Schuld

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closs
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Schuld

Beitrag von closs »

Abgetrennt aus: Fragen an die Bibelgläubigen
Rembremerding hat geschrieben:Und des Menschen Wille ist die Zündschnur, an der der Hl. Geist uns mit seiner Liebe entzündet.
Genau da sind wir wahrscheinlich unterschiedlicher Meinung. - Ich glaube NICHT, dass der Wille Vorleistung für etwas sein kann, was der Mensch nicht kennt - dann eher Neugier (wie bei A+E auch). - Ich glaube eher, dass Gott uns mit Dingen/Menschen zusammenbringt, die uns neugierig machen auf mehr - also Bedürfnisse schafft, Defizite spüren lässt und daraus Fragen stellen lässt.

Mit "Wille" und "Entscheidung" kann ich nach wie vor nichts anfangen - außer als "mechanische" KRaft, um Bedürfnisse in Tat umzusetzen. - Vielmehr glaube ich, dass die Fokussierung auf diese beiden Begriffe allein dem Zewck dient, den Menschen als delikt-fähig in geistigen Dingen darzustellen, um dem aufgeklärten Anthropozentrismus des Selbstverantwortungs-Weltbildes gerecht zu werden. - Streng genommen halte ich diesen Ansatz für diabolisch, weil er das Ego zum Mittelpunkt macht - irgend etwas stimmt da nicht.
Rembremerding

Re: Fragen an die Bibelgläubigen

Beitrag von Rembremerding »

closs hat geschrieben:
Mit "Wille" und "Entscheidung" kann ich nach wie vor nichts anfangen - außer als "mechanische" KRaft, um Bedürfnisse in Tat umzusetzen. - Vielmehr glaube ich, dass die Fokussierung auf diese beiden Begriffe allein dem Zewck dient, den Menschen als delikt-fähig in geistigen Dingen darzustellen, um dem aufgeklärten Anthropozentrismus des Selbstverantwortungs-Weltbildes gerecht zu werden. - Streng genommen halte ich diesen Ansatz für diabolisch, weil er das Ego zum Mittelpunkt macht - irgend etwas stimmt da nicht.
Der eigene Wille, der Gottes Wille ist, ist eben genau das, was das Ego aus dem Mittelpunkt rückt und gerade nicht diabolisch, sondern symbolisch (um die Ursprünge der Begriffe anzuwenden).
Es war gerade, geschichtlich belegt, der aufgeklärte Anthropozentrismus, der Delikt- oder Schuldfahigkeit ablehnte und im Grunde die Schuld und Deliktfähigkeit in Gott legte (... es war die Frau, die Du, Gott, mir gabst ...). Das ist diabolisch.
Der Mensch befreit sich diabolisch von seiner Schuld- und Verantwortungsfähigkeit, um nach seinen Willen und nicht Gottes Willen handeln zu können.
Aber es ist hier OT. Es wäre schade um den Thread ...

Servus :wave:
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closs
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Re: Fragen an die Bibelgläubigen

Beitrag von closs »

Rembremerding hat geschrieben:Aber es ist hier OT.
Ja - hier scheint es massivste Missverständnisse zu geben, die wir ein andermal lösen.
Rembremerding

Re: Fragen an die Bibelgläubigen

Beitrag von Rembremerding »

closs hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Aber es ist hier OT.
Ja - hier scheint es massivste Missverständnisse zu geben, die wir ein andermal lösen.
Ja, in unseren Missverständnissen sind wir uns einig. :D
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Magdalena61
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Re: Fragen an die Bibelgläubigen

Beitrag von Magdalena61 »

Rembremerding hat geschrieben:Aber es ist hier OT.
Jetzt nicht mehr. :)

Da habe ich neulich einige treffende Worte gelesen:
Wo Menschen von ihrer Schuld nicht lassen wollen, sich gar mit ihr identifizieren, da trifft sie das Urteil Gottes über alles Böse und Sündige.

Von der Genesis bis zur Apokalypse, im Alten wie im Neuen Testament, bei Propheten und Aposteln, ja bei Jesus selbst – überall begegnet uns ein Gott, dessen Heiligkeit sowohl verzehrendes Feuer als auch reinigende Glut bedeutet. Diese Einheit von Gericht und Gnade mag dem heutigen Empfinden nicht voll entsprechen, sie gehört aber durchaus und durchweg zur biblischen Sicht vom „guten“ Gott.

Rolf J. Pöhler, Th.D.,
Theologische Hochschule Friedensau
Was ich fett markiert habe, scheint mir die Wurzel des Problems zu sein. Wer sich mit seiner Schuld identifiziert, aus welchem Gründen auch immer, der fühlt sich nicht schuldig.

Aber vielleicht sollten wir zuerst definieren: WAS ist Schuld, (wie definiert man "Schuld"), wann und warum wird ein Mensch schuldig?
LG
God bless you all for what you all have done for me.
2Lena
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Re: Schuld

Beitrag von 2Lena »

Also, ich fühle mich bei dem Kauf jeder Plastiktüte schuldig. Das kommt nicht nur wegen der endlich eingetretenen Werbung gegen die Umweltverschmutzung, sondern auch wegen Begegnungen mit Menschen, die mit solchen Produktionen zu tun hatten und schwer krank waren - nach einiger Zeit. Das gräbt sich tief ein.

Jeder Markt schafft im Grunde genommen solche Probleme. Er will solche "arbeitsvereinfachenden Produkte". Die Industrie folgt dem "Markt" allzuwillig. Jeder Käufer heizt den Umsatz darüber an.

Mein Schuldigfühlen als Konsumentin hat natürlich wenig Sinn. Der Falle entkomme ich fast nirgends :-( und mein Verzicht scheint wirklich nichts zu bewirken. Selbst bei einer Beichte würde ich (vermutlich) nur ausgelacht werden, zumindest innerlich. Die Menge macht's aus sowie der Umfang.
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closs
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Re: Schuld

Beitrag von closs »

Magdalena61 hat geschrieben:Aber vielleicht sollten wir zuerst definieren: WAS ist Schuld, (wie definiert man "Schuld"), wann und warum wird ein Mensch schuldig?
Gute Idee - da könnte aber unterschiedliches rauskommen ;) :

Zunächst sollte man
a) den umgangs-sprachlichen Schuld-Begriff,
b) den juristischen Schuld-Begriff und den
c) biblischen Schuldbegriff
unterscheiden (wobei es bei c) wahrscheinlich auch noch unterschiedliche Auffassungen gibt).

a)
Umgangssprachlich sagt man "Oh - das Wohnzimmer ist voller Laub - da bin ich dran schuld, weil ich die Balkontür aufgelassen habe". Man meint damit eigentlich nur, dass eine eigene Handlung zu einer ersichtlichen Folge geführt hat.

b)
Vor Gericht gilt jemand als schuldig, wenn das Gericht davon überzeugt ist, dass ein Angeklagter gegen säkulare Gesetze verstoßen hat. "Überzeugt" heisst nicht, dass etwas bewiesen ist, sondern dass die Fülle der Hinweise eine solche Überzeugung rechtfertigt - es kann also auch Fehl-Urteile geben (auch dann ist man "schuldig im Sinne des Gesetzes").

Weiterhin spielt die "Delikt-Fähigkeit" eine Rolle - ein geistig nachgewiesen Kranker ist nicht schuldfähig. - Umgekehrt tut man alles, um einen Angeklagte für schuldfähig halten zu können - deutlich etwa beim Delikt "absichtlicher Vollrausch". - Wenn also jemand im Vollsuff tatsächlich delikt-unfähig jemanden erdolcht, wird ihm dies NICHT als Delikt-Unfähigkeit zugutegehalten - denn man muss immer wissen: Staatliche Rechtsversprechung dient in erster Linie als Ordnungs-Größe, um den Laden "Staat" zu schützen, und erst dann, wie "schuldig" jemand persönlich WIRKLICH ist (beim Zivilrecht wird das besonders deutlich - aber das ginge jetzt zu weit).

c)
Biblisch scheint es mindestens zwei Definitions-Stränge zu geben:
1) Der Mensch ist schuldig, WEIL er in eigener Delikt-Fähigkeit ("Ich weiss, was ich tue") gegen Menschen (und somit gegen Gott) handelt.
2) Schuld ist keine Frage von Delikt-Fähigkeit oder Nicht-Deliktfähigkeit, sondern objjektives Attribut des Mensch-Seins an sich - dies entspricht meiner persönlichen Auffassung.

Erst mal so weit: Jedenfalls sollte bewusst sein, dass man wissen sollte, was man eigentlich mit "Schuld" meint, weil die Definitions-Möglichkeiten sehr untescheidlich sein können.
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NIS
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Re: Schuld

Beitrag von NIS »

"Schuldig ist, wer schuldig spricht!" (NIS)
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Magdalena61
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Re: Schuld

Beitrag von Magdalena61 »

closs hat geschrieben:Zunächst sollte man
a) den umgangs-sprachlichen Schuld-Begriff,
b) den juristischen Schuld-Begriff und den
c) biblischen Schuldbegriff
unterscheiden (wobei es bei c) wahrscheinlich auch noch unterschiedliche Auffassungen gibt).
O wei, closs--- :o
könntest du aus deinen philosophischen Sphären eventuell in nächster Zeit mit dem Fallschirm auf die Erde abspringen?

Huhu.... :wave: .... wir sind hier unten! :D
Erst mal so weit: Jedenfalls sollte bewusst sein, dass man wissen sollte, was man eigentlich mit "Schuld" meint, weil die Definitions-Möglichkeiten sehr untescheidlich sein können.
Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa....

Da wir uns im Bereich Bibelforum befinden wäre es naheliegend, unser Augenmerk auf den Punkt c) zu richten.
LG
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Magdalena61
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Re: Schuld

Beitrag von Magdalena61 »

NIS hat geschrieben:"Schuldig ist, wer schuldig spricht!" (NIS)
Nur, wenn er falsch richtet; wenn er falsch Zeugnis spricht und damit einen anderen Menschen, der sich der Vergehen, die man ihm vorwirft nicht schuldig gemacht hat, in die Pfanne haut.

Jetzt stellt sich die Frage: Ist der Richtende auch dann schuldig, wenn er meinte, recht zu richten; wenn er (irrtümlicherweise) meinte, die Wahrheit zu kennen?
LG
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