Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

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Andreas
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von Andreas »

closs hat geschrieben:Vor allem beginnt sie aber im einzelnen Menschen mit dessen Bewusstwerdung im Dasein
Na dann erzähl mal, in welchem Alter und wie sich die Sündenfallszene konkret in deinem Leben zugetragen hat und wie du dich da von Gott abgewendet hast. Und wenn du schon dabei bist, kannst du auch gleich erläutern, wie dich der historische Jesus am Kreuz von deinen Erbsünden erlöst - Oups, da haut es dann schon nicht mehr so recht hin, mit der chrono-logischen Reihenfolge. Aber ich bin sicher, du findest einen Dreh, mir das ohne Neusprech nahe zu bringen.
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Novas
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von Novas »

Andreas hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Die materialistische Umdeutung und Aushöhlung von Begriffen dient ganz klar ideologischen Zielen. Dem Kapitalismus auf der einen Seite, entspricht die materialistische Weltsicht („Leben ist ein Produkt der Materie und darüber hinaus gibt es nichts“) und der Militarismus auf der anderen Seite (“Alles ist relativ und die einzige Wahrheit, die es gibt, ist jene Wahrheit, welche mit Macht durchgesetzt wird” ~ Pontius Pilatus lässt grüßen) wenn jede andere, nicht-materialistische Sichtweise von vornherein ausgeschlossen und offensiv bekämpft wird, dann weil in dieser Welt dahinter Machtinteressen stehen. Auf der Erde sind sowohl Dunkelmächte als auch Kräfte des Lichts am Wirken und der Konflikt zwischen beiden spiegelt sich im Umgang mit der Sprache.
Stimmt. Neusprech ist ja kein spezifisch christliches Phänomen sondern ein ideologisches und durchdringt alle Bereiche des Lebens. Ich kehre halt vor der eigenen Haustür
Bereits Immanuel Kant sagte, dass alle unsre Ansichten über Metaphysik, Moral und Religion davon abhängen, wie wir uns als Menschen sehen und definieren. “Was ist der Mensch?” aus der Antwort auf diese Frage ergibt sich alles weitere. Er formulierte es in Form von 4 Fragen:
1)Was kann ich wissen?
2)Was soll ich tun?
3)Was darf ich hoffen?
4)Was ist der Mensch?
Die erste Frage beantwortet die Metaphysik, die zweite die Moral, die dritte die Religion und die vierte die Anthropologie. Doch Kant fügte bei: “Im Grunde könnte man aber alles dieses zur Anthropologie rechnen, weil sich die drei ersten Fragen auf die letzte beziehen” (Logik IX, 25) So wie wir anthropologisch den Menschen definieren, beantworten wir die drei ersten Fragen, weshalb sie absolut zentral ist. Heute wird diese Frage zumeist mit Verweis auf die Werke von Charles Darwin “On the Origin of Species” (1859) und “The Descent of Man” (1871) aus einer darwinistisch-materialistischen Perspektive beantwortet: der Mensch wird ins Tierreich eingeordnet, auf die Materie reduziert und sein fundamental spirituelles Wesen geleugnet. Die Möglichkeit einer übernatürlichen, transzendenten und höherdimensionalen Wirklichkeit wird von vornherein ausgeschlossen.
Rein historisch kann ich das verstehen, denn die Menschen haben sich von der Bevormundung durch die Kirche gelöst, sodass der Materialismus zur Gegenbewegung wurde. Das war ein notwendiger Befreiungsschlag, von einem Extrem in das andere Extrem, doch Materialismus und Bibelkreationismus sind keineswegs die einzigen beiden Möglichkeiten (obwohl die Anhänger dieser beiden Lager das gerne so darstellen ;) ) denn zwischen den Extremen gibt es noch den Weg der radikalen Mitte, jenseits von Atheismus und religiösen Fundamentalismus: einen vernünftigen Gottglauben. Wenn jemand Materialist wird und alles nur materiell erklären will, dann ist das vollkommen legitim, aber er sollte ehrlich hinzufügen: das ist mein Glaube.

“Ich glaube, dass es nur Materie gibt und nichts anderes. Damit kann alles erklärt werden.” (das Glaubensbekenntnis von Richard Dawkins)

Doch kann wirklich das Leben und das Bewusstsein rein materiell erklärt werden, wie haltbar ist solch ein Glaube, dass die Entstehung des Kosmos und aller Lebewesen das Ergebnis zufälliger und ungesteuerter physikalischer und chemischer Prozesse ist? (das ist die Grundaussage der gesamten materialistischen Wissenschaft) die Idee einer höheren Intelligenz, welche das Ganze steuert, wird von ihnen abgelehnt, weil der Mensch sich dieser dann logischer Weise unterordnen müsste. Das will der Mensch nicht - ich erkläre das mal psychologisch - weil sein Ego lieber selbst Gott sein möchte, als eine höhere Autorität, Intelligenz und Macht zu akzeptieren; das zeigt sich in modernen Ideologien wie dem Transhumanismus, den Francis Fukuyama „eine der gefährlichsten Ideen“ unsrer Zeit nannte (Francis Fukuyama: The world's most dangerous ideas: transhumanism. In: Fukuyama på Aarhus Universitet. 2004. Abgerufen am 20. August 2010) da kann man sich die Mythologie in Erinnerung rufen: die Geschichte endet selten gut, wenn sich der Mensch auf den Thron Gottes setzen möchte (genau das thematisiert die biblische Erzählung vom Sturz aus dem Paradies)
Zuletzt geändert von Novas am Sa 29. Jul 2017, 21:39, insgesamt 3-mal geändert.
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Andreas
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von Andreas »

closs hat geschrieben:Aus der christlichen Logik ist Jesus die Person, die aus dem Dasein ("Geschichte") heraus durch seine Doppelfunktion als "wahrer Gott und wahrer Mensch" die Kluft zwischen irdischer Welt ("Geschichte") und göttlichem Sein überwindet - er MUSS also historisch sein, um seine spirituelle Funktion auszuüben.
Wieso MUSS er dass? Bei mir muss er das nicht - eigentlich darf er es auch gar nicht sein. Das was du da christliche Logik nennst ist klassisches Neusprech. Genau wie ich es schon sagte, muss dieses Neusprech unverständlich sein um wirken zu können. Niemand kann das verstehen oder hat es je verstehen können. Einzig die penetrante Wiederholung und Nachplapperei wirkt, denn logisch ist das ja gerade nicht, sondern einfach nur unlogisch. Dass Jesus kacken musste reißt es nicht raus und begründet gar nichts. Ein Gott der historisch kacken können muss um den Menschen zu erlösen, ist doch eine Lachnummer. Ich bitte dich.
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fin
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von fin »

-- wenn die kuh muht --
Novalis hat geschrieben:
fin hat geschrieben:Greif doch mal einen meiner Hinweise auf und überdenke ihn - in deiner stillen Kammer - zb. die/deine Rede von einer 'spirituellen Seele'. Hatte ich dich nicht schon darauf hingewiesen, daß das 'doppelgemoppelt' sei?
Ich rede ganz bewusst von der spirituellen Seele, um klar zu machen, dass ich nicht die materialistische Seelenvorstellung meine.
Materialistische Seelenvorstellung - wußte gar nicht, daß es so etwas gibt!? Wer vertritt denn materialistische Seelenvorstellungen, etwa Materialisten?

Auch deine 'Ganze Bewusstheit' macht die Seele nicht spiritueller, lieber Eiskunsttänzer mit Schal! Statt es einfach zuzugeben, kommst du uns mit neuen Erfindungen, dessen Verdrehungen die heilige Kuh wohl endgültig im See versenkt haben :D
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Novas
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von Novas »

fin hat geschrieben:-- wenn die kuh muht --
Novalis hat geschrieben:
fin hat geschrieben:Greif doch mal einen meiner Hinweise auf und überdenke ihn - in deiner stillen Kammer - zb. die/deine Rede von einer 'spirituellen Seele'. Hatte ich dich nicht schon darauf hingewiesen, daß das 'doppelgemoppelt' sei?
Ich rede ganz bewusst von der spirituellen Seele, um klar zu machen, dass ich nicht die materialistische Seelenvorstellung meine.
Materialistische Seelenvorstellung - wußte gar nicht, daß es so etwas gibt!? Wer vertritt denn materialistische Seelenvorstellungen, etwa Materialisten?

Auch deine 'Ganze Bewusstheit' macht die Seele nicht spiritueller, lieber Eiskunsttänzer mit Schal! Statt es einfach zuzugeben, kommst du uns mit neuen Erfindungen, dessen Verdrehungen die heilige Kuh wohl endgültig im See versenkt haben :D

Ich vertrete das uralte spirituelle Weltbild, welches ich in zeitgemäße Worte zu fassen versuche, sodass ich gut damit leben kann. Keine neuen Erfindungen. Die spirituellen Wahrheiten sind ewig und ändern sich nicht, sie sind ewig in der Vergangenheit und ewig in der Zukunft. Dazu gehört für mich der Glaube an einen transzendenten Gott und eine ewige spirituelle Realität der Seele, welche die physische Welt transzendiert.
Zuletzt geändert von Novas am Sa 29. Jul 2017, 22:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Andreas
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von Andreas »

Ein Gott der historisch gekackt haben muss um den Menschen von was auch immer zu erlösen, ist AnthroPomorphismus in seiner höchsten Ausprägung.

Zur Erinnerung:

Anthropomorphismus
Anth|ro|po|mor|phis|mus der; -, ...men: Übertragung menschlicher Eigenschaften u. Verhaltensweisen auf nichtmenschliche Dinge od. Wesen.
(c) Dudenverlag.
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Novas
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von Novas »

Andreas hat geschrieben:Ein Gott der historisch gekackt haben muss um den Menschen von was auch immer zu erlösen, ist AnthroPomorphismus in seiner höchsten Ausprägung.

Zur Erinnerung:

Anthropomorphismus
Anth|ro|po|mor|phis|mus der; -, ...men: Übertragung menschlicher Eigenschaften u. Verhaltensweisen auf nichtmenschliche Dinge od. Wesen.
(c) Dudenverlag.
Zweifellos ist ein transzendenter Gott unermesslich erhaben über alle menschlichen Merkmale der leiblichen Existenz (erhaben über “Aufstieg” und “Abstieg”) in seiner Transzendenz ist und bleibt er ein unergründliches Mysterium. Doch wer oder was sollte ihn daran hindern sein “Wort” auf die Erde zu schicken und Fleisch werden zu lassen, wenn er das möchte? Wer weiß, wenn es in anderen Sonnensystemen vernunftbegabte Seelen gibt, andere Welten neben unsrer Welt, dann hat sich vermutlich auch dort eine göttliche Offenbarung ereignet. Ich sehe keinen vernünftigen Grund, warum das für den Schöpfer des Universums unmöglich sein sollte. Rein theologisch gesehen, sind die Propheten die Mittler zwischen Gott und den Menschen, in diesem Sinne ist Jesus “der Weg” oder “die Tür” (Johannes 14,6)
Zuletzt geändert von Novas am Sa 29. Jul 2017, 22:33, insgesamt 1-mal geändert.
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closs
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von closs »

Andreas hat geschrieben:Na dann erzähl mal, in welchem Alter und wie sich die Sündenfallszene konkret in deinem Leben zugetragen hat und wie du dich da von Gott abgewendet hast. Und wenn du schon dabei bist, kannst du auch gleich erläutern, wie dich der historische Jesus am Kreuz von deinen Erbsünden erlöst
"Sündenfall" ist beim einzelnen Menschen der Zeitpunkt, an dem er bewusst "Ich" denken kann, weil damit eine andere Orientierungs-Größe als Gott entsteht - mehr ist es nicht.

"Erlösung durch Jesus" kann ich persönlich "nur" verstehen als Eröffnung eines Wegs, den es ohne Jesus (oder wofür er steht) nicht gäbe - unter "Erlösung" verstehe ich als Daseins-Lebender NICHT, dass ich frühmorgens "erlöst" aufstehe, sondern dass ich geistig verstanden habe, wohin mich der Weg führt. - Ich bin letztlich komplett frei und spüre das auch - Tod ist für mich kein Beinbruch.
Andreas hat geschrieben:Wieso MUSS er dass? Bei mir muss er das nicht
Der Kontext war: Aus christlicher Logik muss er es. - Davon abgesehen: Hier gilt aus meiner Sicht das "Ex opere operato" (= Etwas wirkt unabhängig von der Einstellung dessen, an dem und für den es getan wird).
Andreas hat geschrieben:Das was du da christliche Logik nennst ist klassisches Neusprech. Genau wie ich es schon sagte, muss dieses Neusprech unverständlich sein um wirken zu können.
Ich würde es ganz anders angehen: Dieses "Neusprech" sollte inner-theologisch bleiben und gar nicht erst auf die Leute losgelassen werden - für den nicht-theologischen Menschen reicht 1.Kor. 13,ff. - Mit anderen Worten: Es ist dann kein Neusprech mehr, weil es gar nicht manipulativ eingesetzt wird.

Wir brauchen nicht besser theologische geschulte Laien (das führt nur zu Halbzeug), sondern besser theologisch geschulte Theologen (damit sie kein Halbzeug bleiben).
Andreas hat geschrieben:Ein Gott der historisch kacken können muss um den Menschen zu erlösen, ist doch eine Lachnummer.
Finde ich nicht. - Wenn Gott in Jesus als Mensch wirkt, durchleidet er auch Hämorrhoiden.
Zuletzt geändert von closs am Sa 29. Jul 2017, 23:20, insgesamt 1-mal geändert.
SilverBullet
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von SilverBullet »

Novalis hat geschrieben:Zweifellos ist ein transzendenter Gott unermesslich erhaben über alle menschlichen Merkmale der leiblichen Existenz (erhaben über “Aufstieg” und “Abstieg”) in seiner Transzendenz ist und bleibt er ein unergründliches Mysterium.
Naja, eine Zusammenhangslosigkeit ist eigentlich kein Mysterium.
Wenn man aber versucht so zu tun, als sei eine Zusammenhangslosigkeit ein „handelndes irgendwas“, dann stösst man natürlich „gelegentlich“ auf „nicht ganz Sinnvolles“.
Daher kommt ja auch dein Zweifel.
Novalis hat geschrieben:Doch wer oder was sollte ihn daran hindern sein “Wort” auf die Erde zu schicken und Fleisch werden zu lassen, wenn er das möchte?
Du, denn du kannst einfach von vorne bis hinten nicht sagen, was „er“ sein soll.
Damit „hat er vergessen“, zu vermitteln, was „er“ ist – eigenartig…
Novalis hat geschrieben:Ich sehe keinen vernünftigen Grund, warum das für den Schöpfer des Universums unmöglich sein sollte.
Naja, dir fehlt ein Kandidat für die „Rolle“ – du hast noch nicht einmal einen Zusammenhang über einen Akteur-Typus.

Du unterstellst in die Zusammenhangslosigkeit hinein „die Welt erschaffen zu haben“ und dir fällt dabei keinen Millimeter auf, dass es mit dem Erschaffen eines Zusammenhangs, denn du dann „überbringen“ könntest, nicht weit her ist – „beeindruckend!“
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fin
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Re: Wie aktuell ist heute George Orwells "1984"?

Beitrag von fin »

-- unbeabsichtigt --

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Zuletzt geändert von fin am So 30. Jul 2017, 00:22, insgesamt 2-mal geändert.
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