Notre-Dame wieder aufbauen oder nicht?

Politik und Weltgeschehen

Sollte Notre-Dame wieder aufgebaut werden oder nicht?

Ja
5
45%
Nein
5
45%
Weiß nicht
1
9%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 11

Hiob
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Re: Notre-Dame wieder aufbauen oder nicht?

Beitrag von Hiob »

Magdalena61 hat geschrieben: Mi 24. Apr 2019, 03:39 . Es ist fast, als glauben die engagierten Leute gar nicht an einen Gott
Richtig - hier geht es um nationale historische Symbole - dasselbe würde beim Kölner Dom oder beim Brandenbruger Tor geschehen. - Die Ironie: Das Christentum wird vermutlich deshalb problemlos in Europa überleben, weil es die historische Klammer Europas bildet: Schon vor 1000 Jahren gab es diese Klammer zwischen Riga und Santiago mit der "EU-Sprache" Latein, das von den Mönchen gesprochen wurde.
Magdalena61 hat geschrieben: Mi 24. Apr 2019, 03:39 Mir ist, als will man die Kirche ohne Gott wieder aufbauen.
Zumindestens spielt es für die Geldgeber der Großspenden durchschnittlich keine Rolle (im Einzelfall weiß man nie). - Davon abgesehen: Wenn man 200 Mio spendet, sind das vermutlich steuervermindernde Kosten - es geht also - naja - ein Drittel wieder zurück. ;)
jesher

Re: Notre-Dame wieder aufbauen oder nicht?

Beitrag von jesher »

Hiob hat geschrieben: Mi 24. Apr 2019, 22:52Die Ironie: Das Christentum wird vermutlich deshalb problemlos in Europa überleben, weil es die historische Klammer Europas bildet
Selbiges kann man über die RKK im Allgemeinen sagen. Auch wenn wohl die meisten Protestanten es nicht gerne hören, ist es doch die RKK die das Christentum in gewisser Weise trägt, und zwar in der Hauptsache einfach durch ihre Existenz. Denn in Bezug auf die Ethik, Religion oder auch Philosophie, benötigt man die christlichen Kirchen nicht mehr. Wichtiger noch als die Gebäude ist jedoch ein anderer Bereich. Die Diakonie ist stark rückläufig und die entstehenden Lücken werden durch explizit a-religiöse Diente übernommen, womit das Christentum den wohl schmerzvollsten Verlust an gesellschaftlicher Relevanz hinnehmen muss, Stück für Stück, quasi unbemerkt.
Hiob hat geschrieben: Mi 24. Apr 2019, 22:52 Zumindestens spielt es für die Geldgeber der Großspenden durchschnittlich keine Rolle (im Einzelfall weiß man nie). - Davon abgesehen: Wenn man 200 Mio spendet, sind das vermutlich steuervermindernde Kosten - es geht also - naja - ein Drittel wieder zurück.
Ja, da bin ich sicher, wird der Staat sehr großzügig sein.
Hiob
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Re: Notre-Dame wieder aufbauen oder nicht?

Beitrag von Hiob »

jesher hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 06:29 Selbiges kann man über die RKK im Allgemeinen sagen. Auch wenn wohl die meisten Protestanten es nicht gerne hören, ist es doch die RKK die das Christentum in gewisser Weise trägt, und zwar in der Hauptsache einfach durch ihre Existenz. Denn in Bezug auf die Ethik, Religion oder auch Philosophie, benötigt man die christlichen Kirchen nicht mehr. Wichtiger noch als die Gebäude ist jedoch ein anderer Bereich. Die Diakonie ist stark rückläufig und die entstehenden Lücken werden durch explizit a-religiöse Diente übernommen, womit das Christentum den wohl schmerzvollsten Verlust an gesellschaftlicher Relevanz hinnehmen muss, Stück für Stück, quasi unbemerkt.
Zustimmung - da ist ein Stück "Götterdämmerung" unterwegs. - Aber nicht, weil die RKK versagt hätte, sondern weil Philosophie und Gesellschafts-Bild der letzten Generationen derart a-spirituell sind, dass die RKK schlicht nicht mehr VERSTANDEN wird ("Was machen die eigentlich außer Kindesmissbrauch", fragen dann "kritische" :devil: Medien). - Somit kann es gut sein, dass sich das Christentum mehr nach Asien und Afrika verlagert - oder in eine weiße alttestamentischer Staats-Religion entstellt wird, wie sich dies in den USA andeutet.

ODER es passiert irgendeine Katastrophe von Atombombe bis Epidemie, bei der mal nebenbei 3 Milliarden Menschen draufgehen - dann wird die RKK wieder ganz schnell ganz oben stehen.

Wie auch immer: Die Eurropa-bindende Kulturkraft von Riga bis Santiago und von Dublin bis Athen oder gar Wladiwostok (!) (auch die Orthodoxen gehören zum Christentum - "und wie" sogar) wird Bestand haben, weil Europa eine Identität braucht. - Insofern kann das Christentum gut überwintern.
Rembremerding

Re: Notre-Dame wieder aufbauen oder nicht?

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 08:50 Somit kann es gut sein, dass sich das Christentum mehr nach Asien und Afrika verlagert -
Es war schon immer die Stärke der Kirche, dass sie Glaubensimpulse aus verschiedenen Regionen der Welt auf andere übertragen konnte. Da kommt auch wieder viel nach Europa zurück.
oder in eine weiße alttestamentischer Staats-Religion entstellt wird, wie sich dies in den USA andeutet.
Richtig. Dies ist dann eher die protestantisch-evangelikale Antwort.
In Südamerika und Afrika expandieren Freikirchen, weil sie sich unmittelbar an den Bedürfnissen der Menschen orientieren und flexibel in ihrer Lehre sind.
jesher

Re: Notre-Dame wieder aufbauen oder nicht?

Beitrag von jesher »

Hiob hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 08:50Zustimmung - da ist ein Stück "Götterdämmerung" unterwegs. - Aber nicht, weil die RKK versagt hätte, sondern weil Philosophie und Gesellschafts-Bild der letzten Generationen derart a-spirituell sind, dass die RKK schlicht nicht mehr VERSTANDEN wird ("Was machen die eigentlich außer Kindesmissbrauch", fragen dann "kritische" Medien).
Ja, der Zustand der RKK an sich spielt kaum eine Rolle, vermutlich auch, weil die RKK den Mißbrauch nicht für sich gepachtet hat. Das Thema wird jedoch bereits satierisch-medial aufgearbeitet. Der sympathische Papst hilft für ein positives Gesamtbild.
Hiob hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 08:50Somit kann es gut sein, dass sich das Christentum mehr nach Asien und Afrika verlagert - oder in eine weiße alttestamentischer Staats-Religion entstellt wird, wie sich dies in den USA andeutet.
Das ist durchaus möglich, wobei ich noch Südamerika als Verlagerungsort ergänzen würde. Was die USA angeht, so ist die Entwicklung dort sehr uneinheitlich... so wie das ganze Land.
Hiob hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 08:50ODER es passiert irgendeine Katastrophe von Atombombe bis Epidemie, bei der mal nebenbei 3 Milliarden Menschen draufgehen - dann wird die RKK wieder ganz schnell ganz oben stehen.
Ungemach dieser Art wird während der "Posaunen-Zeit" über uns hereinbrechen. Ob die RKK davon dann profitiert, in welcher Rolle und auf welche Weise, wird man sehen.
Hiob hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 08:50Wie auch immer: Die Eurropa-bindende Kulturkraft von Riga bis Santiago und von Dublin bis Athen oder gar Wladiwostok (!) (auch die Orthodoxen gehören zum Christentum - "und wie" sogar) wird Bestand haben, weil Europa eine Identität braucht. - Insofern kann das Christentum gut überwintern.
Die Demontage der christlichen Elemente Europas ist im vollen Gang. Mich würde eine neue Zeitrechnung innerhalb der kommenden 20 Jahre nicht wundern.
Hiob
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Re: Notre-Dame wieder aufbauen oder nicht?

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 09:05 In Südamerika und Afrika expandieren Freikirchen, weil sie sich unmittelbar an den Bedürfnissen der Menschen orientieren und flexibel in ihrer Lehre sind.
Das Problem für MICH: Das Wort "Freikirche" sagt theologisch erst mal gar nichts, weil sich dahinter alles von "sehr gut" bis "ganz schlecht" verbergen kann. - Wie auch immer - ob weißes Wohlstands-Christentum in den USA oder Freikirchen: Das Christentum wird KULTURELL weitergetragen - und das ist gleichzeigig das große Manko antheistischer Systeme - sie haben keine kulturelle Tradition, die in irgendeiner Weise tragfähig wäre.
jesher hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 09:06 Ja, der Zustand der RKK an sich spielt kaum eine Rolle, vermutlich auch, weil die RKK den Mißbrauch nicht für sich gepachtet hat. Das Thema wird jedoch bereits satirisch-medial aufgearbeitet.
UND man wundert sich dann, wenn der Ruf "Lügenpresse" immer lauter wird - da schaukelt sich was hoch.
jesher hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 09:06 Ungemach dieser Art wird während der "Posaunen-Zeit" über uns hereinbrechen. Ob die RKK davon dann profitiert, in welcher Rolle und auf welche Weise, wird man sehen.
In einer ECHTEN Endzeit spielt keine Konfession eine Rolle - bis dahin wird aus meiner Sicht die RKK nicht unterzukriegen sein.
jesher hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 09:06 Die Demontage der christlichen Elemente Europas ist im vollen Gang. Mich würde eine neue Zeitrechnung innerhalb der kommenden 20 Jahre nicht wundern.
:lol: Prinzipiell stimme ich Dir zu - allerdings übertreibst Du. - Denn jetzt kommt das, was ich gerade betonen will: Die spirituelle Komponente des Christentums wird übernommen von einer kulturellen Komponente des Christentums, die auch im säkularen Staat gebraucht wird.
jesher

Re: Notre-Dame wieder aufbauen oder nicht?

Beitrag von jesher »

Hiob hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 13:05In einer ECHTEN Endzeit spielt keine Konfession eine Rolle - bis dahin wird aus meiner Sicht die RKK nicht unterzukriegen sein.
Nein, nicht Konfession, aber Bekenntnis. Die Frage bei den kirchlichen Institutionen (egal welche) ist dann, welche Rolle sie spielen. Denn sie können genau so zu den Verfolgern gehören. Die (End)-Zeit in der wir leben kann echter nicht sein.
Hiob hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 13:05Prinzipiell stimme ich Dir zu - allerdings übertreibst Du.
Bereits heute wird das "n.Chr." oftmals vermieden. Weshalb also die Zeit(rechnung) nicht gänzlich auf eine säkulare Basis stellen? Eine gesellschaftliche Rechtfertigung für die christlichebasierte berechnete Zeit gibt es schon lange nicht mehr, aber die Geschwindigkeit nimmt an Fahrt auf. Meine Übertreibung dabei ist wenn dann minimal.
Hiob hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 13:05Denn jetzt kommt das, was ich gerade betonen will: Die spirituelle Komponente des Christentums wird übernommen von einer kulturellen Komponente des Christentums, die auch im säkularen Staat gebraucht wird.
Ich hatte Dich prinzipiell schon verstanden. In Deiner Formulierung würde ich auf institutioneller Ebene bereits mit "wurde übernommen" arbeiten. Ein Umstand gegen den die "Kirche in der Kirche" in der EKD bereits seit Jahrzehnten zu wirken sucht. Der Erfolg ist lokal unterschiedlich.

Zur kulturellen Komponente gehört, wie oben erwähnt, die Diakonie. Diese Komponente wird sich in wenigen Jahrzehnten säkularisiert haben. In meinem Umfeld arbeiten nicht-religiöse Dienste da ausdrücklich und sehr aktiv dran. Das wird sich in anderen Landkreisen nicht grundsätzlich sondern nur lokal anders darstellen. Dann sind noch Architektur und Kunst. In den Bereichen kenne ich mich nicht aus.
Catholic1968
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Re: Notre-Dame wieder aufbauen oder nicht?

Beitrag von Catholic1968 »

jesher hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 13:20 ...
Bereits heute wird das "n.Chr." oftmals vermieden. Weshalb also die Zeit(rechnung) nicht gänzlich auf eine säkulare Basis stellen? ...
...
Und auf welche Basis sollte/könnte die Zeitrechnung dann gestellt werden?
Schliesslich muss jede Zeitrechnung einen Bezugspunkt haben.
konkret:
- "Jahr xyz der Herrschaft Königs von König ABC"
- "Jahr xyz seit Erschaffung der Welt"
usw.
Hiob
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Re: Notre-Dame wieder aufbauen oder nicht?

Beitrag von Hiob »

jesher hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 13:20In Deiner Formulierung würde ich auf institutioneller Ebene bereits mit "wurde übernommen" arbeiten.
In den Köpfen der Durchschnitts-Bevölkerung ist das wohl richtig.
jesher hat geschrieben: Do 25. Apr 2019, 13:20Diese Komponente wird sich in wenigen Jahrzehnten säkularisiert haben. In meinem Umfeld arbeiten nicht-religiöse Dienste da ausdrücklich und sehr aktiv dran.
Hehe - da bin ich mal gespannt, was am Ende rauskommt. - Bei meinen Gesprächen mit Priestern sieht das ganz anders aus. Sie sagen, dass sie fast nur im Seelen-Notstands-Dienst unterwegs sind (drei Viertel der Zeit).

Da ist die Frau, die in ihrem Leben 7 Mal abgetrieben hat und jetzt von Dämonen getrieben wird - da ist der Tod, der kommt - also die schweren Sachen. - Da muss ein säkularer Dienst kapitulieren ("Suchen Sie ärztliche Hilfe"). - Das wird noch schlimmer werden.
Munro

Re: Notre-Dame wieder aufbauen oder nicht?

Beitrag von Munro »

So - das Überweisungsformular mit der Spende für den Wiederaufbau von "Notre Dame" ist ausgefüllt. Nun muss es nur noch in den Kasten.
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