Novalis hat geschrieben: Das Paradies liegt unter den Füßen der Frauen und unter manchen ganz besonders, wie den deinen. Die Erde freut sich jeden Morgen, wenn Du erwachst und endlich wieder auf ihr gehst. Wie auch immer Du dich kleidest: Du bist und bleibst eine Königin auf Erden.
Danke für die schönen Worte

Ich möchte dich aber bitten: Bei aller aufrichtiger Bewunderung für die Weiblichkeit - das Individuum bleibt dabei auf der Strecke.
Selbst ein positives Bild ist immer noch dieses: Ein Rollenbild, ein Vorurteil, eine vorgefertigte Form und oft nur ein soziales Konstrukt.
Weiblichkeit hat viele Facetten, ebenso wie Männlichkeit, und nicht jeder Mensch zeigt Facetten nur einer Seite... ganz im Gegenteil.
Wenn du deine Projektionen - auch positive - auf Frauen im Allgemeinen und mich im speziellen legst, dann riskierst du, die Besonderheiten des Individuums unter einem pauschalen Bild zu begraben und das Selbstbild der einzelnen Frau zu übergehen (auch eine Form von Verschleierung).
Novalis hat geschrieben: Mir geht es hier nicht um eine bestimmte Form der Kleidung, sondern um die Einsicht, dass die pulsierende Polarität von Verschleierung und Entschleierung, Nähe und Distanz schon immer zur erotischen Spannung des Liebesspiels gehörte. Wenn etwas verschleiert und verborgen ist, so fasziniert und provoziert das ein Bedürfnis nach Enthüllung und Offenlegung, das Ent-Decken und Wegreißen jeder Verschleierung.
Ich gebe dir in diesem Punkt Recht - das ist sicherlich ein Teil, und ein wichtiger Teil, der Erotik. Die Verschleierung und Entschleierung als Kernpunkt der Sache zu betrachten würde mir aber zu weit gehen. Liebe und Sex haben viele verschiedene Aspekte, dies ist lediglich einer von mehreren.
Novalis hat geschrieben: So ist es von mir nicht gemeint. Vielleicht ist es besser mal andere Begriffe zu verwenden. Du kannst es auch ein Spiel mit „Sichtbarkeit“ und „Unsichtbarkeit“ nennen. „Verborgenheit“ und „Offenbarung“. Im Islam ist das noch mit den 99 Namen Allahs assoziiert: Allah ist der Verborgene, den niemand wirklich begreifen kann (al-Bāṭin الباطن) aber auch der Offenbare, auf dessen Existenz alles Geschaffene klar hinweist (aẓ-Ẓāhir الظاهر) Das ist nicht nur das Spiel von Mann und Frau, sondern das göttliche Spiel. Das ganze Mysterium der Existenz leuchtet darin auf und es verdichtet sich in der Frau.
Hmmmm, ich denke immer noch, dass du ein wenig übertreibst. Kann man wirklich aus der Kleidung das Geheimnis der Immanenz oder Transzendenz der Göttlichkeit ableiten? Ich glaube, es handelt sich viel mehr um historisch entwickelte, soziale Konventionen, denen man sekundär eine bestimmte "größere" Bedeutung zuweisen will.
Sicher, auch im Kleinen, dem Alltäglichen, kann man die Hinweise auf die großen Mysterien finden. Ich würde es nur eben nicht überbewerten.
Novalis hat geschrieben: Passend zu deinem Namen („die, die das Verborgene liebt“) der Schleier ist ein uraltes Symbol für das Mysterium. Die Frau wird verschleiert, weil sie im Zentrum des Interesses steht. Ibn 'Arabi, der Friede sei mit Ihm, sagte: „Gott kann nicht getrennt von der Materie gesehen werden, und Er wird vollkommener in der menschlichen Materie als in irgendeiner anderen gesehen und vollkommener in der Frau als im Mann.“ so viel zur angeblichen Geringschätzung der Frau im Islam.
Soso, die Frau steht im Zentrum des Interesses... Pass nur bitte auf, dass du sie dabei nicht zum Objekt machst.
Und wo bleibt der Mann in diesem Modell? Welches Rolle spielt er, wenn die Frau das vollkommenere Abbild Gottes ist? Kommt mir ungerecht vor...
Novalis hat geschrieben: Nach al-ʿArabī sind weiblich und männlich nicht nur Bezeichnungen für das Geschlecht, sondern die zwei Prinzipien, aus welchen die Welt ent- und besteht, der fundamentale Impuls aller schöpferischen Bewegung.
Den Ansatz finde ich vollkommen korrekt. Immerhin entsteht neues Leben aus der fruchtbaren Begegnung der beiden Prinzipien.
Aber es gibt noch mehr: Leben und Tod, Stille und Bewegung, Chaos und Ordnung... es gibt noch mehr Polaritäten in der Welt.
So, wie Verhüllung und Entschleierung für mich nur einer unter mehreren Aspekten der Erotik sind, so würde ich auch die Polarität männlich-weiblich nur als einen von mehreren Dualismen sehen.
liebe Grüße
Mirjam