Hiob hat geschrieben: ↑Sa 18. Mai 2019, 08:52
Andreas hat geschrieben: ↑Sa 18. Mai 2019, 02:37
Konkret: Eine christlich-spirituelle Interpretation würde beispielsweise die Garten Eden Erzählung "heilsgeschichtlich" auf Christus hin interpretieren, weil sie spirituell von einem spirituell inspirierten, d.h. geistgehauchten, Text Gottes, der das Ende kennt ausgeht. Das ist aber ein wissenschaftliches und historisches No-go.
Wissenschaftlich ist das KEIN No-Go - auch historisch muss es kein No-Go sein (es könnte ja tatsächlich in der Geschichte so stattgefunden haben). - Es ist
historisch-kritisch ein No-Go - das ist was GANZ anderes.
"Es könnte ja so gewesen sein" steht gleichwertig neben "Es könnte ja nicht so gewesen sein". Dass du das immer unterschlägst ändert daran nichts.
So schafft eine Wissenschaft kein Wissen. Deine Behauptung, dass das eine etwas ganz anderes sei als das andere, hättest du bei dieser Gelegenheit auch gleich begründen sollen.
Hiob hat geschrieben: ↑Sa 18. Mai 2019, 08:52Woher kommt das, dass man "HKM" synonym für "Wissenschaft" setzt und andere theologische Disziplinen nicht? Hat da eine Neusprech-Propaganda-Maschinerie gut funktioniert?
Nein. Es kommt daher, dass Wissenschaft vernünftig begründet. So begründet, dass auch ein Hindu, Buddhist, Atheist und der Bäcker von nebenan, diese Begründung nachvollziehen kann - ohne sich zu Gott, zu Jesus, zur Bibel, zum christlichen Glauben, oder eine der vielen Kirchen bekennen zu müssen. Die Historische Theologie mit ihrer HKM begründet auch etwas anderes als die Systematische Theologie, nämlich ihr Verständnis eines Textes und nicht den christlichen Glauben. Es geht in der Wissenschaft um Wissen und nicht um den Glauben von irgendjemanden und auch nicht darum "die Wahrheit" zu verkündigen.
Hiob hat geschrieben: ↑Sa 18. Mai 2019, 08:52Andreas hat geschrieben: ↑Sa 18. Mai 2019, 02:37
Wie will man mit einer ausschließlich zeitlich rückwärtsgewandten historischen Methode spirituell d.h. im christlich konservativen Kontext "heilsgeschichtlich" d.h. zukunftsorientiert bis zum Ende der Zeit interpretieren - ohne die Wissenschaftlichkeit aufzugeben?
Indem man seine Argumentation systematisch führt und intersubjektiv nachprüfbar macht. - Wir reden doch nicht von PRedigten in der Kirche, sondern von Forschungen etwa zur Frage "Wie ist die Offenbarung verstehbar, wenn Jesus göttlich ist?". - Das ist Wissenschaft, wenn man sich an gewisse Regeln hält.
Tatsache ist, dass du dir die Zähne dabei ausgebissen hast, gewissen Leuten intersubjektiv nachvollziehbar die Göttlichkeit Jesu nahe zu bringen. Intersubjektiv heißt nicht, dass sich zwei Katholiken gegenseitig geistlich erkennen, sondern zum Beispiel auch, dass ein Jude der Jesus als Messias ablehnt und ein Christ verstehen, was in einem Text steht. Wissenschaftlich zu argumentieren, wird in dem Juden oder einem Atheisten nicht das Wissen schaffen, dass Jesus göttlich ist. Glaube kann man schon gar nicht wissenschaftlich herbei argumentieren.
Die Bibel ist so kraftvoll, weil sie nicht nur versucht den Menschen über seinen Verstand anzusprechen, sondern auch andere Wege zu dem Menschen beschreitet. Diese Wege sind oft unvernünftig, niemals intersubjektiv nachprüfbar, dafür führen sie dann auch in sein Herz. Auch da ist die HKM sehr bereichernd für mich, weil sie eben den Text für sich sprechen lässt, und kirchliche Prediger mit ihren unterschiedlichen Dogmatiken außen vor lässt.
Trotzdem gibt es Prediger in den Kirchen, und jeder kann und soll seine Exegese eines Bibeltextes machen, wie er es für richtig hält. Dafür setze ich mich auch ein, weil ich kirchlich orientierte Auslegungen ebenfalls schätze und zu Rate ziehe. Dabei bin ich nicht wählerisch und vergleiche die jeweiligen Standpunkte ganz unterschiedlicher Glaubensrichtungen. Ganz bewusst lese ich gerade auch Exegesen vorurteilsfrei, die aus Glaubensrichtungen stammen, die mir eher fremd sind, und finde auch da viel Gutes.
Hiob hat geschrieben: ↑Sa 18. Mai 2019, 08:52Andreas hat geschrieben: ↑Sa 18. Mai 2019, 02:37
Das ist vermutlich einer der Gründe, warum progressive Theologien, wie die Prozesstheologie, sich von der überzeitlichen Allwissenheit Gottes verabschiedet haben und ein Gottesbild vertreten, in dem Gott die Zukunft nicht kennt.
Echt? - Mann, sind die dämlich. ------ "Wir kommen methodisch nicht auf die Reihe, ALSO ist Gott nicht allwissend". --- Echt klasse.
Offensichtlich bekommen sie das methodisch auf Reihe, sonst würden sie nicht so glauben. Sie haben halt vermutlich eine andere Methodik, eine andere Hermeneutik als du. Abgesehen davon urteilst du, ohne das Geringste darüber zu wissen, was du da verurteilst. Den Glauben von anderen als dämlich zu bezeichnen, sagt was über dich aus und nicht über diese anderen.
Hiob hat geschrieben: ↑Sa 18. Mai 2019, 08:52Andreas hat geschrieben: ↑Sa 18. Mai 2019, 02:37Da gibt es auch nichts dran auszusetzen, weil solches genau so falsch oder richtig ist, wie jeder andere Glaube oder jede andere Theologie auch.
Was richtig oder falsch ist, wird auf der Objekt-Ebene entschieden - hier: Von Gott.
Aber nur, wenn es Gott auch wirklich gibt, was du ja nicht wissen kannst. Es könnte ja (historisch, ontisch, wie auch immer
) so sein, dass die Wirklichkeit ohne Gott da ist. Es fehlt dieser deiner Behauptung einer angeblichen Wahrheit, wie so oft eine intersubjektiv nachprüfbare BEGRÜNDUNG.
Hiob hat geschrieben: ↑Sa 18. Mai 2019, 08:52 --- Ansonsten stimme ich Dir zu: Jeder darf mit seiner Hermeneutik unterwegs sein.
Na fein. Dann kannst du die HKM ja so lassen, wie sie ist.
Hiob hat geschrieben: ↑Sa 18. Mai 2019, 08:52Andreas hat geschrieben: ↑Sa 18. Mai 2019, 02:37
Wenn im auszulegenden Text selbst von solchen Dingen die Rede ist, braucht man es nicht "spirituell interpretieren", weil es ja schon spirituell da steht, und so auch schon von der historisch-kritischen Methode möglichst genau ausgelegt und spirituell dargestellt wird.
Nee - sehe ich anders:
1) Spirituell interpretieren muss man schon - siehe Apg. 8,30.
Der Kandake hatte den Philipus, den er fragen konnte - aber wen soll die HKM fragen? Dich, die Bibelkommission im Vatikan, die Chicago-Erklärung des Bibelbundes oder einen Theologen der Prozesstheologie? Wie hättest du das gerne? Darfs ab bisserl mehr sein?
Hiob hat geschrieben: ↑Sa 18. Mai 2019, 08:522) Die HKM soll eben NICHT spirituell darstellen, sondern Dinge bereitstellen, mit denen man AUF ANDEREN EBENE ALS AUF DER HKM-EBENE die christliche Bibelauslegung bereichern kann.
WARUM um Gottes Willen soll sie die Aufgabe der Glaubensgemeinschaften und Kirchen übernehmen - und wenn, dann von WELCHEN?
Hiob hat geschrieben: ↑Sa 18. Mai 2019, 08:52Die HKM ist heute so theologie-unabhängig, dass die christliche Bibelauslegung von anderen gemacht werden muss.
Die christliche Bibelauslegung wurde immer schon "von anderen" gemacht.
Hiob hat geschrieben: ↑Fr 17. Mai 2019, 13:13
Es gibt in der Wissenschaft den stehenden Begriff des "methodischen Atheismus", was aus meiner Sicht sehr sinnvoll ist. - Gemeint ist damit, dass es keine christliche, jüdische oder bhuddistische Methodik geben kann, also der Aufbau einer Untersuchung immer neutral sein muss.
EBEN.