Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

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Hiob
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Re: Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Hiob »

Claymore hat geschrieben: Fr 16. Jul 2021, 21:06 “Baum ist Entität” ist nicht das gleiche wie “Baum ist physikalische Entität”.
Ja. - Physikalische Entitäten sind eine Teilmenge aller Entitäten. -- Aber das war nun vorher wirklich klar - allein dadurch, dass die Res cogitans eine Entität ist.
Claymore hat geschrieben: Fr 16. Jul 2021, 21:06 Daraus, dass der Baum in irgendeiner Weise als Entität existiert, kann man noch lange nicht folgern, dass er als physikalische Entität existiert.
Er könnte auch eine entitäre geistliche Größe sein, die NICHT Produkt unserer Vorstellung ist - richtig. - Aber darum ging es bei Descartes nicht, weil die Zielrichtung seiner Fragestellung anders war.

In Bezug auf KI (um die Kurve zum Thread zu finden) wäre dann die Frage, ob ein menschen-geschaffenes System eine Entität sein kann. Vermutlich wäre die Antwort "JA" - schließlich ist auch ein vom Menschen gebautes Auto eine Entität. - Aber es wäre keine GEISTLICHE Entität, wenn man "geistlich" sensu christlich definiert.
Claymore hat geschrieben: Fr 16. Jul 2021, 21:06 Wenn es darauf hinauslaufen soll, wozu waren die ganzen vielen Schnörkel mit res extensa, res cogitans, Cogito ergo sum, etc. überhaupt gut?
Weil Descartes damit sagt:
1) Wir haben letztlich nur die Res cogitans als Maßstab für Wahrnehmung.
2) Die Res extensa können wir nur deshalb als "echt" bezeichnen, weil wir einen wohlwollenden Gott annehmen, der uns nicht verarscht.
Descartes ist mit dieser seiner Einsicht weiter als viele heutige Erkenntnis-Theorien.
Claymore hat geschrieben: Fr 16. Jul 2021, 21:06 Eine Begründung für “Es gibt einen wohlwollenden Gott, der keine bizarren Weltanschauungen zulässt” sind sie ja nicht. Das muss geglaubt werden. Aber warum sollte man diese Setzung akzeptieren? Warum nicht weiter zweifeln?
Das "Cogito ego sum" ist doch die Antwort auf JEGLICHEN Zweifel (im Grunde dasselbe wie das augustinische "Si fallor, sum".

Mit seinem Ausspruch „si enim fallor, sum“ (lat. „Wenn ich mich nämlich täusche, dann bin ich“, De civitate dei, XI, 26) argumentiert Augustinus, dass wenn jemand zweifelt, er ist - und nahm damit bereits das berühmte „cogito, ergo sum“ Descartes voraus.
„Wenn ich mich nämlich täusche, dann bin ich.[3] Denn wer nicht ist, kann sich natürlich auch nicht täuschen; und demnach bin ich, wenn ich mich täusche. Weil ich also bin, wenn ich mich täusche, wie sollte ich mich über mein Sein irren, da es doch gewiß ist, gerade wenn ich mich irre. Also selbst wenn ich mich irrte, so müßte ich doch eben sein, um mich irren zu können, und demnach irre ich mich ohne Zweifel nicht in dem Bewußtsein, daß ich bin. Folglich täusche ich mich auch darin nicht, daß ich um dieses mein Bewußtsein weiß. Denn so gut ich weiß, daß ich bin, weiß ich eben auch, daß ich weiß.[4]“

– Augustinus: Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (De civitate dei), XI, 26
Claymore hat geschrieben: Fr 16. Jul 2021, 21:06 Descartes selbst vertrat eine heute sehr bizarr wirkende Weltanschauung: Tiere fühlen nicht, Vakuum existiert nicht und Wechselwirkung gibt es nur bei direktem Kontakt. Was hat’s also gebracht, die “glaubensmäßige Setzung”?
Descartes hat sich (vor allem in seinen physikalischen Äußerungen) gelegentlich geirrt. Aber das relativiert nicht das, was er an Richtigem geschrieben hat. Man muss lesen und verstehen, was richtig und was falsch ist.
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Prüfet alles und behaltet das Gute
Claymore hat geschrieben: Fr 16. Jul 2021, 21:06 Wobei “Glaub einfach an einen wohlwollenden Gott!” so oder so den Tiefpunkt des westlichen Denkens darstellt.
Das wäre auch der falsche Ansatz. - Der richtige Ansatz wäre: "Sei Dir der Vorannahmen bewusst, die Deinem Denken zugrunde liegen". - Ob man diese dann metaphysisch oder als persönliche Entscheidung begründet, ist egal. Suum cuique.
Claymore hat geschrieben: Fr 16. Jul 2021, 21:06 es ist alles nur nutzloses Geplänkel, heiße Luft.
Es ist philosophisch weiter als das heute Übliche und ermöglicht es, Naturwissenschaft theoretisch zu rechtfertigen. - Nebenbei zeigt es, dass es kein Denksystem ohne nicht-falisifzierbare Vorannahmen gibt. Auch das ist mehr, als üblicherweise heute angeboten wird.

Wenn dies für Dich "nur nutzloses Geplänkel, heiße Luft" ist, kann dies nur deshalb sein, weil Du ein Gedanken-Modell in petto hast,
1) das besser ist als das von Descartes, und
2) das besser ist das, was heute üblicherweise angeboten wird.
Isai
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Re: Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Isai »

Polarstern hat geschrieben: Fr 21. Mai 2021, 08:44 Guten Morgen. Ich frage mich ob ich recht in der Annahme habe dass die Technik vom Teufel kommt. Vielleicht ist der Ursprung zwar Gott, aber ich habe das Gefühl dass der Allmächtige uns diese nicht offenbart hat.

Was ist eure Meinung?

Wie definiert man Technik? Die "technische Kunst" des Wäschewaschens per Hand oder die Technik des manuellen Schlagens der Milch zu Sahne und des Rührens zu Butter ist kein Vergleich zur digitalen Technik.

Spätestens beim Ansehen der Innenaufnahme des Absturzes der Boeing 737 Max, das panische Schreien der Leute, wurde mir klar, wie unnatürlich und widerlich im Grunde die Anmaßung im Entwickeln der digitalen Technik ist. Das Ausmaß der Anmaßung, Turmbau zu Babel. Smart, smarter, Tech, Tod. Es gibt Grenzen.
Sinnet um, und lasset euch auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung eurer Sünden taufen, so werdet ihr das Geschenk des heiligen Geistes erhalten.
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Re: Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Nobody2 »

Isai hat geschrieben: So 17. Okt 2021, 23:59 Wie definiert man Technik? Die "technische Kunst" des Wäschewaschens per Hand oder die Technik des manuellen Schlagens der Milch zu Sahne und des Rührens zu Butter ist kein Vergleich zur digitalen Technik.

Spätestens beim Ansehen der Innenaufnahme des Absturzes der Boeing 737 Max, das panische Schreien der Leute, wurde mir klar, wie unnatürlich und widerlich im Grunde die Anmaßung im Entwickeln der digitalen Technik ist. Das Ausmaß der Anmaßung, Turmbau zu Babel. Smart, smarter, Tech, Tod. Es gibt Grenzen.
Grundsätzlich leben wir hier im Reich von Gottes Gegenspieler. Er hat hier die Herrschaft und daher auch entsprechende, weitreichende Freiheiten bei der Gestaltung der Welt. Darüber hinaus gibt es Regeln und Vorgaben, damit die Seelen hier nicht für immer verloren sind, das muss noch berücksichtigt werden.

Er will hier seinen Spass haben, Gott spielen. Er liebt die Vielfalt, die Abwechslung. Technik gehört eben dazu, weil man damit viele spannende Dinge machen kann und die Welt erheblich interessanter gestalten. Solange die Seelen hier wie vorgesehen reifen und dem Göttlichen entgegenwachsen können, ist dagegen nichts einzuwenden. Nur wenn Technik die Lebensgrundlagen angreift oder zerstört, so dass das nicht mehr richtig funktioniert, wird es kritisch.

Die vielen Lebensformen auf der Erde sind alle ein Teil des Ganzen, sie müssen erhalten bleiben.

Ansonsten geht uns das nichts weiter an. Er denkt sich eben viele Dinge aus, das macht ihm Freude. Autos, Flugzeuge, Musik, Kunst, Kultur - ja so vieles ist möglich. Das sind nur Kulissen und Kostüme für Abenteuer und tolle Geschichten in diesem Spiel.

Hier ist sein Reich, hier darf er sich austoben. Nicht ganz ohne Auflagen aber immerhin, seine Gestaltungsmöglichkeiten sind riesig. Ich denke, dass wir uns darüber keine Gedanken zu machen brauchen. Ist einfach nicht unsere Sache. Wir konzentrieren uns darauf, dem Göttlichen entgegenzuwachsen, also den Weg unseres Lebens auf eine möglichst schöne, gute Weise zu gehen. Die Technik hat er sich ausgedacht aber sie ist für uns alle da. Also dürfen wir sie auch im Sinne Gottes nutzen. Und je mehr Gutes und Sinnvolles wir mit ihr machen, desto gesegneter ist sie.

Moderne Verkehrsmitteln haben zwar die Umwelt stark belastet und enorme Ressourcen verbraucht. Aber sie haben die Menschheit auch zusammenrücken lassen. Das halte ich für eine gute Sache. Je näher wir einander sind, desto mehr Frieden ist auch da. Es gäbe da viel Gutes zu berichten.

Aber Grenzen sehe ich natürlich auch. Von Eingriffen in das Erbgut halte ich nichts, das ist für meine Begriffe Pfuscherei und Gott will das nicht, zumindest nicht, wenn gottlose Menschen das aus selbstsüchtigen oder niederen Motiven machen.
Alles, was ich hier schreibe, ist grundsätzlich nicht als Behauptung gemeint. Es ist einfach nur das, was ich glaube, annehme, für wahr halte etc... (oder nichtmal das) Ich bestehe nicht darauf, recht zu haben und werde mich auch nicht darum streiten.
Polarstern

Re: Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Polarstern »

Isai hat geschrieben: So 17. Okt 2021, 23:59
Polarstern hat geschrieben: Fr 21. Mai 2021, 08:44 Guten Morgen. Ich frage mich ob ich recht in der Annahme habe dass die Technik vom Teufel kommt. Vielleicht ist der Ursprung zwar Gott, aber ich habe das Gefühl dass der Allmächtige uns diese nicht offenbart hat.

Was ist eure Meinung?

Wie definiert man Technik? Die "technische Kunst" des Wäschewaschens per Hand oder die Technik des manuellen Schlagens der Milch zu Sahne und des Rührens zu Butter ist kein Vergleich zur digitalen Technik.

Spätestens beim Ansehen der Innenaufnahme des Absturzes der Boeing 737 Max, das panische Schreien der Leute, wurde mir klar, wie unnatürlich und widerlich im Grunde die Anmaßung im Entwickeln der digitalen Technik ist. Das Ausmaß der Anmaßung, Turmbau zu Babel. Smart, smarter, Tech, Tod. Es gibt Grenzen.
Siehe Überschrift, "(digitale) Technik". Ich dachte damit versteht der durchschnittliche Mensch was gemeint ist. Es ist doch glar dass es nicht ums Butter stampfen oder um eine Stricktechnik geht.
Isai
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Re: Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Isai »

Polarstern hat geschrieben: Do 21. Okt 2021, 06:27 Siehe Überschrift, "(digitale) Technik". Ich dachte damit versteht der durchschnittliche Mensch was gemeint ist. Es ist doch glar dass es nicht ums Butter stampfen oder um eine Stricktechnik geht.
Hallo Polarstern,

es war keine Kritik und auch nicht negativ gemeint. Hier im Forum muss man manchmal etwas prophylaktisch klarstellen (nicht bei Dir) damit Aussagen nicht verdreht werden (nicht von Dir).

(Meinen Standpunkt kennst Du nun. :) )

Lieben Gruß,

Isai
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Re: Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Claymore »

Polarstern hat geschrieben: Do 21. Okt 2021, 06:27 Siehe Überschrift, "(digitale) Technik". Ich dachte damit versteht der durchschnittliche Mensch was gemeint ist. Es ist doch glar dass es nicht ums Butter stampfen oder um eine Stricktechnik geht.
Ich denke, hier kann man noch eine weitere Unterscheidung treffen: bei digitaler Technik im Sinne davon, dass Halbleiterhersteller bessere, schnellere, energiesparendere Prozessoren bauen oder mehr Speicher auf ihre RAM-Module / SSDs / … unterbringen – da ist es doch wohl etwas lächerlich einen “teuflischen” Einfluss zu vermuten.

Aber die technischen Neuerungen, die sonst so von den Typen aus Palo Alto ersonnen werden, sind eben absolut nicht wertfrei.

Zuckerberg & Co. haben eine Mission.

Man denke nur an das “Metaverse”.


Google ist ja sogar im Bereich “Transhumanismus” / “Unsterblichkeitsforschung” aktiv.

Ich will das jetzt nicht mal “satanisch” nennen…

Aber es ist garantiert nicht neutraler oder ideologiefreier technischer Fortschritt.

D. h. wenn man es kritisiert ist man bestimmt kein “Luddit”.
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