seeadler hat geschrieben:
Nein! Höchstens objektiv in Bezug zu dir, ergo subjektiv!
So ist es. Man könnte auch bei der Aussage: Die Erde existiert - und das ganz objektiv., entgegnen:
Wer sagt das? Und wenn der Gegenüber klug ist, wird er die Absurdität seiner Aussage verstehen.
Man muss die Wirklichkeit als Prozess betrachten, den unser (und vorrangig Gottes) Bewusstsein in Gang hält. Es gibt keinen positiven Nachweis, dass es sich bei einer Realität um die Wirklichkeit handelt. Nur umgekehrt kann man aufzeigen, dass eine Realität nicht wirklich ist. Das Ausschalten des Fernsehers zeigt, dass die momentan als real empfundene Situation imaginiert ist.
Erst wenn man an den Grenzen der Realität etwas verändert, stellt sich möglicherweise heraus, dass diese Realität sich auflöst und letztendlich wie ein Kartenhaus zusammenfällt (Emanzipation). Und falls dies nicht geschieht, könnte es sich um die Wirklichkeit handeln, oder eben auch nicht.
Wann ist nun eine Realität wirklich, also das subjektiv wahrgenommene, objektiv vorhanden? Man überprüft, ob ein handelndes Subjekt selbstbestimmte Veränderungen an dieser Realität vornehmen kann und sich die Wirkungen dieser Veränderungen auch umgekehrt auf das handelnde Subjekt in Form von unmittelbaren Sinneseindrücken auswirkt.
Allerdings ist auch diese Methode nur eine Annäherung. Auch in interaktiven Computerspielen werden Sinneseindrücke simuliert, sie sind aber nicht wirklich. Man kann es noch drastischer ausdrücken: Soldaten begreifen im Krieg den Feind als real, obwohl sie ihn sinnlich nicht wahrnehmen, deshalb schiessen sie auf ihn, wenn auch meist nicht selbstbestimmt, und werden selbst erschossen. Selbst dann ist damit genau genommen die Wirklichkeit des Feindes nicht bewiesen, denn der konstruiert sich ja auch nur aufgrund der umgekehrten Imagination eines Feindes. Wenn überhaupt etwas bewiesen ist, dann nur die Wirklichkeit des Todes.
Man kann unwirkliche Realitäten im Grunde nur entlarven, wenn man diese Realität gut kennt, damit man um ihre Grenzen weiß. Und deshalb ist es wichtig die Realität, den Augenblick bewusst zu leben. Denn erst das Bewusstsein kann uns die Grenzen von Realität aufzeigen, denn Bewusstsein ist das, was uns mit der Wirklichkeit verbindet. Diese Wirklichkeit ist das Sein an sich, der Glaubende erkennt darin Gott. Deshalb erscheint dieser Satz als Paradoxum: Nur wer bewusst an einen Gott glaubt, weiß um die Realität und kann so wirklich (ewig) leben.
Wirklichkeit lässt sich als Subjekt nicht positiv nachweisen, sondern man kann sich ihr nur annähern. Dann stellt sich die Frage, ob es die Wirklichkeit gibt. Die Antwort darauf kann man sich selbst geben, indem man die eigene Realität als konstruiert entlarvt, wenn man quasi seine Sinne und Gefühle, seine Wünsche und Begierden als die Sklavenhalter seines Bewusstseins erkennt. Nun kann man sich fragen, ob das Abschütteln der unwirklichen Realität wirklich ist oder nicht oder ob die Realität nur deshalb zur Wirklichkeit werden kann, weil sie bewusst ausgesprochen wurde (Es werde ...) und es Subjekte gibt, die fähig sind durch dasselbe Bewusstsein in dieser Wirklichkeit real zu leben.
Oweh, hat das noch jemand verstanden? Wenn nicht, bitte ich um Verzeihung, manchmal sind komplexe Sachverhalte, die unserem strukturierten Denken fremd sind, eben nur in neue Worte zu fassen.
Servus