Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Themen des alten Testaments
Spice
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Re: Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Beitrag von Spice »

Hiob hat geschrieben: Sa 2. Nov 2019, 13:38
Rembremerding hat geschrieben: Do 31. Okt 2019, 09:59 Nicht der Charakter, Veranlagung, äußere Umstände lassen uns letztlich scheitern, sondern die Weigerung heute mit Gott neu zu beginnen.
Niemand weigert sich einfach so aus dem Blauen heraus.
Und da ist halt wieder mal MEINE Frage: Was entscheidet, dass der Mensch den richtigen Weg ERKENNT?
Ich würde eher fragen, was entscheidet, dass er den richtigen Weg nicht erkennt? - Und dafür gibt es eine ganze Palette von Gründen.

1. Es fällt den heutigen Menschen schwer, überhaupt anzuerkennen, dass es einen Gott gibt, denn das allgemeine Bewusstsein der Neuzeit lebt er der Vorstellung alles sei aus materiellen Gesetzen entstanden und deshalb allein aus ihnen erklärbar. Die Hypothese "Gott" sei deshalb überflüssig.
Das war in den Zeiten, wo es noch keine Naturwissenschaft in unserem heutigen Sinne anders. Da haben mehr oder weniger alle Menschen ganz selbstverständlich angenommen, es gäbe einen oder mehrere Götter, Engel und Dämonen usw.

2. Ist man überhaupt dahin gekommen, dass es "so etwas, wie ein höheres Wesen" gebe, führt das bei vielen noch lange nicht dazu, diesem Ahnen eine Wichtigkeit für das eigene Leben zuzumessen. Die Lösung der eigenen Probleme erwartet man von innerweltlichen Aktivitäten.

3. Wenn man so weit gekommen ist Hilfe für sein eigenes Leben aus immaterieller Quelle zu benötigen, gibt es neben den bekannten Hauptreligionen Christentum, Islam und Buddhismus/Hinduismus noch zahlreiche andere Angebote, z.B. Schamanismus.
Man wird sich also, falls man sich überhaupt einen Überblick verschafft, etwas wählen von dem man meint, dass sie bereits gewissen Überzeugungen, die man hat entspricht.
Wenn man in einem christlichen Kulturkreis aufgewachsen ist, wird das wahrscheinlich eine Form des Christentums sein. In einem islamischen Land natürlich der Islam, in einem buddhistischen Land der Buddhismus.

4. Ist man bereits in einer Familie aufgewachsen, die in einer bestimmten Form, also protestantisch, katholisch, freikirchlich, irgendeine Sekte (z. B. Zeugen Jehovas) verankert ist, wird man sich nun bewusst auch dieser zuwenden.

5. Meist wird man es mit der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft bewenden lassen. Nur wenn man merkt, dass irgendwas mit den Lehren nicht stimmt oder einem etwas nicht gefällt, wird man nach anderen Möglichkeiten Ausschau halten.

6. Nun zu denen, die sich für eine Form des Christentums entschieden haben:
a) einem intensiven Bibelstudium wird man sich nur widmen, wenn man meint nur dadurch ein wirklich "christl. Leben" führen zu können. Wenn allerdings die Vorstellung vorherrscht, dass man sowieso aus Gnade in den Himmel kommt und nicht nur, wenn sich das eigene Leben radikal ändert, wird dieses Studium nur ein Hobby sein und deshalb immer wieder vernachlässigt werden. Schließlich muss man "nicht alles wissen", und außerdem ist die Bibel schwer verständlich und liefert so nur Zündstoff für Streit.
b) Wenn man weiß, dass nur eine radikale Veränderung den Eingang durch die "enge Pforte" ermöglicht, hat man eigentlich schon begriffen, dass nicht der Buchstabe erlöst und auch kein plötzliches "Zauberwirken" Jesu/Gottes, und wird deshalb das Gefängnis des Biblizismus verlassen und die erlösende Wahrheit suchen, die ja darin besteht, dass Christus in uns dadurch Gestalt gewinnt, indem ich immer besser erkenne, welche Wirkungen möglich sind, wenn ich mich, wie er mit dem Vater, also dem Ewigen identifiziere.

Fazit: Die meisten erkennen überhaupt nicht den richtigen Weg, weil sie gar keinen Anlass finden, ihn zu suchen.
R.F.
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Re: Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Beitrag von R.F. »

Spice hat geschrieben: So 3. Nov 2019, 11:56 - - -
1. Es fällt den heutigen Menschen schwer, überhaupt anzuerkennen, dass es einen Gott gibt, denn das allgemeine Bewusstsein der Neuzeit lebt er der Vorstellung alles sei aus materiellen Gesetzen entstanden und deshalb allein aus ihnen erklärbar. Die Hypothese "Gott" sei deshalb überflüssig.
Das war in den Zeiten, wo es noch keine Naturwissenschaft in unserem heutigen Sinne anders. Da haben mehr oder weniger alle Menschen ganz selbstverständlich angenommen, es gäbe einen oder mehrere Götter, Engel und Dämonen usw.
Um an das in der Schrift offenbarte Ziel menschlicher Existenz zu glauben und nach den Richtlinien der Schrift zu leben, bedarf es einiges an Eigenleistung. Man kann nicht wirklich von der Existenz des biblischen Gottes ausgehen, wenn man nicht verwirft, was heute in Schulen und Hochschulen über den Ursprung des Lebens und Geschichte gelehrt wird. Nicht selten lassen auch Einlassungen von kreationistischer Seite an der Schrift zweifeln.
Spice hat geschrieben: So 3. Nov 2019, 11:56 Fazit: Die meisten erkennen überhaupt nicht den richtigen Weg, weil sie gar keinen Anlass finden, ihn zu suchen.
Richtig. Doch würden sich die lieben Christen, nicht zuletzt die Politiker unter ihnen, den biblischen Vorhersagen zuwenden, müsste ihnen die Brisanz der aktuellen Entwicklungen bewusst werden. Das müsste Anlass genug sein, nach dem "richtigen Weg" zu suchen, um das Schlimmste für sich und Familie zu vermeiden...
Spice
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Re: Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Beitrag von Spice »

R.F. hat geschrieben: So 3. Nov 2019, 13:25
Spice hat geschrieben: So 3. Nov 2019, 11:56 - - -
1. Es fällt den heutigen Menschen schwer, überhaupt anzuerkennen, dass es einen Gott gibt, denn das allgemeine Bewusstsein der Neuzeit lebt er der Vorstellung alles sei aus materiellen Gesetzen entstanden und deshalb allein aus ihnen erklärbar. Die Hypothese "Gott" sei deshalb überflüssig.
Das war in den Zeiten, wo es noch keine Naturwissenschaft in unserem heutigen Sinne anders. Da haben mehr oder weniger alle Menschen ganz selbstverständlich angenommen, es gäbe einen oder mehrere Götter, Engel und Dämonen usw.
Um an das in der Schrift offenbarte Ziel menschlicher Existenz zu glauben und nach den Richtlinien der Schrift zu leben, bedarf es einiges an Eigenleistung.
Es bedarf überhaupt der Eigenleistung. Ohne Eigenleistung geschieht nur das Gewohnte. Der Mensch muss endlich anfangen metaphysisch, d.h. von seinem wahren Wesen her zu denken.
Man kann nicht wirklich von der Existenz des biblischen Gottes ausgehen, wenn man nicht verwirft, was heute in Schulen und Hochschulen über den Ursprung des Lebens und Geschichte gelehrt wird. Nicht selten lassen auch Einlassungen von kreationistischer Seite an der Schrift zweifeln.
Na ja, die ganzen unausgegorenen Predigten und Lehren der Kirchen lassen eigentlich schon zweifeln.
Zum Beispiel wird aus meiner Aufzählung bereits deutlich, dass die Lehre eines einmaligen Erdenlebens und der anschließenden Verdammnis, weil der Mensch nicht an Jesus glaubte, oder die ewige Seligkeit aufgrund der äußeren Annahme einer christlichen Ideologie und dem zaghaften Versuch Gutes zu tun, vollkommen absurd ist, weil ja kaum einer den Weg findet oder ihn begeht.
Spice hat geschrieben: So 3. Nov 2019, 11:56 Fazit: Die meisten erkennen überhaupt nicht den richtigen Weg, weil sie gar keinen Anlass finden, ihn zu suchen.
Richtig. Doch würden sich die lieben Christen, nicht zuletzt die Politiker unter ihnen, den biblischen Vorhersagen zuwenden, müsste ihnen die Brisanz der aktuellen Entwicklungen bewusst werden. Das müsste Anlass genug sein, nach dem "richtigen Weg" zu suchen, um das Schlimmste für sich und Familie zu vermeiden...
Ja, da müsste man die Bibel auf die Weise ernst nehmen, wie Du meinst, dass sie genommen werden müsste. Aber auch hier stehen dem berechtigte oder unberechtigte Hindernisse im Weg.
Außerdem ist die Politik nicht für das "Reich Gottes" zuständig. Das "Reich Gottes" ist nichts, was einfach durch Gesetzgebung eingeführt werden kann.
Hiob
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Re: Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter

Beitrag von Hiob »

Spice hat geschrieben: So 3. Nov 2019, 11:56 Fazit: Die meisten erkennen überhaupt nicht den richtigen Weg, weil sie gar keinen Anlass finden, ihn zu suchen.
Da würde ich Dir zustimmen - das trifft in der Tat die praktische Realität gut.
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