Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!

Literatur, Malerei, Bildhauerei
Nevis

Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!

Beitrag von Nevis »

Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!

Mal etwas ganz Neues!
Eine Geschichte in Briefen.

Geschrieben von mir aber schon vor langer lange Zeit.

Ich hoffe, diese Geschichte ist verständlich!
Nevis

Re: Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!

Beitrag von Nevis »

Absender:

Eberhard Völker
Verwaltungsabteilungsleiter bei der städtischen Stadt
Karlsruhe


An
Herrn
Karl Marx
Weltrevolutionär und Philosoph
z. Zt. Hotel "Wilder Mann"
Karlsruhe

Sehr geehrter Herr Marx,

Darf ich Ihnen mein Befremden über den lautstarken Gesang aussprechen, den sie gestern abend unter meinem Wohnzimmerfenster zu veranstalten für nötig hielten?

Auch im Namen meiner Frau, die sich nicht unwesentlich gestört fühlte.

"Völker, hör die Signale!" forderten Sie mich auf. Welche Signale denn, bitteschön? Ich vermochte nur das Klingeln der weltberühmten Karlsruher Straßenbahnen zu hören.

"Auf zum letzten Gefecht!" Das war ihre nächste Forderung. Gegen wen sollte ich nun fechten? Vielleicht gegen meine Schwiegermutter? Mit ihr liege ich seit Jahren im Gefecht. Wenn Sie mir da einen Rat geben könnten, wie ich zum LETZTEN Gefecht kommen könnte, wäre ich Ihnen sehr verbunden.


"Die Internationale erkämpft das Menschenrecht!" Wieder diese Unklarheit! Welche Internationale? Die Internationale der Bienenzüchter, der Briefmarkensammler, oder wie? Oder was?

Verstehen Sie mich recht, sehr geehrter Herr Marx. Ich bin keineswegs gegen die Menschenrechte. Ja, ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass ich sie mitunter geradezu befürworte! Doch bitte nur dort, wo sie hingehören!

Und nach 22 Uhr unter meinem Wohnzimmerfenster, da gehören sie nun entschieden NICHT hin!

Sollte sich dieser Vorfall wiederholen, so werde ich mich zu meinem Bedauern gezwungen sehen, eine Anzeige wegen Ruhestörung in einem besonders schwerwiegenden Fall zu erstattten.

Und das wollen wir doch beide nicht, Herr Marx.

Ich hoffe, wir haben uns verstanden.

Im übrigen wünsche ich Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in unser Stadt - und eine gute Weiterreise nach London, von wo aus Sie die Welt revolutionieren wollen, wie man hört.

Wir hier im liberalen Baden haben unsere Revolution jedoch schon gehabt, wie sie vielleicht wissen: 1848 und 1849.

Revolutionieren Sie also bitte anderswo, und lassen Sie Karlsruhe in Ruhe, Herr Karl! Schon der Name unserer schönen Stadt hatte Ihnen Verpflichtung sein sollen. Denn: Wo der eine Karl ruht, da soll ihn der andere nicht wecken!

In diesem Sinne rufe ich Ihnen ernst und doch auch freundlich gemeint zu: "Karl! Ruhe!"


Mit freundlichen badischen Grüßen

Eberhard Völker
Verwaltungsabteilungsleiter bei der städtischen Stadt
Karlsruhe
Nevis

Re: Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!

Beitrag von Nevis »

Absender:

Eberhard Völker
Verwaltungsabteilungsleiter bei der städtischen Stadt
Karlsruhe


An
das Ordnungsamt der Stadt Karlsruhe



Sehr geehrte Damen und Herren,


Es sind inzwischen Dinge ans Licht gekommen, die das unschöne Verhalten des Herrn Marx, Weltrevolutionär in spe, nun doch in einem etwas milderen Lichte erscheinen lassen.

Es ist zu vermuten, dass Karl Marx sein revolutionäres Feuer nicht zuletzt dem guten badischen Rotwein verdankte, den er damals in Karlsruhe genoss.

Mit unvorhersehbaren Folgen für die Weltgeschichte.

Als Trierer Moselwinzer war Karl Marx ja nur den leichten Mosel-Riesling gewohnt.

Kein Wunder, dass die vulkanische Wucht des badischen Spätburgunders ihn überwältigte und zu revolutionärem Tun inspirierte.


Jedenfalls, wenn man der Waldbaum'schen Version der Vorgänge an jenem fraglichen Abend Glauben schenken kann.

Insofern bringe ich Herrn Marx im Nachhinein doch ein gewisses Verständnis entgegen.

Urteilen wir nicht zu hart über ihn.

Der Umstand, dass er nun in London der englischen Küche schutzlos ausgeliefert ist, wird ihm zweifellos eine höhere Strafe bedeuten, als sie die für ihre Liberalität und große Milde bekannte großherzoglich-badische Justiz jemals hätte verhängen können.

In diesem Sinne: Zum Wohl!





Mit freundlichen badischen Grüßen

Eberhard Völker
Verwaltungsabteilungsleiter bei der städtischen Stadt
Karlsruhe
Nevis

Re: Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!

Beitrag von Nevis »

An
Herrn Eberhard Völker
Verwaltungsabteilungsleiter bei der städtischen Stadt
Karlsruhe


Sehr geehrter Herr Völker,

Haben Sie freundlichen Dank für Ihr Schreiben.

Noch stehe ich etwas unter den Auswirkungen des Genusses eines dieser hervorragenden Spätburgunder, die im Lande Baden so trefflich gedeihen.

Seine "vulkanische Wucht", wie sie sehr richtig bemerkten, hat mich in geradezu welt-revolutionärer Weise überwältigt.

Nach Erreichen einer gewissen Nüchternheit werden Sie weiteres von mir hören.

Mit sozialistischem Gruße

Proletarier aller Weinberge - vereinigt euch!



Karl Marx
Weltrevolutionär und Philosoph
z. Zt. Hotel "Wilder Mann"
Karlsruhe
Nevis

Re: Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!

Beitrag von Nevis »

Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet, hatte Herr Karl Marx bei einem ähnlich gelagerten Vorfall in Bonn etwas weniger Glück als im für seine badische Liberalität bekannten und beliebten Karlsruhe.

Ich darf zitieren:

Nun werden alte Geschichten ausgegraben. Schließlich gibt es auch unrühmliche Episoden in den Uni-Zeiten mancher Studenten: Karl Marx etwa musste einen Tag im Karzer der Bonner Uni einsitzen - "wegen nächtlichen ruhestörenden Lärms und Trunkenheit".


http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 13,00.html
Nevis

Re: Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!

Beitrag von Nevis »

Absender:

Rechtsanwaltskanzlei Zahle, Mann & Söhne
Apmahnshausen
Rollrubelweg 11

An
Herrn
Karl Marx
Weltrevolutionär und Philosoph
z. Zt. Hotel "Capital"
London
Vereinigtes Königreich


Sehr geehrter Herr Marx,

Mein Mandant, Monsieur Eugène Edine Pottier, Transportarbeiter und Dichter, wohnhaft Friedhof Père Lachaise zu Paris, hat mich beauftragt, Ihnen folgendes mitzuteilen:

Die Urheberrechte jenes Liedes, das sie in Karlsruhe widerrechtlich in der Öffentlichkeit interpretierten, liegen bei meinem Mandanten.

Meinen Unterlagen entnehme ich, dass Sie eine nicht autorisierte deutsche Version des Originaltextes gesanglich zu Gehör brachten.

Ich darf den Originaltext zitieren:

Debout! les damnés de la terre!
Debout! les forçats de la faim!
La raison tonne en son cratère,
C'est l'éruption de la fin.
Du passé faisons table rase,
Foule esclave, debout! debout!
Le monde va changer de base:
Nous ne sommes rien, soyons tout!

C'est la lutte finale:
Groupons-nous, et demain,
L'Internationale
Sera le genre humain.


Ich darf Sie daher bitten, 200.000 britische Pfund Sterling auf die First Fürstliche Landesbank zu Vaduz, Liechtenstein zu überweisen.

Möglicherweise sind Sie nun vaduzt, da Monsieur Eugène Edine Pottier den Text erst zu einem Zeitpunkt schrieb, der deutlich nach dem Zeitpunkt ihres Gesanges lag.

Für meine finanzielle Forderung ist dies jedoch unerheblich. Ich wiederhole, unerheblich.

Sollten Sie der Forderung nicht zeitnah nachkommen, sehe ich mich zu meinem größten Bedauern gezwungen, Anklage vor dem Großen Großherzoglichen Gericht zu Karlsruhe gegen Sie zu erheben.

Mit freundlichen Grüßen

Hartmann von Nimm, RA
Rechtsanwaltskanzlei Zahle, Mann & Söhne
Nevis

Re: Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!

Beitrag von Nevis »

Nun mal sehen, was unser Karl von der Familie Marx wohl dieser App-Mahnung entgegenzusetzen hat ... 8-)
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AlfvonMelmac
Beiträge: 271
Registriert: Fr 1. Nov 2019, 21:04

Re: Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!

Beitrag von AlfvonMelmac »

Nevis hat geschrieben: Do 14. Nov 2019, 18:29 Nun mal sehen, was unser Karl von der Familie Marx wohl dieser App-Mahnung entgegenzusetzen hat ... 8-)
der haut ihn das Manifest der kommunistischen Partei um die Ohren
Nevis

Re: Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!

Beitrag von Nevis »

Aber links und rechts! :devil:

Ist nur die Frage: Stärker links oder stärker rechts? :devil:
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Oleander
Beiträge: 17834
Registriert: Sa 2. Feb 2019, 00:04

Re: Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!

Beitrag von Oleander »

Nevis hat geschrieben: Do 14. Nov 2019, 18:23 Ich hoffe, diese Geschichte ist verständlich!
Ich denke, ich hab verstanden, worums geht....
(hier gibts eindeutig zu wenig smilies :| )
.....
Aber vielleicht irre ich mich.

Wie auch immer, ich mag keine Schwerter und Handfeuerwaffen, aber den Degen sanft und gekonnt geführt, den kann ich ...ach Zorro, nein, nicht du mit, sondern ohne Maske , warum bist du nur entschwunden?

More later?
In Erwartungshaltung befindlich...
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
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