Bileam

Themen des alten Testaments
Hiob
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Re: Bileam

Beitrag von Hiob »

Travis hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 08:47 Was meine Wahrnehmung von Gottes Handeln angeht, war ich einige Zeit ziemlich verblüfft. Immherin war Gott ja aktiv beteiligt. Nicht, dass ich ihm irgendeine Schuld zuschieben, aber seine Bemühungen und sein Vorgehen bei Blieam, überraschten mich.
Aber vielleicht ist es doch gerade das:
"Ich zeig' Euch mal, wie es am Ende sein wird, aber jetzt ist es zu früh".
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Travis
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Re: Bileam

Beitrag von Travis »

Hiob hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 08:55 Aber vielleicht ist es doch gerade das:
"Ich zeig' Euch mal, wie es am Ende sein wird, aber jetzt ist es zu früh".
Das zieht sich quer durch die Bibel, ja. Im NT sieht man quasi, was darauf geworden ist.
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"Steter Trottel höhlt den Interlekt"

הִגִּ֥יד‮‬ לְךָ֛ אָדָ֖ם מַה־טֹּ֑וב וּמָֽה־יְהוָ֞ה דֹּורֵ֣שׁ מִמְּךָ֗ כִּ֣י אִם־עֲשֹׂ֤ות מִשְׁפָּט֙ וְאַ֣הֲבַת חֶ֔סֶד וְהַצְנֵ֥עַ לֶ֖כֶת עִם־אֱלֹהֶֽיךָ׃
Rembremerding

Re: Bileam

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 08:00 Also der internationale, universale Ansatz.
Abraham ist der Vater des Glaubens. In Jesus Christus haben wir nun die göttliche Person, an die wir glauben. Deshalb ist die Nachricht über Bileam im NT wichtig, damit wir sein Tun und was Gott durch ihn tat, besser einschätzen können und daraus lernen. Der universale, internationale Ansatz hat nämlich nun im Hl. Geist seinen Ursprung, der aufgrund der Erlösungstat Jesu am Kreuz im Christen ruht.
Es wurde bereits erwähnt: Im AT kommt der Hl. Geist zeitlich begrenzt oder in eine oder mehrere Personen (Propheten). Sie waren noch nicht erlöst, sie standen unter dem Gesetz und sie konnten kein vollkommenes Opfer zur Sühne darbringen. Wer also nicht nur an Gott glaubt, sondern auch, dass ER von den Sünden erlöst hat, wenn wir an IHN in Jesus Christus glauben, wird wahrhaft eins mit der ganzen Schöpfung, allen Menschen und insbesondere den Geschwistern im Glauben.

Im NT finden wir immer noch das Unbehagen der Juden, dass der Messias auch für die Heiden als Menschensohn auf die Erde kam. In Jesus Christus erhielt die geistige Universalität Gottes ein Angesicht.

Servus :wave:
Hiob
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Re: Bileam

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 09:07 Deshalb ist die Nachricht über Bileam im NT wichtig, damit wir sein Tun und was Gott durch ihn tat, besser einschätzen können und daraus lernen.
Aber genau das erlaubt doch die NT-Darstellung NICHT, weil sie extrem plakativ ist: "Bileam böse - bumm". - Und mit Verlaub: Die Aussage in 2.Petr. 2,15 "Sie haben den geraden Weg verlassen und sind in die Irre gegangen. Sie folgten dem Weg Bileams, des Sohnes Bosors; ihm ging es nur um den Lohn für sein Unrecht" stimmt doch in Bezug auf die Hauptszene NICHT: Bileam ist NICHT käuflich, sondern sagt an den Auftraggeber "Ich kann NICHT tun, was Du sagst" - dito Jud. 1,11.

Dazu eine Anmerkung zu der etwas rätselhaften Esel-Stelle in Num. 22,20ff: Um es vorwegzunehmen, sehe ich hier eine Parallele zu Jakob, nur dass Bileam die missglückte Variante davon ist. - Aber der Reihe nach:

22,20 In der Nacht kam Gott
22,22 Aber Gott wurde zornig, weil Bileam mitging <Buber: „dass er so ging“>
22,32 Der Engel des Herrn sagte: … Ich bin Dir feindlich in den Weg getreten, weil mir der Weg, den Du gehst, zu abschüssig ist <Buber: „Denn überstürzt ist der Weg, zuwider mir“>
22,35 Geh mit den Männern

Diese Szene zeigt aus meiner Sicht Parallelen zu dem Kampf Jakobs gegen den „Mann“ (vgl. zu Gen.32,29) sowie zum Kampf Moses gegen Gott (vgl. zu Ex. 4,24). In allen drei Fällen kommt Gott nachts, kommen die Menschen mit Gott (Engel, „Mann“) in unmittelbaren Kontakt, sind mit Gott in Konfrontation, kommen „mit dem Leben davon“ (Gen. 32,31), verlassen den Konfrontationsplatz in einer anderen spirituellen Stufe als vorher, und verlassen den Platz mit einer Mission.

Jakob heißt vorher Jakob und danach Israel, Moses ist vorher unbeschnittener Ägypter und danach Israelit, Bileam betet vorher einen unbekannten „IHN“ (vgl. Buber: 22,8) an, danach einen durch den Engel des Herren näher bezeichneten, also definierten „IHN“. – Insofern spricht aus meiner Sicht am meisten für die Buber-Übersetzung, dernach Gott nicht zornig wurde, „weil Bileam mitging“ (Einheitsübersetzung) oder „dass er ging“ (Elberfelder und Schlachter), sondern „dass er so ging“ (Buber), also auf einem Weg der „überstürzt“ ist „und zuwider mir“.

Nebenbei: Auch Moses darf "so" nicht gehen, siehe: Ex. 4,24 Unterwegs am Rastplatz trat der Herr <Luther 1984: „HERR“> dem Mose entgegen und wollte ihn töten. - Moses Frau Zippora schneidet daraufhin ihrem Sohn die Vorhaut ab und berührt damit die Beine Moses, worauf Gott von ihm ablässt.

So gehen“ heißt dabei bei Moses, jetzt als Jude die Mission anzuführen, in den anderen Fällen als Jakob statt als Israel , und bei Bileam als Jahwe-Verehrer (wenn auch noch immer incognito) statt als Fremdgott-Verehrer anzutreten. - NUR: Bileam ist das Negativ-Beispiel insofern, dass der Heilige Geist von ihm geht, so dass er wieder zum Israel-Feind wird.

Warum tut das Gott? - Nach meinem Fühlen deshalb, weil er zeigen will, dass Gen. 18,18 noch nicht reif ist. - Innerjüdisch geht es, außer-lüdisch noch nicht.
Rembremerding

Re: Bileam

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 09:34 Aber genau das erlaubt doch die NT-Darstellung NICHT, weil sie extrem plakativ ist
Ich gehe davon aus, dass auch dort der Hl. Geist wirkte. Deshalb darf die Interpretation des einen nicht gegen die Aussage des anderen stehen. Als Jude mag deine Interpretation von Bileam richtig sein, aber der Heilsplan Gottes ging einen weiteren Schritt, der dem Vorangegangenen den Schatten nahm und in Jesu Licht stellt.
Hiob
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Re: Bileam

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 10:01 Als Jude mag deine Interpretation von Bileam richtig sein, aber der Heilsplan Gottes ging einen weiteren Schritt, der dem Vorangegangenen den Schatten nahm und in Jesu Licht stellt.
Deshalb sage ich ja (in anderen Worten, falls es ein Missverständnis gab): Bei Bileam hätte es genauso gehen können wie bei Jakob und Mose, aber da er kein Jude war, war die Zeit für ein universales Verständnis Gottes noch nicht gekommen. - Aber dafür kann doch Bileam nichts.
Rembremerding

Re: Bileam

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 09:34 „dass er so ging“ (Buber), also auf einem Weg der „überstürzt“ ist „und zuwider mir“.
Bileam konnte etwas für sein "zuwider". Dafür ist er sehr wohl verantwortlich, denn er hatte eine Gotteserfahrung, die ihn etwas anderes lehren hätte können.
Rahab war keine Jüdin, Rut auch nicht. Doch das universale Verständnis Gottes nahmen sie an, damit es auch das auserwählte Volk durch sie lernen.
Aber denkst du nicht, dass Jesus auch für Bileam gestorben ist?
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Re: Bileam

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 13:21 Aber denkst du nicht, dass Jesus auch für Bileam gestorben ist?
Natürlich - das gilt für alle. ---- Wie kommst Du darauf in diesem Kontext?
Rembremerding hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 13:21 Bileam konnte etwas für sein "zuwider". Dafür ist er sehr wohl verantwortlich, denn er hatte eine Gotteserfahrung, die ihn etwas anderes lehren hätte können.
Mir ist nicht klar, was Bileam bewusst wahrgenommen hat. - Er ist erfüllt vom Heiligen Geist und nimmt das Höchste wahr - ich bin nicht sicher, ob er darin den jüdischen Jahwe erkennt.

Grundsatzfragen: Kriegt ein Seher notwendigerweise mit, wenn er sehend prophezeit? - Was hältst Du von folgendem Vers:
Num. 11,25f
Sobald der Geist auf ihnen ruhte, gerieten sie in prophetische Verzückung <Buber: „Geistbraus“>. … Zwei Männer aber … standen in der Liste, waren aber nicht zum Offenbarungszelt hinausgegangen. Sie gerieten im Lager in prophetische Verzückung.
Rembremerding

Re: Bileam

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 14:03 Wie kommst Du darauf in diesem Kontext?
Es ist so, dass wir nicht versuchen sollten Taten zu rechtfertigen, weder bei Bileam noch bei einem selbst. Für mich liegt der Schwerpunkt in der Verantwortlichkeit für eine Tat. Und wie man sich selbst, sollte man auch Bileam recht beurteilen. Einiges tut man wider besseres wissen, anderes mag zum Zeitpunkt der Tat nicht bekannt sein, aber auch dann muss das Herz sprechen. Bei dir scheint es immer eine Sache der Erkenntnis zu sein. Wer nicht genug weiß, erkennt, ist auch für seine Tat nicht verantwortlich. Aber dem ist nicht so. Bei Bileam erfahren wir ein Urteil des Hl. Geist aus dem NT.
Kriegt ein Seher notwendigerweise mit, wenn er sehend prophezeit?
Das ist nicht notwendig, wenn er "in der Liste steht". Wie schon mal geschrieben: Gott befähigt die Berufenen.
Von Saul wissen wir, dass Gottes Geist verzückt, wirkt, aber nicht vergewaltigt. Man bleibt seinen Entscheidungen verantwortlich. Aus dem NT wissen wir, dass wem viel gegeben, viel abverlangt wird. Darum rechtfertigt allein Gott recht und weiß, ob es das Herz, die Liebe war, die durch einen handelte oder eine selbstische Eigenliebe, die Angst hat zu kurz zu kommen.
Hiob
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Re: Bileam

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 14:29 Bei dir scheint es immer eine Sache der Erkenntnis zu sein. Wer nicht genug weiß, erkennt, ist auch für seine Tat nicht verantwortlich. Aber dem ist nicht so.
Da stimmt aus meiner Sicht immer noch was nicht. --- Wenn ich schlafwandele, mich ins Auto setze und Dich umfahre: Bin ich dann dafür VERANTWORTLICH?

Ich habe nichts dagegen, wenn man "Verantwortung" definiert über Folgen dessen, was mit einem zu tun hat - konkret: Ich konnte zwar nichts dafür, sehe aber den Schaden, der durch meine Person angerichtet wurde und leide darunter - es war ja durch mich. --- Aber ist das wirklich so gemeint?
Rembremerding hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 14:29 Das ist nicht notwendig, wenn er "in der Liste steht". Wie schon mal geschrieben: Gott befähigt die Berufenen.
Eben - und Bileam wurde kurz berufen und dann sozusagen wieder "ab-berufen", weil es seine heilsgeschichtliche Rolle war.
Rembremerding hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 14:29 Man bleibt seinen Entscheidungen verantwortlich.
WELCHE? --- Bileam ist voher ein Juden-Hasser, wird berufen (steht also auf der Liste) und ist dadurch Jahwe-Sprachrohr - danach wird er wieder das, was er von Haus ist. ---- Wäre Bileam vorher ein Jude gewesen, würde von einem anderen Geist "berufen" und zu dessen Sprachrohr, würde er ebenfalls danach wieder derselbe wie vorher sein.

Es kann doch nicht sein, dass Bileam I ein SChurke ist und Bileam II ein Held - beide tun dasselbe. - Da komme ich nicht durch.
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