Familie - Nein danke?

Leben in einer christlich geprägten Gesellschaft
Ehe & Familie, Partnerschaft & Sexualität, Abtreibung, Homosexualität
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sven23
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Familie - Nein danke?

Beitrag von sven23 »

Politische Parteien, besonders die mit dem C im Namen und neuerdings auch die AfD, und die Kirchen betonen immer wieder den Wert der Familie.
Dabei berufen sie sich auf christliche Werte, die sie wiederum auf Jesus zurückführen.
Nun ist aber die biblische Befundlage eine andere. Das Verhältnis Jesu zu seiner Familie ist ein sehr ambivalentes, und umgekehrt wohl ebenso.

Das Idyll der „Heiligen Familie"hat mit der neutestamentlichen Überlieferung nicht viel zu tun.
Die Familie Jesu wird als nicht sehr harmonisch dargestellt. So wird erzählt, dass die Angehörigen Jesus mit Gewalt nach
Hause holen wollen (Mk 3,21), weil sie ihn für verrückt halten.
Jesus geht daraufhin deutlich auf Distanz zu seiner Familie: „Es saßen viele Leute um ihn herum und man sagte zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder
stehen draußen und fragen nach dir. Er erwiderte: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?" (Mk 3,32f). Mit dieser Frage hebt Jesus seine verwandtschaftlichen Bindungen auf und erklärt stattdessen seine Jünger und Jüngerinnen zu seiner Familie.


Jesu Botschaft vom Reich Gottes steht offensichtlich quer zur Familie, die gesellschaftlich das Normale war. Familienbindungen als Bindungen an diesen Normalzustand können den Evangelien zufolge sogar ein Hindernis für das Reich Gottes sein. Wer zum Beispiel die Familienpflicht, den Vater zu bestatten, als Grund anführt, um die Entscheidung für das Reich Gottes aufzuschieben, der wird hart kritisiert (Lk 9,60). Jesus
verlangt ganzen Einsatz für das Reich Gottes, wenn nötig auch die Trennung von der Familie.
Wer dem besitz- und heimatlosen Wanderprediger Jesus nachfolgt, von dem wird erwartet, aufzugeben, wegzugehen
und zu verlassen. Doch bleibt das nicht ohne Verheißung, denn diejenigen, die Jesus nachfolgen, werden eine neue
Familie finden. Diese Familie wird gebildet von allen, die sich für das Reich Gottes entscheiden. In Mk 3,34f heißt es: „Und
er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer
den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter."
Den Jüngerinnen und Jüngern, die alle Brücken hinter sich abgebrochen haben, wird Lohn verheißen: „Amen, ich sage
euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder
oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen: jetzt in dieser Zeit wird er Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben" (Mk 10,29f)

http://www.gym-hartberg.ac.at

Jesu Botschaft ist sogar gegen die Familie gerichtet: wer familiäre Bindungen aufgibt und mit ihm durch die Lande zieht, wird dafür in der kommenden Ordnung, die ja seiner Meinung nach unmittelbar bevorstand, hundertfach belohnt werden.

Das Idyll der Heiligen Familie ist wohl ein späteres, christlich-kirchliches und idealisiertes Konstrukt, das mit dem historischen Jesus wenig zu tun hat.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Janina
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Re: Familie - Nein danke?

Beitrag von Janina »

Manchmal wundert mich das schon, wenn jemand die Familie für ein Alleinstellungsmerkmal des Christentums hält.
Ruth

Re: Familie - Nein danke?

Beitrag von Ruth »

Ich denke, das Christentum kann gar nichts für sich beanspruchen, was für oder gegen Familie spricht.
Es ist immer eine Sache, wie man sich gerade darin fühlt.

Fühlt man sich in der Familie gerade eingebunden und sogar geborgen, wird man auch in der Bibel immer "Beweise" finden, welche das eigene Befinden als Grundlage bestätigt. Wenn es in der Familie gerade kriselt und man diese eher als Last empfindet, findet man ebenso Aussagen in der Bibel, die einem "erlauben", die Familie zu verlassen.
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Helmuth
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Re: Familie - Nein danke?

Beitrag von Helmuth »

sven23 hat geschrieben: Das Idyll der Heiligen Familie ist wohl ein späteres, christlich-kirchliches und idealisiertes Konstrukt, das mit dem historischen Jesus wenig zu tun hat.
Sie geht auf Gottes Schöpfungsordnung zurück und hat mit dem was du hier darstellst nichst zu tun. Dabei geht es um völlig andere Dinge.
Janina hat geschrieben:Manchmal wundert mich das schon, wenn jemand die Familie für ein Alleinstellungsmerkmal des Christentums hält.
Da gebe ich dir Recht. Sie ist ein Unversalbaustein aller menschlicher Gemeinschaft. Von daher aber auch ein hoher christlicher Wert. Ich halte meine eigene Familie sehr hoch in Ehren.

Aber es gibt Grenzen, und genau die zeigt Jesus auf.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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sven23
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Re: Familie - Nein danke?

Beitrag von sven23 »

Helmuth hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Das Idyll der Heiligen Familie ist wohl ein späteres, christlich-kirchliches und idealisiertes Konstrukt, das mit dem historischen Jesus wenig zu tun hat.
Sie geht auf Gottes Schöpfungsordnung zurück und hat mit dem was du hier darstellst nichst zu tun.
Du meinst also, die neutestamentliche Überlieferung hat nichts mit Gottes Schöpfungsordnung zu tun?
Helmuth hat geschrieben: Dabei geht es um völlig andere Dinge.
.
Ja, wir sind ganz Ohr.
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Abischai
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Re: Familie - Nein danke?

Beitrag von Abischai »

Sven, Du spinnst schon wieder nur herum. Benimm Dich mal bitte wie sich das für diese Runde hier gehört!
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
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Helmuth
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Re: Familie - Nein danke?

Beitrag von Helmuth »

sven23 hat geschrieben: Du meinst also, die neutestamentliche Überlieferung hat nichts mit Gottes Schöpfungsordnung zu tun?
Im Gegenteil, sie bestätigt sie. Hier zwei Auszüge:
1Kor 11, 3 hat geschrieben: Ich will aber, dass ihr wisst, dass Christus das Haupt jedes Mannes ist, der Mann aber das Haupt der Frau, Gott aber das Haupt des Christus.
Eph 6, 1-4 hat geschrieben: Ihr Kinder, gehorchet euren Eltern im Herrn, denn das ist recht.Ehre deinen Vater und deine Mutter, welches das erste Gebot mit Verheißung ist, auf dass es dir wohlgehe und du lange lebest auf der Erde. Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.
Helmuth hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Dabei geht es um völlig andere Dinge.
Ja, wir sind ganz Ohr.
Welchen Bereich möchtest du näher beleuchtet wissen?
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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sven23
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Re: Familie - Nein danke?

Beitrag von sven23 »

Helmuth hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Dabei geht es um völlig andere Dinge.
Ja, wir sind ganz Ohr.
Welchen Bereich möchtest du näher beleuchtet wissen?[/quote]
Die völlig anderen Dinge.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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Re: Familie - Nein danke?

Beitrag von sven23 »

closs hat geschrieben: Weiter würde ich prüfen, ob die Eltern Jesus wirklich für "verrückt" in heutiger Wortbedeutung gehalten haben oder ob da nicht was ganz anderes gemeint ist - auf welche Stelle beziehst Du Dich konkret?
@closs

Wie du am Einführungstext siehst, wird hier die Stelle angesprochen, die du mal angezweifelt hast, in der die eigene Familie Jesus für verrückt hält, weil er als Sektenguru durch die Lande ziehen will. Nebenbei: welche Eltern wären da begeistert, heute wie damals?
Diese Stelle macht aber auch deutlich, dass die Geburtslegenden, die Jesus als den verheißenen Messias legitimieren sollen, später hinzugefügt worden sind. Die Eltern jedenfalls wissen noch nichts von seiner angeblich göttlichen Mission.
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closs
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Re: Familie - Nein danke?

Beitrag von closs »

sven23 hat geschrieben:Diese Stelle macht aber auch deutlich, dass die Geburtslegenden, die Jesus als den verheißenen Messias legitimieren sollen, später hinzugefügt worden sind.
Es ist eine Hermeneutik vorstellbar, in der Deine Ausführungen nachvollziehbar sind.
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