Andreas hat geschrieben:Ich verstehe nicht so recht, worauf du hinaus willst Savonlinna.
Erst einmal:
Wir haben "Ideologie" definiert als eine Weltanschauung, die man absolut setzen will.
Nicht alles, was subjektiv ist, ist ideologisch. Erst die Behauptung, die eigene Sicht sei die einzig wahre, macht Weltsicht zur Ideologie.
Andreas hat geschrieben:Ganz subjektiv: Ich sehe eine rote Tasse auf einem grünen Tisch. Meine Farbempfindung macht meine Biologie. Meine Vorstellung, meine Idee von der Situation ist Folge meiner Farbempfindung.
Ich benutze hier Sprache um meine Empfindung oder Wahrnehmung die zu einer Vorstellung oder Idee geworden ist, um zu kommunizieren: Tasse, Tisch, rot, grün.
Die Tasse ist aber nicht rot, der Tisch ist nicht grün. Farben gibt es in der Wirklichkeit über die ich spreche nicht.
Ja. Wir bezeichnen Farben, die wir intersubjektiv gleich wahrnehmen, mit intersubjektiv geltenden Begriffen, wie "grün" etc.
Andreas hat geschrieben:Die Wirklichkeit ist nicht von meiner Wahrnehmung abhängig. Sie ist völlig anders - eigenständig.
Das ist jetzt eine Behauptung.
Diese Behauptung folgt nicht aus dem Vorhergesagtem.
Der Naturalist denkt wahrscheinlich so, ich nicht. Und mit mir ebenfalls viele nicht.
Man kann "Wirklichkeit" sehr unterschiedlich definieren oder verstehen.
Andreas hat geschrieben:
Das "was der Fall ist" ist nicht das "was ich wahrnehme"
Was meinst Du mit "was der Fall ist"?
Andreas hat geschrieben:
und noch etwas anderes "ist die Sprache" mit der ich mich ausdrücke. Es gibt die Wirklichkeit/Realität der Dinge. Es gibt die Wirklichkeit/Realität meiner Wahrnehmung. Es gibt die Wirklichkeit/Realität meiner Sprache darüber. Es gibt diese Unterschiede.
Es gibt diese Behauptungen. Mehr kann ich nicht sagen.
Andreas hat geschrieben:Wo beginnt die Ideologie in diesem Beispiel?
Du meinst, die persönliche Weltanschauung wahrscheinlich. Denn Ideologie ist es ja erst, wenn man den Anspruch erhabt, die eigene Sicht sei die absolute Wahrheit.
Die Weltanschauung beginnt in dem Beispiel da, wo ich es markiert habe. Bei dem Satz "Die Wirklichkeit ist nicht von meiner Wahrnehmung abhängig."
Andreas hat geschrieben:Wie ließe sie sich vermeiden?
Indem man sich dessen bewusst wird, dass man eine Setzung macht oder nicht anders kann, als eine zu machen.
Andreas hat geschrieben:Ist Ideologiefreiheit vielleicht auch eine Ideologie?
Kommt nun darauf an, wie Du Ideologie verstehst.
Verstehst Du darunter Weltanschauung, dann haben wir keine Möglichkeit, frei davon zu sein. Wir schauen immer die Welt aus uns heraus an.
Aber ideologiefrei kann man sein. Genauso wie man gewaltlos sein kann. Gewaltlosigkeit ist keine Form der Gewalt, Ideologiefreiheit ist keine Form der Ideologie.