Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Themen des alten Testaments
Hiob
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Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Beitrag von Hiob »

Abraham hat eine große heilsgeschichtliche Rolle und David auch. - Sind sie deshalb große Menschen? - Was meint Ihr?
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Kolibri
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Re: Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Beitrag von Kolibri »

Bei David habe ich ein zwiespältiges Gefühl, die Historie stellt ihn nicht wirklich als edlen Menschen dar.

Bei Abraham ja, er ist der Vater vieler Völker und Vater der drei wichtigsten Religionen in Europa und Afrika. Irgendwie gleicht sein Leben dem meinigen, durch Krieg Not und Hunger zog er durch die Lande erlebte viel und wurde erst viel später als er die Frau Sarah heiratete sesshaft . So wie ich unsere Tochter.
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Travis
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Re: Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Beitrag von Travis »

Hiob hat geschrieben: Mi 30. Okt 2019, 20:13 Abraham hat eine große heilsgeschichtliche Rolle und David auch. - Sind sie deshalb große Menschen? - Was meint Ihr?
Fragst Du nach Ursache und Wirkung? Weshalb sie eine Rolle spielen konnten, wird in der Bibel beschrieben. Sie glaubten, und zwar im biblischen Sinne. In jedem Fall sind sie Vorbilder im Glauben. Ob sie große Menschen waren, mag sich jeder selber beantworten.
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Hiob
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Re: Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Beitrag von Hiob »

Travis hat geschrieben: Mi 30. Okt 2019, 21:44 In jedem Fall sind sie Vorbilder im Glauben.
Sind sie das wirklich? - Ab wann würdest Du das bei beiden datieren?
Travis hat geschrieben: Mi 30. Okt 2019, 21:44 Ob sie große Menschen waren, mag sich jeder selber beantworten.
Das klingt so, als sei es nicht so wichtig - richtig?
Rembremerding

Re: Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Mi 30. Okt 2019, 22:24 Sind sie das wirklich? - Ab wann würdest Du das bei beiden datieren?
Abraham glaubte gegen jede Hoffnung.
David sagt im Psalm, er will ewig mit Gott Gemeinschaft haben.
Das sind jene heilsgeschichtlichen Kennzeichen, welche die Charaktere des David und Abraham uns mitteilen wollen.
Ob der Mensch meint, beide seien Vorbilder oder nicht, ist irrelevant, die Bibel jedenfalls stellt sie uns als solche vor - gerade in ihrer Gebrochenheit.

Vielleicht steht hinter der Skepsis die stille Herzenshaltung, um Gott wirklich zu gefallen, müsse man perfekt sein und werden. Nicht jeder wird die Ehe brechen und seinen Widersacher ermorden, wie David, aber sagt uns nicht gerade diese Geschichte, dass Gott weitaus offenherziger ist, als wir Menschen es vermuten, dass man aus jeder Sünde in Reue zu Gott zurückkehren kann?
Der Mensch soll mit seinem persönlichen Charakter individuell zu einem Lobpreis Gottes werden. Gerade aus der Schwachheit heraus macht Gott die größten Werke, damit sich keiner rühme.

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Hiob
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Re: Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: Do 31. Okt 2019, 06:05 die Bibel jedenfalls stellt sie uns als solche vor - gerade in ihrer Gebrochenheit.
Der Letzte halbsatz scheint mir das entscheidende zu sein - so sehe ich es auch. ---- Kann es sein, dass die Theologie gerne heilsgeschichtliche Rolle per persönlicher Heroisierung unterstreicht?
Rembremerding

Re: Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Do 31. Okt 2019, 08:23 Kann es sein, dass die Theologie gerne heilsgeschichtliche Rolle per persönlicher Heroisierung unterstreicht?
Ob ich dich jetzt richtig verstanden habe?

Die Theologie der Kirche nicht. Nicht das Scheitern kann das Heil verlustig machen, sondern das Misstrauen gegenüber den Möglichkeiten Gottes und seiner Barmherzigkeit.
Allerdings kommt es in der Seelsorge auf den Einzelfall an. Manchmal braucht ein betrübter Mensch einen Heiligen oder Glaubensheroen der Bibel, um wieder Mut zu schöpfen. Ein andermal sind die gebrochenen biblischen Gestalten der bessere Trost, weil sie eben in dieser Gebrochenheit in Gott Mut schöpften, Vergebung fanden und schenkten.

Ich finde z.B. die Gestalt des Gideon in Ri 6-8 (?) sehr interessant. Ein Zweifler im Glauben, der von Gott mehrfache Beweise forderte. Ein Zauderer, den Gott zurecht stutzte, in dem ER ihm seine Soldaten mit einfallsreichen und barmherzigen Mitteln nahm. Und ein erfolgreicher Gideon, der mit geradezu komischen und abstrusen Mitteln siegte, damit er sich nicht selbst rühmen konnte.

Welche heilsgeschichtliche Rolle spielt Gideon nun allgemein? Was lernt man von ihm und Gottes Umgang mit ihm?
Doch immer unterschiedliches. Denn der Hl. Geist lässt den Menschen individuell jenes in der Bibel und den Protagonisten finden, was ihm zum Guten gereicht, wenn er es zulässt.

Servus :wave:
Hiob
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Re: Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: Do 31. Okt 2019, 09:32 Ob ich dich jetzt richtig verstanden habe?
Nicht ganz - ich sage es direkter:
Meinem Eindruck nach werden Abraham, David und Jakob als charakterliche Vorbilder dargestellt, weil sie das ja wohl sein müssten, da sie heilsgechichtlich auserkoren sind. - Dabei ist Abraham weitgehend feige (massnehaft belegbar). David ein elender Trickser (dito) und Jakob ein Betrüger (dito). - Deshalb: Man sollte persönlichen Charakter und heilsgeschichtliche Rolle voneinander trennen.
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Travis
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Re: Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Beitrag von Travis »

Hiob hat geschrieben: Do 31. Okt 2019, 09:45 Deshalb: Man sollte persönlichen Charakter und heilsgeschichtliche Rolle voneinander trennen.
Das sollte man nicht. Den Glauben eines Menschen kann man nicht von seiner Persönlichkeit trennen. Das Abraham und David keine perfekten Menschen waren, tut ihrer Funktions als Glaubensvorbild keinen Abbruch. Niemand ist ein perfekter Mensch, außer Jesus. Wem würde das nicht die Hoffnung geben, auch selber von Gott zum Vorbild im Glauben werden zu können?

Ob die Behauptung "weitgehend" überhaupt zutrifft, halte ich für fragwürdig. Sowohl Abraham als auch David werden für biblische Verhältnisse zwar oft erwähnt, trotzdem erfahren wir über viele Jahre ihres Lebens nichts. Der Punkt bei ihnen ist, dass sie (auch in ihren schwachen Momenten) stets auf Gott vertraut oder eben zu ihm zurückgegangen sind. Das sagt eben auch etwas über ihren Charakter aus. Von denen, die ihre Gottesferne kultivierten finden wir in der Bibel auch einige.
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Re: Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Do 31. Okt 2019, 09:45 Man sollte persönlichen Charakter und heilsgeschichtliche Rolle voneinander trennen.
Ob das immer so streng möglich ist?
Abraham ist der Vater des Glaubens.
David ein Liebhaber Gottes.

Aber wie es dazu gekommen ist, obwohl derer Charaktere sich nicht dazu eigneten (aus menschlicher Sicht), gehört ebenso zur Heilsgeschichte. Zumindest eines müssen diese Charaktere zur Heilgeschichte beitragen: Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade.
Jes 42:16 REÜ:
Blinde führe ich auf Wegen, die sie nicht kennen, auf unbekannten Pfaden lasse ich sie wandern. Die Finsternis vor ihren Augen mache ich zu Licht; was krumm ist, mache ich gerade. Das sind die Taten, die ich vollbringe, und ich lasse davon nicht mehr ab.
Es ist doch gerade unsere Aufgabe die bösen und guten Charakterzüge in uns unterscheiden zu können. Dazu verhelfen uns viele Gestalten der Bibel, wie du sie richtig erwähnst (Jakob, David, Abraham, Samson etc.).
Heil ist immer persönlich. Der Weg ist zwar von Gott gebaut und geebnet, aber darauf zu gehen, mit Plattfüßen, Barfuß oder Sportsocken, bleibt unserem freien Willen :frech3: überlassen. Nicht der Charakter, Veranlagung, äußere Umstände lassen uns letztlich scheitern, sondern die Weigerung heute mit Gott neu zu beginnen.
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