Esau: Vater der Edomiter und Amalekiter

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Hiob
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Re: Esau: Vater der Edomiter und Amalekiter

Beitrag von Hiob »

Magdalena61 hat geschrieben: Fr 15. Feb 2019, 23:44Wenn Esau sein Erbe wirklich wichtig gewesen wäre, dann hätte er es nicht gegen Linsen eingetauscht.
Er will es im Geist und nicht über Rituale übernehmen - diesbezüglich ist er geradezu neutestamentarisch.
Magdalena61 hat geschrieben: Fr 15. Feb 2019, 23:44 . Aber ein pflichtbewußter Mensch wird wohl kaum Prinzipien aufgeben/ verraten
Geistige oder rituelle Prinzipien?
Magdalena61 hat geschrieben: Fr 15. Feb 2019, 23:44 Esau ist vom Wesen her arglos - genau das wird sein Problem.

Wie kommst du darauf?
Immerhin wollte er Jakob töten.
Das ist NACH der Täuschung und für einen Moment - es entspricht nicht dem Wesen des Esau.
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Magdalena61
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Re: Esau: Vater der Edomiter und Amalekiter

Beitrag von Magdalena61 »

Hiob hat geschrieben: Sa 16. Feb 2019, 13:11
Magdalena61 hat geschrieben: Fr 15. Feb 2019, 23:44Wenn Esau sein Erbe wirklich wichtig gewesen wäre, dann hätte er es nicht gegen Linsen eingetauscht.
Er will es im Geist und nicht über Rituale übernehmen - diesbezüglich ist er geradezu neutestamentarisch.
Welche Hinweise in der Bibel ermutigen dich zu dieser Annahme?
Magdalena61 hat geschrieben: Fr 15. Feb 2019, 23:44 . Aber ein pflichtbewußter Mensch wird wohl kaum Prinzipien aufgeben/ verraten
Geistige oder rituelle Prinzipien?
Bei Abraham & Co. ging die Leitung des Clans und somit die Verantwortung für das körperliche und geistliche Wohl der Familie und Knechte nach dem Tod des Vaters traditionell auf den Erstgeborenen über. Es sei denn, der Vater entschied anders, wie Abraham es mit Ismael tat, den er, erb- rechtlich gesehen, aus der Familie ausschloß.

Abraham war nicht nur ein Patriarch, er war ein Priester. Er baute Altäre und brachte dem Herrn Opfer dar, er betätigte sich als Mittler für Sodom und Gomorra, obwohl ihn außer Lot+ family die Leute dort gar nichts angingen.

Isaak sollte keine heidnische Frau nehmen- das wurde den Priestern des Volkes durch Mose später auch untersagt. 3. Mose 21, 14-15

An Abraham und Isaak sieht man: Das Prinzip, dass ein Priester nur eine Frau aus dem eigenen Volk heiraten darf, war bereits VOR Mose bekannt. Es ist nur nicht aufgeschrieben oder überliefert worden, jedenfalls nicht in den Schriften der Bibel, die uns vorliegen. Man muss es aus den übrigen Texten "rekonstruieren".

Ismael heiratete eine Frau "aus dem Land Ägypten", die seine Mutter, die Ägypterin, ihm nahm. 1. Mose 21,21. Damit war Ismael endgültig raus aus der Priesterrolle; er war zwar beschnitten, aber die weiteren Voraussetzungen erfüllte er nicht. Die ersten beiden Frauen von Esau stammten aus Kanaan. Seine dritte Frau holte Esau sich aus der Familie Ismael.

Esau wußte über die Bedingungen, die mit der Verheißung an Abraham verbunden waren, vermutlich genauso Bescheid wie Jakob. Und es war ihm... zunächst einmal ... egal.
Magdalena61 hat geschrieben: Fr 15. Feb 2019, 23:44 Esau ist vom Wesen her arglos - genau das wird sein Problem.
Immerhin wollte er Jakob töten.
Das ist NACH der Täuschung und für einen Moment - es entspricht nicht dem Wesen des Esau.
An welchen Versen machst du die Wesensmerkmale Esaus fest?

Mir sind beide Brüder nicht unbedingt "herzlich sympathisch". Es sind halt Menschen, mit denen Gott Geschichte geschrieben hat. Ich habe sie nicht rausgesucht. Es ist nicht so, dass ich Jakob um so viel besser finde als Esau.

Im Gegenteil: Esau tut mir leid. Weil er so begrenzt war, so gleichgültig mit seinem Erstbegurtsrecht und in der Wahl seiner Frauen, und weil er dann die Folgen seiner Entscheidungen ausbaden musste.
Reich ist er ja wohl schon noch geworden, ein mächtiger Mann und Stammesfürst.

Mit Jakobs Frauen würde ich aber auch nicht tauschen wollen. Lea tut mir leid. Hätte er sie nicht wenigstens ein bißchen lieben können?

Man muß keine lebenslange Feindschaft hineinlesen, wo keine ist. Als Isaak starb, begruben seine Söhne Esau und Jakob ihn gemeinsam. 1. Mose 35,29. Da steht nichts von Kampf und Streit.
LG
God bless you all for what you all have done for me.
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Re: Esau: Vater der Edomiter und Amalekiter

Beitrag von Hiob »

Magdalena61 hat geschrieben: So 17. Feb 2019, 16:32 Esau wußte über die Bedingungen, die mit der Verheißung an Abraham verbunden waren, vermutlich genauso Bescheid wie Jakob. Und es war ihm... zunächst einmal ... egal.
Richtig - es war ihm arglos egal. - Alles, was Du aufzählst, sind rituelle Größen und keine rein-geistigen.
Magdalena61 hat geschrieben: So 17. Feb 2019, 16:32An welchen Versen machst du die Wesensmerkmale Esaus fest?
Einfach mal chronologisch:

1)
Esau ist "ein Mann des freien Feldes“ (25,27) (lass Dir diesen einfachen satz mal auf der Zunge vergehen). - Gleich danach: „Das Erstgeburtsrecht war ihm ganz gleichgültig“. - Hier spüre ich die Arglosigkeit des Naturburschen, der mit dem "offiziellen Zirkus" nichts zu tun haben will.

2)
27,36f Hast Du mir keinen Segen aufgehoben?
Hier spricht aus esau das betrogene Kind: "papa, hat der andere alles gekriegt?"

Kurz vorher spricht auch der betrogene Vater: 27,33 Da überkam Isaak ein heftiges Zittern.
Als Isaak von der Täuschung erfährt, überkommt ihn aufrichtiges Entsetzen wegen der Täuschung. - Aber er kann nichts mehr tun - Die Diebe sind weg.

3)
27,38ff Esau begann laut zu weinen … dann werde ich meinen Bruder Jakob umbringen.
Esau, der bisher gott-orientiert war, wird durch seinen Schmerz konvertiert in Rachegedanken. - Insofern befindet sich Esau in einem „Liebeskummer“ aus Verlust, der ihn von Gott wegführt. Somit wird der „Abel“ Esau durch den „Kain“ Jakob selber zum Kain, da er nun wie Kain seinen Bruder umbringen will. - Der Fluch durchj rebecca und Jakob zeitigt Metastasen.

4)
27,40 Doch hältst Du durch, so streifst Du ab sein <Jakobs> Joch.
<Elberfelder: „Wenn Du Dich losmachst, wirst Du sein Joch von Deinem Hals wegreißen> <Buber: „Sowie Du Dich schüttelst, zerrst Du sein Joch Dir vom Nacken“>
Isaak hält zu seinem Sohn Esau, wenn er ihm diesen Rat gibt: "Wir könnnen nichts mehr ändern - dieses Joch müssen wir/musst Du tragen - aber das ist machbar".

Nebenbei scheint hier aus Sicht des Leserns nicht nur Esau, sondern auch Israel gemeint zu sein, das ein Joch abzuschütteln hat. - esau spielt insofern für sich die Rolle, die Jesus für israel trägt.

Zum thema NT:
esau ist arglos, wird zum Opfer, trägt das Joch. - All das kann man Jakob nicht unterstellen.


5)
Interessant ist folgende Sequenz:

32,2 Jakob zog seines Weges. Da begegneten ihm Engel Gottes.
Es begegnen Jakob Engel - ohne dass sie was tun oder sagen. Von der Anmutung her wirkt diese Szene wie ein Signal, dass nun wieder eine gottbegleitete Zeitphase beginnt.

32,5 Ihr sollt Esau, meinem Herrn sagen
Wie verwandelt, bezeichnet Jakob Esau als seinen Herrn!!!! Er macht damit deutlich, dass er die ursprüngliche gott-gewollte Ordnung des göttlich verfügten Erstgeburtsrecht zugunsten Esaus anerkennt – damit stellt er die Ursprungsordnung über seine daseins-orientierte Erschleichung des Erstgeburtsrechts (vgl. zu 27,24).

32,11 Ich bin nicht wert all der Hulderweisungen und all der Treue
Jakob erkennt demütig, dass seine bisherigen Handlungen das göttliche Festhalten an ihm nicht rechtfertigen.

32,18 <Wenn Esau> Dich ausfragt: Zu wem gehörst Du … ? Dann sag: Deinem Knecht Jakob.
Dies bedeutet zweierlei: Erstens verfügt Jakob, dass auf eine Frage eine ehrliche Antwort kommt – bemerkenswert im Verhältnis zu der vorangehenden Zeit. – Zweitens unterstreicht er seine seins-verfügte Unterordnung unter dem Erstgeborenen Esau.

32,21 Denn Jakob sagte sich: Ich will ihn … beschwichtigen.
Hier setzt sich Jakob dem Verdacht aus, sein Verhalten sei doch wieder dem eigenen Zweck geschuldet und damit eben nicht ehrlich. Ontologisch ist dies deutbar als ständiger Widerstreit zwischen dem „Blick nach oben“ und „dem gesenkten Blick“, der seit Kain und Abel zum Leitmotiv des Menschseins geworden ist. - Interpretativ ist nicht zu entscheiden, was Jakob wirklich denkt. Seine Demut scheint aber dann doch ehrlich zu sein, sein Zweckdenken scheint zumindest situativ überwunden zu sein, blitzt aber durch.

Warum diese Sequenz? - Weil hier Jakob erstmals ein ehrlicher Mensch ist und dies seinem vorherigen Opfer Esau um Verzeihung bittend zeigt. - Dies aber scheint Voraussetzung zu sein, dass es nur 8 zeilen !!!! später die Szene gibt, bei der Jakob von Gott zu "Israel" umbenannt wird - die Versöhnung mit esau ist Voraussetzung dazu.

Diese "Israel"-szene wäre ein eigenes Brett - aber lassen wir das erst mal, weil es sonst durcheinander kommt.

zusammenfassunmg:
esau erscheint als argloser Jochträger, der auch stark an Abel erinnert (nur dass Esau überlebt). Seine Funktion scheint die des charakterlichen Vorbildes zu sein, an dem sich Jakob abarbeiten muss, bevor er reif ist für den Kampf "an der Furt" (32,23) mit dem "mann" (32,25), der Gott ist. -Gott "erkennt" jakob, nachdem dieser sich mit esau versöhnt hat, und kann mit ihm den nächsten Schritt gehen.

Soweit erstmal.
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