Der Monotheismus und die Trinität

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
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Helmuth
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Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Helmuth »

Rembremerding hat geschrieben: Di 3. Sep 2019, 11:44 Ein Christ muss auch Mystiker sein und er ist es auch dann, wenn er den Begriff, aus welchen Grund auch immer, nicht wahrhaben will.
Wir stehen wieder an dem Punkt, dass jeder unter dem Begriff etwas anderes versteht. Dann gib einmal deine Definition zum Besten. Um Worte selbst zanke ich nicht.

Wenn du Offenbarung dem gleichsetzt, soll mir das Recht sein, nur reden wir dann aneinander vorbei. Und wer es wahrhaben will der versteht auch, was ich zuvor gesagt habe.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
Faust

Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Faust »

Hiob hat geschrieben: Mo 2. Sep 2019, 22:27"Gott ist in Jesus aus seinem Ozean zum Tropfen geworden UND war über seinen 'Abba' immer mit dem Ozean verbunden"
Ja, da würde ich nicht widersprechen. Rumi geht sogar noch viel weiter. Er sagt nicht nur, dass der Tropfen im Ozean aufgeht. Er sagt: „Du bist kein Tropfen im Ozean, Du bist ein gesamter Ozean in einem Tropfen“ (das ist aber etwas für die Fortgeschrittenen auf dem spirituellen Weg. Die höhere Mathematik und heilige Geometrie der Mystik sozusagen ;) )
Faust

Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Faust »

Ams hat geschrieben: Di 3. Sep 2019, 01:08Ich bin eine Welle im Ozean Gott. Eine Welle kann meinen, sie sei getrennt vom Ozean, sie sei etwas ganz anderes. Doch wenn sie wirklich erkennt, was sie ist, erkennt sie, dass sie Ozean ist. Dies zu begreifen ist unsere wichtigste Lebensaufgabe. Du musst wiedergeboren werden, sagt Jesus zu Nikodemus. Du musst dein tiefstes Wesen erkennen. Vollende Deine Geburt! (Zitiert von: Willigis Jäger, christlicher Mystiker)
Richtig :thumbup: letztlich geht es beim Monotheismus, um die Realisation unsres Wahren Selbst: lā ilāha illā hū, zu Deutsch: „Es gibt keinen Gott außer Ihm.“ Die Liebe (arabisch hubb, 'ischq, mahabba) ergibt sich aus dieser Erkenntnis. Wenn ein Sufi wie Rumi in seinen Gedichten beschreibt, wie er „berauscht“ ist vom Wein, dann meint er damit den Wein der göttlichen Liebe, die Erfahrung der Einheit mit Gott und allem Leben. Der Wein ist die Liebe, der Mundschenk ist der Sheikh (spiritueller Wegweiser) und das Glas ist der Derwisch, der spirituelle Wanderer und Pilger, der mit der Liebe gefüllt wird, um dann das Licht der Liebe in die Welt zu tragen und weiter zu geben. Nicht nur das Christentum lehrt Liebe. Liebe ist auch die Essenz des Judentums und des Islam, weil sie „die Essenz der Einheit“ (‚ayn aljam‘) ist, die Essenz des wahren Monotheismus und die Essenz unsres Menschseins.
Der messianische Weg. Die ersten Jünger Jesus nannten sich daher auch 'Nachfolger des Weges'.
Ja, und die Sufis gehen diesen Weg. Ein Beispiel ist Mansur al-Halladsch, der so ergriffen wurde von der Ekstase seiner Einheitserfahrung, dass er sagte: Ana al-Haqq („Ich bin die Wahrheit“) wobei Haqq nicht nur Wahrheit bedeutet, sondern auch einer der Namen Gottes ist. Der Satz kann also auch bedeuten: „Ich bin Gott“. Aus der Sicht eines orthodoxen Muslims besitzt das offensichtlich eine gewisse Brisanz. Dafür wurde er dann als Ketzer verdammt und öffentlich hingerichtet. Rumi hat den Satz dann später erklärt: Ana al-Haqq ist nichts anderes, als die konsequenteste Auslegung der Lehre von der Einheit Gottes, des reinen Monotheismus, wie ihn der Prophet Muhammad (Frieden und Segen sei auf Ihm) lehrte. In einem heiligen Hadith des Propheten heißt es: „Wer sich selbst kennt, kennt seinen Herrn“ denn Gott ist unser Selbst im ultimativen Sinne, das allumfassende Selbst, das Selbst in unserem tiefsten Inneren, das wahre und höhere Selbst eines jeden Menschen im Kosmos.

In der Bibel finden wir diesen schönen Satz.
„Sei still und wisse: Ich bin Gott“
Psalm 46,11
Hiob
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Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Hiob »

Faust hat geschrieben: Di 3. Sep 2019, 13:06 Rumi geht sogar noch viel weiter. Er sagt nicht nur, dass der Tropfen im Ozean aufgeht. Er sagt: „Du bist kein Tropfen im Ozean, Du bist ein gesamter Ozean in einem Tropfen“
Mandelbrotmenge - Fraktal - Apfelmännchen. ----- Es wäre aus meiner Sicht wünschenswert, wenn sich Chaos-Theoretiker um solche mystischen Fragestellungen kümmern würden (vielleicht haben sie es ja schon :) ).
Ams

Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Ams »

Faust hat geschrieben: Di 3. Sep 2019, 13:27 Nicht nur das Christentum lehrt Liebe.

Liebe ist auch die Essenz des Judentums

und des Islam,

weil sie „die Essenz der Einheit“ (‚ayn aljam‘) ist,

die Essenz des wahren Monotheismus

und die Essenz unsres Menschseins.
Und sie ist ja auch der Grund warum Gott überhaupt alle Menschen ins Leben gerufen hat.

... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
Gott hat uns zuerst geliebt.

Wirkliche Liebe ist frei von Angst.

Wer vor Strafe Angst hat,

bei dem ist Gottes Liebe noch nicht zum Ziel gekommen.

Sollte jemand behaupten: »Ich liebe Gott«,

und dabei seinen Bruder oder seine Schwester hasst,

dann ist er ein Lügner.
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
( 1. Joh 4 )

Weil Gott in jeden Menschen unzertrennbar Anwesend ist. Eins mit ihm ist.


Wir sind der Tempel Gottes.


Gott ist unser Tempel.

Faust hat geschrieben: Di 3. Sep 2019, 13:27 denn Gott ist unser Selbst im ultimativen Sinne, das allumfassende Selbst, das Selbst in unserem tiefsten Inneren, das wahre und höhere Selbst eines jeden Menschen im Kosmos.
Amen :Herz2:
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Hans-Joachim
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Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Hans-Joachim »

Um das Thema Trinität wieder aufzuwärmen, können wir hier weitermachen.

Also: die Lehre von der Trinität Gottes wurde 325 auf dem Konzil zu Nicäa festgelegt. Das Urchristentum kannte diese Lehre nicht und auch die Juden kannten sie nicht. Es war Athanasius von Alexandria, der sie insbesondere gegen Arius durchsetzte. Der deutsche Text geht so:
Ich glaube an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren.

Und an den einen Herrn Jesus Christus,
den Sohn Gottes,
der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist, das heißt: aus dem Wesen des Vaters,
Gott aus Gott, Licht aus Licht,
wahrer Gott aus wahrem Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater (homoousion to patri);
durch den alles geworden ist, was im Himmel und was auf Erden ist;
der für uns Menschen und wegen unseres Heils herabgestiegen und Fleisch geworden ist,
Mensch geworden ist,
gelitten hat und am dritten Tage auferstanden ist,
aufgestiegen ist zum Himmel,
kommen wird um die Lebenden und die Toten zu richten;

Und an den Heiligen Geist.
Nun kann man sich ja darüber unterhalten, was dieser Satz bedeutet: eines Wesens mit dem Vater (homoousion to patri)
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Larson
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Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Larson »

Hans-Joachim hat geschrieben: Do 22. Feb 2024, 17:42 Also: die Lehre von der Trinität Gottes wurde 325 auf dem Konzil zu Nizäa festgelegt. Das Urchristentum kannte diese Lehre nicht und auch die Juden kannten sie nicht. Es war Athanasius von Alexandria, der sie insbesondere gegen Arius durchsetzte.
Festgelegt wurde es vom römischen Kaiser. Bekannt war die Lehre aber auch vorher schon, ansonsten hätte man nicht über ein Jahrhundert lang darüber diskutiert.

Wann hörte das „Urchristentum“ auf?

Die hellenistische Philosophie, dieses Gedankengut prägte von Anfang an das Christentum, legte neue fremde Ideen in alte hebräische Worte und Begriffe. Und dabei warnte Gott Israel durch seine Propheten immer wider vor solchem Umdeuten seiner Lehre.

Dass der Mensch Jesus dann sogar JHWH sein soll, übertupfte selbst noch die Trinität, da JHWH der alleine Gott und Vater ist, Jesus aber zu Gott als seinen Vater spricht.

Trinität ist eine multiple Göttlichkeit, was aber der alleine Schöpfergott nicht ist.
Jes 45,9 Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet – ein Tongefäß unter tönernen Tongefäßen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du? Und dein Werk von dir: Er hat keine Hände?
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Corona
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Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Corona »

Hans-Joachim hat geschrieben: Do 22. Feb 2024, 17:42 Nun kann man sich ja darüber unterhalten, was dieser Satz bedeutet: eines Wesens mit dem Vater (homoousion to patri)
Du schriebst mal, wenn ich mich nicht irre:

Vater= elohim
Jesus= י-ה-ו-ה

Wenn das keine trinitätsähnliche Aussage ist, weiss ich auch nicht.
Zuletzt geändert von Corona am Do 22. Feb 2024, 18:33, insgesamt 1-mal geändert.
Jer 23
Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da werde ich dem David einen gerechten Sproß erwecken; In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel sicher wohnen;
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Hans-Joachim
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Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Hans-Joachim »

Larson hat geschrieben: Do 22. Feb 2024, 17:51 Wann hörte das „Urchristentum“ auf?

Die hellenistische Philosophie, dieses Gedankengut prägte von Anfang an das Christentum, legte neue fremde Ideen in alte hebräische Worte und Begriffe. Und dabei warnte Gott Israel durch seine Propheten immer wider vor solchem Umdeuten seiner Lehre.
Das war ein schleichender Vorgang, der bereits mit dem Tod der Apostel begann. Sicherlich hatte die griechische Kultur einen großen Einfluss auf das Christentum. Ich meine aber, dass das Jahr 325 die Zeit war, wo sich das Christentum endgültig von seinen Wurzeln getrennt hat.
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Larson
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Re: Der Monotheismus und die Trinität

Beitrag von Larson »

Hans-Joachim hat geschrieben: Do 22. Feb 2024, 18:22 Das war ein schleichender Vorgang, der bereits mit dem Tod der Apostel begann. Sicherlich hatte die griechische Kultur einen großen Einfluss auf das Christentum. Ich meine aber, dass das Jahr 325 die Zeit war, wo sich das Christentum endgültig von seinen Wurzeln getrennt hat.
Grob betrachtet fand das schon im frühen 2. Jahrhundert statt. Die Lehre der Apostel wurde recht schnell „weiter entwickelt“.
Wie weit war dies schon von der Lehre Jesu, welches er selbst in Israel predigte, abgewichen, und hat die Vision eines vergeistigten Jesu ins Zentrum gestellt?
Ein weiteres Problem ist, dass dieses hellenistisch Denken schon im NT zu finden ist.
Was beinhaltete das Urchristentum denn?

So ist jegliche Vergottung (sorry um das Wort) Jesu eine Lehre gegen die Aussagen Jesu, eine Lehre, gegen die Lehre vom NT und vor allem, eine Lehre wider die ganze Tenach, gegen die Ausagen des allmächtigen Gottes.
Dazu kommt weiter diese auf heidnischer Basis beruhende Opfertheologie, welche gegen die Tenach gerichtet ist, ebenso einer Menschwerdung Gottes.

Da stimmt einfach zu vieles nicht.
Jes 45,9 Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet – ein Tongefäß unter tönernen Tongefäßen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du? Und dein Werk von dir: Er hat keine Hände?
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