Danke vorab schon mal für die gründliche Recherche zu den Fragen.
Wer es ganz gründlich macht, soll sich den vollen Artikel hier ansehen:
https://4religion.org/viewtopic.php?f=10&t=2692&start=580
Unter streng wissenschaftlicher Methodik fällt die Argumentationsweise, die Professoren auf Professoren zitieren und deren Meinungen wörtlich wiedergeben. Dort ist aber ein starres Denken vorhanden, das keine Entwicklung mehr erlaubt und auch die Vergangenheit auf eine Schiene zwängt, in der keine anderen Lösungen mehr Platz haben. Das geht in die Enge, bzw. in die Breite. Schafft es auch die Höhe?
In der freien Nacherzählung zeige ich, wie bei mir das Thema ankam.
Prof. für NT, Universität Greifswald legt die Problematik dar:
Das Judentum zur Zeit der Jesusbewegung und der frühen Christenheit ist in nahezu allen seinen Gruppierungen und theologischen Strömungen von den Denkstrukturen der „Apokalyptik“ (Tilly, 2012) geprägt. Er versteht ein breites Spektrum der Völksfrömmigkeit, Endzeiterwartung mit weisheitlichem Denken, wie sie die Apokalyptik kennzeichnet.
Diese Meinung hat er sich gebildet, weil bekannt ist, dass das Johannesevangelium und die Offenbarung aus einem späteren Zeitpunkt stammen. Daraus meint er, entstand eine neue Theologie. Dieser Ansatz ist nicht richtig. Die Erwartungshaltungen einer "neuen Zeit" begannen bereits um 300 vor Chr. mit Alexander dem Großen. Es fällt auf, dass dieser (von Aristoteles erzogen) alles wichtigen Stätten der Weisheitszentren besucht hat und den Tempel in Jerusalem achtete. Mit der Übersetzung der Bibel wurde die hervorragendste Gesetzeslehre ins Gespräch gebracht.
Von der Naherwartung und Jesu Geburt berichten viele Länder, u. a. auch jene - aus denen die Sternkundigen "Hl. Dreikönige" kamen. Sie sorgten im Land Judäa für viel Aufsehen. Auch Kaiser Augustus fieberte der Erwartung entgegen, ebenso Herodes. Jeder tat das auf seine Weise, weil was "in der Luft" lag. Lange Jahre hatten auf dem Balkan die Weisen Rituale für die "Wiederkehr des Erleuchteten" gehalten.
Ernst Käsemann hat über die Apokalyptik als der „Mutter aller christlichen Theologie“ formuliert (Käsemann, 1960). Die Autoren des NT stellen in seiner Sicht das Christusereignis in das Licht der alttestamentlichen Verheißungs- und Hoffnungsgeschichte.
Das ist nur teilweise richtig. Zwar zitiert das NT die Propheten. Weil man jedoch nicht deren Inhalt in *Auslegung kennt, entstehen ganz verdrehte Schlüsse. Die Propheten haben Gesetze. Mit diesen Gesetzen kommt ein "Himmelreich" - etwas Analoges, was der Islam unter einem "Gottesstaat" versteht. Das will man natürlich nicht, weil Greuelgeschichten vom Handabhacken, Steinigen als Sure vorhanden sind. Den Koran hat man, wie das AT, in verkehrter (unflexibler Denkart) übersetzt, dass die grausamen Dinge oben liegen und die Einhaltung solcher Regeln Abscheu verursacht hat. Ähnlich ist "Aug um Aug", das aber nie in der Rechtsprechung vorlag, sondern unser Rechtsgesetz ist, beide Parteien berücksichtigen: Eine Blickweise gegen die andere stellen.
"Die Erwartung des endzeitlichen Kommens Gottes, eines universalen Gerichts sowie des Beginns einer neuen Weltzeit", ist die bishere "Meinung", die nichts ahnt von den Gesetzen des AT (wiederholt im NT). Es ist der analoge innere Inhalt, wird aber dargelegt mit der Form des Leben Jesu.
Man meint, auch Paulus geht von dem Gedanken einer Äonenwende oder Zeitenwende aus. Doch die Paulusbriefe sind Darlegungen der antiken Philosophenschulen. Bei Paulus (enthält Themen des Abwägens) kommen immer wieder die idealen Verhältnisse ins Gespräch.
Die Messiaserwartungen des Judentums scheinen das Gleiche zu sein. Sie haben jedoch ganz praktische Gründe, sind auf das hier und jetzt bezogen.
Wichtig wäre, einige Artikel aus dem Talmud zu diesem Thema zu zeigen. Das ist ein bisschen zeitaufwändig alles dazu zu suchen. Vor allem ist Eines zu beachten: Was dort steht - kann nicht so gelesen werden, wie man es in der Übersetzung liest! Deshalb hat das auch noch keiner herangezogen. Sie verwenden das gleiche Modell der Darstellung, wie es im AT, im NT und im Koran vorkommt - die flexible Dichtkunst. Sie entwickelt erst die Ideale - sagt aber auch, wo kein Durchkommen ist.
Man denkt bei den messianische Erwartungen, Welt Gottes, Gericht, Totenauferstehung und anderes mehr. Im Judentum sind aber hinter solchen Wortschöpfungen andere Begriffen vorhanden.
Um ein kleines Bespiel aus der Schöpfungsgeschichte zu zeigen, die das "beweisen" kann.
Dort heißt es: We jehi erev, we jehi boker ...
Übersetzt wurde "es ward Abend und es ward Morgen ..."
Gesehen wird ein "we jehi" das in Zukunft steht. Nimmt man erev und boker als Eigenschaftswörter oder Verb, so wird daraus: Es soll angenehm werden und wird besucht / oder kritisiert ...
Da kommen bei gleichem Text ganz andere Überlegungen, wie es sein soll - was war, was wird ...
Es entstehen Gestaltungsspielräume mit Bedingungen.
(Daneben ist noch in komprimierter Form viele, viele Jahrtausende Erdegeschichte enthalten)
Als feststehende Erwartung eines Heilsgeschehens passiert natürlich überhaupt nichts.
Keiner ist zuständig. Von nix kommt nix.
Wenn du die jüdische Denkweise dagegenhalten kannst, erkennst du, dass bei Entfaltung der Ideale kein "Gesetz" des Festhaltens vorliegt. Jeder darf sich in Richtung Gutes entwickeln - soweit er mag und es kann. Die Regeln dafür sind schon längst vorhanden gewesen und sie wurden wieder erneuert.Savonlinna hat geschrieben:... eine bestimmte Form des eschatologischen Denkens wurde erst lange nach Jesu Tod entwickelt. Weiter zeigt er, dass keine Eindeutigkeit des Verstehens vorliegt. Und drittens zeigt er - für mich besonders interessant -, dass "das entscheidende Heilsereignis" durch Tod und Auferweckung im Bewusstsein der Gläubigen bereits eingetreten sei.