Was macht ein gute Wissenschaftliche Theorie aus?

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Christian41285
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Was macht ein gute Wissenschaftliche Theorie aus?

Beitrag von Christian41285 »

Muss eine Theorie bewisen werden um gut zu sein?

Reicht es nicht wenn sie eine Möglichkeit bietet?



Was macht eine gute Theorie aus?

Was sagt ihr?

LG Christian K.
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Halman
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Re: Was macht ein gute Wissenschaftliche Theorie aus?

Beitrag von Halman »

Christian41285 hat geschrieben:Muss eine Theorie bewisen werden um gut zu sein?
Nein, denn dies wäre ein Anspruch, der nach Karl R. Poppers Wissenschaftstheorie des Falsifikationismus unmöglich. Nimm als Beispiel Newtons Gravitationstheorie, welche sich drei Jahrhunderte lang bestens bewährt hatte. Wie hätte man ahnen sollen, dass 1915 von Einstein eine geometrische Theorie der Gravitation das Phänomen ganz anders erklärt?
Aus der Evolution der Physik lässt sich folgerichtig ableiten, dass eine naturwissenschaftliche Theorie niemals entgültig beweisbar ist.
Christian41285 hat geschrieben:Reicht es nicht wenn sie eine Möglichkeit bietet?
Nein, dies genügt nicht für eine solide Theorie. Dies wäre dann eine Hypothese.
Christian41285 hat geschrieben:Was macht eine gute Theorie aus?

Was sagt ihr?

LG Christian K.
Dies ist die schwierigste Frage. Oben hatte ich meine Antwort anhand eines Beispiels auf Naturwissenschaft verengt. Deine Fragestellung ist allerdings allgemeiner Natur. So kann es auch Theorien in Wirtschaftswissenschaften, Sozialwissenschaften usw. geben. Inwieweit hier auch Poppers Wissenschaftstheorie gilt, kann ich nicht beurteilen; dies werden die Wissenschaftler unter den Usern sicher besser können. Grundsätzlich gehe ich allerdings davon aus, dass Theorien unbeweisbar sind.
Was macht eine gute Theorie aus? Ihr Erklärungsgehalt und ihre Schlüssigkeit. Sie sollte wissenschaftlich sein. Wenn Du diesbezüglich hier im Forum etwas "graben" möchtest, empfehle ich Dir in meinen Beiträgen nach Paul Hoyningen-Huene zu suchen.
Theorien sind Modelle zur Erklärung der Wirklichkeit und somit nicht identisch mit der Wirklichkeit selbst. Eine gute Theorie ist ein Modell, welches die Wirklichkeit in guter bis sehr guter Näherung beschreiben kann. Je größer ihr Erklärungsgehalt ist, je besser ist sie.

Ein Beispiel für eine sehr gute Theorie wäre die Quantenmechanik. Da die klassische Mechanik in der skurrilen Quantenwelt offenkundig versagt und somit nicht anwendbar ist, war es notwendig eine neue "Mechanik" für den Mikrokosmos zu formulieren: die Quantenmechanik. Sie vermag die Quantenwelt so gut zu beschreiben, dass wir auf Basis dieses Modells funktionierende Technologie, wie Computer, konstruieren können. Doch selbst dies vermag die Quantenmechanik nicht zu beweisen, auch wenn sie sehr gut belegt ist.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
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Christian41285
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Re: Was macht ein gute Wissenschaftliche Theorie aus?

Beitrag von Christian41285 »

Hypothese?

Ist demnach nicht jede Theorie eine Hypothese?

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Pluto
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Re: Was macht ein gute Wissenschaftliche Theorie aus?

Beitrag von Pluto »

Christian41285 hat geschrieben:Hypothese?

Ist demnach nicht jede Theorie eine Hypothese?
Leider ist der Unterschied ziemlich nebulös.
Eine Idee beginnt als Hypothese. Wird sie mehrmals empirisch bestätigt, erhält sie irgendwann den Status einer Theorie.

Irgendwann, wenn die Theorie oft genug bestätigt wird, wird sie so selbstverständlich, dass ihre Aussagen zu Fakten werden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
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Christian41285
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Re: Was macht ein gute Wissenschaftliche Theorie aus?

Beitrag von Christian41285 »

Pluto hat geschrieben:
Christian41285 hat geschrieben:Hypothese?

Ist demnach nicht jede Theorie eine Hypothese?
Leider ist der Unterschied ziemlich nebulös.
Eine Idee beginnt als Hypothese. Wird sie mehrmals empirisch bestätigt, erhält sie irgendwann den Status einer Theorie.

Irgendwann, wenn die Theorie oft genug bestätigt wird, wird sie so selbstverständlich, dass ihre Aussagen zu Fakten werden.

Danke!

Das is ne gute Antwort!

LG
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Tyrion
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Re: Was macht ein gute Wissenschaftliche Theorie aus?

Beitrag von Tyrion »

Wie Halman bereits richtig schrieb, ist eine Theorie nicht beweisbar.

Eine Theorie versucht ein beobachtbares Phänomen zu erklären und hierbei Voraussagen zu ermöglichen. Treten die Vorhersagen ein, dann wird die Theorie bestätigt (abernicht bewiesen), treten sie nicht ein, dann ist sie offensichtlich falsch und muss verworfen pder abgeändert werden.

Beispiel:
Wie schon erwähnt - die Gravitation nach Newton. Sie erklärt, dass ein Apfel scheinbar zum Boden fällt, da sich Massen gegenseitig anziehen. Newton hat vorhergesagt, dass auch zwei Stahlkugeln sich anziehen und hat auch vorhergesagt, mit welcher Kraft sie das tun (abhängig von ihrer Masse und ihrem Abstand). Man kann das experimentell prüfen - die Messungen passen mit der Theorie, also der Vorhersage, überein.

Beispiel 2:
Heliozentrisches Weltbild - Aristarch von Samos hat dies als erster so gut aufgestellt, dass er sogar Parallaxen der Sterne postuliert hat. 1830 konnten diese experimentell bestätigt werden. Die Theorie erklärt auch die scheinbaren Schleifenbahnen der Planeten am Himmel und auch den Effelt des Foucoult'schen Pendels. Sie ist also so gut bestätigt, dass kein normaler Mensch bzw. Mensch mit entsprechender Bildung diese Theorie anzwiefelt.

Ptolemaeus hatte eine andere Theorie - die der Epizyklen bezüglich des Geozentrischen Weltbildes. Damit hat er ebenfalls die Schleifenbahnen erklären können und vorhersagen können. Er war da richtig gut und hat sogar festgestellt, dass die Erde dann nicht ganz in der Mitte stehen darf. Seine Theorie schließt aber Parallaxen aus und erklärt auch nicht das Foucoult'sche Pendel. Folglich gilt es heute als falsifiziert.

Zudem erklärt die Gravitationstheorie von Newton, warum die Sonne und nicht die Erde im Mittelpunkt des Sonnensystems steht.

Eine Theorie greift also Vorwissen auf und muss plausibel begründbar sein, um gut zu sein. Sie wird dann anhand ihrer Vorhersagen (also dem, was aus der Theorie folgt), überprüfbar bzw. falsifizierbar.

Die Nichtwiderlegbarkeit zählt also nicht. Ich könnte die "Theorie" aufstellen, dass Pluto kein Planetoid ist, sondern ein künstlicher, von Aliens geschaffener, kleinplanetenähnlicher Körper ist. Ich kann dazu alle möglichen Stories erfinden - und dann sagen: "Ihr könnt mir das Gegenteil nicht beweisen!". Das wäre keine Theorie, da sie keine plausiblen Gründe für ihre Richtigkeit enthält und nur darauf aufbaut, im Moment nicht (oder nur mit sehr hohem Aufwand) falsifiziert werden kann.

Kurz gesagt:
Sie muss plausibel sein, aus dem Vorwissen begründbar sein, anhand empirischer Daten bestätigt werden (das heißt, ihre Vorhersagen müssen zutreffen) - dann ist es eine "gute" Theorie. Trifft auch nur eine Vorhersage nicht ein, muss sie überarbeitet werden oder fallen gelassen werden.
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Christian41285
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Re: Was macht ein gute Wissenschaftliche Theorie aus?

Beitrag von Christian41285 »

Tyrion hat geschrieben:Wie Halman bereits richtig schrieb, ist eine Theorie nicht beweisbar.

Eine Theorie versucht ein beobachtbares Phänomen zu erklären und hierbei Voraussagen zu ermöglichen. Treten die Vorhersagen ein, dann wird die Theorie bestätigt (abernicht bewiesen), treten sie nicht ein, dann ist sie offensichtlich falsch und muss verworfen pder abgeändert werden.

Beispiel:
Wie schon erwähnt - die Gravitation nach Newton. Sie erklärt, dass ein Apfel scheinbar zum Boden fällt, da sich Massen gegenseitig anziehen. Newton hat vorhergesagt, dass auch zwei Stahlkugeln sich anziehen und hat auch vorhergesagt, mit welcher Kraft sie das tun (abhängig von ihrer Masse und ihrem Abstand). Man kann das experimentell prüfen - die Messungen passen mit der Theorie, also der Vorhersage, überein.

Beispiel 2:
Heliozentrisches Weltbild - Aristarch von Samos hat dies als erster so gut aufgestellt, dass er sogar Parallaxen der Sterne postuliert hat. 1830 konnten diese experimentell bestätigt werden. Die Theorie erklärt auch die scheinbaren Schleifenbahnen der Planeten am Himmel und auch den Effelt des Foucoult'schen Pendels. Sie ist also so gut bestätigt, dass kein normaler Mensch bzw. Mensch mit entsprechender Bildung diese Theorie anzwiefelt.

Ptolemaeus hatte eine andere Theorie - die der Epizyklen bezüglich des Geozentrischen Weltbildes. Damit hat er ebenfalls die Schleifenbahnen erklären können und vorhersagen können. Er war da richtig gut und hat sogar festgestellt, dass die Erde dann nicht ganz in der Mitte stehen darf. Seine Theorie schließt aber Parallaxen aus und erklärt auch nicht das Foucoult'sche Pendel. Folglich gilt es heute als falsifiziert.

Zudem erklärt die Gravitationstheorie von Newton, warum die Sonne und nicht die Erde im Mittelpunkt des Sonnensystems steht.

Eine Theorie greift also Vorwissen auf und muss plausibel begründbar sein, um gut zu sein. Sie wird dann anhand ihrer Vorhersagen (also dem, was aus der Theorie folgt), überprüfbar bzw. falsifizierbar.

Die Nichtwiderlegbarkeit zählt also nicht. Ich könnte die "Theorie" aufstellen, dass Pluto kein Planetoid ist, sondern ein künstlicher, von Aliens geschaffener, kleinplanetenähnlicher Körper ist. Ich kann dazu alle möglichen Stories erfinden - und dann sagen: "Ihr könnt mir das Gegenteil nicht beweisen!". Das wäre keine Theorie, da sie keine plausiblen Gründe für ihre Richtigkeit enthält und nur darauf aufbaut, im Moment nicht (oder nur mit sehr hohem Aufwand) falsifiziert werden kann.

Kurz gesagt:
Sie muss plausibel sein, aus dem Vorwissen begründbar sein, anhand empirischer Daten bestätigt werden (das heißt, ihre Vorhersagen müssen zutreffen) - dann ist es eine "gute" Theorie. Trifft auch nur eine Vorhersage nicht ein, muss sie überarbeitet werden oder fallen gelassen werden.

Danke!

Gut erklärt!

LG Christian Klingenberg.
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