Pluto hat geschrieben:Novalis hat geschrieben:Das Einzige, was wirklich beständig ist, ist der Zeuge. Das wissende und sehende Bewusstsein
Nicht wirklich, denn der Zeuge sieht nur das, was auch in der Welt ist.
Nachts, wenn wir träumen, dann hören wir, aber ohne Ohren. Wir sehen, aber ohne Augen. Wir berühren, aber ohne Hände. Wir gehen, aber ohne Füße. Wir fühlen, aber ohne Körper. Doch wir sehen eine Welt, in der wir uns bewegen und erfahren uns aus der Perspektive eines imaginären Körpers. Während des Traumes haben wir den Eindruck, dass wir diese Traumfigur sind. Wir hören Klang, obwohl da nicht mal ein realer Raum ist, in dem dieser Klang erklingen und sich bewegen könnte.
Der Geist oder das Bewusstsein ist der Schöpfer dieser imaginären Welt. Es erschafft den Klang, es erschafft den Hörenden, den Raum und die Bewegung im Raum und es erschafft die Erfahrung: "Ich höre einen Klang". Bewusstsein erschafft Farben, sieht durch imaginäre Augen, die nur in seiner Vorstellung existieren, eine ebenso imaginäre Welt und die Erfahrung von "Ich sehe Farben und eine Welt".
Der ganze Traum ist nur erträumt, aber während des Träumens scheint er sehr real zu sein. Tatsächlich gibt es keinen wirklichen Beweis dafür, dass die im Wachzustand erlebte Welt nicht ebenfalls ein
traumartiges Geschehen ist. Ich sage nicht, dass sie ein bloßer Traum ist. Ich weise nur auf eine Tatsache hin: die Welt im Traum scheint real zu sein, weil etwas von Bewusstsein bezeugt und erfahren wird - und die Welt im Wachzustand scheint real zu sein, weil etwas von Bewusstsein bezeugt und erfahren wird. In beiden Fällen halten wir etwas für real, weil es bezeugt und erfahren wird. In beiden Fällen erlebe ich mich aus der Sicht eines Körpers, der sich durch eine Welt bewegt und identifiziere mich mit dieser Vorstellung.
Dies ist das bekannte Paradox, welches in ähnlicher Form in dem bekannten Gleichnis von Chuang-Tzu - dem Traum vom Schmetterling - formuliert wurde, um zu zeigen, dass sich "Traum" und "Wachzustand" tatsächlich nicht vollkommen voneinander abgrenzen lassen. Die östliche Weisheitslehre bezeichnet die Welt darum auch als "Lila", was übersetzt
das Göttliches Spiel des Bewusstseins heißt.
Für wissensdurstige Leute, die wirklich an der spirituellen Sicht interessiert sind:
https://de.wikipedia.org/wiki/Lila_%28Hinduismus%29
http://www.satsang-mit-torsten.de/sevaa ... erapy.html
http://www.pranahaus.de/share/pdf/0317292.pdf
"Leela (gesprochen wie lila) heißt im Sanskrit "das göttliche Spiel des Bewußtseins". Als solch ein Spiel können wir das Leben erfahren, wenn wir unsere wahre Natur erkannt haben. Diese bleibt als das aller ursprünglichste, natürliche Sein, vor, während und nach jeder der vielfältigen Rollen, die wir täglich spielen, dasselbe: unberührt, rein, in sich selbst erfüllt. Wenn sich in dieser Erkenntnis die leidvolle Verstrickung der Identifikation mit allen Rollen löst, ruhen wir in uns Selbst als "Sat-chit-ananda": Sein-Bewußtsein-Liebe. Zugleich besteht vollkommene Freiheit, alle Rollen des Lebens ganz und gar zu spielen und zu erleben, ohne sich wieder in das Leiden der Identifikation damit zu verstricken."
CHUANG TZU: DER TRAUM VOM SCHMETTERLING
Es gibt eine wunderschöne Geschichte über Chuang Tzu, den großen Mystiker aus China. Eines morgens saß er in seinem Bett und sah sehr betrübt aus. Seine Schüler hatten ihn noch nie so traurig gesehen. Und er blieb nach dem Aufwachen nie im Bett sitzen. Was war passiert? War er krank? Sie versammelten sich um ihn herum und fragten ihn: „Meister, was hast du denn?" Er sagte: „Die Angelegenheit ist sehr schwierig, ich kann sie nicht lösen; vielleicht könnt ihr mir helfen. Ich will euch erzählen, worum es geht. Ich habe in dieser Nacht geträumt, ich sei ein Schmetterling, der von Blüte zu Blüte fliegt."
Die Schüler sagten: „Darüber brauchst du nicht traurig zu sein. In unseren Träumen machen wir alle merkwürdige Dinge, und ein Schmetterling zu sein ist nichts Schlechtes – bunt, wunderschön, von einer saftigen Blüte zur nächsten fliegen. Warum bist du so besorgt?" Er antwortete: „Ihr habt noch nicht die ganze Geschichte gehört. Das Problem ist, dass ich jetzt wach bin und mich frage, ob Chuang Tzu träumte, er sei ein Schmetterling, oder ob nun der Schmetterling schlafen gegangen ist und träumt, er sei Chuang Tzu."
Beides ist möglich. Wenn Chuang Tzu träumen kann, er sei ein Schmetterling, warum kann nicht auch der Schmetterling träumen, er sei Chuang Tzu?
Die Schüler blieben still, darauf gab es keine Antwort.
Chuang Tzu hatte auf ein bestimmtes Phänomen hingewiesen, das alle Religionen gelehrt haben – dass alles ein Traum ist. Der Schmetterling ist ein Traum, Chuang Tzu ist ein Traum. Was ist dann real? Das Reale ist weit weg. Und lass dich von diesem Traum nicht beunruhigen. Ob du ein Kamel oder ein Esel oder ein Affe bist – es spielt keine Rolle. Was eine Rolle spielt ist, dass du es ohne Widerstand akzeptierst, dann kannst du eines Tages die wirkliche Welt Gottes erreichen.
Osho, From Death to Deathlessness, Talk #13
http://www.osho.com/de/read/osho/osho-o ... chuang-tzu