Kain - Die Strafe oder die Schuld zu schwer?

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Rembremerding

Kain - Die Strafe oder die Schuld zu schwer?

Beitrag von Rembremerding »

aus einem anderen Thread:

Zu Kain gibt es eine spannende Nuance.
In Gen 4:13 wird übersetzt:
Kain aber sprach zu dem HERRN:
Meine Strafe ist zu schwer, als dass ich sie tragen könnte. (LUT)
und:
Kain antwortete dem HERRN:
Zu groß ist meine Schuld, als dass ich sie tragen könnte. (ELB)
Die Elberfelder räumt in einer Fußnote neben der „Strafe“ auch die „Schuld“ als Übersetzungsmöglichkeit ein. Hat sich der Mörder vom Anfang an – also Kain – dem HERRN gegenüber als schuldig bekannt, oder beschwert er sich vielmehr über seine Bestrafung?
Hier weitere Beispiele:
Und es sprach Ken zum HERRN:
Zu groß ist meine Schuld, um (sie) zu ertragen. (MÜ aus dem Samaritanus)
aus der Septuaginta:
Und Kain sprach zum Herrn:
Zu groß ist meine Schuld, dass ich freigesprochen werden kann. (MÜ)
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Abischai
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Re: Kain - Die Strafe oder die Schuld zu schwer?

Beitrag von Abischai »

Das klingt wie ein Schuldeingeständnis, warum auch nicht?

Gott schützt den reuigen Täter ja sogar davor, von "jedem der ihn fände" erschlagen zu werden.

Viel später erst lesen wir den Satz "die Rache ist mein, spricht Jahweh". Das galt aber auch damals schon.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
Rembremerding

Re: Kain - Die Strafe oder die Schuld zu schwer?

Beitrag von Rembremerding »

Lassen wir den Blick allein auf Kain. Hier stimmt, was du sagst: Kain hat sein Vergehen eingesehen und man kann Reue heraushören:
Kain antwortete dem HERRN:
Zu groß ist meine Schuld, als dass ich sie tragen könnte. (ELB)
Übersetzt man aber wie LUT:
Kain aber sprach zu dem HERRN:
Meine Strafe ist zu schwer, als dass ich sie tragen könnte.
dann ist hier weniger Kains Reue herauszulesen, sondern mehr seine Anmahnung, dass die Strafe von Gott dafür zu hoch ist.
In Bezug auf Gut/Böse führt uns die Bibel hier vor Augen: Ist für dich etwas böse, weil du eingesehen hast, dass du dem Guten das Seine schuldig geblieben bist? Oder ist es nur die Angst vor der Strafe oder gar eine von Gott unterstellte Ungerechtigkeit, die einen zum Guten führt?

Der fragliche Ausdruck im Text ist עוני(avoni) - Schuld oder/und Strafe.
Es stellt sich dann das Verhältnis von Tat und Folge in den Vordergrund. Es geht bei avoni nicht darum „Sünde“ oder „Strafe“ als Bedeutung für falsch oder richtig zu erklären. Vielmehr hat man es mit einem Begriff zu tun, der beides beinhaltet. Gen 4:13 legt aber die Betonung auf den Umstand, dass der HERR Kain die Konsequenzen seiner Sünde nicht erspart.
Gott verübt keine Rache, er beschützt Kain sogar vor dem Bösen der Menschen, wenn sie Böses mit Bösem vergelten wollen.

Auf Kain bezogen mag er den Umstand Böses getan zu haben, als Schuld erblicken, jedoch war er sich der ungeheuren Sünde nicht bewusst und meint die Folgen daraus sind zu schwer.
Und ist es nicht auch im Leben so? Man tut oder sagt etwas böses, ohne die ungeheure Wucht und Größe von Sünde und Schuld wahrhaben zu wollen. Der eigene Egoismus wird über allem gestellt.
Selbst wenn man bereut, einen durch Sünde angerichteten Schaden und seine Folgen kann man dadurch nicht immer ausgleichen.
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Helmuth
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Re: Kain - Die Strafe oder die Schuld zu schwer?

Beitrag von Helmuth »

Rembremerding hat geschrieben: Mo 21. Dez 2020, 15:33 Die Elberfelder räumt in einer Fußnote neben der „Strafe“ auch die „Schuld“ als Übersetzungsmöglichkeit ein.
Der hebr. Begriff ist ein recht allgemeiner Ausdruck für Ungerechtgkeit, Übertretung, Missetat, Schuld oder Sünde. Ich würde ihn zunächst wertneutral als Verbrechen im Sinne einer Straftat interpretieren. Man kann hier die vielen Anwendungen des Begriffs erforschen:

http://www.obohu.cz/bible/index.php?hs= ... gnr=suchen

Der Begriff geht aber nicht mit einem Eingeständnis der Tat einher, sondern er defniert nur den Tatbestand des Verbrechens.
Rembremerding hat geschrieben: Mo 21. Dez 2020, 15:33 Hat sich der Mörder vom Anfang an – also Kain – dem HERRN gegenüber als schuldig bekannt, oder beschwert er sich vielmehr über seine Bestrafung?
Von einem Schuldeingeständnis lesen wir nichts. Ich lese das Gegenteil. Im Verhör Gottes sagte er für mich sinngemäß: Was interessiert mich mein Bruder? (Soll ich der Hüter meines Bruders sein?). Er hasste ihn. Und die Vorgeschichte dazu kennen wir.

Er steht im 1. Johannesbrief als Prototyp eines Mörders, der aus einem bösen Motiv heraus handelte und seinen Bruder hasste. Ich denke wir sollten daher keine andere Auslegung finden. Wäre dem so, hätte Gott vergeben und das Strafausmaß verringert. Das lesen wir aber nur dort, wo die Sünde bekannt wurde und eine Buße und Umkehr erfolgte.

Kains Verhalten war aber anders. Er suchte nicht mehr den Herrn, um ihn z.B. wieder mit einem Opfer zu besänftigen, sondern seine Raktion war diese:
1. Mose 4:16  hat geschrieben: Und Kain ging hinweg von dem Angesicht des Herrn und wohnte im Land Nod, östlich von Eden.
Man muss die Sprache, die hier gewählt wird, recht verstehen und deuten. Sie sagt mit wenigen Worten in ihrer geistlichen Tiefe sehr viel aus. Kain ging weg vom Angesicht des Herrn heißt soviel, er fiel von Gott nun völlig ab und war damit geistlich gesehen tot. Welche Konsequenzen das für Mörder hat lesen wir im Fluchwort Gottes.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
Anthros
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Strafe zeigt Verfassung des Strafenden

Beitrag von Anthros »

"Strafe" ist ein hartes Wort, man hat es sich angewöhnt, es drückt die eigene Verfassung des Strafenden aus.
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Lena
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Re: Kain - Die Strafe oder die Schuld zu schwer?

Beitrag von Lena »

Strafe wird es heissen, vom Zusammenhang her und auch weil es von fast allen so übersetzt wird.
Anthros
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Alternative zur Strafe

Beitrag von Anthros »

Lena hat geschrieben: Di 22. Dez 2020, 13:30 ... und auch weil es von fast allen so übersetzt wird.
Und deshalb ist es jetzt richtig?

Lena hat geschrieben: Di 22. Dez 2020, 13:30 Strafe wird es heissen, vom Zusammenhang her ...
Und was soll das jetzt heißen?
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Abischai
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Re: Kain - Die Strafe oder die Schuld zu schwer?

Beitrag von Abischai »

Michael hat geschrieben: Di 22. Dez 2020, 05:07 Von einem Schuldeingeständnis lesen wir nichts. Ich lese das Gegenteil. Im Verhör Gottes sagte er für mich sinngemäß: Was interessiert mich mein Bruder? (Soll ich der Hüter meines Bruders sein?). Er hasste ihn. Und die Vorgeschichte dazu kennen wir.
Zwar, äh, ja und nein... wie soll ich sagen;
vergleichen wir das mit der Zurredestellung König Davids durch Nathan, nachdem David die Ehe Urias gebrochen und diesen dann auch noch ermordet hatte, fallen doch Ähnlichkeiten auf.
Das Kind starb, OBWOHL Gott dem David vergeben hatte.

Ich sehe das nicht ganz so einfach.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
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Helmuth
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Re: Kain - Die Strafe oder die Schuld zu schwer?

Beitrag von Helmuth »

Abischai hat geschrieben: Di 22. Dez 2020, 21:29 vergleichen wir das mit der Zurredestellung König Davids durch Nathan, nachdem David die Ehe Urias gebrochen und diesen dann auch noch ermordet hatte, fallen doch Ähnlichkeiten auf.
Das Kind starb, OBWOHL Gott dem David vergeben hatte.
David wäre aufgrund des Vergehens des zweifachen Todes, für Mord und für Ehebruch. Doch er kehrte sofort um und fastete sogar 7 Tage. Er wurde begnadigt. Das sehe ich als seine Strafmilderung an. Er erhielt diese Milderung, aber keinen Nachlass. Nicht nur sein erstes Kind starb, er erhielt noch zwei weitere Strafen:
2 Samuel 12:10 hat geschrieben: Nun soll auch von deinem Haus das Schwert nicht weichen ewiglich, weil du mich verachtet und die Frau Urijas, des Hetiters, genommen hast, dass sie deine Frau sei!
Denk daran, wie mehrere seiner eigenen Söhne umgekommen sind durch die Hand Joabs. Auch er gehörte zu seinem Hause.
2 Samuel 12:11 hat geschrieben: So spricht der Herr: Siehe, ich will aus deinem eigenen Haus Unglück über dich erwecken; und ich will deine Frauen vor deinen Augen nehmen und sie deinem Nächsten geben, dass er am helllichten Tag bei deinen Frauen liegt!
Das erfüllte sein eigener Sohn Absalom, der zu seine Nebenfrauen in aller Öffentlichkeit einging. Wir sehen, Gott sieht im Gericht nicht die Person an, auch nicht die seiner Gesalbten. Ich lasse mich von solchen Worten sehr inspirieren.

Lieber Abischai, wir werden am Tage des Gerichts sehen, wie Gott mit ihnen und uns umgeht. Wir werden sehen, ob David oder Kain ins Reich Gottes eingehen wird und ob wir ins Reich Gottes eingehen werden. Wenn Kain angeblich Buße getan hat, dann dürfen wir ihn als Bruder begrüßen. Wenn nicht, dann ist er ein Mörder und erhält die Strafe eines Mörders. Johannes nennt ihn einen Lieblosen, aus dem Bösen, Ungerechten und damit auch einen Mörder:
1 Johannes 3:11-12 hat geschrieben: Denn das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt, dass wir einander lieben sollen, nicht wie Kain, der aus dem Bösen war und seinen Bruder erschlug. Und warum erschlug er ihn? Weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht.
Das ist sein Zeugnis, wie er getrieben vom Heiligen Geist geredet hat; soll heißen, für so einen würde ich nicht meine Hand ins Feuer legen, für dich schon viel eher.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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