Sicherheit contra Freiheit

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jesher

Sicherheit contra Freiheit

Beitrag von jesher »

Bei der kommenden Innenministerkonferenz in Kiel wird es auch um die Verschlüsselung von Messenger-Diensten gehen. Beim Lesen eines Artikels kommt erneut die Frage auf, wo die persönliche Freiheit Nachrichten vertraulich versenden zu können, an dem Sicherheitsinteresse in Bezug auf Strafverfolgung enden sollte? Klar ist, dass neben unzähligen völlig ungefährlichen Nachrichten auch solche versendet werden, die Bezug zu einer Straftat haben.

Die in einigen Messengern verwendete Verschlüsselungstechnik kann nur überwunden werden, wenn man das Sende- oder Empfängergerät mit entsprechender Software übernommen hat. Fehlen diese Geräte, ist die Nachricht nicht zu entschlüsseln. Daher liegen Vorschläge auf dem Tisch, die Behörden ggf. eine Art Abhörschnittstelle einräumen. Solche eine Schnittstelle bedeutet jedoch im Grunde das Ende einer Verschlüsselung, da diese dadurch bereits strukturell angreifbar wird. Für den Fall, dass es keine Lösung gibt, sollen entsprechende Messenger-Dienste ggf. verboten werden sollen.

Sicherheit oder Freiheit? Wie kombiniert man beides?
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T4125Gamer
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Re: Sicherheit contra Freiheit

Beitrag von T4125Gamer »

Ich finde das sehr schwierig. Einerseits möchte man nicht "bespitzelt" werden, andererseits will man auch, dass der Staat für Sicherheit sorgt.
Es ist immer eine Frage von: Wer setzt es wie ein.

Aber trotzdem kann man sagen, dass es, obwohl es Verschlüsselungen gibt, man nicht 100% vor so etwas sicher ist.
Nehmen wir nur Alexa oder Siri bzw. die ganzen Sprachassistent. Wer will zu 100% ausschließen das diese Dinger nicht mithören, wenn man diese nicht gerade anspricht?
thomas4
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Re: Sicherheit contra Freiheit

Beitrag von thomas4 »

T4125Gamer hat geschrieben:Nehmen wir nur Alexa oder Siri bzw. die ganzen Sprachassistent. Wer will zu 100% ausschließen das diese Dinger nicht mithören, wenn man diese nicht gerade anspricht?
Dass sie mithören, ist meines Wissens inzwischen zweifelsfrei nachgewiesen worden.

Doch auch mit dem bereitgelegten Schnaatfon oder Tablet oder auch Schnaat-TV habe ich einen zumindest potentiellen Schnüffler in meiner privatesten Umgebung. Ist ja noch nicht lange her, dass bekannt wurde, dass Bürger über die Cam ihres Notebooks ausgeschnüffelt wurden. Firmen wie "Pearl" & Co.tun das ihre dazu, dass jeder kleine Privatschnüffler sich mit Video-Brille und - Kugelschreiber bewaffnen und andere Leute aushorchen kann. Wer jedoch einen starken Jammer dagegen in der Tasche trägt, muss mit Strafe rechnen.

Es gibt Leute, die sich vorstellen können, dass die immer stärker einengende Überwachung irgendwann zu Terrorakten führen könnte. Für ausgeschlossen halte ich das nicht. Und eines ist inzwischen auch bekannt geworden - leider wohl nicht genügend Menschen: Dass die Vorgabe, Telefone abzuhören, Mails zu entschlüsseln und alles, was es sonst noch an Schüffel- und Spionagemaßnahmen gibt, unter allen Umständen von mindestens einem Staatsanwalt, besser noch einem Richter, freigegeben werden muss, nur eine theoretische ist. Die betreffenden Rechtsorgane sind zumeist hoffnungslos überfordert und / oder ahnungslos und unterzeichnen solche Anträge, schon, damit sie ihre Ruhe haben. Und zuverlässige Nachweise, welche bzw, wieviele Verbrechen durch solche Überwachungsmaßnahmen verhindert wurden, gibt es entweder nicht oder sie werden unter Verschluss gehalten, weil der Erfolg einfach zu mager ist. Denn wäre es anders, hätte man kaum ein Problem, sich mit Ruhm zu bekleckern.

Sicherheit und Freiheit lassen sich nicht überein bringen - in unserer Zeit schon gleich gar nicht. Wer sollte denn ein Interesse daran haben, dass der Souverän Freiheit genießt? Unsere Staatenlenker?
Hiob
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Re: Sicherheit contra Freiheit

Beitrag von Hiob »

Vermutlich läuft es auch bei uns auf das hinaus, was in China bereits viel weiter ist - dazu ein Zitat aus einem TAGESSCHAU-Artikel:
" Wer schaut heimlich Pornos? Wer lästert über die Partei in den sozialen Netzwerken? Wer fährt einfach bei Rot über die Ampel? Wer pflegt seine Eltern nur halbherzig? Wer wirft seinen Müll auf die Straße? Die chinesische Regierung will Antworten auf all diese Fragen. Daher durchleuchtet der Einparteien-Staat seine Bürger digital bis ins kleinste Detail.

China baut derzeit ein System auf, das das Verhalten seiner Bewohner in allen Lebensbereichen bewertet. Das chinesische sogenannte "Sozialkreditsystem" soll möglichst alles erfassen: Zahlungsmoral, Strafregister, Einkaufsgewohnheiten, Partei-Treue und soziales Verhalten"


Der Unterschied wird vermutlich sein, dass es dort mehr Richtung in "Wohlverhalten" geht und bei uns mehr in Richtung "kommerzielle Ausbeutung" geht. Aber auch hier werden sich die Grenzen vermischen.

Die TAGESSCHAU fährt weiter:
"Dieses nationale Bewertungssystem erinnert westliche Beobachter an die totale Überwachung in George Orwells Roman "1984". Zukünftig wollen die Machthaber nach einem Punktesystem darüber entscheiden, wer ein guter und wer ein schlechter Bürger ist"

Richtig - das wird auch bei uns kommen - mit anderen Akzenten, aber im Prinzip. - Nebenbei: Weiß jemand, ob in der Offenbarung oder sonstwo was steht in Richtung:
"Und die Mächte der Welt werden die Menschen im Geiste versklaven und sie zu willigen Opfern ihrer Ziele machen?"
Faust

Re: Sicherheit contra Freiheit

Beitrag von Faust »

jesher hat geschrieben: Mo 27. Mai 2019, 07:01Sicherheit oder Freiheit? Wie kombiniert man beides?
„Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“
Hiob hat geschrieben: Mo 27. Mai 2019, 22:17 Vermutlich läuft es auch bei uns auf das hinaus, was in China bereits viel weiter ist - dazu ein Zitat aus einem TAGESSCHAU-Artikel:
" Wer schaut heimlich Pornos? Wer lästert über die Partei in den sozialen Netzwerken? Wer fährt einfach bei Rot über die Ampel? Wer pflegt seine Eltern nur halbherzig? Wer wirft seinen Müll auf die Straße? Die chinesische Regierung will Antworten auf all diese Fragen. Daher durchleuchtet der Einparteien-Staat seine Bürger digital bis ins kleinste Detail.

China baut derzeit ein System auf, das das Verhalten seiner Bewohner in allen Lebensbereichen bewertet. Das chinesische sogenannte "Sozialkreditsystem" soll möglichst alles erfassen: Zahlungsmoral, Strafregister, Einkaufsgewohnheiten, Partei-Treue und soziales Verhalten"

Früher oder später wird jedes System scheitern, welches nicht im Einklang ist mit dem menschlichen Bedürfnis nach Freiheit und Selbstbestimmung.
Hiob
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Re: Sicherheit contra Freiheit

Beitrag von Hiob »

Faust hat geschrieben: Mo 27. Mai 2019, 22:39 Früher oder später wird jedes System scheitern, welches nicht im Einklang ist mit dem menschlichen Bedürfnis nach Freiheit und Selbstbestimmung.
Meinst Du, in der "Weltzeit"?
jesher

Re: Sicherheit contra Freiheit

Beitrag von jesher »

T4125Gamer hat geschrieben: Mo 27. Mai 2019, 20:03 Ich finde das sehr schwierig. Einerseits möchte man nicht "bespitzelt" werden, andererseits will man auch, dass der Staat für Sicherheit sorgt.
Es ist immer eine Frage von: Wer setzt es wie ein.
Ja, ich sehe diesen Konflikt. Der hört bei der einfachen Polizeiarbeit ja nicht auf. Im letzten Jahr las ich einen Artikel über Abhörsoftware für Smartphones, welches von hoch spezialisierten Firmen zur Verwendung im Geheimdienstbereich entwickelt wurde. Allerdings war der Verkauf, anders als bei Rüstungsgütern der herkömmlichen Waffen, nicht beschränkt. Also trieb die Firma auch mit dem Königshaus in Saudi Arabien Handel und trug im Fall Kashoggi ihren Teil zu dessen Ende bei. Aber auch die türkische Regierung setzt bereits Smartphoneüberwachung ein...

In den USA gab es vor zwei Jahren einen heftigen Streit zwischen Apple und dem FBI, weil sich iPhones nicht so leicht übernehmen lassen. Auf der einen Seite denkt man da, dass sich Verbrecher nicht durch Verschlüsselung der Strafverfolgung entziehen dürfen. Auf der anderen Seite sollte eine Überwachung aber auch nicht bereits struturell möglich sein.

Die Frage nach dem "wer setzt es ein?" ist für Christen ein besonderes Thema. Auch wenn die "Eine Welt" (One World) Projekte Stück für Stück Form annehmen ohne für Angst und Schrecken zu sorgen, könnten Christen da einen Kloß im Hals bekommen.
T4125Gamer hat geschrieben: Mo 27. Mai 2019, 20:03 Nehmen wir nur Alexa oder Siri bzw. die ganzen Sprachassistent. Wer will zu 100% ausschließen das diese Dinger nicht mithören, wenn man diese nicht gerade anspricht?
Kommunizieren Alexa und Siri überhaupt verschlüsselt? Das wüsste ich gerade gar nicht. Von Alexa wissen wir, dass Mitarbeiter von Amazon zur Verbesserung der Spracherkennung mithören um die Erfolgsquoten zu analysieren. Das dabei auch einfache Mitschnitte möglich sind und die Geräte ja permanent mithören und Daten übertragen müssen um im richtigen Moment dann einen Befehl entgegennehmen und verstehen zu können, ergibt sich bereits aus der Funktionalität der Assistenten selbst. Da wundert es nicht, wenn bereits ein Patent angemeldet wurde um Sprachbefehle auch dann ausführen zu können, wenn der Befehl (Hey Alexa!) NACH dem Kommando gesprochen wird.
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Magdalena61
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Re: Sicherheit contra Freiheit

Beitrag von Magdalena61 »

jesher hat geschrieben: Mo 27. Mai 2019, 07:01 Solche eine Schnittstelle bedeutet jedoch im Grunde das Ende einer Verschlüsselung, da diese dadurch bereits strukturell angreifbar wird. Für den Fall, dass es keine Lösung gibt, sollen entsprechende Messenger-Dienste ggf. verboten werden
Der Weg in den Überwachungsstaat. Wozu dann das ganze Gschiss (= Getue) mit der DSGVO?
LG
God bless you all for what you all have done for me.
jesher

Re: Sicherheit contra Freiheit

Beitrag von jesher »

Magdalena61 hat geschrieben: Mi 29. Mai 2019, 02:41Der Weg in den Überwachungsstaat. Wozu dann das ganze Gschiss (= Getue) mit der DSGVO?
Die DSGVO ist ein extrem liebenswerter Anachronismus und wir können froh sein sie zu haben. Keine Ahnung wer an diesem Gesetzeswerk tatsächlich Interesse hatte. Gegen jeden Widerstand der großen Konzern wurde ein Gesetzeswerk mit Zähnen geschaffen. Der Witz ist, dass es tatsächlich angewendet wird und nicht irgendwo in irgendwelchen Hinterzimmern verschwindet. Vielleicht hat uns Jesus durch die DSGVO noch etwas Zeit gekauft.
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