Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Säkularismus
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R.F.
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von R.F. »

Es sind Jahrzehnte vergangen, seit ich Orwells Buch “1984" gelesen habe. So weit ich mich erinnere, ist dort auch die Rede von fernen Kriegen, über die die Bevölkerung kaum informiert wird.

Das hat Orwell richtig vorhergesehen. Wie das mit der “Befreiung” von Kobane oder Mossul ablief, wird in den Medien nur verhalten diskutiert. Doch eine Welt, die auf derartige Befreiungsakte setzt, kann alles andere als in eine friedliche Zukunft blicken.
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fin
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von fin »

-- 69 nach 12 --
closs hat geschrieben:Was sind Eure Beobachtungen dazu?
1984 war bereits 1948 hoch aktuell! Orwells hat es nur in Worte gefasst. Man könnte meinen, er habe uns eine postmoderne Hiobs Botschaft hinterlassen, welche an Grausamkeit & Machtdemonstration alles Dagewesene in den Schatten stellen wird ...
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closs
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von closs »

sven23 hat geschrieben:In einer Diskussion geht es auch darum, von anderen verstanden zu werden. Will man von einer allgemein gültigen Definition abweichen, sollte man dies deutlich ansprechen
So ist es - genau das ist der Grund, warum ich so empfindlich auf die Kreation von immer wieder neuen Polysemen reagiere. Und wenn man glaubt, dass dies kein Zufall ist, muss davon ausgegangen werden, dass es Absicht ist - und somit sind wir bei "1984" und "Neusprech".
sven23 hat geschrieben:Das ist Unsinn, wie philosophische Diskussionen nach wie vor beweisen.
Aber sie sind schwieriger geworden. - Heute muss man bei vielen Worten immer hinzufügen "... im Sinne von":
* "GEIST im Sinne des Theismus" versus "GEIST im Sinne des Materialismus"
* "ONTOLOGIE im Sinne Heideggers" versus "ONTOLOGIE im Sinne des Naturalismus"
* "BEWUSSTSEIN im Sinne von Augustinus/DEscartes" versus "BEWUSSTSEIN im Sinne der Neurowissenschaften"
* "EHE im Sinne der biblisch-europäischen Tradition" versus "EHE im Sinne eines säkularen Gesetzes"
* etc.

Das Problem: Keine der neuzeitlichen Alternativen ist eine Weiterentwicklung der bestehenden Bedeutung, sondern der Versuch einer Neubesetzung ("Wir haben jetzt Autos und brauchen keine Pferde mehr - also bezeichnen wir Autos als Pferde" - aber es gibt halt immer noch die "alten" Pferde, die sich plötzlich einreden lassen müssen, dass ihre Hufe Reifen sind). - Und da sind wir meines Erachtens voll in der "1984"-Thematik.
fin hat geschrieben:1984 war bereits 1948 hoch aktuell! Orwells hat es nur in Worte gefasst.
Und war damit ein Prophet.
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sven23
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von sven23 »

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:In einer Diskussion geht es auch darum, von anderen verstanden zu werden. Will man von einer allgemein gültigen Definition abweichen, sollte man dies deutlich ansprechen
So ist es - genau das ist der Grund, warum ich so empfindlich auf die Kreation von immer wieder neuen Polysemen reagiere. Und wenn man glaubt, dass dies kein Zufall ist, muss davon ausgegangen werden, dass es Absicht ist - und somit sind wir bei "1984" und "Neusprech".
Das ist völlig überzogen. Betrachtet man sich die historische Entwicklung der Sprache, dann gibt es eine Grundkonstante: die Veränderung.
Vielleicht hat heute das Tempo der Veränderung zugenommen und spiegelt damit das Tempo der gesellschaftlichen Veränderung wider. Aber eine verordnete Sprachveränderung von oben kann ich nicht erkennen.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das ist Unsinn, wie philosophische Diskussionen nach wie vor beweisen.
Aber sie sind schwieriger geworden. - Heute muss man bei vielen Worten immer hinzufügen "... im Sinne von":
* "GEIST im Sinne des Theismus" versus "GEIST im Sinne des Materialismus"
* "ONTOLOGIE im Sinne Heideggers" versus "ONTOLOGIE im Sinne des Naturalismus"
* "BEWUSSTSEIN im Sinne von Augustinus/DEscartes" versus "BEWUSSTSEIN im Sinne der Neurowissenschaften"
* "EHE im Sinne der biblisch-europäischen Tradition" versus "EHE im Sinne eines säkularen Gesetzes"
* etc.
Gesellschaften stehen nicht still, sondern verändern sich. Ein völlig normaler historischer Prozess.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von R.F. »

Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das nennt sich Fortschritt und hat mit Orwells Weltbild einer regierenden Supermacht nichts zu tun. Glücklicherweise sind seine Vorstellungen nicht Realität geworden.
Nun, man arbeitet offenbar daran. Kurt problematisiert eine sprachliche Entwicklung, welche am Thema meiner Meinung nach vorbeiführt.

Mein Tipp: Weiter schlafen, nicht aufwachen und weiter in der Illusions-Wohlfühl-Blase leben. Zwar mache ich es nicht so, aber davon habe ich nur sorgenvolle Gedanken und ein Ohnmachtsgefühl vom Ausgeliefertsein.
- - -
Jawoll, der Bürger braucht die Gewissheit einer sicheren Zukunft. Genau diese Gewissheit vermittelt ihm Frau Dr. Merkel:
„Angela Merkel wird immer beliebter“, freut sich die „Zeit“. Die Wochenzeitung präsentiert eine Infas-Umfrage, nach der sich 36? Prozent der Wähler für die Kanzlerin „richtig begeistern“. Infas-Chef Menno Smid staunt: „Wir haben die Intensität einer affektiven Haltung gemessen. Eine solche Messung ist gegenüber kurzfristigen Themeneinflüssen erfahrungsgemäß robust.“ Sprich: Dies ist mehr als eine Schwärmerei. Heiß und innig sind die Gefühle für die Angebetete.
„Frau Merkel, Sie sind ein Mordsweib“, begeisterte sich einer ihrer zahllosen Fans jüngst in Essen. Die Kanzlerin sprach in der dortigen Philharmonie über „Soziale Marktwirtschaft im 21. Jahrhundert“.*)
Leider gibt es notorische Miesmacher ;) , die das anders sehen:
Ein »Mordsweib«?
- - -
Ihr lieben Deutschen, was fasziniert euch an dieser Frau? Das Äußere kann es eher nicht sein, aber das ist geschenkt. Sicher, man kennt sich. Man hat sich aneinander gewöhnt. Aber diese bedingungslose Hingabe? Ihr seid ihr verfallen. Es ist eine mörderische Beziehung. Diese Frau nimmt Euch aus. Sie tut Euch nicht gut. Sie fährt mit Euch Schlitten und noch dazu voll gegen die Wand. Es ist ein Rätsel. *)
*) http://www.preussische-allgemeine.de/
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von R.F. »

sven23 hat geschrieben: - - -
Gesellschaften stehen nicht still, sondern verändern sich. Ein völlig normaler historischer Prozess.
Ein verantwortungsloser Vernebelungs-Versuch. In manchen Foren beziehst für solche Worte Prügel.
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sven23
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von sven23 »

Halman hat geschrieben::wave: prima, genau so habe ich es mir vorgestellt: einfach ignorieren.
Na ja, die Meinungsfreiheit ist nicht grenzenlos und endet bekanntlich bei den Rechten der Mitbürger. Das betrifft Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung und auch Volksverhetzung und Gewaltverherrlichung. Was im Einzelnen dann zutrifft, unterliegt einem juristischen Interpretationsspielraum, aber im Grunde ist es doch begrüßenswert, dass auch das Internet nicht zu einem rechtsfreien Raum verkommt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von sven23 »

R.F. hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: - - -
Gesellschaften stehen nicht still, sondern verändern sich. Ein völlig normaler historischer Prozess.
Ein verantwortungsloser Vernebelungs-Versuch. In manchen Foren beziehst für solche Worte Prügel.
Warum?
Weil es nicht stimmt oder weil man Veränderungen fürchtet?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von R.F. »

Pluto hat geschrieben: - - -
Seit sich heraus gestellt hat, dass Geist und Bewusstsein erforschbar sind, hat sich unser Wissen darüber enorm vergrößert. Dies kommt nicht nur der theoretischen Wissenschaft zu Gute, sondern hat unzähligen geisteskranke Menschen, die zuvor als unheilbar galten, durch gezielte medikamentösen Behandlung Linderung und Hilfe gebracht.
In einer in der F.A.Z. erschienenen Rezension über die "Erfolge" der Psychiatrie war von nicht viel "Gutem" die Rede.

Eben gerade will man Methoden entwickelt haben, um mittels genetischer Eingriffe gewisse Krebserkrankungen bei Kindern zu bekämpfen. Geschätzte Kosten: 300.000 Dollar pro Fall.
In Aufsätzen dröhnt es vor Behauptungen über anhand genetischer Vergleiche nachgewiesener Abstammungen. Merkwürdigerweise ist von Untersuchungen über den Einfluss der Essgewohnheiten bzw. der Nahrungsqualität auf die Entstehung von Krebserkrankungen kaum etwas zu lesen.
R.F.
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von R.F. »

sven23 hat geschrieben:
R.F. hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: - - -
Gesellschaften stehen nicht still, sondern verändern sich. Ein völlig normaler historischer Prozess.
Ein verantwortungsloser Vernebelungs-Versuch. In manchen Foren beziehst für solche Worte Prügel.
Warum?
Weil es nicht stimmt oder weil man Veränderungen fürchtet?
Du solltest besser fragen, wieso zu Zeiten, in denen man die Katastrophe deutlich kommen sah, insbesondere die sich in Regierungsämtern befindlichen Machthaber und andere Profiteure des Systems die Gefahrenlage bestritten.

Dass viele aus dem Volk sich vor den sich anzeichnende Veränderungen fürchteten, war zu früheren Umbruchzeiten so, ebenso wie heute.
Tatsächlich hat die Furcht vor den Folgen eines mit Kernwaffen geführten Krieges die Großmächte nach Ende des II. Weltkrieges vor gefährlichen Aktionen abgehalten. Wie Du aufgrund Deinen ausgezeichneten Kenntnisse der Schriften des Alten und Neuen Bundes weißt, muss der Mensch zum kommenden Weltkrieg geradezu “überredet” werden...
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