Lieber Halman, liebe Magdalena61,
erstmal danke für eure ausführlichen Erklärungen! Da habe ich einiges, um in aller Ruhe darüber nachzudenken. Für mich ist zwar auch "Hündchen" als Ausdruck für ein Haustier, mit dem man verglichen wird, nicht gerade nett, aber die Bibel bedient sich ja oft einer symbolhaften Sprache.
Das klingt ja nun doch SEHR rassistisch. Auf die Bibel kannst du dich damit aber nicht berufen-- die lehrt etwas anderes.
Zum Beispiel hier: 3. Mose 19,34.
Ja, das ist ja eines der Probleme der Bibel - sie widerspricht sich ständig und immer wieder. Wäre dem nicht so, gäbe es viel weniger BIbeldiskussionen, Auslegungsversuche etc. Liest man die Bibel durch, so bekommt man schon das Gefühl, dass der Ägypter an sich böse ist... Oder die Kaananiter... die Vorgeschichte, nun...
Ein Hausbesetzer, der ein fremdes Nest belegt und, vielleicht, weil er lange genug da und dreist genug ist, von dir zum Eigentümer erklärt wird.
Obwohl im Grundbuch was anderes steht.
Naja, was soll das heißen? In Bayern waren die Kelten - sie wurden verdrängt. Wenn nun ein keltischer Gott sagt, dass die Kelten das Anrecht hätten, zurückzukehren von ihrem Exil im westlichsten Britannien und dieser Gott einen Bann auf alle Völker ihres ehemaligen Landes gelegt hätte?
Man kann nicht den Menschen, die ca. 400 Jahre nach der "Besetzung" des Landes dort leben, vorwerfen, dort zu leben. Dann hätten wir hier in Europa überall(!) Mord und Totschlag. Und die Haltung, sie hätten es alle verdient - nein, sorry. Das war hier zwar nur am Rande das Thema, denn das AT ist für mich wirklich sowas von übel. Das Buch Josua kann ich mir nicht schönreden und will es nicht, denn dann müsste ich meine Menschlichkeit aufgeben.
Von wegen Rassismus: Der wird in die Bibel hineingelesen von Menschen, die eine Rechtfertigung suchen für ihre persönliche Ablehnung des Glaubens oder für---- ihren Haß auf Gott.
Ich hasse Gott nicht - ich glaube nur nicht an ihn. Ich verabscheue allerdings das Bild, das sich die Menschen im AT von Gott gemacht haben. Dieser Gott wäre mir zu primitiv, zu grausam, zu sadistisch. Würde ich mich durchringen, an einen allmächtigen Gott zu glauben, dann wäre er frei von Zorn, denn er würde über diesem primitiven Gefühl stehen. Er hätte es nicht nötig, Sippenhaft zu wollen, er würde nicht andere Menschen niedriger machen, weil er ein Volk daraus erhöht (und wofür, weshalb?).
Warum sollte ich Jahwe hassen? Ich lehne nur dieses in meinen Augen primitve Gottesbild entschieden ab. Und sollte es einen Gott geben, so würde ich inständig hoffen, dass es kein Gott ist, der diesem ähnelt.
Jesus als Rassisten zu bezeichnen ist heftig. Er hatte doch selbst ein Problem mit der frommen Elite seines Volkes, für die Er nicht "heilig" genug war.
Ich habe auch nicht gesagt, dass Jesus als geschichtliche Person rassistisch oder besonders rassistisch war. Ich sprach von der Geisteshaltung des Autors (Matthaeus). Ich gebe aber zu, dass diese Geschicht über ihn für mich sehr negativ rüberkam. Insbesondere wegen des ersten Ablehnens mit Bezug auf ihre Abstammung. Wenn die Abstammung, also die Rasse, als Grund genannt wird, dann hat das für mich ein G'schmäckle. Halmans Erklärung dazu lasse ich mir wie gesagt in aller Ruhe durch den Kopf gehen.
Leider war (ist) Jesus oftmals zu gutmütig: Zehn Aussätzige wurden geheilt, nur einer von ihnen kam zurück, um zu danken. Da waren also neun Leistungsempfänger, die nur so lange an Jesus interessiert waren, bis sie das bekommen hatten, was sie wollten. Und nur einer von denen dachte nicht ausschließlich profitorientiert. Ausgerechnet ein "Fremdling" (Ausländer) war das.
Ich gehe mal davon aus, dass du das nicht wortwörtlich glaubst... Hätte jemand real eine tödliche, (damals) unheilbare Krankheit und würde von einer Person geheilt werden, glaubst du im Ernst, dass die Geheilten dann einfach ihres Weges gehen und nicht einmal Danke sagen würden? Und dass ausgerechnet (warum ausgerechnet) ein Ausländer dankbar ist, soll das nicht denjenigen, die angesprochen werden sollen, nicht zeigen "schaut mal, wenn selbst so einer, der nicht von edlem Blute ist... wie könnt ihr dann...". Ich nenne das Rethorik.
Gut, ich habe auch früher die Bibel nie wortwörtlich genommen, dafür ist sie zu offensichtlich in Gleichnissen und Veranschaulichungen geschrieben. Deshalb habe ich auch nie geglaubt, dass die Geschichte über "das Hündlein" real so war, sondern auch als symbolische Geschichte interpretiert. Zumal sie in zwei Evangelien unterschiedlich zu lesen ist.
Wenn es damals ging, zum Judentum zu konvertieren oder sich dazu zu assoziieren, o.k., dann nehme ich das natürlich zurück. Trotzdem ist für mich ein Mensch, der nicht zum Judentum gehört, genauso viel wert wie ein Mensch, der dazu gehört. Dass alle anderen Religionen "total böse" beschrieben werden, ist ja klar, wenn ich mit der Schrift die eigene als "ganz toll" darstellen will. In vielen Religionen wurden (leider) Menschen geopfert. Letzten Endes leider auch im Christentum (Fehlernte - verbrenne eine Hexe und es wird besser), wenn auch in getarnter Form. Die keltischen Bräuche waren teils auch heftig. Deshalb waren aber nicht alle Kelten übel. Und wenn in Kanaan Menschen geopfert wurden, dann ist nicht jeder Bewohner so übel, so böse, dass er ausgerottet gehört.
Nein, diese unbarmherzige Einstellung Andersdenkeneden und Andersgläubigen gegenüber finde ich abschreckend. Dass zeitgleich völlig gegenlautende Sätze in der BIbel zu finden sind, macht das für mich nicht wirklich besser.
Ich betrachte die Bibel aber auch von außen, da ich nichts davon glaube, was darin steht. Gut, abgesehen von (teils diffusen) historischen Begebenheiten. Natürlich fallen mir da problematische Passagen stärker auf, als jemandem, der fest an einen "guten" Gott trotz des Textes glaubt.
Genauso fallen mit die sozialdarwinistischen Züge der Satanischen Bibel von LaVey sicher stärker auf, als dies einem Satanisten auffallen würden (ich habe sie die letzten Tage mal durchgelesen - jedenfalls soweit, bis die darin enthaltenen, in meinen Augen kindischen Rituale thematisiert werden).
Mit der Frau in Samarien hat Er auch nett geredet Joh. 4,18. Samarien praktizierte Synkretismus.
Was ist daran so schlimm, wenn in Samrien Synkretismus praktiziert wird? Ich bin für Religionsfreiheit. Und das macht aus einem Menschen doch nicht eien schlechten Menschen. Samariter werden in der Bibel auch nicht gerade positiv beschrieben. Eher wieder als Mahung: wenn "sogar" ein Samariter hilfsbereit ist... (das ist nicht nett gegenüber den anderen Samaritern). Und dass Jesus zu einer Samariterin freundlich war, sollte eigentlich nicht erwähnenswert sein - wobei ich es in dem Kontext natürlich verstehe. Ich habe ein Beispiel von Rassismus vorgeworfen und du zeigst, dass er ja auch mit Samaritern Umgang pflegte und da freundlich war. Sie war ja verdutzt, dass er überhaupt mit ihr redete und Wasser forderte (gebeten hat er sie nicht).
Das Buch wurde aber auch von Juden für Juden geschrieben. Und wenn so indirekt Kritik an dem damals herrschenden Rassismus geübt wurde (ich gehe davon aus, dass damals die meisten Ethnien sich als besonders gegenüber den anderen ansahen, insofern ist das ja normal gewesen), ist das ja positiv (an der Bibel).
Und dass die Story über das Hündchen wie gesagt auch entsprechend positiv gewertet werden kann, ist interessant.
Liebe Grüße,
Tyrion