Hallo zusammen,
ich habe dieses Thema schon ein ganze Weile mitgelesen und möchte nun noch weitere Gedanken dazu mitteilen. Zunächst zum Thementitel, den ich zum Teil für fragwürdig halte, da mit der begrenzten Auswahl von zwei Möglichkeiten meiner Meinung nach auch eine Wertung mitschwingt, die aber nicht hinreichend hinterfragt wird. Es erscheint so, als ob „Sekte“ etwa wäre, das man ablehnen sollte und „christl. Freikirche“ dagegen einen berechtigten Anspruch hätte. Ich kann mir z.B. gut vorstellen, dass einige der sogenannten „Freikirchen“ durchaus auch Sektenmerkmale aufweisen, was eigentlich auch nicht sehr verwunderlich ist, denn um ihren Anspruch auf Absonderung von den sogenannten „Volkskirchen“ zu belegen wird in der Regel ein Alleinstellungsmerkmal benutzt. Warum sollte man sich denn auch ansonsten beispielsweise von der evangelischen Kirche absondern?
Bei Bibel.com gab es z.B. öfter auch Diskussionen über die Siebenten-Tags-Adventisten, da dort auch ein paar Mitglieder davon mitschrieben. Im Rahmen der Taufe muss der Täufling z.B. bezeugen, dass er den 28 Glaubenspunkten zustimmt (
http://www.adventisten.de/fileadmin/dow ... z_2006.pdf). Diese verdeutlichen auch die Alleinstellungsmerkmale, die deren „Corporate Identity“ definieren. Auch bei dieser „Freikirche“ gibt es übrigens Ausschlussverfahren.
Die „Corporate Identity“ von jeder kleineren Glaubensgemeinschaft dient also zugleich der Formung als Gruppe wie auch zur Abgrenzung von Anderen. Entsprechend ist es schon (fast) logisch, dass wenn Mitglieder nicht mehr eine solche Corporate Identity nach außen vertreten, diese auch aus der Gruppe entfernt werden, da ja auch ansonsten die Alleinstellungsmerkmale regelrecht verwässert würden. Das ist gewissermaßen wie ein Fluch, der über jeder kleineren Glaubensgemeinschaft hängt und man kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen im Umgang mit den Mitgliedern nicht über der Einhaltung irgendwelcher Gesetze oder Vorschriften das Gebot der Nächstenliebe vergessen, das eben auch gerade dazu auffordert, dass jemand nicht zu einem Objekt einer Regel degradiert wird, sondern der Fokus darauf bleibt, was auch für denjenigen gut und richtig ist.
Besonders interessant finde ich es, wenn eine Glaubensgemeinschaft z.B. aufgrund eines Untertauchens im Wasser, irgendwelchen (behaupteten) Geistesgaben, irgendwelcher Einhaltung von speziellen Geboten wie der Sabbatheiligung usw. für sich beansprucht quasi der einzige mögliche Weg zu Gott zu sein. Aus solchen Merkmalen entsteht dann ein enormer Druck auf solche Mitglieder, die erhebliche Zweifel an der jeweiligen Gemeinschaft bekommen haben, denn man hat da vermutlich auch oft genug wiederholt, dass es „außerhalb“ keine wirkliche Rechtfertigung von Gott geben wird, so dass man dergleichen schließlich eben auch irgendwann verinnerlicht hat und „glaubt“ (selbstverständlich wird pro forma darauf verwiesen, dass das letzte Wort bei Gott liegt).
Meiner Meinung nach interessiert bei jeder Glaubensgemeinschaft nur, ob eine solche einen guten Boden darstellt, damit die Mitglieder einen Glauben gewinnen wie er von Gott gewollt ist.
„Gesegnet ist der Mann, der auf Jehova vertraut und dessen Vertrauen Jehova ist! Und er wird sein wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bache seine Wurzeln ausstreckt, und sich nicht fürchtet, wenn die Hitze kommt; und sein Laub ist grün, und im Jahre der Dürre ist er unbekümmert, und er hört nicht auf, Frucht zu tragen. -“
Jeremia 17:7-8 ELB71
http://bible.com/58/jer.17.7-8.elb71
Grüße,
Daniel.