Der Monotheismus und die Trinität

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Magdalena61
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Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Magdalena61 »

Elohim ist der Form nach Plural, von der Bedeutung her Singular.
Die Einzahl wäre Eloah.

Elohim ist nicht DREI verschiedene Götter, da sind wir uns vermutlich einig.

Der Katechismus der Katholischen Kirche beschreibt das ganz gut:
,,Wir glauben fest und bekennen aufrichtig, daß nur Einer der wahre, ewige, unermeßliche und unveränderliche, unbegreifliche, allmächtige und unaussprechliche Gott ist, der Vater, Sohn und Heilige Geist: zwar drei Personen, aber eine Wesenheit, Substanz oder gänzlich einfache Natur" (4. K. im Lateran: DS 800).
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Helmuth
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Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Helmuth »

Magdalena61 hat geschrieben: Mo 2. Sep 2019, 18:02 Elohim ist der Form nach Plural, von der Bedeutung her Singular.
Die Einzahl wäre Eloah.
Ist nicht so einfach. El an sich wäre die Grundform und ist wie Eloah Singular. Es wird aber auch Elohej im Plural verwendet, an einzelnen Stellen auch Elim aber auch Elohim. In 2 Mose 3,6 wird wiederum gerade diese Form Elohej als Singularform angewandt.

Hier muss man stets den Kontext beachten. Es exisitert keine präzise allgemeine Grammatikregel, die man als europäisch abstrakt denkender Mensch gerne hätte. Mitdenken beim Lesen ist angesagt.

Redet man über JHWH ist sein Name Elohim Singular. Elohim ist aber auch ein Titel, der für Haupt oder Obrigkeit steht. Die Bnej Elohim sind die Söhne der Sippenvorstände. und über diesen steht dann JHWH Elohim als höchste Obrigkeit. Hier ist mit Elohim nicht nur Gott, sondern prinzipiell alle gesetzte Obrigkeit gemeint.

Wie gesagt, den Kontext zu beachten ist wichtig. Einzig JHWH steht für den Einen, den Ewigen, unseren Vater im Himmel, was ich nun mit Gott identifizere und sonst nichts. Dazu gibt es im hebräischen auch nicht die verkürzte Form Jah., wenn man z.B. Hallalu - "Jah" sagt.

Aufgrund der Unklarheit über den Begriff Elohim entstand das dämliche Göttertriumvirat "Trinität" in der christlichen Theologie. "Christlich" bzw. lehrmäßig korrekt wird sie deswegen nicht.

Und zwar, weil es in den Alt-Griechischen Übersetzungen an dieser sprachlichen Differenzierung mangelt. Man hat theos, sonst nichts. Die Sprache ist wie auch im Deutschen spezifisch bei diesem Begriff nicht so fazettenreich wie das Hebräische.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
Faust

Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Faust »

Hiob hat geschrieben: Mo 2. Sep 2019, 14:36Aus meiner Sicht lässt sich die Trinität am besten modalistisch verstehen (jetzt ganz ohne Vermengung mit dem Gnostizismus).
Modalismus - Vater, Sohn und Hl. Geist: verschiedene Weisen des einen Gottes. Damit jeder weiß, was damit gemeint ist :) gut, das klingt für mich schon eher vereinbar mit dem Monotheismus. Der Modalismus wird allerdings von der Kirche zu den christologischen Häresien gezählt.
Christologische Häresien
Die katholische Kirche, die orthodoxen und die protestantischen Kirchen lehren, dass Christus völlig göttlich („wahrer Gott“) und gleichzeitig völlig menschlich sei („wahrer Mensch“) und dass die drei Personen der Trinität gleichrangig und ewig seien. Die Formulierung der trinitarischen Lehre wurde im Verlauf von Jahrhunderten entwickelt, wobei die Definitionen immer wieder verfeinert wurden, um neu aufgekommene Meinungen bezüglich der Natur Jesu Christi, dem Verhältnis zwischen Christus und Gott Vater sowie der Trinität abzuwehren.

Zu den christologischen Häresien gehörten:
* Adoptionismus oder dynamischer Monarchianismus erstmals im 2. und 3. Jahrhundert: Jesus sei bei seiner Taufe von Gott adoptiert worden. Jesus sei nicht Gott, sondern ein Mensch, durch und in dem Gott wirke. Wird heute von Christadelphians und Unitariern vertreten.

* Apollinarianismus, von Apollinaris von Laodicea dem Jüngeren um 360 in Syrien: Jesus Christus könne nicht gleichzeitig Gott und Mensch sein, sondern der göttliche Logos sei an die Stelle einer menschlichen Seele getreten. Nur sein Körper sei menschlich geblieben.

* Arianismus, als Lehre erstmals im 3. Jahrhundert: Jesus Christus stehe unter Gott und sei eine geschaffene Kreatur, allerdings vor allen anderen Wesen geschaffen und somit auch nicht Mensch im üblichen Sinne.

* Modalismus, modalistischer Monarchianismus, Patripassianismus, Sabellianismus, erstmals im 2. und 3. Jahrhundert: Gott sei eine einzige Person, die sich während der Geschichte auf verschiedene Art (als Schöpfer, als Jesus Christus, als Heiliger Geist) offenbart habe. Wird heute von manchen Pfingstgemeinden (Oneness Pentecostals) und der Vereinigten Apostolischen Kirche vertreten.

* Monophysitismus, Doketismus 2. Jahrhundert, 5. Jahrhundert: Jesus habe nur eine – göttliche – Persönlichkeit, sei entweder nur scheinbar Mensch oder seine menschliche Natur sei in der göttlichen aufgegangen wie ein Tropfen im Ozean.
Nestorianismus: 5. Jahrhundert, lehrt, Jesus habe zwei klar unterschiedene Persönlichkeiten als Gott und Mensch, die vor allem den Körper gemeinsam hatten.
Das nicänische Glaubensbekenntnis ist als Reaktion auf die sogenannten christologischen Häresien entstanden. Interessant finde ich die Formulierung „sei entweder nur scheinbar Mensch oder seine menschliche Natur sei in der göttlichen aufgegangen wie ein Tropfen im Ozean“ - ähnliche Gedanken finden sich beispielsweise in der Mystik des Islam. „In Gott aufgehen, so wie ein Tropfen in einem Ozean“, das ist der Weg der Sufis.
Hiob
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Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Hiob »

Faust hat geschrieben: Mo 2. Sep 2019, 20:04 Der Modalismus wird allerdings von der Kirche zu den christologischen Häresien gezählt.
Was ich mir nur so erklären kann, dass dies im gnostischen Kontext geschah. --- Bei meinen Gesprächen mit katholischen Theologen stieß ich eigentlich immer auf Ratlosigkeit, warum das NICHT katholisch sein solle.

Rembremberding hat eine Begründung gebracht, die ich irgendwie historisch verstanden habe - aber nicht spirituell.
Faust hat geschrieben: Mo 2. Sep 2019, 20:04 Interessant finde ich die Formulierung „sei entweder nur scheinbar Mensch oder seine menschliche Natur sei in der göttlichen aufgegangen wie ein Tropfen im Ozean“
Nur "scheinbar Mensch" war Jesus sicherlich nicht - der Satz "wahrer Mensch und wahrer Gott" passt schon (und ist übrigens sehr gut begründbar, wie ich meine). - Das " seine menschliche Natur sei in der göttlichen aufgegangen wie ein Tropfen im Ozean“ sehe ich genau umgekehrt: "Gott ist in Jesus aus seinem Ozean zum Tropfen geworden UND war über seinen 'Abba' immer mit dem Ozean verbunden". - So wird ein Schuh draus.
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lovetrail
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Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von lovetrail »

Gegen den Modalismus spricht mE die Beziehung zwischen Vater und Sohn, welche ja ganz wesentlich für den Glauben ist. Also dass zB Jesus zu seinem Vater gebetet hat. Wenn man diese Beziehung in eins aufheben würde, dann geht etwas Wertvolles verloren und auch die Sohnschaft der Menschen, welche ja im Sohn Gottes gründet, wäre gefährdet.
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!
Ams

Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Ams »

Faust hat geschrieben: Mo 2. Sep 2019, 20:04 [...] aufgegangen wie ein Tropfen im Ozean“ - ähnliche Gedanken finden sich beispielsweise in der Mystik des Islam. „In Gott aufgehen, so wie ein Tropfen in einem Ozean“, das ist der Weg der Sufis.
Ebenso auch der Weg der christlichen Mystik und letztendlich der Weg Christi.

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Ich bin eine Welle im Ozean Gott.

Eine Welle kann meinen, sie sei getrennt vom Ozean, sie sei etwas ganz anderes.

Doch wenn sie wirklich erkennt, was sie ist, erkennt sie, dass sie Ozean ist.

Dies zu begreifen ist unsere wichtigste Lebensaufgabe.

Du musst wiedergeboren werden, sagt Jesus zu Nikodemus.

Du musst dein tiefstes Wesen erkennen.

Vollende Deine Geburt!

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(Zitiert von: Willigis Jäger, Christ, Mystiker)
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Der messianische Weg.

Die ersten Jünger Jesus nannten sich daher auch 'Nachfolger des Weges'.
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lovetrail
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Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von lovetrail »

Das mit dem "Ozean" das klingt mir zu sehr nach Drogenrausch. Denn ohne (großes) "Du" auch kein Selbst.

Gleichnishaft im irdischen Leben in der Ehe aufgezeigt: Die Neugeburt (des Kindes) erfolgt über das Erkennen und die Treue zum Du des Partners.

Die modernen "spirituosen" Egoisten wollen sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen und glauben das funktioniert, wenn sie sich mantraartig vorsagen: "Da ist kein Sumpf, ich steh in Wirklichkeit auf der schönen Weide" :-D
Zuletzt geändert von lovetrail am Di 3. Sep 2019, 09:11, insgesamt 1-mal geändert.
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!
jesher

Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von jesher »

Magdalena61 hat geschrieben: Mo 2. Sep 2019, 18:02Der Katechismus der Katholischen Kirche beschreibt das ganz gut:
,,Wir glauben fest und bekennen aufrichtig, daß nur Einer der wahre, ewige, unermeßliche und unveränderliche, unbegreifliche, allmächtige und unaussprechliche Gott ist, der Vater, Sohn und Heilige Geist: zwar drei Personen, aber eine Wesenheit, Substanz oder gänzlich einfache Natur" (4. K. im Lateran: DS 800).
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Weshalb im Katechismus der "Personen" Begriff verwendet wird, bleibt mir ein Rätsel. In der ev. Kirche ist es jedoch nicht anders. Da kann man nichts machen.
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Helmuth
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Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Helmuth »

jesher hat geschrieben: Di 3. Sep 2019, 08:59 Weshalb im Katechismus der "Personen" Begriff verwendet wird, bleibt mir ein Rätsel.
Warum? Die Katholiken sehen es als Rätsel und nennen es auch "Mysterium" des Glaubens. Das ist ihr Problem und ich bin gar nicht willens ihr selbst auferlegtes Paradoxon zu lösen.

Nun meinen sie, dass Jesus für andere auch ein Mysterium sein muss. Jesus nannte gewisse Pharisäer nicht umsonst blinde Blindenführer.

Jesus starb für uns am Kreuz, kein Rätsel, kein Mysterium sondern Realität und historische Tatsache. Ich bin froh, an einen Gott glauben zu dürfen, der mich nicht zum Hofnarren einer Kirche macht, sondern zu einem Bannerträger für sein Reich.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
Rembremerding

Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Rembremerding »

Was ein Mysterium des Glaubens ist, können wirklich nur wiedergeborene Christen verstehen, geboren aus Wasser und Geist.
Was dem Fleisch, dem fleischlichen Denken verborgen bleibt, erschließt der Hl. Geist dem menschlichen Geist. Den fleischlich Denkenden muss Gott erklärbar bleiben, durchschaubar, dem Christen, wiedergeboren im Geist, wird Gott erst erfahrbar. Das eine hat mit Bescheidwissen wollen zu tun, das andere ist Beziehung.

Ein Christ muss auch Mystiker sein und er ist es auch dann, wenn er den Begriff, aus welchen Grund auch immer, nicht wahrhaben will.
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