Offenkundig werden nicht
alle Bitten, die Menschen in vielen Gebeten vortragen, von Gott erfüllt. Aber wie ist dann Jesu Zusage in Markus 11:24 zu verstehen?
Schauen wir uns diesen Vers im
Kontext an:
22 Und Jesus entgegnet ihnen: Habt Glauben an Gott!
23 Amen, ich sage euch: Wer zu diesem Berg sagt: Hebe dich hinweg und wirf dich ins Meer!, und in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt, dem wird es zuteil werden. 24 Darum sage ich euch: Alles, worum ihr betet und bittet, glaubt nur, dass ihr es empfangt, so wird es euch zuteil werden. 26 Und wenn ihr dasteht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Verfehlungen vergibt.* Wenn ihr aber nicht vergebt, dann wird auch euer Vater im Himmel eure Verfehlungen nicht vergeben.
*
Viele Handschriften fügen nach V.25 ein (wohl von Mt 6,15 übernommen):
In
Mat 6,15 steht:
Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird auch euer Vater eure Verfehlungen nicht vergeben.
Diese Bedingung ist wichtig. Wer diese nicht erfüllt, mag einem verdorrten Feigenbaum ohne Frucht gleichen. Jesu Macht-Demotration ist eine Mahnung, christliche Frucht zu tragen und dazu gehört die Vergebung.
Schauen wir in den
Paralleltext:
20 Als die Jünger das sahen, staunten sie und sagten: Wie konnte der Feigenbaum so plötzlich verdorren? 21 Jesus antwortete ihnen: Amen, ich sage euch, wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht nur tun, was ich mit dem Feigenbaum getan habe, sondern ihr könnt sogar zu diesem Berg sagen: Hebe dich hinweg und wirf dich ins Meer, und es wird geschehen. 22 Und alles, worum ihr bittet im Gebet, werdet ihr empfangen, wenn ihr glaubt.
Hierzu habe ich von
Wolfgang Schneider eine interessante Erklärung gelesen:
Zunächst gibt Gott eine Zusage. Dann glauben wir ihm, haben Vertrauen zu ihm, daß er zustandebringen wird, was er verheißen hat. Basis und Grundlage jeglichen Betens, Glaubens und Empfangens ist das Wort Gottes – entweder das, was im geschriebenen Wort Gottes als Verheißung gegeben ist, oder das, was Gott in einer bestimmten Situation durch Offenbarung kundtut.
Dieses Beispiel des Feigenbaums diente Jesus als Illustration für Gebet.
Markus 11,24:
Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, daß ihr's empfangt, so wird's euch zuteilwerden.
Wir haben gesehen, daß "alles" all das ist, was von Gott verheißen ist. Als nächste Sache kommt dann unsererseits Glaube hinzu – Gottes Wort verlangt, daß wir Gott glauben, um in unserem Leben das zu empfangen, was von Gott verheißen ist.
Das Wort "alles" ist demzufolge nicht im abstrakten Sinne absolut zu verstehen, sondern bezieht sich auf all die Dinge, an die Jesu Jünger glauben.
Jesus sprach zu seinen Jüngern, welche seinen Worten glaubten und sich dabei auf die Schriften des Tanachs und die jesuanischen Offenbarungen schöpften. Es geht um den Glauben an all diese Offenbarungen.
Eine davon steht in
Lukas 11:13:
13 Wenn also ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater den heiligen Geist vom Himmel herab denen geben, die ihn bitten.
Jesu Nachfolgern wurde also der
Heilige Geist versprochen und dieser wurde gem. der Apostelgeschichte über die Jünger im Obersaal zu Pfingsten ausgegossen.
Gem.
Johannes versprach Jesus:
Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt, und es wird euch zuteil werden.
Der erste Halbsatz führt eine Bedingung an, die meiner Meinung nach logisch aus dem
Glauben folgt. Zu
glauben im christlichen Sinne bedeutet, gem. diesen Glauben zu wandeln und gem. diesem Glauben an
alle Verheißungen seine bitten an Gott zu richten. Damit ist nicht etwa gemeint, dass extreme Bitten erfüllt würden, wie z.B. folgende: "Gott, bitte stoppe die Expansion des Universums." Dass klar ist, dass "alles" nicht in diesem abstrakten Sinne absolut gemeint ist, setzte Jesus meiner Meinung nach voraus.
Der Kontext bezieht sich auf eine Mahnung (nämlich dem Feigenbaum) zum rechten Glauben und ermuntert zum Vertrauen an Gott. Dabei bediente sich Jesus einer Bildersprache, denn der
Berg ist ganz sicher nicht buchstäblich bemeint.
Die Allegorie dürfte Jesu Jüngern von Johannes dem Täufer bekannt gewesen sein, der sich auf
Jesaja bezog. In diesem bildhaften Sinne ebenete Jesus Berge ein.
In
1. Johannes 5:14 wird die Zuversicht zum Ausdruck gebracht.
Und darauf gründet unsere Zuversicht: dass er uns erhört, wenn wir etwas erbitten nach seinem Willen.
Die Zuversicht verweist auf den Glauben an die Offenbarungen. Ferner müssen die Bitten in Harmonie mit den Willen Gottes sein.