Militäroffensive der Türkei in Syrien

Politik und Weltgeschehen
R.F.
Beiträge: 7698
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:20

Re: Militäroffensive der Türkei in Syrien

Beitrag von R.F. »

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ist wegen ihres Vorschlags, unter deutscher Beteiligung in den Syrienkonflikt einzugreifen, massiv angegriffen worden. Die Planer der Bundeswehr rechnen mit dem Einsatz von 2.500 Soldaten.

Der Vorschlag der Verteidigungsministerin ist realistisch, war längst überfällig. Als Friedensstifter gelten die USA längst nicht mehr, Russland oder China das Feld überlassen würde die europäischen Sicherheitsinteressen tangieren.

In Wirklichkeit bleibt Europa nur, sich außenpolitisch und militärisch unabhängig zu machen, für den Aufbau einer gemeinsame Armee zu sorgen. Natürlich werden dafür 2 % des BIP nicht reichen.

Im Nahen Osten treffen die Interessen der Großmächte aufeinander. Diese können durchaus gegen die Interessen Europas gerichtet sein.
Benutzeravatar
Corona
Beiträge: 8048
Registriert: Sa 29. Jun 2019, 19:27

Re: Militäroffensive der Türkei in Syrien

Beitrag von Corona »

https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... 93551.html


Zufälle gibt es, das glaubt man nicht

Abu Bakr al-Baghdadi, Gründer und Führer der Terrormiliz "Islamischer Staat", ist tot. US-Präsident Donald Trump berichtete, der Extremistenchef sei bei einem Zugriff des US-Militärs gestorben.
Jer 23
Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da werde ich dem David einen gerechten Sproß erwecken; In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel sicher wohnen;
Benutzeravatar
Magdalena61
Administrator
Beiträge: 26061
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 20:44
Kontaktdaten:

Re: Militäroffensive der Türkei in Syrien

Beitrag von Magdalena61 »

R.F. hat geschrieben: So 27. Okt 2019, 10:53 Der Vorschlag der Verteidigungsministerin ist realistisch, war längst überfällig. Als Friedensstifter gelten die USA längst nicht mehr, Russland oder China das Feld überlassen würde die europäischen Sicherheitsinteressen tangieren.
In Afghanistan hat es doch auch nichts gebracht.
Nach Angaben der Bundeswehr sind insgesamt 52 Soldaten in Afghanistan ums Leben gekommen, davon 34 durch Fremdeinwirkung und 18 durch sonstige Umstände wie beispielsweise Unfälle
Quelle
Jedes Opfer ist ein Opfer zu viel.
Und die Soldaten, die dort waren, sind teilweise traumatisiert.

Die arabische Mentalität kann man nicht mit Soldaten "kurieren". Wie lange sollten die "Friedenstruppen" denn dort bleiben?
(Und wenn Präsident Erdogan sich mit denen anlegt und Putin ihn unterstützt, haben wir Krieg... ?)

Das ist eine andere Kultur. Sie funktioniert nicht "demokratisch", sondern autoritär.

Man sieht ja, was dabei rausgekommen ist, als die USA meinten, dem Irak die Segnungen der Demokratie bringen zu müssen.

Der Westen kann nicht die ganze Welt kontrollieren.
Warum tangiert es europäische Sicherheitsinteressen, wenn in Syrien die Russen für Ruhe sorgen?
LG
God bless you all for what you all have done for me.
Hiob
Beiträge: 7473
Registriert: Di 1. Jan 2019, 00:21

Re: Militäroffensive der Türkei in Syrien

Beitrag von Hiob »

Magdalena61 hat geschrieben: So 27. Okt 2019, 20:03 Warum tangiert es europäische Sicherheitsinteressen, wenn in Syrien die Russen für Ruhe sorgen?
Gute Frage. :) --- Davon abgesehen, dass dort die Europäer für Ruhe sorgen sollten, es aber nicht können, ist Syrien sicherlich eher ein russisches als ein amerikanisches Interessensgebiet. --- Noch mehr: Der damalige Kohl-Berater Teltschik hat neulich auf die Frage, welche Interesse die USA in Irak/Iran eigentlich hätten, geantwortet, dass es darauf keine seriöse Antwort gäbe - außer man sagt gleich "keine".

Das alles kommt vom Exzeptionalismus der USA ("Wir fordern Regeln, halten uns aber nicht dran, denn wir sind die USA") und der amerikanischen Selbstsicht als WElt-Polizist. - Die USA sind an der Schwelle von der EINEN Super-Macht zu einer von mehreren Weltmächten. - Andererseits: Wir sind damit ganz gut gelaufen, und ohne die USA in Europa müssen wir schleunigst eine eigene europäische Armee aufbauen, weil Russland zwar berechenbar ist, aber nicht harmlos.

Das Tragische beim Rückzug der USA-Truppen ist der Verrat der Kurden - sogar ein REPUBLIKANISCHER Abgeordneter hat gesagt, dass dies ein bleibender Blutfleck auf der Weste amerikanischer Geschichte bleiben wird.
Benutzeravatar
Kolibri
Beiträge: 598
Registriert: Fr 21. Jun 2019, 16:14
Wohnort: Ostschweiz

Re: Militäroffensive der Türkei in Syrien

Beitrag von Kolibri »

naja zumindestens sind die RUssen die einzigen die von der Regierung Syriens um Hilfe gebeten wurden, die anderen sind einfach eingedrungen
Hiob
Beiträge: 7473
Registriert: Di 1. Jan 2019, 00:21

Re: Militäroffensive der Türkei in Syrien

Beitrag von Hiob »

Kolibri hat geschrieben: So 27. Okt 2019, 21:44 naja zumindestens sind die RUssen die einzigen die von der Regierung Syriens um Hilfe gebeten wurden, die anderen sind einfach eingedrungen
Stimmt - das ist völkerrechtlich entscheidend, also sogar juristisch relevant. - Aber wenn die EU mit einem Entwicklungsprogramm winken würde, würde Syrien auch die EU rufen - das Problem: Die Kurden sind völkerrechtlich nicht existenz, da kein Staat - sie dürfen nur "Eindringlinge" rufen.
Benutzeravatar
Kolibri
Beiträge: 598
Registriert: Fr 21. Jun 2019, 16:14
Wohnort: Ostschweiz

Re: Militäroffensive der Türkei in Syrien

Beitrag von Kolibri »

Hiob hat geschrieben: Mo 28. Okt 2019, 06:42
Kolibri hat geschrieben: So 27. Okt 2019, 21:44 naja zumindestens sind die RUssen die einzigen die von der Regierung Syriens um Hilfe gebeten wurden, die anderen sind einfach eingedrungen
Stimmt - das ist völkerrechtlich entscheidend, also sogar juristisch relevant. - Aber wenn die EU mit einem Entwicklungsprogramm winken würde, würde Syrien auch die EU rufen - das Problem: Die Kurden sind völkerrechtlich nicht existenz, da kein Staat - sie dürfen nur "Eindringlinge" rufen.
Mit den Kurden ist es wirklich eine sehr sehr sensible Sache. Man hatte damals das auseinanderreissen von Jugoslawien gefördert , ein sehr mächtiger Staat der so unterging und so viele Kleinstaaten geschaffen. Die Russen nahmen das später als Vorwand und gründeten Ossetien Noworussia. Andersrum wächst die EU als ein grosser Vielvölkerstaat zusammen , auch wenn es Probleme gibt, so ist es ein guter und richtiger Weg.

Wie soll man nun mit den Kurden verfahren, sie leben in grossen Gebieten Irak Iran Türkei Syrien. Keienr der 4 Staaten wäre bereit, so einfach Gebiete abzutreten, denn entsteht auf nur einen Staat ein kurdischer Staat so kann und muss man damit rechnen dassdie Kurden sich damit nicht zufrieden geben werden sondern massiv versuchen ein Grosskurdistan zu schaffen auf allen vier Staaten. Ein gefährlicher grösserer Krieg wäre vorprogrammiert und etwas was der Westen mit Sicherheit nicht will, das die vier Staaten Irak Syrien Türkei und Iran enger zusammenrücken und eine Militäralianz bilden. Denn dann wäre die Kontrolle über die Ölfelder am Golf verloren und es könnte ein neuer Mächteblock entstehen, Saudi Arabien mit den USA und Israel in Hinterhand Iran Türkei Syrien Irak mit Russland in Hinterhand.

Es sit schwierig zu sagen was der richtige Weg ist, denn eins glaube ich nicht, dass die Mächte sich einigen und den Kurden entgegenkommen.
R.F.
Beiträge: 7698
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:20

Re: Militäroffensive der Türkei in Syrien

Beitrag von R.F. »

Magdalena61 hat geschrieben: So 27. Okt 2019, 20:03
R.F. hat geschrieben: So 27. Okt 2019, 10:53 Der Vorschlag der Verteidigungsministerin ist realistisch, war längst überfällig. Als Friedensstifter gelten die USA längst nicht mehr, Russland oder China das Feld überlassen würde die europäischen Sicherheitsinteressen tangieren.
- - -
Warum tangiert es europäische Sicherheitsinteressen, wenn in Syrien die Russen für Ruhe sorgen?
LG
F.A.Z.-Newsletter: Der Tag am Mittag / 28.10.2019
Nato-Austritt von Amerika?
Kann Europa sich selbst verteidigen?

Europas Sicherheit befindet sich in der Krise. Was würde passieren, wenn sich die Vereinigten Staaten aus der Nato verabschieden? Ein Gastbeitrag.
- - -
Im Falle einer Eskalation im Osten (im Szenario war dies die Stationierung von russischen Boden-Boden Marschflugkörpern in Westrussland mit einer erweiterten Reichweite von über 4500 Kilometern) wurden europäische Defizite insbesondere in der Luft- und Raketenabwehr als unmittelbare Gefahr für europäische Mitgliedsstaaten gewertet – insbesondere für diejenigen ohne Nuklearwaffen. Diese Lücken zu schließen würde jahrelange Investitionen voraussetzen. Europa bliebe so lange verwundbar.
- - -
Insgesamt waren die Europäer prinzipiell willens, ihre eigene Verteidigung zu organisieren. Die Defizite bei militärischen Fähigkeiten verhinderten jedoch ein effektives Handeln und ließen Risse zwischen den Mitgliedsstaaten sichtbar werden. Ohne die Sicherheitsgarantien der Vereinigten Staaten wurden die Prinzipien europäischer Einigkeit und gegenseitiger Solidarität schnell in Frage gestellt. Dies könnte bereits eintreten, sollten sich die Vereinigten Staaten nicht vollständig zurückziehen, sondern nur ihre militärische Präsenz und Bereitschaft einzugreifen allmählich reduzieren. Europas Sicherheit steht auf dem Spiel ohne die Vereinigten Staaten. Aber die sind vor allem an einem „fairen Deal“ interessiert in Verteidigung und Handel.
Putin hat dem Westen seine Einkreisungspolitik nicht vergessen. Nur sehr widerwillig akzeptierte Russland 2004 die Aufnahme der baltischen Staaten in die NATO. Wegen Beitrittsabsichten Georgiens kam es 2008 zum Krieg mit Russland.

Frau Dr. Merkel kennt Putins Absichten. Beide kennen sich ja schon lange. Es sind aber Wirtschaftskreise, denen an einer weiteren Abschottung Deutschlands bzw. Europas gegenüber Russland nicht gelegen ist.

Wir stehen wahrscheinlich kurz vor dem vorhergesagten Militärbündnis der elf europäischen Staaten.
Hiob
Beiträge: 7473
Registriert: Di 1. Jan 2019, 00:21

Re: Militäroffensive der Türkei in Syrien

Beitrag von Hiob »

Kolibri hat geschrieben: Mo 28. Okt 2019, 10:59 Mit den Kurden ist es wirklich eine sehr sehr sensible Sache. Man hatte damals das auseinanderreissen von Jugoslawien gefördert , ein sehr mächtiger Staat der so unterging und so viele Kleinstaaten geschaffen.
Nee - da hast Du Dich geographisch vertan. - Jugoslawien ist ganz woanders. ----- Kurden sind im Grunde ein Opfer des Islam und von Kolonialmächten.

Ursprünglich war Kurdistan eine Provinz Persiens, bis es irgendwann vor dem Jahr 1000 von Osmanen erobert wurde. - Im 20. Jh. (irgendwann kurz nach dem 1. Weltkrieg) wurden die Kurden als Teil des gefallenen osmanischen Reichs einfach aufgeteilt zwischen Türkei und Syrien - ein reines Interessenspiel, an dem sie selber kein Mitspracherecht hatten. - Seitdem brodelt es - es ist in etwa so wie das geteilte Deutschland: Da ist eine Mauer, aber man gehört zusammen.
Kolibri hat geschrieben: Mo 28. Okt 2019, 10:59 Wie soll man nun mit den Kurden verfahren, sie leben in grossen Gebieten Irak Iran Türkei Syrien. Keienr der 4 Staaten wäre bereit, so einfach Gebiete abzutreten, denn entsteht auf nur einen Staat ein kurdischer Staat so kann und muss man damit rechnen dassdie Kurden sich damit nicht zufrieden geben werden sondern massiv versuchen ein Grosskurdistan zu schaffen auf allen vier Staaten.
Das muss so nicht sein. -. Es hätte bereits gereicht, wenn die Kurden im nord-syrischen Niemandsland freie Hand hätten (was man ihnen ja gelassen hat, als sie als Bollwerk gegen den IS gut genug waren) und die Kurden in der Türkei eine Autonomie hätten wie bspw. Südtirol in Italien. - Das geht schon, wenn man es richtt macht.
Benutzeravatar
Magdalena61
Administrator
Beiträge: 26061
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 20:44
Kontaktdaten:

Re: Militäroffensive der Türkei in Syrien

Beitrag von Magdalena61 »

Hiob hat geschrieben: So 27. Okt 2019, 21:32
Magdalena61 hat geschrieben: So 27. Okt 2019, 20:03 Warum tangiert es europäische Sicherheitsinteressen, wenn in Syrien die Russen für Ruhe sorgen?
Gute Frage. :) --- Davon abgesehen, dass dort die Europäer für Ruhe sorgen sollten, es aber nicht können, ist Syrien sicherlich eher ein russisches als ein amerikanisches Interessensgebiet.
Das sehe ich auch so.

Der Westen hätte mit der selbstbestimmten Türkei genug zu tun. Wenn er sie unbedingt in der NATO behalten will. Damit wäre die "Grenze" zwischen Ost und West gezogen. Weiter hinaus kann man nicht, glaube ich, ohne den Weltfrieden ernsthaft zu gefährden.
--- Noch mehr: Der damalige Kohl-Berater Teltschik hat neulich auf die Frage, welche Interesse die USA in Irak/Iran eigentlich hätten, geantwortet, dass es darauf keine seriöse Antwort gäbe - außer man sagt gleich "keine".
Damals hieß es : Öl. Und: Terroristen.
Außerdem gab es unterirdische "Gefängnisse" in Wüstengegenden, in denen Häftlinge unter unsäglichen Bedingungen eingesperrt wurden.
Das alles kommt vom Exzeptionalismus der USA ("Wir fordern Regeln, halten uns aber nicht dran, denn wir sind die USA") und der amerikanischen Selbstsicht als WElt-Polizist.
Trump will gegensteuern- und wird von den westlichen Medien zum Idioten abgestempelt.
ohne die USA in Europa müssen wir schleunigst eine eigene europäische Armee aufbauen, weil Russland zwar berechenbar ist, aber nicht harmlos.
Das ist ja wohl selbstverständlich.
Jedes Land der EU muss seinen Beitrag leisten zur Verteidigung Europas.
Das Tragische beim Rückzug der USA-Truppen ist der Verrat der Kurden - sogar ein REPUBLIKANISCHER Abgeordneter hat gesagt, dass dies ein bleibender Blutfleck auf der Weste amerikanischer Geschichte bleiben wird.
Den Abzug der US- Truppen hätte er wohl besser mit der Weltgemeinschaft abgesprochen.
Kürzlich sagte mir jemand, Präsident Erdogan habe schon lange angekündigt, den Norden Syriens "säubern" zu wollen. Diese Intervention im Rücken der abziehenden US- Sicherheitskräfte kam also nicht unerwartet, und unter diesem Aspekt war es ein Fehler, die Streitkräfte abzuziehen, bevor ein starker Ersatz die Vertretung übernehmen konnte.

Man hätte auf dem politischen Weg Lösungen erarbeiten müssen. Dass Erdogan die Kurden eliminieren will, ist doch allseits und schon lange bekannt.
Dass das abziehende US- Militär von Kurden mit Steinen beworfen und beschimpft wurde, erzeugt allerdings mehrere Fragezeichen, wie "unschuldig" und "hilfebedürftig" diese Leute denn nun wirklich sind. So etwas meine ich mit "Mentalität". Ich glaube, wir Westler checken es nicht wirklich. Und dann stehen wir immer wieder fassungslos vor Eskalationen von Egoismus und Gewalt.

Wir können nicht einfach unseren eigenen Lebensstil und unsere eigene Mentalität auf arabischstämmige Völker übertragen und meinen, das könne funktionieren.
Silvesternacht in Köln...

Wenn man davon ausgeht, dass Gott der Herr über Obrigkeiten ist, müsste man unvoreingenommen hinterfragen, ob ein diktatorisches Regime für den Frieden im Land möglicherweise geeigneter ist als ein liberales "wir setzen auf Freiwilligkeit", das noch mehr Menschenleben fordert als die Ungerechtigkeit des Tyrannen.
LG
God bless you all for what you all have done for me.
Antworten