Zu einem großen Teil vermutlich schon. Ob wir nun sagen „Allah liebt Dich“, „Adonai liebt Dich“ oder „Jehova liebt Dich“ macht für mich keinen großen Unterschied. Meistens sagen die Menschen „Pass auf , Du musst Dich entscheiden“, aber ich sehe das anders. Die Religionen sind wie verschiedene Sprachen, die versuchen das göttliche Mysterium – das Mysterium der Existenz und den Sinn und die Bestimmung des Menschen im Kosmos – auf ihre einzigartige Weise zum Ausdruck zu bringen. Für mich ist es offensichtlich, dass das Judentum, Christentum und der Islam den selben Gott meinen, aber verschiedene Wege und Methoden anbieten, um sich ihm zu nähern. Wer dann sagt „stimmt nicht, das sind verschiedene Götter“, dem kann ich wirklich nicht helfen, denn - wie Friedrich Schiller sagte - Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens (Aus/von: Die Jungfrau von Orleans, III,6 / Talbot).Mirjam hat geschrieben:Ich frage mich, ob wir dies nicht letztlich alle tun, in der Religion... uns das "rauspicken" was uns in unserem Geist und Herz gefällt und zu uns passt
In dem Song „In Liebe“ von Glaushaus wird es sehr gut gesagt.
„Jeder einzelne von uns könnte der Feind sein,
und keiner kann die anderen vom Gegenteil überzeugen.
Aber wenn wir nicht endlich unsere Furcht überwinden
und uns gegenseitig vertrauen,
haben wir keine Chance zu entkommen!
[...]
Sollen wir uns ständig weiter gegenseitig beschuldigen,
dass alles nur in Gewalt eskaliert?
Sollen wir uns auf Grund aller Vermutungen
gegenseitig zerstören?“
... und es ist ein göttliches Prinzip, welches ich gerade mit Verweis auf den Koran bejahen kann, denn dazu finden sich einige Verse: „Und sprich: Es ist die Wahrheit von eurem Herrn. Darum lass den gläubig sein, der will, und den ungläubig sein, der will.“ (18:29) „Es soll kein Zwang sein im Glauben“ (2:256) „Wenn sich jemand von dir abwendet, so haben wir dich nicht als Aufpasser über sie gesandt.“ (4:80) „Ermahne sie! Du bist nur ein Warner, kein über sie Verfügender.“ (88:21-22) Zwang irgendwelcher Art in Glaubensdingen geht m.E. gegen den wahren Geist des Islam. Aus den zitierten Passagen geht deutlich hervor, dass selbst der Prophet, Frieden und Segen auf Ihm, nur ein Warner und Überbringer der Botschaft Gottes war, aber nicht der Aufpasser der Menschen. Letztlich ist die Botschaft ein Geschenk an die Menschheit und selbstverständlich muss niemand ein Geschenk annehmen.Religionsfreiheit steht jedoch im Grundgesetz und in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte...
Peter Hüseyin Cunz, der Scheich des Mevlevi-Ordens in der Schweiz, spricht sich öffentlich für die Verteidigung der Meinungsfreiheit aus. Das beinhaltet selbstverständlich auch religionskritische Satire. Hier eine kurze Stellungnahme von ihm.
Ich selber sage: Das (Religionssatire) muss erlaubt sein. Ich bin ein Gegner von Verboten der Meinungsfreiheit. Ernsthafte Beleidigungen einer Person, nicht eines Systems, das kann geahndet werden, aber nicht wenn wir uns kritisch und satirisch auseinandersetzen mit Systemen und jeder Glaube ist ein System. Wenn ich beleidigt wäre, weil jemand den Propheten Muhammad, Frieden und Segen sei mit Ihm, karikatiert, dann habe ich ein Problem mit meinem Ego und muss daran arbeiten.
~ Peter Hüseyin Cunz