Macht der Übersetzungen

Themen des alten Testaments
Hiob
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Macht der Übersetzungen

Beitrag von Hiob »

Wie (bei Interesse) aufzeigbar, gibt es an manchen Bibelstellen sehr unterschiedliche Übersetzungen, die ganz unterschiedliche Aussagen machen können. - Warum ist das so? ---- Doch zunächst mal ein paar Beispiele:

3,1(a) "Die Schlange war listiger als alles Lebendige des Feldes" (Buber)
„das klügste von allen Tieren“ (Gute Nachricht Bibel)
Bei Buber ist die Schlange nicht unbedingt ein Tier, sondern schlauer als Tiere ("Lebendige des Feldes" wird man als "Tiere" verstehen dürfen) - bei GNB ist sie ein Tier.

3,14 "Weil Du das getan hast, bist Du verflucht unter …. allen Tieren" (Einheitsübersetzung)
„verflucht sein … mehr als alle Tiere“ (Schlacher)
„verflucht vor allem Getier“ (Buber)
Ist die Schlange jetzt ein Tier oder nicht?

6,6 "Da reute es den Herrn, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben" (Einheitsübersetzung).
„Denn leid ists mir, dass ich sie machte“ (Buber)
Reute es Gott nun, weil er mit so was nicht gerechnet hatte? - Oder hat er unter dem gelitten, von dem er wusste, dass es kommen würde?

15,1 "Ich bin Dein Schild; Dein Lohn wird sehr groß sein" (Einheitsübersetzung)
„Ich bin Dein Schild und Dein sehr großer Lohn“ (Schlachter)
„Ich bin Dein Schutz! Du sollst reich belohnt werden.“ (GNB)
In „Gute Nachricht Bibel“ schlägt das utilitaristische, also selbst-lohnende, Moment durch im Sinne von: „Du wirst nicht zu kurz kommen“. Die Schlachter-Übersetzung lässt sich interpretieren im Sinne von: „Ich, Gott, schütze Dich, Mensch, und ICH bin Dein Lohn.“. - Die Einheitsübersetzung ist irgendwo dazwischen.

Man kann solche Beispiele endlos weiterführen. - Seht Ihr die Feinheiten, die zu ganz anderen Interpretationen führen können, ebenfalls?
Maryam
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Re: Macht der Übersetzungen

Beitrag von Maryam »

Hi Hiob
Ja, es kommt stark darauf an, mit welcher Bibelübersetzung sich jemand intensiv beschäftigt. Krasse Widersprüche in Bibelzitaten aus unterschiedlichen Bibeln führten schon sicher nicht selten dazu, dass man der unbiblischen Sonderlehrenverbreitung bezichtigt wird, weil es in der Bibelübersetzung des Andern vollkommen anders steht. Gleiche Bibelstelle, vollkommen anders niedergeschrieben.

Doch mir ist das insbesondere im NT aufgefallen. Ich habe auch schon das gängige oft verwendete Bibelzitatensammelsurium anhand einiger Bibelübersetzungen auf deren Textwiedergabe hin untersucht. Himmeltraurig, wieviel Unkraut in den kostbaren Weizen im Laufe der Zeit gestreut wird.

Doch dies ist wohl dann eher was für den NT Bereich. Komme mal später darauf zurück.

lg Maryam
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Travis
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Re: Macht der Übersetzungen

Beitrag von Travis »

Zunächst muss man wohl schauen, dass man Übertragungen ausschließt wenn man sich über Übersetzungen unterhalten will.

Die GNB ist da eher ein Grenzfall in Richtung Übertragung. Kennzeichen der Übertragung ist die Tendenz, den Bibeltext mehr zu interpretieren als es der Grundtext an sich zulassen würde. Man befreit sich also mehr und mehr von möglichen Lesarten in Richtung Kommentar.
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Helmuth
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Re: Macht der Übersetzungen

Beitrag von Helmuth »

Hiob hat geschrieben: Mi 30. Okt 2019, 15:37 Man kann solche Beispiele endlos weiterführen. - Seht Ihr die Feinheiten, die zu ganz anderen Interpretationen führen können, ebenfalls?
Durchaus. Nur sind es nicht immer relvante Dinge. Man kann den roten Faden durch dibe Bibel schon klar erkennen, dass er im AT zu Jesus hinführt, und im NT, dass er auf Jesus zurückführt.

Ich kann es auch mit einer gebrauchten Wanderkarte vergleichen, die deutliche Gebrauchspuren hinterlässt. Gott schenkt den Gläubige auch den Heiligen Geist als Gabe Gottes. Damit lernt er wie er den beschriebenen Weg findet.

Du hast aber Recht, so mache Übersetzungsente resultiert in dogmatische Fehlsicht. Darum habe ich mir vorgenommen Hebräisch zu lernen. Da gingen mir in machen Dingen die Augen auf!

Dennoch. fass man alles unter die "zwei Worte" zusammen und glaubt an Jesus, es würde am Ende genügen. Gott verlangt für die Rettung keinen Expertenlevel. Du konmst also auch ohne Doktortitel ins Reich Gottes, weil Gottes Gebote leicht sind. Dass Jesus für uns am Kreuz gestorben ist, das singt man heute auch auf Youtube, mittlerweile einfach überall wo man hinsieht. Das geht konform zu Matth. 24,14 und ist ein Zeichen, dass das Ende bald bevorsteht.

Wenn man mich heute mit der HFA oder von mir aus Volxbibel verbannt, nachdem Gott mir den HG gegeben hat, ist auch diese Wanderkarte für mich ausreichend. Im übrigen halte ich die simple HFA für sogar sehr gut. Sie hat mir in den Anfängen mehr weitergeholfen als die ELB. Gott verkrallt sich nicht wie ein Erbsenzähler oder Dilletant in einer Macke.

Es gibt also den roten Faden durch die Schrift und wer ihn sucht findet ihn auch. Und es gibt immer noch den Beruf des Schriftgelehrten. Er ist ja nicht ausgestorben nur weil im ersten Jh. auch jüdische Idioten am Werk waren, von Jesus als Otterngezücht und Schlangebrut tituliert.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
Hiob
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Re: Macht der Übersetzungen

Beitrag von Hiob »

Michael hat geschrieben: Mi 30. Okt 2019, 16:20Volxbibel
Die Volxbibel ist übrigens gar nicht schlecht - wer GAR keine Ahnung von der Bibel hat, kann dadurch einen ersten Zugang finden. - Denn oft geben Übersetzungen nicht wieder, was eigentlich mit Aussagen gemeint ist - da tut die Volxbibel praktisch und gut.
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Travis
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Re: Macht der Übersetzungen

Beitrag von Travis »

Als EInstieg würde ich auch die aktualisierte Hoffnung für Alle emfephlen. Das ist zwar auch keine Übersetzung, aber aus meiner Sicht noch einen Tick besser als die Volxbibel.
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Kolibri
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Re: Macht der Übersetzungen

Beitrag von Kolibri »

Hiob hat geschrieben: Mi 30. Okt 2019, 15:37 Wie (bei Interesse) aufzeigbar, gibt es an manchen Bibelstellen sehr unterschiedliche Übersetzungen, die ganz unterschiedliche Aussagen machen können. - Warum ist das so? ---- Doch zunächst mal ein paar Beispiele:

3,1(a) "Die Schlange war listiger als alles Lebendige des Feldes" (Buber)
„das klügste von allen Tieren“ (Gute Nachricht Bibel)
Bei Buber ist die Schlange nicht unbedingt ein Tier, sondern schlauer als Tiere ("Lebendige des Feldes" wird man als "Tiere" verstehen dürfen) - bei GNB ist sie ein Tier.

3,14 "Weil Du das getan hast, bist Du verflucht unter …. allen Tieren" (Einheitsübersetzung)
„verflucht sein … mehr als alle Tiere“ (Schlacher)
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6,6 "Da reute es den Herrn, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben" (Einheitsübersetzung).
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Reute es Gott nun, weil er mit so was nicht gerechnet hatte? - Oder hat er unter dem gelitten, von dem er wusste, dass es kommen würde?

15,1 "Ich bin Dein Schild; Dein Lohn wird sehr groß sein" (Einheitsübersetzung)
„Ich bin Dein Schild und Dein sehr großer Lohn“ (Schlachter)
„Ich bin Dein Schutz! Du sollst reich belohnt werden.“ (GNB)
In „Gute Nachricht Bibel“ schlägt das utilitaristische, also selbst-lohnende, Moment durch im Sinne von: „Du wirst nicht zu kurz kommen“. Die Schlachter-Übersetzung lässt sich interpretieren im Sinne von: „Ich, Gott, schütze Dich, Mensch, und ICH bin Dein Lohn.“. - Die Einheitsübersetzung ist irgendwo dazwischen.

Man kann solche Beispiele endlos weiterführen. - Seht Ihr die Feinheiten, die zu ganz anderen Interpretationen führen können, ebenfalls?
Ich überlege schon seit Tagen wo ich das mal gelesen habe. Es war ein Mönch der in Tibet lebte der die Schlange nicht als das böse Tier wie es oft wiedergegeben wird bezeichnete sondern als ein sehr kluges intelligentes Wesen was wirklich gutes wollte. Leider finde ich nirgendswo mehr die Begründung und warum dieser Mönch so dachte.

Immerhin sprach die Schlange, dass mit dem Genuss der verbotenen Frucht, Adam und Eva lernen zu unterscheiden wie Gott zwischen Gut und Böse. Sie erkannten dass sie Nackt waren und daran erkannte ja Gott das sie von der verbotenen Frucht naschten.

Vielleicht war das ja nicht böse Absicht von der Schlange, sondern das Adam und Eva lernen mussten sich das Paradies zu verdienen dass man nichts umsonst bekommt. Immerhin nannte Adam danach Eva Leben, die Stammmutter aller Menschen. Kann eine Frau denn mehr Bedeutung erlangen ?

Was mir da auffällt ist, das in vielen Naturreligionen von der Mutter der Menschen erzählt wird. Vielleicht kannten auch sie die Geschichte von Adam und Eva.
Maryam
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Re: Macht der Übersetzungen

Beitrag von Maryam »

Travis hat geschrieben: Mi 30. Okt 2019, 16:37 Als EInstieg würde ich auch die aktualisierte Hoffnung für Alle emfephlen. Das ist zwar auch keine Übersetzung, aber aus meiner Sicht noch einen Tick besser als die Volxbibel.
Hi Travis, (oh das erklärt so einiges von dem was Du bisher schriebst ;-) )
Wann wurde denn die Hoffnung für Alle aktualisiert und wie ging man allenfalls mit sinnentfremdenden Bibelstellen in der "Vorgängerversion" um?

Wurden diese dann endlich dem Urtext angepasst oder ist noch immer das evangelikal fundament. Gedankengut drin enthalten, das sich mehr an konzilisch abgesegnete christusfernen Dogmen orientiert statt an den segensreichen, zielführenden Verhaltens- und Vergebungslehren unseres Herrn Jesus, die ihm Gott, namentliche unser Vater mit auf den Weg gegeben hatte?

lg Maryam
Hiob
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Re: Macht der Übersetzungen

Beitrag von Hiob »

Kolibri hat geschrieben: Mi 30. Okt 2019, 17:47 Vielleicht war das ja nicht böse Absicht von der Schlange
Doch - in Goethes "Faust" beantwortet Mephistopheles (= Satan) die Frage, wer er sei, folgendermaßen: " Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft". - Das heißt: Die Schlange IST Böse, schafft aber damit die Voraussetzung für Gutes, das im Schlepptau kommt.
Kolibri hat geschrieben: Mi 30. Okt 2019, 17:47 Was mir da auffällt ist, das in vielen Naturreligionen von der Mutter der Menschen erzählt wird. Vielleicht kannten auch sie die Geschichte von Adam und Eva.
Nicht unbedingt. - Das ist ein Urbild, das weltweit in Kulturen vertreten wird. - Die Mutter trägt allles Lebende aus - zur Not könnte sie sich sogar selber befruchten. - Männer sind reduzierte Frauen - das sind man in der Genetik: Wo bei Frauen ein 'X' ist, ist beim Mann ein 'Y' - das heißt: Bei den 4 Gliedern des X ist eines abgebrochen, so dass nur noch 3 übrigbleiben ("Y"). (Aber ich fühle mich deshalb als Mann nicht schlecht :D :D )
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Travis
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Re: Macht der Übersetzungen

Beitrag von Travis »

Maryam hat geschrieben: Mi 30. Okt 2019, 18:42 Hi Travis, (oh das erklärt so einiges von dem was Du bisher schriebst ;-) )
Was sollte das erklären? Ich lese die HfA nur mit Einsteigern. Selber lese ich diverse andere Übersetzungen und eben den Grundtext.

Einen Urtext besitzen wir nicht und das was du an persönlichen Übersetzungen anführst um deine seltsamen Ansicht zu stützen liest sich wie der übliche SecondHand Kram von Leuten, die den Text nicht lesen und verstehen können und keine eigenen Hilfsmittel haben um dem Text näher zu kommen.
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