Die Last des Trivialen

Christliche Musik & Lobpreis
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ProfDrVonUndZu
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Solang die Musik nicht aus der Konserve kommt, und die Gemeinde eine Band hat, die sich als eine Band mit Name, Stil und Auftreten identifiziert, handelt es sich um Personenkult. Das ist mir bereits mehrfach in freikirchlichen Gemeinden aufgefallen. Bei den Kirchenchören der Landeskirchen war das irgendwie nicht so. Was soll das, wenn die Band von sich erzählt, wo die schon überall auftraten, was die noch vorhaben ? Ja, Musik und Musikschaffen ist sehr oft : Darstellung der eigenen Person. Hey, ich will auch mal was können. Ich will berühmt werden und am besten auch noch damit Geld verdienen. Ich kann zwar niemanden in den Kopf schauen, aber das Verhalten sagt schon einiges aus, mehr als ein Nichtverhalten. Und diese Unterschiede gibt es auf jeden Fall. Merkt das sonst keiner ?
jesher

Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von jesher »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Di 30. Jul 2019, 11:23 Ich kann zwar niemanden in den Kopf schauen, aber das Verhalten sagt schon einiges aus, mehr als ein Nichtverhalten. Und diese Unterschiede gibt es auf jeden Fall. Merkt das sonst keiner ?
Doch, deshalb hatte ich es unten erwähnt. Eine Band, falls es eine gibt, soll kein Konzert halten sondern die Versammlung anleiten und führen. Es geht um gemeinsames Singen. Regelmäßig führen virtuose Soli, unangekündigte Wiederholungen und instrumentale Spezialitäten dazu, dass die Gemeinde abgehängt wird, hinterherhinkt oder gleich ganz aufhören muss zu singen.

"Lustig" wird es dann bei den Erklärungen. "Der Musiker oder der Sänger sei vom Heiligen Geist geführt worden dies und jenes einzuflechten.", kommt nicht selten in irgendeiner Form als Begründung.

Selbstdarstellung hat beim Lob Gottes eben nichts verloren.

In der Nachbargemeinde klappt das ganz gut. Dort fällt die Band, so sie an der Musik beteiligt ist, nicht auf. Das kann auch ganz anders sein, besonders wenn sie der Band-Leiter als begnadeter Musiker sieht (es vielleicht sogar ist) und dann irgendwann die ganze Gottesdienstleitung übernimmt. Irgendwann bekam man das Gefühl Glück zu haben, kosntelos ohne den Kauf von Tickets ihm bei der Arbeit zuschauen zu dürfen.
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ProfDrVonUndZu
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

jesher hat geschrieben: Di 30. Jul 2019, 11:29 Doch, deshalb hatte ich es unten erwähnt. Eine Band, falls es eine gibt, soll kein Konzert halten sondern die Versammlung anleiten und führen.
War mehr ne rhetorische Frage von mir ;) Du hast mich eigentlich erst auf den Gedanken gebracht, bzw. dazu, meine Wahrnehmung noch mal zu reflektieren und hier nieder zu schreiben.
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lovetrail
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von lovetrail »

Ja Selbstdarstellung wäre auch nicht gut. Aber andererseits zeigen ja schon die Blumen am Felde, wie wunderbar und einfallsreich die Schöpfung ausgestattet ist. Warum sollte dies dann nicht auch im Lobpreis geschehen?

LG
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jesher

Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von jesher »

lovetrail hat geschrieben: Mi 31. Jul 2019, 08:44 Ja Selbstdarstellung wäre auch nicht gut. Aber andererseits zeigen ja schon die Blumen am Felde, wie wunderbar und einfallsreich die Schöpfung ausgestattet ist. Warum sollte dies dann nicht auch im Lobpreis geschehen?
Es ging um die Selbstdarstellung Einzelner während eines gemeinschaftlichen Gotteslobs. Im Vergleich mit den Blumen müssten sich also alle Anwesenden gleichermaßen als Lobsänger hervortun oder jeder müsste einmal in den Mittelpunkt gestellt werden, denn alle sind wunderbar und einfallsreich vom Schöpfer ausgestattet worden.
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lovetrail
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von lovetrail »

jesher hat geschrieben: Mi 31. Jul 2019, 08:50 Es ging um die Selbstdarstellung Einzelner während eines gemeinschaftlichen Gotteslobs. Im Vergleich mit den Blumen müssten sich also alle Anwesenden gleichermaßen als Lobsänger hervortun oder jeder müsste einmal in den Mittelpunkt gestellt werden, denn alle sind wunderbar und einfallsreich vom Schöpfer ausgestattet worden.
Auch eine Band kann sich "selbstdarstellen". Der Punkt ist wohl, ob dies zur Ehre Gottes oder zur Ehre des Menschen geschieht.
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von jesher »

lovetrail hat geschrieben: Mi 31. Jul 2019, 09:10 Auch eine Band kann sich "selbstdarstellen". Der Punkt ist wohl, ob dies zur Ehre Gottes oder zur Ehre des Menschen geschieht.
Genau darum geht es. Eine Band kann gerne Konzerte geben, ihre Fans haben und sich feiern lassen. Im Rahmen eines gemeinsamen Gotteslobs ist konzerthaftes, sich selbst darstellendes Verhalten jedoch unangebracht.

Mir ist noch deutlich in Erinnerung, wie der Lead-Sänger einer Gottesdienstband minutenlang ein Solo mit virtuosen Wiederholungen des Refrains nach dem anderen sang und ihm niemand mehr folgen konnte. Irgendwann merkten alle Anwesenden halt, dass sie nicht mehr da waren um gemeinsam zu singen, sondern zu Konzertbesuchern wurden.
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lovetrail
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von lovetrail »

jesher hat geschrieben: Mi 31. Jul 2019, 09:25 Eine Band kann gerne Konzerte geben, ihre Fans haben und sich feiern lassen. Im Rahmen eines gemeinsamen Gotteslobs ist konzerthaftes, sich selbst darstellendes Verhalten jedoch unangebracht.
Hm, dann müsste es also auch christliche Bands geben, jenseits von kirchlichem Lobpreis. Gibt es leider kaum.

Ich glaube man kommt auch im Lobpreis nicht um die Darstellung herum, denn jemand muss ja das Lied einmal komponiert haben. Und somit hat dieser Komponist etwas dargestellt (ohne Gemeinde). Und diese Kompositionen können aber trivial oder künstlerisch anspruchsvoll sein

LG
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von jesher »

Klar hat irgendwer das jeweilige Lied mal komponiert. Ist immer die Frage, wie man damit umgeht. Solange es dem gemeinsamen Gesang nicht im Weg steht oder zu Starallüren führt, wäre mir das für das gemeinsame Lob nicht so wichtig. Solange nicht visuell dirigiert werden muss, braucht ein Chor oder eine Band auch nicht zwingend vorn auf einer Bühne zu stehen.

Was ich schwierig finde sind Liedtexte, die überfordern oder überhöhen. Damit meine ich Texte, welche einen Glaubensstand proklamieren, der so gar nicht vorhanden oder erreichbar ist.

Was ich gut finde, sind gesungene Gebete. Das ist eine kreative Abwechslung.
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ProfDrVonUndZu
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

lovetrail hat geschrieben: Mi 31. Jul 2019, 09:43 Ich glaube man kommt auch im Lobpreis nicht um die Darstellung herum, denn jemand muss ja das Lied einmal komponiert haben. Und somit hat dieser Komponist etwas dargestellt (ohne Gemeinde). Und diese Kompositionen können aber trivial oder künstlerisch anspruchsvoll sein
Dennoch kann kein Komponist eine Melodie erfinden. Er kann sie nur finden. Ich habe viele Interviews von Musikern und Komponisten gelesen, die sich dessen bewusst sind. Wenn ich eine schöne Notelreihenfolge finde, die mich berührt, ist das für mich Lob Gottes.
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