Münek hat geschrieben:Erkläre mir beispielsweise mal, was an der Aufassung des Paulus PLAUSIBEL sein soll, dass ein Gott seinen einzigen Sohn einen blutigen Sühne- und Opfertod sterben lassen musste, um sich mit der sündigen Menschheit zu versöhnen?
Das ist eine Chiffre für ein Grundmotiv der Bibel, das es seit der Genesis gibt.
Ich mag solche Sätze NICHT, weil sie abstoßend sind, wenn man sie nicht de-chiffrieren kann, und nicht nötig,wenn man weiß, was dahinter steckt. - Allerdings kann man es historisch aus der Opfer-Tradition des AT erklären. - Wenn Du willst, kannst Du ja einen Thread aufmachen.
Münek hat geschrieben: Hat Bultmann nicht recht, wenn er von einem primitiven Gottesbegriff, von primitiver Mythologie spricht?
Nein, er hat NICHT recht, aber man kann ihn aus seiner Zeit heraus verstehen.
Wenn Du mal kultur-historisch rangehst, wirst Du sehen, dass er in einer Zeit geschrieben hat, als in Dessau die Bauhaus-Bewegung war, die zwar durch den National-Sozialismus unterbrochen wurde, aber nach 1945 wieder in ihrem "Tabula-Rasa-Bedürfnis" die ganze Architektur erfasst hat (schau Dir mal Kirchen ab den 50er Jahren bis in die 90er an: Man nennt das nach dem französischen Stilwort "Brutalism" auch heute in Deutschland "Brutalismus").
Diese Bewegung war verständlich und auch begründet - man wollte Dinge ganz neu angehen, auch in der Theologie. - Das war, wie gesagt, einerseits nötig, hat aber auch zu solchen Bultmann-Sätzen geführt, die heute nicht mehr haltbar sind.