Tanz im Orient-Express – eine feministische Islamkritik

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agitater

Re: Tanz im Orient-Express – eine feministische Islamkritik

Beitrag von agitater »

Dieses Post hatte eine bestimmte Würze, von daher kann ich nicht sagen wie explosiv der Geschmack ist.
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Re: Tanz im Orient-Express – eine feministische Islamkritik

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Dieses Post hatte eine bestimmte Würze, von daher kann ich nicht sagen wie explosiv der Geschmack ist.
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Janina
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Re: Tanz im Orient-Express – eine feministische Islamkritik

Beitrag von Janina »

piscator hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:
piscator hat geschrieben:Unsinn. Die Anzahl von Frauen und Männern, die keinen Sexualpartner finden, ist sehr hoch. Und selbst in bestehenden Beziehungen ist Sex nicht immer selbstverständlich.
Selber Unsinn. So gut wie jeder hat zwei gesunde Hände. Und das professionelle Angebot ist landesweit flächendäckend.
Überhaupt kein Unsinn. Schau dich mal um. Und der Puff-Besuch ist nicht jedermanns Sache.
Was soll ich mich denn umgucken? Glaubst du du findest jemanden, der zuhause nicht mehr ran darf, UND nicht in der Lage ist, sich eigenhändig Erleichterung zu schaffen?
Es soll Einschätzungen von Prostituierten geben zur Art ihrer Kunden: Völlig normale Leute, und von allem was dabei. Es gibt keine Gruppe, die weniger in den Puff gehen als andere.
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closs
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Re: Tanz im Orient-Express – eine feministische Islamkritik

Beitrag von closs »

PeB hat geschrieben:Gemäß unserer gesellschaftlichen Normen und unserer gemeinsamen Kulturtraditionen ( ;) ) sollten wir das Toleranzgebot beachten, welches bezogen auf diesen Sachverhalt besagt, dass man sich kleiden darf, wie es dem eigenen Wunsch und Sebstbild entspricht.
Genau - wäre damit nicht alles geklärt?
PeB hat geschrieben:- es ist gesellschaftlich schwerlich tolerabel, wenn Leute nackt durch die Straßen laufen, weil sich die Mehrheit dadurch beeinträchtigt fühlt.
- es ist gesellschaftlich schwerlich tolerabel, wenn sich Jemand vollständig verhüllt (Burka, Niquab), weil es bei uns gesellschaftlich von großer Bedeutung ist, sich gegenseitig bei der Kommunikation anzusehen, um Mimik und Gestik einschätzen zu können.
Prinzipiell richtig - wobei ich noch zwischen Burka und Niquad unterscheiden würde, weil nur die Burka-Trägerin sich einer Identifizierung entzieht.
PeB hat geschrieben: Von daher kann man vermuten, dass ein islamisches Mädchen mit vielleicht 10 Jahren nicht unbedingt von sich aus den Wunsch hegt, einen Burkini im Schwimmunterricht zu tragen - es sei denn, islamische Mädchen wären völlig ander gestrickt als andere Kinder
Das geht ineinander über. - Ich kenne noch "Sitten-" Gewohnheiten aus den 60ger Jahren (ganz ohne Wertung), die in jedem Fall dem heutigen islamischen Verständnis näher waren als dem heutigen liberalen Verständnis. - Mit anderen Worten: Eine junge Frau hat sich vor 50 Jahren (damit ich: vor den 68ern) WIRKLICH geschämt, wenn jemand irgendwelche Konturen zwischen ihren Beinen von außen erkennen konnte. - Man kann von weniger schnell ihre kulturellen Empfindungen ändernden Kulturen nicht erwarten, dass sie sich dem anpassen, was seit den 68ern bei uns passiert ist - wobei ich ausdrücklich NICHT kritisiere, was seitdem passiert ist.
PeB hat geschrieben:Jetzt stelle ich mir eine Schulklasse voller Kinder in Badehosen und -anzügen vor und ein einzelnes Mädchen im Burkini. Ich empfinde das als diskriminierend und kann mir nicht vorstellen, dass sich das Kind in dieser Rolle wohlfühlt. Also: Wohl des Kindes?
Schwierig - das stehen zwei Werte gegenüber: Persönliches Schamgefühl und Gruppenzwänge.

Solche Abwägungen sind WIRKLICH schwierig - insofern wäre es allein schon ein Gewinn, wenn man von weltanschaulichen Ebenen in die praktische Ebene geht, wo konkrete Problemlösungen gefragt sind.
piscator hat geschrieben:Das merkt man doch sofort, wenn man mit Türken spricht. Diese spirituell, geistige Reife dringt aus allen Knopflöchern oder lugt verschämt unter dem Kopftuch hervor.
"Spirituell" ist
1) NICHT intellektuell
2) selten reflektierend, sondern
3) kulturell als Identitäts-Größe gewachsen.
Insofern passt Dein Ansatz nicht so arg.
piscator hat geschrieben:Zwischen lauter normal gekleideten Badegästen fällt eine Frau mit Burkini negativ auf.
Bei Intoleranten ist das so - dann fällt auch ein Homosexueller unter Heterosexuellen negativ auf. - Das ist kein Weg aus meiner Sicht.
piscator hat geschrieben: Richtig übel wird es, wenn die männlichen Begleiter dieser Frau im textilfreien Bereich mit Badehose und Leibchen bekleidet, nackte Frauen anglotzen gehen.
Klar - und sie verachten dabei deren männlichen Begleiter, die (aus ihrer Sicht) ihre Frau/Freundin so preisgeben. - Hier gibt es unterschiedliche Mann-/Frau-Bilder und Schamvorstellungen - ganz ohne Wertung.
piscator hat geschrieben:Oder ist dir vielleicht mal in den Sinn gekommen, sodass viele alte Türken ihren Lebensabend nicht im geistfreien Deutschland, sondern in der gelobten Türkei verbringen?
Bestimmt ist das richtig - aber das falsifiziert doch nicht, dass bei Türken durchschnittlich ein Familienbild herrscht, wie es nicht unseren Gewohnheiten entspricht, sondern mehr der Mehr-Generationen-Familie in Deutschland vor vielleicht 4 Generationen und vorher.
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PeB
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Re: Tanz im Orient-Express – eine feministische Islamkritik

Beitrag von PeB »

closs hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:Gemäß unserer gesellschaftlichen Normen und unserer gemeinsamen Kulturtraditionen ( ;) ) sollten wir das Toleranzgebot beachten, welches bezogen auf diesen Sachverhalt besagt, dass man sich kleiden darf, wie es dem eigenen Wunsch und Sebstbild entspricht.
Genau - wäre damit nicht alles geklärt?
Nein.
Weil das auch für die Muslima gelten muss, die KEIN Kopftuch tragen möchte - ohne sich dabei als Hure beschimpfen lassen zu müssen. Letzteres ist nämlich ein Folge unseres stillschweigenden Wegsehens und erzeugt die Prämisse, das Kopftuch gehöre zum Islam. Damit sind islamische Frauen ohne Kopftuch aus ihrer Gemeinschaft ausgegrenzt.

Du hast recht, es ist - pragmatisch betrachtet - kompliziert. Aber es wird nur scheinbar dadurch einfacher, dass man ein Auge zukneift und dadurch nur die Hälfte der Wirklichkeit wahrnimmt.
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closs
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Re: Tanz im Orient-Express – eine feministische Islamkritik

Beitrag von closs »

PeB hat geschrieben:Weil das auch für die Muslima gelten muss, die KEIN Kopftuch tragen möchte - ohne sich dabei als Hure beschimpfen lassen zu müssen.
Prinzipiell richtig, aber trotzdem etwas ganz anderes, denn:

Wenn die Gesellschaft sagt "Du Kopftuch, Du iiiiiihh", ist das intolerant - das geht nicht. - Wenn die Gesellschaft sagt "Du Kopftuch - das darfst Du erst tragen, wenn wir herausgefunden, warum", ist das ein Eingriff in die Intimsphäre - dann kommt nämlich der Nächste und hebt Mädchen die Röckchen hoch, um zu gucken, ob sie einen Slip anhaben. - Das ist übergriffig.

Mit anderen Worten: Wie will man "gutes" und "böses" Kopftuch im Rahmen der Verfassung unterscheiden? - Man kann allenfalls eingreifen, wenn es konkrete Hinweise auf gesetzeswidrige Zustände im Elternhaus hat - Einzelfallüberprüfung.
PeB hat geschrieben:Du hast recht, es ist - pragmatisch betrachtet - kompliziert. Aber es wird nur scheinbar dadurch einfacher, dass man ein Auge zukneift und dadurch nur die Hälfte der Wirklichkeit wahrnimmt.
Das ist überall so. - Es gibt Millionen an ethnodeutschen Haushalten, bei denen Lehrer und Erzieher sagen "Da stimmt was nicht, aber wir können nichts machen". - "Freiheitliche Gesellschaftsordnung" inkludiert, dass man vieles NICHT machen kann.

Am interessantesten wäre aus meiner Sicht, warum man solche Fragen nur bei Muslimen stellt und nicht bei BILD-Lesern, etc. - oder bei Helikopter-Eltern-Familien, bei denen das Einzelkind in einem bedingungs- und herzlosen Wettbewerbsdenken ab dem 3. Lebensjahr auf Leistung getrimmt wird und seelisch zum Krüppel wird. - Was ist besser?
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Re: Tanz im Orient-Express – eine feministische Islamkritik

Beitrag von agitater »

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PeB
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Re: Tanz im Orient-Express – eine feministische Islamkritik

Beitrag von PeB »

closs hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:Weil das auch für die Muslima gelten muss, die KEIN Kopftuch tragen möchte - ohne sich dabei als Hure beschimpfen lassen zu müssen.
Prinzipiell richtig, aber trotzdem etwas ganz anderes, denn:

Wenn die Gesellschaft sagt "Du Kopftuch, Du iiiiiihh", ist das intolerant - das geht nicht. - Wenn die Gesellschaft sagt "Du Kopftuch - das darfst Du erst tragen, wenn wir herausgefunden, warum", ist das ein Eingriff in die Intimsphäre
Aber so wie du es schilderst ist es ja eben nicht!
Die Gesellschaft sagt ja nicht, dass man ein Kopftuch erst tragen darf, wenn...
Sondern sie sollte sagen: Jeder darf ein Kopftuch tragen. Aber wir gewährleisten auch, dass Niemand eines tragen MUSS, weil bestimmte gesellschaftliche Gruppen dies anordnen wollen. Das ist genau umgedreht gegenüber deiner Argumentation.
closs hat geschrieben:dann kommt nämlich der Nächste und hebt Mädchen die Röckchen hoch, um zu gucken, ob sie einen Slip anhaben. - Das ist übergriffig.
Eben! Nach deiner Argumentation müssen wir das dann aber zulassen, solange wir toleranterweise davon ausgehen, dass dies ausschließlich dem demokratischen Recht auf freie Informationsbeschaffung dient.
Aber klugerweise gehen wir in diesem Fall der Übergriffigkeit primär von einer Verletzung des Persönlichkeitsrechts aus. Im Falle des mutmaßlichen Kopftuchzwangs willst du aber eine etwaige Übergriffigkeit zulassen, solange dies nicht eindeutig nachgewiesen ist. Das erinnert mich an die große Schwierigkeit, mit der Frauen konfrontiert sind, die ihre Vergewaltigung nicht beweisen können.
Tja, muss man da wohl sagen: kann man nichts machen. :shock: Wer körperlich oder seelisch (beispielsweise durch den Zwang, eine diskriminierende Kleidung tragen zu müssen) vergewaltigt wird, ist eben in der Beweispflicht...
closs hat geschrieben:Mit anderen Worten: Wie will man "gutes" und "böses" Kopftuch im Rahmen der Verfassung unterscheiden? - Man kann allenfalls eingreifen, wenn es konkrete Hinweise auf gesetzeswidrige Zustände im Elternhaus hat - Einzelfallüberprüfung.
Genau...so wie es sich auch mit Sex vs. Vergewaltigung in der Ehe verhält... :roll:
closs hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:Du hast recht, es ist - pragmatisch betrachtet - kompliziert. Aber es wird nur scheinbar dadurch einfacher, dass man ein Auge zukneift und dadurch nur die Hälfte der Wirklichkeit wahrnimmt.
Das ist überall so. - Es gibt Millionen an ethnodeutschen Haushalten, bei denen Lehrer und Erzieher sagen "Da stimmt was nicht, aber wir können nichts machen". - "Freiheitliche Gesellschaftsordnung" inkludiert, dass man vieles NICHT machen kann.
"Freiheitliche Gesellschaftsordnung" inkludiert vor allem, dass man individuell VIEL machen kann. Das ist auch gut so. Deshalb würde ich unsere Gesellschaftordnung lieber nicht über das Defizit "vieles NICHT machen zu können" definieren.
Die Frage ist, was man machen kann, um einen "freiheitlichen, mitteleuropäisch orientierten, modernen und liberalen" Islam zu unterstützen, der sich gegen einen Verhüllungszwang stellt. Oder geht unsere Toleranz so weit, dass wir Unterdrückungsmechanismen (etwa in Koranschulen und fundamentalistischen Moscheegemeinden) finanziell fördern, während wir die liberalen Kräfte, weil sie schlechter organisiert sind, im Stich lassen?
closs hat geschrieben:Am interessantesten wäre aus meiner Sicht, warum man solche Fragen nur bei Muslimen stellt und nicht bei BILD-Lesern, etc. - oder bei Helikopter-Eltern-Familien, bei denen das Einzelkind in einem bedingungs- und herzlosen Wettbewerbsdenken ab dem 3. Lebensjahr auf Leistung getrimmt wird und seelisch zum Krüppel wird. - Was ist besser?
Oh, diese Fragen haben wir ab den 60er Jahren immer wieder gestellt! Letztlich sind die Fragensteller aber an der Gleichgültigkeit der Gesellschaft, an der Lobby der Helikopter-Eltern und an der "hohen Toleranz" gegenüber dem Neoliberalismus gescheitert. Das zeichnet sich auch jetzt wieder ab.

Aber vielleicht hast du recht: wenn wir bei der Bekämpfung eines Unrechts gescheitert sind, haben wir unser Recht verloren, anderes Unrecht zu bekämpfen. ;)
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closs
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Re: Tanz im Orient-Express – eine feministische Islamkritik

Beitrag von closs »

piscator hat geschrieben:Ich gehe mal davon aus, das du textllfreie Bereiche in den hiesigen Badeanstalten nicht kennst, sonst würdest du wissen, dass da nicht nur Paare hingehen und das Ganze absolut nichts mit Sex oder Erotik zu tun hat.
Was hat das mit der Schamschwelle von jungen Frauen zu tun? - Eine Frau fühlt sich nackt auch dann nackt, wenn es NICHT mit Sex oder Erotik zu tun hat.
piscator hat geschrieben:Kann es sein lieber Closs, du in irgendeinem Paralleluniversum lebst?
Ständig. :lol: - Ich versuche ständig, die Welt aus Sicht des anderen zu sehen - weshalb ich recht gut nachvollziehen kann, wie und warum ein typischer "Westler" denkt - aber eben auch, wie ein durchschnittlicher Türke denkt.

Spannend und für mich das eigentliche Thema lautet dann: "Was bedeutet es eigentlich in aller Konsequenz, wenn man so oder so oder noch anders denkt?". - Darüber scheint man sich allenthalben NICHT den Kopf zu zerbrechen.
piscator hat geschrieben:Als gegenüber den Orientalen geistig zurückgebliebener deutscher Saunagänger frage ich mich dagegen, was diese Typen angezogen (!) in der Sauna zu suchen haben.
Neulich hat Samu Haber (ein in Deutschland bekannter Finne) sich in "Inas Nacht"sehr gewundert, dass sich wildfremde Deutsche in der Sauna nackt ausziehen - in Finnland täte man das nur und MANCHMAL unter sehr guten Freunden, aber gegenüber Fremden nie. - Samu ist KEIN Moslem.
piscator hat geschrieben:Ach ja, in den Saunabereichen sehe ich ab und zu auch ganze türkische und russische Familien, aber wahrscheinlich sind die bereits so verwestlicht, dass bei denen die geistige Orientierung abhandengekommen ist.
Da schmeißt Du was durcheinander: Niemand sagt, dass man muslimisches Schamgefühl haben muss, um als geistig orientiert gelten zu können. - Umgekehrt wird eine Schuh draus: Es kommt aus einer kulturell-geistigen Orientierung, wenn man dieses Schamgefühl hat.
PeB hat geschrieben:Jeder darf ein Kopftuch tragen. Aber wir gewährleisten auch, dass Niemand eines tragen MUSS, weil bestimmte gesellschaftliche Gruppen dies anordnen wollen.
Dass jede ein Kopftuch tragen darf, ist schon mal gut. - Aber wie willst Du gewährleisten, dass es eine Minderjährige nur tragen darf, wenn sie es will? - Das geht nur über Einzelfallprüfung per Jugendamt.

Bei Erwachsenen ist es noch komplizierter - da kann das Recht nur dann einschreiten, wenn es Hinweise auf eine Straftat/Bedrohung seitens der Familie gibt, falls die volljährige Frau das Tuch ablegt. - Das geht nur per individueller Anzeige - und selbst dann wird der Staatsanwalt sagen: "Zieh doch um - Du bist volljährig".
PeB hat geschrieben:Im Falle des mutmaßlichen Kopftuchzwangs willst du aber eine etwaige Übergriffigkeit zulassen, solange dies nicht eindeutig nachgewiesen ist.
Wie soll das anders gehen? - "Unter Röckchen gucken" ist juristisch abgedeckt durch das Strafrecht (Belästigung, Missbrauch, etc.). - Wie willst Du eine Mutmaßung ("Ich gehe einfach mal davon aus, dass unsere türkischen Nachbarstöchter ihr Tuch gezwungen tragen") justiziabel machen?

In meiner Kindheit mussten viele Kinder Lederhosen tragen, weil diese extrem haltbar waren - die Kindern hätten lieber Jeans getragen. - Lederhosenzwang - aber zum Staatsanwalt?
PeB hat geschrieben:Genau...so wie es sich auch mit Sex vs. Vergewaltigung in der Ehe verhält... :roll:
So ist es - anders geht es rechtlich nicht. - Man kann nicht eine Mutmaßung zum Maßstab machen: "Wir gehen mal davon aus, dass Frauen in der Regel in der Ehe vergewaltigt werden - also sind alle Männer Straftäter, wenn sie nicht das Gegenteil beweisen". - Das ist eine strafrechtswidrige Umkehrung der Beweislast.
PeB hat geschrieben:Die Frage ist, was man machen kann, um einen "freiheitlichen, mitteleuropäisch orientierten, modernen und liberalen" Islam zu unterstützen, der sich gegen einen Verhüllungszwang stellt.
Das wäre sicherlich ein guter Ansatz - bei dieser Gelegenheit sollte man mal ermitteln, welche der Kopftuchträger sich im Zwang verstehen.
PeB hat geschrieben:Das erinnert mich an die große Schwierigkeit, mit der Frauen konfrontiert sind, die ihre Vergewaltigung nicht beweisen können.
Stimmt - das hat etwas mit der Rechtsordnung zu tun. - Wer behauptet, muss liefern. - Allerdings sind sicherlich auch Dir Fälle bekannt, dass die "Lieferung" von Aussagen ("Closs hat mich vergewaltigt") dazu führen kann, dass jemand hinter Gittern landet, weil es eine glatte Falschaussage war. - Das ist ein objektiv schwieriges Feld.

Davon abgesehen:
Ich würde "Kopftuchtragen" und "Vergewaltigung" wirklich nicht in einen Topf werden. - Wenn Du schon mit "Zwang" kommst: Zwänge haben wir in unserer Gesellschaft viele. - Wenn Du auf eine Gala gehst und nicht "angemessen" gekleidet bist, bist Du raus - Du bist also "gezwungen", Dich angepasst anzuziehen. ---- Politiker sind ständig gezwungen, irgendeinen nichtssagenden Scheiß zu erzählen, um den Medien nicht ins Messer zu laufen. --- etc

Mit anderen Worten:
Ich sehe keine schwerwiegenden Schäden für Türkinnen, wenn sie in der Güterabwägung "Familienstress" oder "Kopftuchtragen" sich fürs Kopftuch entscheiden, weil sie an ihrer Familie hängen. - Nebenbei: In unserer Kleinstadt leben mindestens 1000 Muslime (Türken und Bosnier) - man sieht eher wenig Kopftücher, und wenn, dann sind das voll-integrierte Schülerinnen, die mit ihren ethnisch-deutschen Kolleginnen durch die Stadt ziehen.
PeB hat geschrieben:Aber vielleicht hast du recht: wenn wir bei der Bekämpfung eines Unrechts gescheitert sind, haben wir unser Recht verloren, anderes Unrecht zu bekämpfen. ;)
So meine ich es gar nicht. - Ich meine, dass wir bei Deinem Ansatz nicht nur in die Wohnzimmer der Moslems, sondern auch der Helikopter-Eltern und Hartz-Familien undundund gucken. - Mich stört die Fokussierung auf Muslime.
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PeB
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Re: Tanz im Orient-Express – eine feministische Islamkritik

Beitrag von PeB »

closs hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:Aber vielleicht hast du recht: wenn wir bei der Bekämpfung eines Unrechts gescheitert sind, haben wir unser Recht verloren, anderes Unrecht zu bekämpfen. ;)
So meine ich es gar nicht. - Ich meine, dass wir bei Deinem Ansatz nicht nur in die Wohnzimmer der Moslems, sondern auch der Helikopter-Eltern und Hartz-Familien undundund gucken. - Mich stört die Fokussierung auf Muslime.
Das kann ich verstehen.
Woher kommt diese Fokussierung?

Hinweis: von anderen ethnischen Minderheiten - beispielsweise der japanischen - hörst du relativ wenig. Hier wird nirgendwo ein Anspruch auf die flächendeckende Durchführung des Penisfestes diskutiert. Was aber diskutiert wird, sind die Ansprüche, die seitens der islamischen Gemenden gestellt werden. Ich bezweifle die These, dass der Fokus durch eine verschwörerische Anti-Islam-Lobby gesetzt wurde. Ich vermute eher, es hat etwas mit dem Wunsch islamischer Gemeinden zu tun, Sonderrechte einzufordern.
(übrigens habe ich mir sagen lassen, dass auch Maggi jetzt halal ist) ;)
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