Hitler-Deutschland

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closs
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Re: Hitler-Deutschland

Beitrag von closs »

sven23 hat geschrieben:Zu deiner Information: der kritische Rationalismus ist eine philosophische Denkrichtung.
Richtig - aber Popper ging es ursprünglich um eine Methodik-Entwicklung und NICHT um Philosophie. - Sobald man kR als philosophische Denkrichtung der Wissenschaft unterlegt, ist Wissenschaft weltanschaulich - ergo: "Setzung". - Genau das sollte man der Wissenschaft nicht antun.
sven23 hat geschrieben:Dann ist es höchste Zeit, dass man es nicht normal findet, Menschen aus der Gesellschaft zu entfernen.
Dann würden katholische Bischöfe kommen und genau diesen Satz auf Abtreibung beziehen.

Ich vergleiche beides sachlich NICHT, weise aber erneut auf das gleiche psychologische Muster hin, das beiden zu eigen ist: "Das ist die Zeit - mich stört's nicht - würde ich vielleicht anders machen - geht mich nichts an - das macht die Obrigkeit/der Mainstream so".

Beide, Anhänger des oder Schweiger zum Nationalsozialismus und zu Abtreibungen, würden sich NICHT schuldig fühlen, wenn andere Zeiten anbrächen und sie sich rechtfertigen müssten. - Sie würden sich überhaupt nicht schuldig fühlen und nur im Angesicht der Übermacht der "Kriegsgewinnler" opportunistisch ihre Ausreden bringen und allenfalls Zerknirschung vortäuschen. - Was am meisten bei denh Entnazifizierungen zu hören war, war: "Wir haben nichts gewusst" oder "Wir haben daran geglaubt".
sven23 hat geschrieben:Unter wehren verstehe ich aber nicht, Gauland Aussagen zu rechtfertigen oder zu verharmlosen.
Richtig - aber man sollte nicht die die Fallen tappen, die er damit stellt. - Auch Empörung (wenn man diese unbedingt braucht) sollte sich differenziert vortragen.
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sven23
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Re: Hitler-Deutschland

Beitrag von sven23 »

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Zu deiner Information: der kritische Rationalismus ist eine philosophische Denkrichtung.
Richtig - aber Popper ging es ursprünglich um eine Methodik-Entwicklung und NICHT um Philosophie. - Sobald man kR als philosophische Denkrichtung der Wissenschaft unterlegt, ist Wissenschaft weltanschaulich - ergo: "Setzung". - Genau das sollte man der Wissenschaft nicht antun.
Mach dir mal keine Sorgen um die Wissenschaft. Die kommt mit Popper tausendmal besser klar als mit Clossizismus. :lol:


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Unter wehren verstehe ich aber nicht, Gauland Aussagen zu rechtfertigen oder zu verharmlosen.
Richtig - aber man sollte nicht die die Fallen tappen, die er damit stellt. - Auch Empörung (wenn man diese unbedingt braucht) sollte sich differenziert vortragen.
Genau darauf zielte meine Frage ab, auf welche Leistungen deutscher Soldaten im WKII man heute stolz sein kann.
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closs
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Re: Hitler-Deutschland

Beitrag von closs »

sven23 hat geschrieben:Mach dir mal keine Sorgen um die Wissenschaft. Die kommt mit Popper tausendmal besser klar als mit Clossizismus.
Stimmt - die poppersche Methodik ist eine wissenschaftliche Methodik - das passt. - Hier ging es um etwas ganz anderes: Nämlich das Einbrechen von Philosophie in Wissenschaft - da sollte sich die Wissenschaft schon Sorgen machen.
sven23 hat geschrieben:Genau darauf zielte meine Frage ab, auf welche Leistungen deutscher Soldaten im WKII man heute stolz sein kann.
Politisch/historisch kann man auf nichts stolz sein, weil das Ziel des Krieges nicht geeignet ist, Stolz zu erzeugen. - Aber man kann ihrer ehrend gedenken, weil sie ihren Kopf und ihre Jugend geopfert haben - egal welchen Zweck der Krieg hatte. Insofern macht es dann eben KEINEN Unterschied, ob man für einen "guten" oder "bösen" Krieg geopfert hat - es ist BEIDES zu würdigen.
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sven23
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Re: Hitler-Deutschland

Beitrag von sven23 »

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Mach dir mal keine Sorgen um die Wissenschaft. Die kommt mit Popper tausendmal besser klar als mit Clossizismus.
Stimmt - die poppersche Methodik ist eine wissenschaftliche Methodik - das passt. - Hier ging es um etwas ganz anderes: Nämlich das Einbrechen von Philosophie in Wissenschaft - da sollte sich die Wissenschaft schon Sorgen machen.
Da der kritische Rationalismus auch eine philosophische Denkrichtung ist, ist eine gegenseitige Befruchtung nicht ausgeschlossen.
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Genau darauf zielte meine Frage ab, auf welche Leistungen deutscher Soldaten im WKII man heute stolz sein kann.
Politisch/historisch kann man auf nichts stolz sein, weil das Ziel des Krieges nicht geeignet ist, Stolz zu erzeugen. - Aber man kann ihrer ehrend gedenken, weil sie ihren Kopf und ihre Jugend geopfert haben - egal welchen Zweck der Krieg hatte. Insofern macht es dann eben KEINEN Unterschied, ob man für einen "guten" oder "bösen" Krieg geopfert hat - es ist BEIDES zu würdigen.
Von ehrendem Gedenken sprach Gauland nicht, dafür haben wir sogar einen Feiertag. Seine Betonung lag auf dem Stolz auf die Leistungen deutscher Soldaten. Das ist was völlig anderes, für das er beim Kyffhäusertreffen johlenden Beifall erhielt. Und ja, es ist trotzdem ein Unterschied zwischen einem verbrecherischen Eroberungskrieg oder der Reaktion darauf, dem Befreiungskrieg.
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closs
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Re: Hitler-Deutschland

Beitrag von closs »

sven23 hat geschrieben:Da der kritische Rationalismus auch eine philosophische Denkrichtung ist, ist eine gegenseitige Befruchtung nicht ausgeschlossen.
Das würde aber dem Selbstverständnis von "Wissenschaft" widersprechen. - Der entscheidende Unterschied liegt in Folgendem:

* Popper sagt sinngemäß, dass er sich nur für das interessiert, was falsifizierbar ist - anderes Andere ist irrelevant für seine Methodik. - kR als Methodik ist also eine wissenschaftliche Arbeitsgrundlage: "Ich, Popper, definiere Wissenschaft so, dass sie sich nur mit dem beschäftigt, was falsifizierbar ist". - Super - bestens - keine Einwände - saubere Sache.

* Weltanschaulich (also NICHT wissenschaftlich) kann man daraus machen: "Nur das, das falsifizierbar ist, ist relevant" - als sei es eine ontische und keine methodische Aussage. - Als sei dies eine Erklärung der Welt, statt einer Beschreibung einer Methodik.

Wenn Letzteres in die Wissenschaft eindringt (und genau das passiert ständig, wenn Naturwissenschaftler i.d.R. nicht philosophisch geschult sind und deshalb nicht unterscheiden können), wird Wissenschaft zum weltanschaulichen Instrument, ist also setzungs-behaftet. - Im Normalfall spielt das keine Rolle (wenn man misst, wieviel Stickoxyde ein Diesel abscheidet, sind solche Fragen total irrelevant). - Aber in Grenzbereichen, wo es um ontische und geistige Fragen geht, bricht es dann um so vehementer hervor - siehe HKM.
sven23 hat geschrieben:Von ehrendem Gedenken sprach Gauland nicht, dafür haben wir sogar einen Feiertag.
Das ist ja das, was man ihm vorwerfen muss. - Aber ich unterstelle ihm, dass er gewusst hat, wie die leicht berechenbaren Medien reagieren würden, und darauf gehofft hat, dass daraus eine Diskussion wird, ob man Soldaten ehrend gedenken kann - und genau so kam es dann auch an.

Oder glaubst Du, dass der "normale" Mensch zwischen "stolz sein" und "ehrend gedenken" unterscheiden kann? - Bei den Leuten kommt an: "Wir sollen nach dem Wunsch der Medien entrüstet sein, wenn man an die Millionen Soldaten denkt, die für Deutschland gestorben sind - mein Vater, Großvater, etc. war auch so einer - das lasse ich mir nicht gefallen".

Richtig wäre gewesen, wenn die "aufgeklärte" Bevölkerung und vor allem deren Vertreter in Medien und Politik sofort die Sache aktiv in die Hand genommen hätten - und "aufgeklärt" hätten über den Unterschied, was der Bürger tut, wenn er an die denkt, die in der Vergangenheit (auch in der Gegenwart in Afghanistan) ihr Leben gegeben haben und im Ernstfall auch in der Zukunft geben sollen (wozu sonst hätten wir die Bundeswehr, wenn nicht für den Ernstfall?) - UND was Gauland tut, wenn er den Eindruck erweckt, man können stolz auf den Nationalsozialismus sein (das sagt er ja nicht, aber es kommt konnotativ so rüber) - und dass das zwei Stiefel sind.

Man hätte sogar eine Schlagzeile machen können (BILD!!) wie: "Gauland entehrt unsere Soldaten, indem er ihr Gedenken instrumentalisiert". - Das wäre natürlich ebenfalls unseriös, aber dafür ist die BILD ja da - jedenfalls würde damit beim einfachen Leser/potentiellen AfD-Wähler nicht der Eindruck entstehen, dass man ohne schlechtem Gewissen nicht seiner Gefallenen gedenken darf. - Und genau so kam es dann am Ende auch raus - eine Steilvorlage.

Die AfD hat erkannt, was man tun muss, um sich vom Steuerzahler (öffentlich-rechtliche Medien) und von der Gesellschaft (Empörungs-Riten) den Wahlkampf bezahlen zu lassen - man hat erkannt, wie leicht unsere Gesellschaft steuerbar ist.
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Pluto
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Re: Hitler-Deutschland

Beitrag von Pluto »

closs hat geschrieben:kR als Methodik ist also eine wissenschaftliche Arbeitsgrundlage: "Ich, Popper, definiere Wissenschaft so, dass sie sich nur mit dem beschäftigt, was falsifizierbar ist". - Super - bestens - keine Einwände - saubere Sache.
Esrtens sagt Popper das nirgendwo (Zitatquelle?).
Zweitens ist der kR weit mehr als nur eine Arbeitsgrundlage.
closs hat geschrieben:* Weltanschaulich (also NICHT wissenschaftlich) kann man daraus machen: "Nur das, das falsifizierbar ist, ist relevant" - als sei es eine ontische und keine methodische Aussage. - Als sei dies eine Erklärung der Welt, statt einer Beschreibung einer Methodik.
Dass dir das nicht gefällt, habe ich verstanden, aber so ist es nun mal.
Lesen macht klug: Karl Popper und das Problem der Falsifikation
  • Man könnte Poppers Forderung nach Falsifizierbarkeit so verstehen, dass es in der Wissenschaft immer möglich und erlaubt sein muss dass jemand eine neue Theorie entwickelt, die den empirischen Befunden besser entspricht als eine alte Theorie und dass damit die alte durch die neue Theorie falsifiziert werden würde. Aber das entspricht nicht Poppers Vorstellungen. Nach Popper muss eine Theorie, um dem Anspruch der Wissenschaftlichkeit zu genügen, von vornherein so gebaut sein, dass sie falsifizierbar ist. Popper schreibt bereits im Vorwort (Logik der Forschung, 11. Auflage, Mohr Siebeck, Tübingen 2005, Seite XX): “Wann immer wir nämlich glauben, die Lösung eines Problems gefunden zu haben, sollten wir unsere Lösung nicht verteidigen, sondern mit allen Mitteln versuchen, sie selbst umzustoßen.
Ein sehr wichtiger Satz und guter Rat, denn du vielleicht mal auf die behauptete Wirkung von HP anwenden solltest.
closs hat geschrieben:Wenn Letzteres in die Wissenschaft eindringt (und genau das passiert ständig, wenn Naturwissenschaftler i.d.R. nicht philosophisch geschult sind und deshalb nicht unterscheiden können), wird Wissenschaft zum weltanschaulichen Instrument, ist also setzungs-behaftet.
Das ist doch blanker Unsinn!
Popper war ganz klar Wissenschaftsphilosoph (auch dann wenn er es selbst immer bestritt). Er begründet mit seinen Veröffentlichungen die philosophische Grundlage für die heutige Wissenschaft.
closs hat geschrieben:Im Normalfall spielt das keine Rolle... - Aber in Grenzbereichen, wo es um ontische und geistige Fragen geht, bricht es dann um so vehementer hervor...
Geistige oder ontische Fragen sind für die Wissenschaft nicht relevant.

Der kritische Rationalismus ist der Weg der Wissenschaft, Modelle von der Welt auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Stimmt das Modell nicht mit den Beobachtungen überein, so ist das Modell als solches widerlegt, und muss entweder verworfen oder überarbeitet werden. Dasselbe Modell kann deshalb nicht wieder verwendet werden, weil es an denselben Beobachtungen scheitern würde. Das hat zunächst mit ontologischen oder geistigen Fragen nichts zu tun, sonder ist reine Übereinstimmung des Modells mit den Beobachtungen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
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closs
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Re: Hitler-Deutschland

Beitrag von closs »

Pluto hat geschrieben:Esrtens sagt Popper das nirgendwo (Zitatquelle?).
Ich habe es zusammengefasst vor dem Hintergrund seiner Aussage, dass die Grundlage seiner Methodik die Welt sei, "so wie wir sie wahrnehmen" (sagt er ziemlich genau irgendwo in einem Vorwort). - DAMIT also und NUR damit will sich Popper mit seinem kR beschäftigen.
Pluto hat geschrieben:Zweitens ist der kR weit mehr als nur eine Arbeitsgrundlage.
Es ist beides: Erstens eine methodische Grundlage (also weltanschauungsfrei) und eine Philosophie (also Weltanschauung). - Für die Wissenschaft sollte nur ersteres relevant sein, weil sie sonst weltanschaulich unterlegt wäre - und dann wären wir wieder beim Thema "Setzung", die wir ja vermeiden wollen.
Pluto hat geschrieben:Dass dir das nicht gefällt, habe ich verstanden, aber so ist es nun mal.
Weltanschaulich kann man das problemlos meinen - aber es hat nichts in der Wissenschaft zu suchen. - In der Wissenschaft hat zu gelten: "Egal, was es so alles gibt: Wir untersuchen ausschließlich Falsifizierbares - alles andere geht uns am Arsch vorbei".
Pluto hat geschrieben:Lesen macht klug: Karl Popper und das Problem der Falsifikation
Das hat jetzt aber damit nichts zu tun, sondern mit HP, gell?
Pluto hat geschrieben:Ein sehr wichtiger Satz und guter Rat, denn du vielleicht mal auf die behauptete Wirkung von HP anwenden solltest.
Prinzipiell richtig - aber da würde ich erstmal positivistisch vorgehen - also erstmal zeigen, dass HP Eigenwirkung haben kann, bevor man falsifiziert, dass es immer so sein muss. - Also erst Mal weiße Schwäne nachweisen, bevor man schwarzen sucht.
Pluto hat geschrieben:Popper war ganz klar Wissenschaftsphilosoph (auch dann wenn er es selbst immer bestritt). Er begründet mit seinen Veröffentlichungen die philosophische Grundlage für die heutige Wissenschaft.
Gut, dass Du sein "Bestreiten" einräumst - denn es zeigt, dass er eigentlich eine Methodik für die Wissenschaft machen wollte.

Dass er dadurch Anreger für einen ganzen Philosophie-Zweig wurde, ist natürlich richtig - jegliche Philosophie, die postuliert, dass nur das relevant sei, was falsifizierbar sei, geht natürlich geistig auf Poppersches Gedankengut zurück. - Egal, wie: Um so wichtiger ist es, den Unterschied zwischen "methodisch" und "philosophisch" zu erkennen:
1) Methodisch = wir untersuchen nur Falsifizierbares, egal was es sonst noch gibt.
2) Philosophisch = es gibt nichts anderes als das, was falsifizierbar ist.
(2) hat um GOttes Willen nichts in der Wissenschaft zu suchen.
Pluto hat geschrieben:Geistige oder ontische Fragen sind für die Wissenschaft nicht relevant.
Das wäre Version (1). - Das geht, wenn Wissenschaft nicht interpretiert, wenn es um geistige/ontische Fragen geht - das heißt konkret, dass sie im theologischen Umfeld nur Daten sammeln und analysieren kann. - Absolut akzeptabel - und es entspricht dem Bild der Theologie, die sie von der HKM hat.
Pluto hat geschrieben:Das hat zunächst mit ontologischen oder geistigen Fragen nichts zu tun, sonder ist reine Übereinstimmung des Modells mit den Beobachtungen.
Absolut auch meine Meinung - das Problem dabei: Wenn kR-Wissenschaft interpretiert, kann sie bei geistigen Fragen Falsches finden, was sie als Bestätigung ihres Modells missinterpretiert.
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Pluto
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Re: Hitler-Deutschland

Beitrag von Pluto »

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Esrtens sagt Popper das nirgendwo (Zitatquelle?).
Ich habe es zusammengefasst vor dem Hintergrund seiner Aussage, dass die Grundlage seiner Methodik die Welt sei, "so wie wir sie wahrnehmen" (sagt er ziemlich genau irgendwo in einem Vorwort). - DAMIT also und NUR damit will sich Popper mit seinem kR beschäftigen.
Okay. Wo ist das Original?
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dass dir das nicht gefällt, habe ich verstanden, aber so ist es nun mal.
Weltanschaulich kann man das problemlos meinen - aber es hat nichts in der Wissenschaft zu suchen. - In der Wissenschaft hat zu gelten: "Egal, was es so alles gibt: Wir untersuchen ausschließlich Falsifizierbares - alles andere geht uns am Arsch vorbei".
Mit Verlaub, du bist kein Wissenschaftsphilosoph. Was die Wissenschaft untersucht ist alles was in der Welt wirkt.
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Lesen macht klug: Karl Popper und das Problem der Falsifikation
Das hat jetzt aber damit nichts zu tun, sondern mit HP, gell?
Nee. Das ist Popper.
closs hat geschrieben:
Prinzipiell richtig - aber da würde ich erstmal positivistisch vorgehen - also erstmal zeigen, dass HP Eigenwirkung haben kann, bevor man falsifiziert, dass es immer so sein muss.[/quote]Wann fängst du damit an?
closs hat geschrieben:Gut, dass Du sein "Bestreiten" einräumst - denn es zeigt, dass er eigentlich eine Methodik für die Wissenschaft machen wollte.
Ja. Methodik in folgendem Sinn: durchdacht, geplant, gezielt, nach Plan, plangemäß, planmäßig, planvoll, systematisch, taktisch, überlegt
closs hat geschrieben:Dass er dadurch Anreger für einen ganzen Philosophie-Zweig wurde, ist natürlich richtig - jegliche Philosophie, die postuliert, dass nur das relevant sei, was falsifizierbar sei, geht natürlich geistig auf Poppersches Gedankengut zurück.
Siehst du, das ist falsch. Nicht das was falsifizierbar ist, ist relevant, sondern alles was in der Welt wirkt ist relevant. Dass dies i.d.R. auch falsifizierbar ist, ist lediglich ein Pluspunkt des kritischen Rationalismus.
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Geistige oder ontische Fragen sind für die Wissenschaft nicht relevant.
Das wäre Version (1). - Das geht, wenn Wissenschaft nicht interpretiert, wenn es um geistige/ontische Fragen geht
Geistig/ontischen Fragen sind in den Naturwissenschaften immer irrelevant. Nenne mir ein Beispiel wo sie wissenschaftlich von Relevanz sind.
Ferner lässt sich die Wissenschaft keinen Maulkorb verpassen. Sie kann alles untersuchen, wo eine Wirkung in der Welt behauptet wird.
Was wäre Version (2)?
closs hat geschrieben:das Problem dabei: Wenn kR-Wissenschaft interpretiert, kann sie bei geistigen Fragen Falsches finden, was sie als Bestätigung ihres Modells missinterpretiert.
Wenn Wirkung postuliert oder behauptet wird, kann die Naturwissenschaft dies sehr wohl untersuchen. Wird keine Wirkung festgestll, ist das Postulat (die Behauptung) falsifiziert, und zwar endgültig.

Nebenbei: Was ist kR-Wissenschaft? Meinst du Naturwissenschaft?

1.) Wenn eine Wirkung in der Welt behauptet wird, aber keine gefunden wird, ist die Behauptung widerlegt, und zwar endgültig.
2.) Wenn neue Behauptungen aufgestellt werden (also nicht bloß sprachliches Umformulieren alter Behauptungen) dann wird wieder geprüft.
3.) Ohne Behauptung, keine Wirkung. Dann gibt es auch nichts zu falsifzieren.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
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closs
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Re: Hitler-Deutschland

Beitrag von closs »

Pluto hat geschrieben:Okay. Wo ist das Original?
Wie soll ich das jetzt finden - ich kann Dir ersatzweise wik anbieten: "Der Kritische Rationalismus übernimmt die im Alltagsverstand selbstverständliche Überzeugung, dass es die Welt wirklich gibt". - Das ist zwar nicht ganz dasselbe, zeigt aber bereits, dass er philosophische, ontologische Fragestellungen eines Descartes erst gar nicht stellt - es geht um den "Alltagsverstand". - Es geht NICHT um philosophische Hinterfragung desselben.
Pluto hat geschrieben:Was die Wissenschaft untersucht ist alles was in der Welt wirkt.
Nein - es ist potentiell alles, was falsifizierbar ist. - Was in der Welt sonst noch wirken könnte, ist keine Frage für die Wissenschaft, weil sie sich streng an den falsifizierbaren Bereich hält.
Pluto hat geschrieben:du bist kein Wissenschaftsphilosoph
Wissenschafts-Philosophie ist eigentlich ein Widerspruch in sich selbst.
Pluto hat geschrieben:Wann fängst du damit an?
Das müssen Fachleute sein - ein ideologiefreier HP-Arzt und ein ideologiefreier Schulmediziner - das würde reichen.
Pluto hat geschrieben: Methodik in folgendem Sinn: durchdacht, geplant, gezielt, nach Plan, plangemäß, planmäßig, planvoll, systematisch, taktisch, überlegt
Insofern ist Theologie ebenfalls methodisch - das sollte eigentlich selbstverständlich für eine systematisch vorgehende Disziplin sein.
Pluto hat geschrieben: Nicht das was falsifizierbar ist, ist relevant, sondern alles was in der Welt wirkt ist relevant.
Methodisch gilt Ersteres - was sonst noch wirken könnte, interessiert die Wissenschaft nicht.
Pluto hat geschrieben:Was wäre Version (2)?
Das betrifft bspw den Naturalismus - also eine Weltanschauung.
Pluto hat geschrieben:Geistig/ontischen Fragen sind in den Naturwissenschaften immer irrelevant.
Methodisch richtig - deshalb kann man mit diesem Wissenschafts-Begriff die Bibeltexte nicht über Semantisches hinaus interpretieren - das ist doch die Crux.
Pluto hat geschrieben:Ferner lässt sich die Wissenschaft keinen Maulkorb verpassen.
Wenn sie diszipliniert mit ihren eigenen Regeln umgeht, muss sie das selber tun - Du sagst doch selbst, dass sich in geistigen/ontischen Fragen zurückhält - was ist das anderes als eine selbstverordneter Maulkorb?
Pluto hat geschrieben:Wenn Wirkung postuliert oder behauptet wird, kann die Naturwissenschaft dies sehr wohl untersuchen.
Du bist jetzt in der NATUR-Wissenschaft. - Natürlich gibt es dort keinen selbstverordneten Maulkorb. - Trotzdem: Es gibt keine Garantie, dass das, was sie ohne Ergebnis untersucht, automatisch keine Wirkung haben kann - es kann auch sein, dass die Untersuchungs-Möglichkeiten nicht weit genug reichen.
Pluto hat geschrieben:1.) Wenn eine Wirkung in der Welt behauptet wird, aber keine gefunden wird, ist die Behauptung widerlegt, und zwar endgültig.
Das ist FALSCH. - Ich weiß, dass man es pragmatisch so macht, aber es ist unsauber gedacht. - Denn wenn ich Deine Briefmarkensammlung bei Dir zuhause nicht finde, heißt dies strenggenommen nur, dass ich nicht bestätigen kann, dass Du eine solche Sammlung hast - es heißt nicht, dass Du keine hast.
Pluto hat geschrieben:3.) Ohne Behauptung, keine Wirkung. Dann gibt es auch nichts zu falsifzieren.
Ebenfalls falsch. - Denn wenn etwas wirkt, dann geschieht dies unabhängig davon, ob diese Wirkung von irgend jemandem behauptet wird.

Du bewegst Dich mit Deinen Aussagen INNERHALB des methodischen Raums - insofern sind Deine Aussagen interpretierbar als:
"Unter uns Wissenschaftlern vereinbaren wir, dass kein Wirknachweis synonym zu verwenden ist mit 'widerlegt sein'. - Und wenn keiner etwas behauptet, haben wir keine Fläche, auf der wir untersuchen können - also vereinbaren wir, dies als 'irrelevant' zu bezeichnen - so als gäbe es dies gar nicht". - Aber das ist etwas ganz anderes, als wenn man es philosophisch (und nicht "innerbetrieblich") sieht.
Hemul

Re: Hitler-Deutschland

Beitrag von Hemul »

https://de.wikipedia.org/wiki/Zeugen_Je ... ozialismus
Zeugen Jehovas in der Zeit des Nationalsozialismus KZ-Kennzeichnung „Bibelforscher“
Die Geschichte der Zeugen Jehovas in der Zeit des Nationalsozialismus ist geprägt von den Konflikten mit den nationalsozialistischen Staatsorganen, unter anderem wegen ihrer Verweigerung des Kriegsdienstes und des Hitlergrußes. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Zeugen Jehovas (früher „Bibelforscher“ genannt) vor allem deswegen verfolgt.
Orientierung 1933 bis 1939
Die Zeugen Jehovas standen dem nationalsozialistischen Regime von Anfang an ablehnend gegenüber.Die Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 bildete die Rechtsgrundlage für viele Verbote und Verfolgungsmaßnahmen, auch gegen die Zeugen Jehovas, die von April bis Juni 1933 in den verschiedenen Ländern des Reiches ausgesprochen wurden.
In den ersten Jahren war, neben den allgemein bekannten Vorwürfen, die Verweigerung des Hitlergrußes, die Wahlverweigerung und das Fernbleiben von staatlichen Organisationen (Reichsluftschutzbund, Deutsche Arbeitsfront u.a.m.) Anlass zu Entlassungen und diversen Formen öffentlicher Erniedrigung. Ihre Weigerung, an den Feiern zum 1. Mai teilzunehmen, der seit 1933 gesetzlicher Feiertag war, hatte für viele Mitglieder der Religionsgemeinschaft die fristlose Entlassung zur Folge. Zahlungen der Renten- oder Pensionskassen wurden einbehalten, als angeblich asozialen Elementen wurden ihnen auch die Arbeitslosenunterstützungen verweigert. Da die illegalen Unterstützungszahlungen aus dem Ausland nicht hinreichten, betätigten sich viele Zeugen Jehovas, um nicht zu verhungern, als Lumpensammler.[6] Schulpflichtige Kinder von Zeugen Jehovas waren von Anbeginn starkem Gruppenzwang ausgesetzt. Von Lehrern wie Schülern ausgegrenzt und oft körperlich angegriffen, wurden nationalsozialistische Rituale, die sie durch ihre Erziehung als Götzendienst empfanden, zum täglichen Spießrutenlauf.
Folgende Herren hatten aber keine Probleme: https://www.google.de/search?q=geistlic ... 9320583820
https://www.google.de/search?q=geistlic ... 9320737894
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