Savonlinna hat geschrieben:Ich muss daraus ja nichts folgern. Spekulation ist meine Sache nicht mehr. Ich komme im Alltag zurecht, weil viele meiner Bedürfnisse intersubjektive Bedürfnisse sind, deren Befriedigung ich bekommen kann.
Und was ist mit den Leuten die viele dieser Befriedigungen nicht bekommen? Meine Meinung: Alle Grundbedürfnisse des Menschen sind individuelle Größen und nicht "intersubjektive". Warum? Weil der Mangel daran individuell wahrgenommen, bzw. erlitten wird. Wir wissen natürlich alle, dass jeder Mensch ausreichend Nahrung braucht, aber ich hungere nicht mit den Hungernden. Ich habe keine Ahnung was Hunger ist. Ich habe, Gott sei Dank, jeden Tag meines Lebens mehr als genug zu Essen gehabt. Das Wissen um die Grundbedürfnisse mag intersubjektiv sein, aber dieses Wissen ist weder dieses Grundbedürfnis noch die Wahrnehmung von Hunger.
Savonlinna hat geschrieben:Ich weiß nicht, was "die Tasse selbst" ist. Ich weiß nur, dass es sowohl intersubjetive Wahrnehmung von der Tasse gibt ...
Ich weiß auch nicht, was die Tasse selbst ist. Das ist der springende Punkt. Niemand weiß "was" die Tasse ist. Die Tasse erscheint jedem irgendwie anders. Die Tasse ist, wie sie ist.
Es mag gemeinsame Vorstellungen (Ideologien?) vom Gebrauch der Tasse geben - aber ist dafür "intersubjektive Wahrnehmung" noch das richtige Wort? Wahrnehmung halte ich für eine subjektive Größe. Bin ich schon wieder ideologisch, oder bist du es, weil du "intersubjektiv" zwei Mal in einer Form gebrauchst, mit der ich nichts anfangen kann? Jetzt habe ich nämlich das Gefühl, dass du mir was unterjubeln willst, was du in diesem Begriff "intersubjektiv" versteckst. Es kommt so bei mir an, als müsste ich das jetzt so verstehen, wie du, weil es jetzt plötzlich "intersubjektiv" ist. Ich sehe es anders als du.
Ich bin, wie ich bin. Was immer das bedeuten mag. Bin ich so, wie du mich wahrnimmst (ideologisch-problematisch
), oder wie closs mich wahrnimmt (ideologisch-unproblematisch
), oder bin ich so, wie ich mich wahrnehme (ideologisch-narzisstisch
)? Wohl kaum. Ich funktioniere mit mir gut, mit den meisten anderen weniger gut. Die Hölle, das sind die anderen "trüben Tassen" (nur damit es nicht nach Sartre riecht
).
Gestern ist mir Münek auf den Geist gegangen. Heute ist es umgekehrt. Übermorgen freuen sich zwei alte Schlachtrösser redlich auf ihr nächstes ideologisches Gekabbel. Am Ende stirbt jeder
intersubjektiv für sich allein: Ich bin
(das will er nicht glauben). Er war
(das will ich nicht glauben).
Savonlinna hat geschrieben:Die Replik hatte ich übersehen.
War scherzhaft gemeint. Ich habs trotzdem nicht verstanden, auch nicht in deinem Kontext. Paulus oder closs, die Aussage ist dieselbe, aber nicht beide Male ideologisch? Nicht so wichtig.
Ohne Ideologie (Weltanschauung) kann der Mensch vermutlich gar nicht leben. Dem Anderen als Angebot für einen Konsens ist sich jeder der eigene Kontext zur Welt. Insofern könnte ich deinen Satz einigermaßen verstehen.
Savonlinna hat geschrieben:Ideologiekritik ist in erster Linie SPRACHkritik.
Ist jetzt aber natürlich wieder aus deinem Kontext gerissen
Es ist mehr die Darstellung des Problems aber dessen Lösung sehe ich noch nicht.
Es gäbe vielleicht eine universale Ideologie: Die Liebe - aber erst, wenn es keine Ideologiekritiker mehr gäbe.
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Bewusst ideologisches PS: Als Christ scheint mir der Ausweg aus all diesen Zwistigkeiten zu sein: Wir sind so, wie der Andere und ich von Gott ganz erkannt sind. Es braucht zum Frieden diese dritte Instanz. Ich sehe nicht, wie wir das unter uns gebacken kriegen könnten.