, Egoismus...?
Lovetrail, Du musst mit der logischen Reihenfolge bei der Fragestellung vorgehen.
1.) Seit wann, wie lange u. wie groß ist das Leid+Elend der Menschheit.
2.) Was ist im Urgrund die Ursache vom Leid+Elend.
Sicherlich hat selten jemand im Wohlfahrtsstaat einen Anlass zum tiefsten Nachforschen.
Und so kommen oberflächliche Vermutungen und Spekulationen heraus.
Die Bibel hilft nur versteckt bei de Antwortsuche.
"Lust, Begehren" käme schon in Betracht in Form von Süchtigkeit,
die sich auch ganz alleine durch vielfältiges Wunschdenken im Kopf abspielt.

Eine "Erbsünde" als Ursache formulierte "Kirchenvater Augustinus von Hippo die Erbsündenlehre um 400 n.Chr.
Als logisch, konstruktiv denkender Mensch ist sie für mich nicht nachvollziehbar und Schriftstellen als Beweis müssen dazu
erst passend hingebogen werden. (Extra Thema).
Ich versteh das so wie dargelegt .weil ich mir bewusst bin, ich könnte total daneben liegen. www.prueter.eu und www.weltverbesserung.eu "Der schrecklichste der Schrecken ist der Mensch in seinem Wahn"
Spice
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Re: Umgang mit Süchtigen

Beitrag von Spice »

lovetrail hat geschrieben: Sa 15. Mai 2021, 10:32 Hallo!

Weil mich dieses Thema gerade in letzter Zeit ständig verfolgt, frage ich mal nach, wie ihr damit umgeht:

Freilich kann man Sucht in einem sehr breiten Kontext verstehen, ich würde es aber gerne auf Spielarten eingrenzen wie Rauschmittel (Alkohol, Drogen), Essen (Fettsucht) und vielleicht auch Pornographie/Unzucht.

Denn das sind Bereiche welche sozial schwer zu verbergen sind, wodurch sich die Frage stellt, wie man als Christ damit umgehen soll, vor allem wenn es christliche Geschwister betrifft.

Soll man dazu schweigen und im Stillen beten? Aber ist man nicht auch betroffen wenn man mit einem zB Betrunkenen Umgang haben muss?

Soll man den Umgang solange einstellen bis sich der Betroffene gebessert hat? Man führt also ein ernstes ermahnendes Gespräch und hält Distanz?

Oder soll man sich zuerst um seinen eigenen Splitter im Auge kümmern und nicht richten auf dass man nicht gerichtet werde?

Wie gehts euch dabei?

LG


Wer nicht den Splitter im eigenen Auge sieht, kann auch Süchtigen nicht helfen, denn man kann ja nur etwas anbieten, wenn man selbst praktische Erfahrungen mit den eigenen Unvollkommenheiten und ihrer Überwindung hat.
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Opa Klaus
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Re: Umgang mit Süchtigen

Beitrag von Opa Klaus »

Spice hat geschrieben: Sa 15. Mai 2021, 14:27 Wer nicht den Splitter im eigenen Auge sieht, kann auch Süchtigen nicht helfen, denn man kann ja nur etwas anbieten, wenn man selbst praktische Erfahrungen mit den eigenen Unvollkommenheiten und ihrer Überwindung hat.
Ja richtig, wer Erfahrung hat, kann besser mitreden. MUSS denn jeder alle Erfahrung immer selbst erst machen und kann niemand aus der eigenen und anderer Erfahrung Lernen?
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Re: Umgang mit Süchtigen

Beitrag von Spice »

Opa Klaus hat geschrieben: Sa 15. Mai 2021, 15:07
Spice hat geschrieben: Sa 15. Mai 2021, 14:27 Wer nicht den Splitter im eigenen Auge sieht, kann auch Süchtigen nicht helfen, denn man kann ja nur etwas anbieten, wenn man selbst praktische Erfahrungen mit den eigenen Unvollkommenheiten und ihrer Überwindung hat.
Ja richtig, wer Erfahrung hat, kann besser mitreden. MUSS denn jeder alle Erfahrung immer selbst erst machen und kann niemand aus der eigenen und anderer Erfahrung Lernen?
Im Ansatz weiß auch ein Nichtsüchtiger was Sucht ist, weil er im "Kleinformat" auch süchtig ist. In dem Sinne muss er selbst nicht erst in gefährlicher Weise einer Sucht verfallen. Eine Sucht beginnt ja damit, dass einem z.B. etwas schmeckt, gefällt usw. und man deshalb das Verlangen nach Wiederholung des Genusses hat. Natürlich kann man auch aus den Erfahrungen anderer Nutzen ziehen in dem man sich sagt, so weit will ich es nicht kommen lassen... Oder man sich eben für Psychologie interessiert, wenn man schon selbst nicht seelische Muster erkennt.
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Naqual
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Re: Umgang mit Süchtigen

Beitrag von Naqual »

Spice hat geschrieben: Sa 15. Mai 2021, 14:27 Wer nicht den Splitter im eigenen Auge sieht, kann auch Süchtigen nicht helfen, denn man kann ja nur etwas anbieten, wenn man selbst praktische Erfahrungen mit den eigenen Unvollkommenheiten und ihrer Überwindung hat.
Du willst dem Süchtigen also Verständnis anbieten. Meinst Du das hilft ihm von der Sucht wegzukommen? Das kann helfen am Anfang der Suchtentwicklung. Wenn der Süchtige Notwendiges im Alltag massiv vernachlässigt, dann aber nicht mehr.
Wie soll der Süchtige denn mit Verständnis umgehen, mit Mitgefühl? (gut wenn es da ist, aber es hilft dem Süchtigen nicht.)
"Du, ich habe auch mal ein Suchtproblem gehabt, ich weiß wie das ist" - Und was nützt ihm das jetzt? In der Phase, wo Du ihn noch beeinflussen kannst mit Reden leugnet er die Sucht! Der denkt sich, was faselt der, was will der überhaupt? Wenn er dann total süchtig ist, sieht er seine Probleme der Beschaffung (z.B. Finanzen), für ihn nicht nachvollziehbare Feindlichkeiten von Personen aus der Umgebung, usw. Der fragt sich dann, was redet der da? Kann er mir jetzt helfen (bei der Sucht) oder nicht? Denn interessiert Mitgefühl allenfalls in der Richtung, wie er das für seine Sucht instrumentalisieren kann (z.B. Mitleidstour. "Kannst Du mir mal 5 € für ein Essen geben, ich habe schon lange nichts mehr gehabt").

Den Splitter im eigenen Auge zu erkennen ist eine Schönheitsübung in der Gedankenwelt des Helfen-wollenden.
Der Süchtige braucht aber niemanden, der Selbstkritik-Übungen erfolgreich absolviert, sondern klare Vorgaben und Grenzen. Ohne Wenn und Aber.

So wie im NT: man redet mit seinem Glaubensbruder drüber, notfalls bringst man vor die Gemeinde und wenn es der Betreffende nicht lassen kann, wird er rausgeworfen.
Natürlich soll man ihm anbieten, dass man professionelle Hilfe mit ihm sucht, wenn er den Wunsch äußert. Oder ihn später wieder aufnimmt in die eigenen Reihen, wenn er "clean" ist.
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Opa Klaus
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Re: Umgang mit Süchtigen

Beitrag von Opa Klaus »

Naqual hat geschrieben: Sa 15. Mai 2021, 15:46Du willst dem Süchtigen also Verständnis anbieten. Meinst Du das hilft ihm von der Sucht wegzukommen? Das kann helfen am Anfang der Suchtentwicklung. Wenn der Süchtige Notwendiges im Alltag massiv vernachlässigt, dann aber nicht mehr.
- :thumbup: -
Ich überlege gerade ob der ehemalige Kannibalismus eines Völkchens Sucht oder Gewohnheit war, die von Folge-Generationen fortgesetzt wurde. Ein Fehlverhalten war diesen sicher lange nicht bewusst.

Frage: gibt es irgendein angewöhntes, unbewusstes Fehlverhalten bis heute, für alle Nachfahren Adams?
Kann man das als die unbewusste menschliche Selbstschädigung/Sünde in Gottes Augen ansehen?

Es geht mir um die Ursache vom ewigen Leid+Elend der Menschheit.
Ob da vor allem eine unbewusste angewöhnte Sucht vorliegt.

Noch mal: gibt es für Adamo (Mensch) Gefahren und Schäden, die aus der Nichtachtung von Naturgesetzen kommen und vor denen Gott warnen wollte mit einem besonderen Alarm-Melder? (Baum der Erkenntnis)
Kann unser Geist/Fantasie zum Segen wie zum Fluch gebraucht werden >> ungefähr wie der Umgang mit Feuer?
Kann der Missbrauch von Geist/Fantasie sogar zur Sucht werden, sodass die "Alarmanlage" auch davor warnen sollte?
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Re: Umgang mit Süchtigen

Beitrag von Spice »

Naqual hat geschrieben: Sa 15. Mai 2021, 15:46
Spice hat geschrieben: Sa 15. Mai 2021, 14:27 Wer nicht den Splitter im eigenen Auge sieht, kann auch Süchtigen nicht helfen, denn man kann ja nur etwas anbieten, wenn man selbst praktische Erfahrungen mit den eigenen Unvollkommenheiten und ihrer Überwindung hat.
Du willst dem Süchtigen also Verständnis anbieten. Meinst Du das hilft ihm von der Sucht wegzukommen?
Da hast Du mich falsch verstanden. Ich meine aus eigener Erfahrung, wie man sie als Christ bei der Überwindung des Egos (das ja immer zu Wiederholungen und damit auch zu Süchten geneigt ist) haben sollte, könnte man Hilfe geben, was der Süchtige tun könnte, um von seiner Sucht loszukommen. Aber das ist ja immer ein längerer Prozess.
Anthros
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Re: Umgang mit Süchtigen

Beitrag von Anthros »

Naqual hat geschrieben: Sa 15. Mai 2021, 15:46 Du willst dem Süchtigen also Verständnis anbieten. Meinst Du das hilft ihm von der Sucht wegzukommen?
Das ist eine Möglichkeit.

Wie soll der Süchtige denn mit Verständnis umgehen
Trifft die Möglichkeit zu, geht tief in dessen Seele ein Prozess von gange.

Und was nützt ihm das jetzt? In der Phase, wo Du ihn noch beeinflussen kannst mit Reden leugnet er die Sucht!
Du meinst wahrscheinlich, die fixen Ideen dem Süchtigen auszureden, an ihn appellieren, vernünftig sein zu sollen?

(z.B. Mitleidstour. "Kannst Du mir mal 5 € für ein Essen geben, ich habe schon lange nichts mehr gehabt").
So jemanden würde ich zunächst verweisen an die Einrichtung für Obdachlose, die in unserer Stadt zentral lokalisiert ist.
Beim letzten Mal bat mich eine junge Frau um 1 Euro, ich gab sie ihr. Aber es gab dazu auch vorher schon eine ganz kurze Begegnung - und kurz danach zufällig wieder. Die Begegnung hatte Charme und seelische Tiefe auf beiden Seiten.

Der Süchtige braucht aber niemanden, der Selbstkritik-Übungen erfolgreich absolviert, sondern klare Vorgaben und Grenzen. Ohne Wenn und Aber.
Das ist eine Möglichkeit. Der Helfer darf natürlich nicht einfach mechanisch-operativ vorgehen, sondern mit Lebenserfahrung, Wissen und Einfühlung. Er muss wissen, wann er sich wo und wie zurückhalten muss und wo nicht, um wirklich helfend sein zu können.
Zuletzt geändert von Anthros am Sa 15. Mai 2021, 16:56, insgesamt 2-mal geändert.
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Naqual
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Re: Umgang mit Süchtigen

Beitrag von Naqual »

Opa Klaus hat geschrieben: Sa 15. Mai 2021, 16:26 Ich überlege gerade ob der ehemalige Kannibalismus eines Völkchens Sucht oder Gewohnheit war, die von Folge-Generationen fortgesetzt wurde. Ein Fehlverhalten war diesen sicher lange nicht bewusst.
Sucht zeichnet sich aus durch (Mengen-)Kontrollverlust. Also wenn das einzelne Mitglied des Stammes einmal nen Tag ohne Menschenfleischessen auskommt, ist es keine Sucht, sondern Gewohnheit.
Also bei mir ist es auch keine Sucht. :mrgreen:
Frage: gibt es irgendein angewöhntes, unbewusstes Fehlverhalten bis heute, für alle Nachfahren Adams?
Kann man das als die unbewusste menschliche Selbstschädigung/Sünde in Gottes Augen ansehen?
Vorschlag: es nicht an einem konkreten Tun festmachen, sondern an einer falschen inneren Orientierung. Dann fällt mir Folgendes ein:
Der Wunsch mehr zu haben oder besser zu sein wie der Nächste. Adam und Eva sind ja nicht weiter in Erscheinung getreten. Aber bei Kain und Abel wird es offensichtlich. Und unsere Konsumgesellschaft baut genau hierauf auf. Wir sind uns dessen nicht bewusst es schädigt uns aber.
Noch mal: gibt es für Adamo (Mensch) Gefahren und Schäden, die aus der Nichtachtung von Naturgesetzen kommen und vor denen Gott warnen wollte mit einem besonderen Alarm-Melder? (Baum der Erkenntnis)
Kann unser Geist/Fantasie zum Segen wie zum Fluch gebraucht werden >> ungefähr wie der Umgang mit Feuer?
Kann der Missbrauch von Geist/Fantasie sogar zur Sucht werden, sodass die "Alarmanlage" auch davor warnen sollte?
Ich denke, dass ALLES zur Sucht werden kann. Dann wenn wir etwas immer wieder tun müssen und wir es nicht mehr steuern können.
(z.B. Verzehr von süssen Nahrungsmitteln bis hin zum Diabetes). Oder auch abgehobenste Philosophie treiben müssen, während daheim die Mutter der gemeinsamen Kinder sich schier zerrennt vor lauter Arbeit.

Bei Adam und Eva war der Genuss vom Baum der Erkenntnis eher die Unterdosierung. Schau Dich mal um! :mrgreen:
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Paul
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Re: Umgang mit Süchtigen

Beitrag von Paul »

kontrollverlust ist gut...sehe ich auch so :mrgreen:
der storch der sitzt am karpfenteich und hämmert alle karpfen weich

it's not easy be(e)in' green

es gibt nichts gutes, außer man tut es

https://www.youtube.com/watch?v=ItZyaOlrb7E

das huhn ist im auftrag des herren unterwegs 8-)
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