Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Spice
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Spice »

Faust hat geschrieben: So 28. Jul 2019, 08:36
Spice hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 14:57 Schopenhauers Philosophie ist eigentlich Erlösungsphilosophie oder mit anderen Worten, sie beschreibt stringend - ohne Anleihe bei überholten Vorstellungen -die Notwendigkeit der Erlösung, deren Anfänge darin bestehen, sich von den Anhaftungen an die Dinge dieser Welt und damit von der Begierdenhaftigkeit zu lösen.
Er war ein Genie, aber überschätzen würde ich ihn nicht, wenn es um die Verwertbarkeit für den eigenen spirituellen Weg geht. Denn er selbst hat niemals Moksha, Erleuchtung, wirkliche Erlösung erreicht, obwohl er in seinem ganzen Leben danach gesucht hat.
Ja, er war ein Genie. Er hat aber auch klar den Weg zur Erlösung aufgezeigt und zwar aus einem umfassenden Weltverständnis und vor allem in einer Zeit, die uns näher liegt als die Veden oder Upanishaden.
Schopenhauer hingegen war ein Pessimist, der Denker des metaphysischen Pessimismus. Ein Jivanmukta ist niemals ein Pessimist.
Vielleicht hast Du da zu sehr die Einschätzung der abendländischen Fortschrittsgläubigen übernommen, die deshalb Schopenhauer als Pessimisten bezeichneten, weil er deutlich machte, dass nur die Loslösung von der Welt und nicht äußere Weltverbesserung sinnvoll ist?
Faust

Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Faust »

Ich habe mal einen eigenen Thread eröffnet, weil wir von dem Thema abweichen. Hier soll es ja um die Bibel gehen. Doch noch eine Anmerkung dazu: in jedem Falle ist Jesus Christus der bessere Führer und Meister auf dem Weg, als Arthur Schopenhauer :D
Spice
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Spice »

Faust hat geschrieben: So 28. Jul 2019, 09:19 Ich habe mal einen eigenen Thread eröffnet, weil wir von dem Thema abweichen. Hier soll es ja um die Bibel gehen. Doch noch eine Anmerkung dazu: in jedem Falle ist Jesus Christus der bessere Führer und Meister auf dem Weg, als Arthur Schopenhauer :D
Ohne Zweifel. Aber da die meisten Menschen nur Christus aus der Bibel kennen, sieht man ja, dass sie noch äußerer Anleitung bedürfen, um wirklich den Weg des Lebens finden.
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Hiob »

Spice hat geschrieben: So 28. Jul 2019, 08:32 Offensichtlich, weil kein persönlicher Gott vorkommt
Schwierig - denn dann muss man erklären, was ein ICH ist, was nicht von einem ICH kommt.
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Spice »

Hiob hat geschrieben: So 28. Jul 2019, 14:07
Spice hat geschrieben: So 28. Jul 2019, 08:32 Offensichtlich, weil kein persönlicher Gott vorkommt
Schwierig - denn dann muss man erklären, was ein ICH ist, was nicht von einem ICH kommt.
Ein Stein, eine Pflanze, ein Tier haben kein Ich. Aber sie haben (vom Stein abgesehen) Leben. Genannte haben kein Ich, weil sie nicht über sich selbst und die Welt reflektieren können. Also setzt ein Ich voraus, dass zuerst etwas da ist, über das es reflektieren kann. Und das ist im Falle eines persönlichen Gottes, wie bei allem anderen, das Leben, dass allein da ist. Und da das Leben allein die Grundlage einer Persönlichkeit sein kann, ist also das sich (zunächst) seiner selbst unbewusste Leben der eigentliche Gott, denn das Leben bestimmt, ob ein reflektierendes (also ich-haftes Wesen) in Einklang mit der Grundlage reflektiert oder nicht. (Dort, wo das Leben bereits in einem Geschöpf wirksam ist, bleibt das Leben in den Grenzen des Geschöpfes, kann sich also nicht seiner selbst als Leben bewusst werden.)
Das unbewusste Leben bringt also im Prozess seiner Selbstbewusstwerdung (= die Entstehung eines persönlichen Gottes) Schöpfungen hervor, von denen es sich "sagt", das alles bin ich nicht. Denn Schöpfungen sind immer Bestimmungen, also ist Bestimmtes. Das Leben aber ist völlig bestimmmungslos. Es ist immer nur pure Möglichkeit. Deshalb kann man von Gott auch nicht sagen, er sei dies oder das. Denn er ist eben nicht beschränkt.
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Hiob »

Spice hat geschrieben: Mo 29. Jul 2019, 08:07 Das unbewusste Leben bringt also im Prozess seiner Selbstbewusstwerdung (= die Entstehung eines persönlichen Gottes) Schöpfungen hervor, von denen es sich "sagt", das alles bin ich nicht.
Das beantwortet aber nicht die Frage, woher das Ich als Ich herkommt.

"Leben" im Sinne von Schöpfung ist eine Plattform, auf der "Ich" stattfindet - genauso wie "Wurm" etwas ist, was als Natur beseelt ist. - Die Frage ist also tatsächlich, ob man alle Eigenschaften im Leben (bspw. Seele und Ich) als primäre Schöpfung des Lebens oder als etwas ins (physische) Leben Hinein-GEGEBENES versteht. - Das Christentum meint Letzteres.

Wie auch immer man sich "glaubens-entscheidet", kommen dann Fragen auf:
1) Welche Rolle spielt Transzendenz in Deinem Ansatz?
2) Welchen Sinn hat das Wort "Gott" in Deinem Ansatz? Braucht man es überhaupt?
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

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Hiob hat geschrieben: Mo 29. Jul 2019, 08:55
Spice hat geschrieben: Mo 29. Jul 2019, 08:07 Das unbewusste Leben bringt also im Prozess seiner Selbstbewusstwerdung (= die Entstehung eines persönlichen Gottes) Schöpfungen hervor, von denen es sich "sagt", das alles bin ich nicht.
Das beantwortet aber nicht die Frage, woher das Ich als Ich herkommt.
Beantwortet sie nicht? - Hmm.
"Leben" im Sinne von Schöpfung ist eine Plattform, auf der "Ich" stattfindet - genauso wie "Wurm" etwas ist, was als Natur beseelt ist. - Die Frage ist also tatsächlich, ob man alle Eigenschaften im Leben (bspw. Seele und Ich) als primäre Schöpfung des Lebens oder als etwas ins (physische) Leben Hinein-GEGEBENES versteht. - Das Christentum meint Letzteres.

Wie auch immer man sich "glaubens-entscheidet", kommen dann Fragen auf:
1) Welche Rolle spielt Transzendenz in Deinem Ansatz?
2) Welchen Sinn hat das Wort "Gott" in Deinem Ansatz? Braucht man es überhaupt?
zu 2) Gott ist das Höchste, das, was alles zusammenfasst, der Ursprung alles dessen ist, was war ist und sein wird und in diesem Sinne immer transzendent und immanent seiner Schöpfungen.
Gott ist unpersönlich, es ist das "Leben an sich", also Leben vor aller Verkörperung (Inkarnation/Immanenz)
zu 1) Das "Leben an sich" ist ewig, ungeworden, dieses Leben ist immer und überall. Es bringt alle Formen (= Schöpfungen) hervor und verkörpert sich dann in diesen, um die Formen wieder zu überwinden und neue Formen zu schaffen, so ad infinitum.

Die niederen Lebensformen sind die ursprünglichsten Lebensformen, also Darstellungen von fix gewordenen Lebensströmungen (Pflanzen), fix gewordenen Begierden (Tiere) und freien Menschen, da hier das Leben zu sich selbst gekommen ist. Man könnte sagen, alle Schöpfungen sind Bewusstseinszustände, die Gott durchlaufen hat, um sich als Gott zu erkennen.
Ein Ich entsteht wenn alle gegensätzlichen Lebensformen miteinander in Harmonie gebracht werden, da heben sich die gegensätzlichen Tendenzen auf und ein Ich (als Freiheitspunkt, d.h. "frei von allen Formen") entsteht.
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Hiob »

Spice hat geschrieben: Mo 29. Jul 2019, 10:41 Gott ist das Höchste, das, was alles zusammenfasst, der Ursprung alles dessen ist, was war ist und sein wird und in diesem Sinne immer transzendent und immanent seiner Schöpfungen.
Was wäre der Unterschied Deiner Auffassung zu Pantheismus?
Spice hat geschrieben: Mo 29. Jul 2019, 10:41 Das "Leben an sich" ist ewig, ungeworden, dieses Leben ist immer und überall.
Wie kann dieses Leben Ich-Bewusstsein schaffen, wenn es selber nicht Ich und bewusst ist?

Wie steht die von Dir vertretene Auffassung zu geistige Existenz des Menschen nach dessen irdischem Tod? - Müsste doch eigentlich gehen, oder nicht?
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

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Hiob hat geschrieben: Mo 29. Jul 2019, 13:50
Spice hat geschrieben: Mo 29. Jul 2019, 10:41 Gott ist das Höchste, das, was alles zusammenfasst, der Ursprung alles dessen ist, was war ist und sein wird und in diesem Sinne immer transzendent und immanent seiner Schöpfungen.
Was wäre der Unterschied Deiner Auffassung zu Pantheismus?
Im Pantheismus geht Gott in seinen Schöpfungen auf, ist also nur immanent. Das "Leben an sich" ist aber zuallererst transzendent, also von seinen Schöpfungen geschieden. Es ist also nicht Form.
Wenn Jesus sagt, wer mein Fleisch isst, dann spricht er den Formaspekt seines Lebens, also seine geistig-seelische Struktur an. Wenn er sagt, wer mein Blut trinkt, dann meint er das Leben an sich, das Ungeformte, Formlose.
Fleisch entspricht Pantheismus. Blut entspricht Theismus, Transzendenz.
Spice hat geschrieben: Mo 29. Jul 2019, 10:41 Das "Leben an sich" ist ewig, ungeworden, dieses Leben ist immer und überall.
Wie kann dieses Leben Ich-Bewusstsein schaffen, wenn es selber nicht Ich und bewusst ist?
Das versuchte ich die ganze Zeit deutlich zu machen.
Neuer Anlauf: Wir haben gehört, dass bestimmte Bakterien antibiotikaresistent geworden seien.
Meinst Du nun, Gott habe durch einen Eingriff die Fähigkeiten der Bakterien so verändert, dass nun das tötliche Gift für sie nicht mehr wirksam ist? - Oder ist es nicht vielmehr so, dass diese komplexe "Intelligenzleistung" der Bakterien einfach dadurch zustande kam, dass der Lebenswille nicht zu brechen ist, und von sich aus auf neuem Weg die Verwirklichung anstrebt? - Ungefähr so vorstellbar. Wenn das Wasser gestaut wird und die Menge des Wassers zunimmt, findet es einen Weg, die Stauung zu umgehen.
Das Leben wird intelligent,durch die Widersprüche, die es schafft. Und damit entsteht "Ich".
Wie steht die von Dir vertretene Auffassung zu geistige Existenz des Menschen nach dessen irdischem Tod? - Müsste doch eigentlich gehen, oder nicht?
Das Leben ist der Träger aller Dinge, aller Informationen. Also verfällt nur der physische Leib. Die individuelle Seele mit allen ihren Inhalten bleibt erhalten.
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

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Spice hat geschrieben: Mo 29. Jul 2019, 15:47 Im Pantheismus geht Gott in seinen Schöpfungen auf, ist also nur immanent. Das "Leben an sich" ist aber zuallererst transzendent, also von seinen Schöpfungen geschieden. Es ist also nicht Form.
OK - das wäre dann durchaus nah am Christentum.
Spice hat geschrieben: Mo 29. Jul 2019, 15:47 Das Leben wird intelligent,durch die Widersprüche, die es schafft. Und damit entsteht "Ich".
Ein Stück weit folge ich Dir: Leben wird durch Evolution entwickelt. - Mein Problem: Kann etwas (das Ich) im fleischlichen Leben sein, was in dem, aus dem es kommt (transzendentesd Leben), NICHT enthalten ist? - Der Geselle wäre dimensional über dem Meister?
Spice hat geschrieben: Mo 29. Jul 2019, 15:47 Das Leben ist der Träger aller Dinge, aller Informationen. Also verfällt nur der physische Leib. Die individuelle Seele mit allen ihren Inhalten bleibt erhalten.
Das wäre auch nahe am Christentum. --- Das Ich-Bewusstsein bliebe ebenfalls erhalten, nicht wahr?
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