Die evolutionäre Gottwerdung des Menschen

Philosophisches zum Nachdenken
Faust

Die evolutionäre Gottwerdung des Menschen

Beitrag von Faust »

Wenn wir die Evolution aus einer spirituellen Perspektive betrachten, dann handelt es sich tatsächlich um eine immer weiter fortschreitende Bewusstseinsentwicklung: „Vergöttlichung“ oder „Gottwerdung“ sind passende Begriffe. Unsre Bewusstseinsentwicklung ist der einzige Weg, um jenen Geisteszustand zu erreichen, den wir „Erleuchtung“, „Befreiung vom Leiden“ oder „Erwachen“ nennen können. Das tibetische Wort für den Erleuchtungsgeist (Bodhicitta) ist „semkye“, das so viel heißt wie den Geist ausweiten. Genau darum geht es. Wenn sich der Mensch dem verschließt, dann wird er die Konsequenzen tragen müssen: er wird leiden - bis der Leidensdruck ihn zur Höherentwicklung, Öffnung und Ausweitung seines Geistes zwingen wird. Der Mensch entwickelt sich in der großen Kette des Seins „vom Tier zu den Göttern“, genau dahin geht unsre Reise. Die Welt ist ein großes Klassenzimmer und wir alle werden früher oder später die Lektionen lernen, entweder willig (mit Liebe, Freude und Weisheit) oder widerwillig (durch Leiden, The School of Hard Knocks :engel: )
Munro

Re: Die evolutionäre Gottwerdung des Menschen

Beitrag von Munro »

Faust hat geschrieben: Sa 29. Jun 2019, 20:24 Der Mensch entwickelt sich in der großen Kette des Seins „vom Tier zu den Göttern“, genau dahin geht unsre Reise.

Du meinst also, jeder Mensch wird irgendwann zu einer Gottheit.
Woher kam dir diese Kunde?
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lovetrail
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Re: Die evolutionäre Gottwerdung des Menschen

Beitrag von lovetrail »

Von den Horm..äh Mormonen
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!
Faust

Re: Die evolutionäre Gottwerdung des Menschen

Beitrag von Faust »

Esperanzia hat geschrieben: Sa 29. Jun 2019, 20:43Du meinst also, jeder Mensch wird irgendwann zu einer Gottheit
Ja, ich denke, dass die immer weiter fortschreitende Vergöttlichung das Ziel der menschlichen Evolution ist. Die Menschheit wird sich in diese Richtung bewegen (falls wir uns nicht vorher selbst vernichten, versteht sich ;) ) Es ist gut möglich, dass es fortgeschrittene Zivilisationen im Universum gibt, die uns hunderttausende oder sogar Millionen Jahre voraus sind. Sie würden uns vermutlich wie „Götter“ vorkommen. Ihr Wissen, ihre Verständnis des Universums und ihre Technologie, würde uns an Magie erinnern, denn ...„jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht mehr zu unterscheiden." - Clarkes Drittes Gesetz
Munro

Re: Die evolutionäre Gottwerdung des Menschen

Beitrag von Munro »

Faust hat geschrieben: Sa 29. Jun 2019, 21:04
 Clarkes Drittes Gesetz
Dort:
Arthur C. Clarke hat im Rahmen seiner Werke die folgenden drei, als „Gesetze“ bezeichneten, axiomatischen Vorhersagen aufgestellt:

„Wenn ein angesehener, aber älterer Wissenschaftler behauptet, dass etwas möglich ist, hat er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit recht. Wenn er behauptet, dass etwas unmöglich ist, hat er höchstwahrscheinlich unrecht.“
„Der einzige Weg, die Grenzen des Möglichen zu finden, ist, ein klein wenig über diese hinaus in das Unmögliche vorzustoßen.“
„Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

Von diesen drei „Gesetzen“ hat insbesondere das dritte – nicht nur innerhalb der Science-Fiction-Literatur – den Charakter eines Sprichworts erreicht. Damit sind die drei clarkeschen Gesetze für das Genre ähnlich bedeutend wie die drei Robotergesetze von Isaac Asimov.
https://de.wikipedia.org/wiki/Clarkesche_Gesetze

Das ist nun aber Science Fiction.
Ams

Re: Die evolutionäre Gottwerdung des Menschen

Beitrag von Ams »

lovetrail hat geschrieben: Sa 29. Jun 2019, 20:48 Von den Horm..äh Mormonen
Warum spottest Du über Fausts Beitrag?
Denn die Allversöhnung sagt im Prinzip - sogar verschärft - das gleiche.

Kurz: Keine Menschseele geht ewig verloren, alle kommen am Ende bei Gott an.
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Chrischi88
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Re: Die evolutionäre Gottwerdung des Menschen

Beitrag von Chrischi88 »

Faust hat geschrieben: Sa 29. Jun 2019, 20:24Wenn wir die Evolution aus einer spirituellen Perspektive betrachten ... Der Mensch entwickelt sich in der großen Kette des Seins „vom Tier zu den Göttern“, genau dahin geht unsre Reise.
Da eine Evolution im Sinne der Darwin’schen Evolutionstheorie auf diesem Planeten nie stattgefunden hat und der Mensch demzufolge auch nicht dem Tierreich entstammt und folglich auch keine gemeinsamen Vorfahren mit anderen Arten von Lebewesen auf diesem Planeten teilt, sollte man meinen, dass jedwede Fortsetzung einer Diskussion über eine vermeintliche Entwicklung aus dem Tierreich hin zum Göttlichen völlig sinnfrei ist und dieser Thread an dieser Stelle geschlossen werden könnte. 8-)

Es bleibt zu fürchten, dass gewisse User das anders sehen und sich die nächsten Äonen damit beschäftigen werden, diesem Thread noch viele tausend Beiträge hinzuzufügen … :geek:
Faust

Re: Die evolutionäre Gottwerdung des Menschen

Beitrag von Faust »

Chrischi88 hat geschrieben: Sa 29. Jun 2019, 21:28dass jedwede Fortsetzung einer Diskussion über eine vermeintliche Entwicklung aus dem Tierreich hin zum Göttlichen völlig sinnfrei ist
Ja, die christlichen Fundamentalisten, welche die moderne Wissenschaft verneinen, sind wirklich ein hoffnungsloser Fall. Da wird keine Entwicklung stattfinden. Sie haben sich dafür entschieden in Unwissenheit zu verharren, verwechseln Ignoranz mit Weisheit und leben in ihrem eigenen mentalen Gefängnis. Die Vergöttlichung ereignet sich dort, wo der Mensch seinen Geist öffnet und ausdehnt. Wo er sich verschließt, verdammt er sich selbst dazu auf einer niedrigen Bewusstseinsstufe zu bleiben.
Ams

Re: Die evolutionäre Gottwerdung des Menschen

Beitrag von Ams »

Daher auch:

"Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter einen halben Zentner Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war." (Mt 13,33)

Ein Entwicklungsprozess.
Rembremerding

Re: Die evolutionäre Gottwerdung des Menschen

Beitrag von Rembremerding »

@Faust
Naturwissenschaft (auch die Philosophie) neigt systembedingt dazu, sich an einzelnen Aspekten zu heften und verliert dabei allzu gerne die Struktur aus dem Blick, in dem sich der Aspekt ereignet.
Gerade die Evolution, die es natürlich gibt, aber vielleicht nicht exakt so, wie sie Darwin vermutete, verlangt geradezu, die Phänomenologie des Lebens zu erkunden.
An anderer Stelle bereits von mir geschrieben:
Denken wir nur als Denkanstoß doch einmal das Ungehörige und vieles erhellt sich daraus: Der Mensch ist die zum Bewusstsein erlangte Evolution.

Die Evolution, ein Tasten hin zu den Möglichkeiten, in Fibern und Fächern vermehrend, eine Flut, die einen See füllt, hier und dort das Ufer bedeckt, in diese und jene Mulde eindringt und den See erweitert. Aber nur an einer Stelle findet sich jener Ablauf, der die Vielzahl an Möglichkeiten in ein neues Flussbett lenkt. Nur dort können weitere Möglichkeiten erschlossen werden, während anderorts sich zwar Möglichkeiten kombinieren, spezialisieren, selektieren, aber manchmal erstarren und dann verdorren.

Der Primat, ein Zweig der Säugetiere, der durch wenig Spezialisierung viele Möglichkeiten in sich aktiv beließ, bis sich das Ich-Bewußtsein Bahn schuf, weil z.B. die Hände frei wurden, die Augen vorne am Kopf fokussieren.
Und dann ein weiterer Schritt: Das Denken schafft sich Raum, erfasst den Raum, der zur Erdkugel wurde, das Denken erfasst die Zeit, die zur Dauer wurde, z.B. in Millionen Jahren geologischer Abläufe unter den Füßen. Dauer und das Beherrschen des Raumes lässt die Menschheit als Individuen sich vernetzen, zusammenarbeiten, lässt Wissen wachsen, gibt Fehlentwicklungen und Erfolge weiter an die Generationen, zunehmend outgesourct aus dem Denkapparat Gehirn in digitale Möglichkeiten. Das Tasten der Evolution wird zum Forschen des Menschen. Die Erfahrung der Evolution wird zum Gedächtnis des Menschen.

Und hier ist der Grad der Angst des kleinen Menschen gegenüber den unermesslichen Möglichkeiten und die Überwindung dieser Angst bedeutsam. Eine Verunsicherung, die größte seit Erlangung des Ich-Bewusstseins. Hier wird das widersprüchliche Menschenbild der Postmoderne bedeutsam. Es gib nur zwei Richtungen: Pessimismus oder Optimismus und nichts dazwischen.
Das Leben, welches durch Evolution sich verdichtet und wächst, lässt sich nicht aufhalten durch Hoffnungs- und Sinnlosigkeit, durch Nihilismus oder Existenzängste. Die Kraft des Lebens wird sich durch Evolution weiterhin vorantasten und findet diese bewusst gewordene Evolution im Menschen kein voranschreiten, dann wird das Anwachsen ihrer Flut an einer anderen Stelle ihren Lauf hinaus aus dem See finden, hin zu seinen innewohnenden großen Möglichkeiten.
Aber eines muss bei all dem klar werden: Die Menschwerdung Gottes ist jenes, was durch biologische und/oder menschliche Möglichkeiten niemals erreicht werden kann.
Pierre Teilhard de Chardin spricht von der kosmischen Evolution, welche als einen Teil die biologische Evolution umfasst. Auf diese setzt wiederum eine kulturelle Evolution auf. Alles ist ein Akt göttlicher Schöpfung, der vom Anfang, von Alpha an, der Jesus ist, auch nach Entstehung des Menschen nicht beendet ist, sondern darüber hinaus auf einen Punkt Omega zuläuft, und in der alles wiederum auf Jesus Christus als göttliches Zentrum sich bezieht. Dieser Punkt Omega, Jesus Christus, ist somit die endgültige Erfüllung des göttlichen Schöpfungsplanes, bei dem die ganze Schöpfung vergeistigt und von Gott erfüllt ist.

Für den Menschen zählt hier allein der biblische Beleg: Nur der Mensch in Christus und Christus im Menschen lässt den Menschen vergöttlichen. Nicht als Gott, sondern als das Geschöpf in Gott, dem Schöpfer, etwas wahrlich ungeheuerliches, das sich nur die Liebe ausdenken kann. :Herz:

Servus :wave:
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