Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Israel
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Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Beitrag von Israel »

Shalom Magdalena

Die meisten Hinweise sind in der mündlichen Tora überliefert, sprich Talmud und Kabbala. Ein deutlicher Hinweis, ist aber sicher auch Hesekiel 37.

Und ja im Original zu Hiob steht אָשׁ֣וּב zurückkehren.

Du kannst übrigens sefaria.org benutzen. Vieles ist da mind. auf Englisch, aber mit einem Google Translator oder so, kannst du Englisch und Ivrit auf Deutsch übersetzen.
Wenn du ein bisschen in jüdischen Büchern lesen willst, ist das eine günstige Variante.

Da findet du praktisch allesm was dein Herz begehrt, und gratis, höchsten eine freiwillige Spende nehmen sie gerne entgegen. Wie bei Wiki.


שׁוּב (v) heb

to return, turn back
(Qal)
to turn back, return
to turn back
to return, come or go back
to return unto, go back, come back
Rembremerding

Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Beitrag von Rembremerding »

Magdalena61 hat geschrieben: So 8. Sep 2019, 17:33 Hiob 33 :
Hiob 33, 28-29 (LUT): Gott hat mich erlöst, dass ich nicht hinfahre zu den Toten, sondern mein Leben das Licht sieht.«
Siehe, das alles tut Gott zwei- oder dreimal mit einem jeden, dass er sein Leben zurückhole von den Toten und erleuchte ihn mit dem Licht der Lebendigen.
Christen lesen aus dem Kapitel heraus: Gott warnt und ruft jeden Menschen zwei bis drei Mal, aber in der Zeitspanne eines irdischen Lebens.
Das ist jetzt die mir bekannte Lesart.
Du nimmst einen geistigen Tod an und dies ist eine mögliche Lesart. Wichtig: es geht hier um Erlösung. Reinkarnation und Erlösung ist nicht dasselbe, man ist nicht erlöst, wenn man reinkarniert. Im selben Buch spricht Hiob, dass sein Erlöser lebt. Erlösung ist also kein Vorgang, sie hängt von einer Person ab. Es ist die göttliche Person. Gott erlöst Heiden in drei Schritten: Ziehen zur Umkehr, die eigentliche Erlösung durch Jesus Christus, der Glaube an diese Erlösung. Wir erfahren von Lukas, was es bedeutet, wenn ein Jude im Leben das Licht sieht, wie es bei Hiob steht (...erleuchte ihn mit dem Licht der Lebendigen) :
Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel. (Lk 2:29-32 REÜ)
Hiob 1,21 (GNB): Nackt kam ich aus dem Schoß der Mutter, nackt geh ich wieder von hier fort.
Hiob 1,21 (NLB): Nackt bin ich aus dem Leib meiner Mutter gekommen, und nackt werde ich sein, wenn ich sterbe*
Bei der NLB gibt es noch eine Anmerkung,
*: 1,21 Hebr. nackt muss ich dorthin zurückkehren.
Wenn der Vers im Urtext wirklich so lautet, könnte man ihn tatsächlich in Richtung "Reinkarnation" verstehen.

Tatsächlich mag unter manchen Juden dies so verstanden worden sein. Vielleicht hat auch Nikodemus dies im Sinn, als er zu Jesus sagt (Joh 3:4):
Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Er kann doch nicht zum zweiten Mal in den Schoß seiner Mutter eingehen und geboren werden?
Jesus gibt die Antwort, widerspricht nicht nur Nikodemus (ein Lehrer Israels), sondern bestätigt auch Hiob ("der Herr hat genommen, der Herr hat gegeben"), indem er aber nun Wiedergeburt nicht auf Reinkarnation bezieht, sondern eben auf den Geist, den auch nur der Herr geben und nehmen kann (Joh 3:5):
Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen!
In vielen Reinkarnationslehren wird auch beschrieben, dass die Seele im Himmel (Reich Gottes) mindestens drei Sphären durchqueren muss. Jesus aber sagt klar (Joh 3:13):
Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel, außer dem, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, dem Sohn des Menschen, der im Himmel ist.
Ich finde, gerade hier zeigt sich, wie nahtlos und wunderbar sich Texte im AT im NT und die Worte Jesu erklären, ihre Vollendung finden.
Natürlich gelten für Juden nur die Schriften und Propheten, weshalb sie die Erfüllung vieler Worte darin durch Jesus damals nicht erkannten und auch heute nicht erkennen werden. Aber - das geschieht ebenso im Willen Gottes. Selbst in ihrem irren sind Juden das Licht der Völker. Indem sie nicht erkennen, verschafft Gott den Heiden die Möglichkeit in großer Zahl gerettet zu werden.

Servus :wave:
Faust

Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Beitrag von Faust »

Magdalena61 hat geschrieben: So 8. Sep 2019, 17:33Christen lesen aus dem Kapitel heraus: Gott warnt und ruft jeden Menschen zwei bis drei Mal, aber in der Zeitspanne eines irdischen Lebens
Mich persönlich wundert es sehr, dass viele Christen die Möglichkeit der Reinkarnation von vornherein ausschließen. Dabei wäre für die Seelenwanderungslehre innerhalb des Christentums durchaus Platz: Stichwort Fegefeuer :) es kann natürlich sein, dass eine Seele in diesem einen Erdenleben alle Lektionen lernt und dann keine Reinkarnation mehr erforderlich ist. Darüber hinaus wird eines ebenfalls häufig nicht bedacht: das Universum ist groß. Es kann unendlich viele Welten geben, die der Schöpfer geschaffen hat. Reinkarnation bedeutet keineswegs, dass eine Seele ausgerechnet auf diesem Planeten mit all dem Leid und den Problemen wiedergeboren wird. Allahu alam - Gott weiß es am Besten...
Rembremerding

Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Beitrag von Rembremerding »

Fegefeuer ist keine Re inkarnation
Die Seele bleibt im Fegefeuer "fleischlos". :)
Im Christentum hat Reinkarnation deshalb keinen Raum, weil der Herr erlöst hat, ein für alle mal, und es der Mensch nicht mehr tun muss in mehreren "Durchläufen".
Es ist also sowohl ein logisches, als auch ein heilsgeschichtliches Ergebnis.
Faust

Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Beitrag von Faust »

Rembremerding hat geschrieben: So 8. Sep 2019, 18:53 Fegefeuer ist keine Re inkarnation
Die Seele bleibt im Fegefeuer "fleischlos". :)
Im Christentum hat Reinkarnation deshalb keinen Raum, weil der Herr erlöst hat, ein für alle mal, und es der Mensch nicht mehr tun muss in mehreren "Durchläufen".
Es ist also sowohl ein logisches, als auch ein heilsgeschichtliches Ergebnis.
Ja, mir ist bewusst, dass die großen christlichen Kirchen und die meisten Theologen die Vorstellung der Reinkarnation ablehnen. Dennoch kann sie real existieren, da die Realität nicht unbedingt abhängig ist von unsren Glaubensvorstellungen ;) Reinkarnation als ein Weg zur Seelenreinigung und Lernprozess macht für mich jedenfalls mehr Sinn und scheint eher im Einklang mit Gottes Liebe und Barmherzigkeit zu sein, als die Vorstellung einer ewigen Verdammnis.
Faust

Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Beitrag von Faust »

Da es hier um die Weltsicht & den Glauben aus jüdischer Perspektive geht: von dem Rabbiner Yonassan Gershom gibt es ein Buch zum Thema: Kehren die Opfer des Holocaust wieder?
Kehren die Opfer des Holocaust wieder? – Diese Frage muss sich der Rabbiner Yonassan Gershom stellen, nachdem sich zuerst eine junge Frau und danach immer mehr Menschen Rat suchend an ihn wenden, wie sie – obwohl nach dem Zweiten Weltkrieg geboren – von Erinnerungen an Erlebnisse aus ihrer jüdischen Vergangenheit in der Hitlerzeit geplagt werden. Anhand ergreifender Beispiele stellt Yonassan Gershom im ersten Teil des Buches («Beyond the Ashes») die Quintessenz aus den Gesprächen dar, die er während fünfzehn Jahren mit Hunderten von Personen führte, hauptsächlich mit Amerikanern der Jahrgänge 1945 bis 1955. In weiteren Kapiteln wird der Frage nachgegangen, wie die Wiederverkörperungslehre im Judentum lebt. Der zweite Teil («From Ashes to Healing») enthält fünfzehn eindrückliche Berichte von Menschen, die von ihren Holocaust-Traumata geheilt werden konnten, sowie die Aufsätze: «Die jüdische Seele», «Hat die Seele von Hitler bereut?» und «Edgar Cayce über den Holocaust» von Yonassan Gershom.
Im Judentum gab es schon immer eine große Toleranz und Pluralismusfähigkeit. Das können die anderen Religionsgemeinschaften von ihnen lernen, meiner Ansicht nach. Viele Menschen glauben an Reinkarnation. Einer der Gründe: manche Menschen haben Erinnerungen an frühere Leben. Leider nicht nur schöne und beglückende, sondern manchmal richtige Traumata, die nach einer Heilung verlangen.

Reinkarnation.png
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Reinkarnation: Weltgeschichte einer Idee von Helmut Obst
Spice
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Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Beitrag von Spice »

Rembremerding hat geschrieben: So 8. Sep 2019, 18:53 Fegefeuer ist keine Re inkarnation
Die Seele bleibt im Fegefeuer "fleischlos". :)
Im Christentum hat Reinkarnation deshalb keinen Raum, weil der Herr erlöst hat, ein für alle mal, und es der Mensch nicht mehr tun muss in mehreren "Durchläufen".
Es ist also sowohl ein logisches, als auch ein heilsgeschichtliches Ergebnis.
Inzwischen wurde ja dieser Irrtum, dass die Reinkarnation im christl. Glauben keinen Platz habe, von mehreren Theologen und der Realität korrigiert. Da hattest ja sicher auch meinen entspr. link gelesen und verbreitest trotzdem weiter Irrtum.
Natürlich ist das Fegefeuer "fleischlos". Aber Jesus lehrte keine Voillendung im Jenseits. Das Jenseits war ihm völlig unwichtig. Ihm ging es um die Aufhebung des Todes und diese Aufhebung des Todes soll bei allen Menschen geschehen - "Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod." 1. Kor. 15,26 . Der Tod ist aber nur auf Erden wirksam. Niemand, der sich zu Christus bekehrte wurde völlig von Krankheit und Tod und allem Übel erlöst. Darum aber geht es! Was sagt Jesus? "Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und volle Genüge." (Joh. 10,10) und "Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre." (Joh. 3,8) Was sind aber die "Werke des Teufels"? - Das Böse, Krankheit (seelisch, körperlich) und Tod.
Diese Werke will er in und durch die Heiligung zerstören. Da wir aber so schlecht lernen, braucht es dazu mehrere Erdenleben.
Das ist das logische und auch heilsgeschichtliche Ergebnis!
Rembremerding

Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Beitrag von Rembremerding »

Faust hat geschrieben: So 8. Sep 2019, 20:23 Reinkarnation als ein Weg zur Seelenreinigung und Lernprozess macht für mich jedenfalls mehr Sinn und scheint eher im Einklang mit Gottes Liebe und Barmherzigkeit zu sein, als die Vorstellung einer ewigen Verdammnis.
Vielleicht sind wir uns ja auch der wahren Größe der Liebe Gottes und seiner Barmherzigkeit nicht bewusst, können sie gar nicht mit unserem menschlichen Kleingeist erfassen, was wir Liebe nennen.

Was, wenn Gott im Bund des Menschen mit ihm sogar die notwendige Arbeit und Pflichten des Menschen übernommen hat? Was, wenn Gott die Reinigung der Seelen des Menschengeschlechts schon durchgeführt hat? Was, wenn es nur noch darum geht, diese Reinigung anzunehmen und man dann automatisch alles erhält, was man wissen muss, um an seiner Göttlichkeit teilhaben zu können?
Was, wenn Gott den Menschen so sehr liebt, dass er ihm lieber seinen Willen lässt, als dass er unwillig bei ihm sein muss? Was, wenn Gott sogar einen Platz jenen schenkt, die dort ihren Willen leben können?

Aber ist es nicht auffällig? Egal, welcher Name ein Thread hat, irgendwann wollen manche User doch nur über ihr Lieblingsthema Reinkarnation sprechen. Anstatt sich als Christ (und Jude) erlöst zu wissen von allem Leid und dem Tod durch die Auferstehung im Herrn, will der stolz, selbst dorthin gelangen zu wollen, nicht weichen. Dafür nimmt man lieber in Kauf immer wieder und wieder leiden und sterben zu müssen. Seltsam, oder?
Spice
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Registriert: Di 22. Mai 2018, 15:38

Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Beitrag von Spice »

Rembremerding hat geschrieben: Mo 9. Sep 2019, 11:13
Faust hat geschrieben: So 8. Sep 2019, 20:23 Reinkarnation als ein Weg zur Seelenreinigung und Lernprozess macht für mich jedenfalls mehr Sinn und scheint eher im Einklang mit Gottes Liebe und Barmherzigkeit zu sein, als die Vorstellung einer ewigen Verdammnis.
Vielleicht sind wir uns ja auch der wahren Größe der Liebe Gottes und seiner Barmherzigkeit nicht bewusst, können sie gar nicht mit unserem menschlichen Kleingeist erfassen, was wir Liebe nennen.

Was, wenn Gott im Bund des Menschen mit ihm sogar die notwendige Arbeit und Pflichten des Menschen übernommen hat? Was, wenn Gott die Reinigung der Seelen des Menschengeschlechts schon durchgeführt hat? Was, wenn es nur noch darum geht, diese Reinigung anzunehmen und man dann automatisch alles erhält, was man wissen muss, um an seiner Göttlichkeit teilhaben zu können?
Was, wenn Du da einer Illusion erliegst?

Was, wenn Gott den Menschen so sehr liebt, dass er ihm lieber seinen Willen lässt, als dass er unwillig bei ihm sein muss? Was, wenn Gott sogar einen Platz jenen schenkt, die dort ihren Willen leben können?
Ja, natürlich lässt Gott jedem seinem Willen, was denn sonst?

Aber ist es nicht auffällig? Egal, welcher Name ein Thread hat, irgendwann wollen manche User doch nur über ihr Lieblingsthema Reinkarnation sprechen. Anstatt sich als Christ (und Jude) erlöst zu wissen von allem Leid und dem Tod durch die Auferstehung im Herrn, will der stolz, selbst dorthin gelangen zu wollen, nicht weichen. Dafür nimmt man lieber in Kauf immer wieder und wieder leiden und sterben zu müssen. Seltsam, oder?
Wer ist denn erlöst? Ich sehe keinen erlösten Menschen. Erlösung hat Bedingungen. Erfüllst Du die nicht, kannst Du nicht erlöst werden.

Und ja, auch die christliche Erlösung ist nur über die Reinkarnation möglich!
Ams

Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Beitrag von Ams »

Ging es jemals darum wes Mosche oder Kirch oder Tempel wo steht?
Welcher die höchste Spitze hat... und welcher nun den prominentesten Platz?

Imho: Gefährliches Ego Spiel... Sehr gefährlich.

Persönlich glaub ich daran: "Was für ein Haus wollt ihr mir denn bauen?" (Jes 66, Apg 7)

...
Rembremerding hat geschrieben: Mo 9. Sep 2019, 11:13 und man dann automatisch alles erhält
Vermutlich ist genau dieser Gedanke der Grund warum sich diese Version vom Christentum durchgesetzt hat.

Weil es das Bequemste ist.
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