Neuauflage Antisemitismus in Europa

Politik und Weltgeschehen
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closs
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Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von closs »

Magdalena61 hat geschrieben:Wer den in Deutschland lebenden Juden gegenüber freundlich gesinnt ist, unterschreibt damit noch lange nicht die Außenpolitik des Staates Israel.
Stimmt - aber da gibt es halt zwei Gruppen, die das gerne vermischen:
a) Der rechte Rand der Gesellschaft
b) Medien, die diesen Konflikt als Thema brauchen
Munro

Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von Munro »

Makkabi-Vereine beklagen Antisemitismus von arabischen Migranten
"So aggressiv und hasserfüllt wie nie zuvor": Der Präsident der jüdischen Makkabi-Vereine in Deutschland hat Gewalt von Gegnern mit muslimisch-arabischem Hintergrund angeprangert - vor allem in unterklassigen Sport-Ligen.
http://www.spiegel.de/sport/fussball/ma ... 26658.html

Hat Merkel das auch bedacht, als sie diesen Leuten Tür und Tor geöffnet hat?
agitater

Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von agitater »

Dieses Post hatte eine bestimmte Würze, von daher kann ich nicht sagen wie explosiv der Geschmack ist.
Munro

Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von Munro »

piscator hat geschrieben:Mich hat schon immer die grenzenlose Naivität manchen Zeitgenossen verwundert, die der Ansicht sind, dass Menschen beim Übertritt über die deutsche Grenze schlagartig ihre Vergangenheit hinter sich lassen und begierig sind, die hiesigen Sitten und Gebräuche anzunehmen.

Gleichzeitig wurde uns weisgemacht, dass die Zuwanderer generell kulturell hoch über uns stehen und deren geistige Orientierung ihresgleichen sucht.
Wahre Worte - gelassen ausgesprochen!
Kann das jemand der Kanzlerin mal beibringen?
Nova
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Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von Nova »

closs hat geschrieben:An sich ist es relativ normal (wenn auch nicht gut), wenn Völker in den Fokus von Demonstrationen kommen (DIE Russen, DIE Rumänen, DIE Zigeuner, DIE Palästineser). - Das Besondere bei den Juden ist, dass es schon seit mindestens 2000 Jahren der Fall ist und somit ein große historische Belastung besteht
Was daran liegen könnte, dass sich manche Juden exklusiv für das auserwählte Volk halten. Die typische und naheliegende menschliche Reaktion ist dann: „glaubt ihr denn, dass ihr etwas Besseres seid?“ ~ wobei das Konzept der Auserwähltheit noch nicht mal das Problem ist, denn man kann auch so argumentieren, dass jedes Volk auserwählt ist, eine einzigartige Rolle im göttlichen Plan spielt. Dann kann man fragen: „Für welche Aufgaben wurden die Juden auserwählt?“ Konflikte entstehen dann, wenn man die Auserwähltheit exklusivistisch auslegt.

Ich würde so argumentieren, dass die ganze Menschheit das „auserwähltes Volk“ ist. Dazu gehört das Judentum, aber es hat keine höheren Wert, als irgendein anderes Volk. Die Frage nach der Rolle der Juden kann man mit Exodus 19:3-6 beantworten, wo Gott direkt vor der Offenbarung am Berg Sinai mit Moses spricht:
Ihr sollt ein Königreich der Priester und ein heiliges Volk sein. Sagt diese Worte den Kindern Israels.
Das Volk Israel hat eine „priesterliche Funktion“ in dieser Welt. Die Funktion des Priesters ist es, Gott zu den Menschen zu bringen und die Menschen so zu erhöhen, dass sie Gott näher kommen. Genauer gesagt, sie sollen das Licht der Tora in der ganzen Welt manifestieren.
Nova
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Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von Nova »

piscator hat geschrieben:Gleichzeitig wurde uns weisgemacht, dass die Zuwanderer generell kulturell hoch über uns stehen
Ich höre hauptsächlich Europäer, die sich ihrer höheren Werte und Fortschrittlichkeit rühmen - die große, ruhmreiche Zivilisation des weißen Mannes :engel: - und das auf arrogante Weise raus hängen lassen. Eigenartiger Weise dient vorallem die
muslimische Frau als Negativfolie, über die man sich selbstidealisierend seiner eigenen Fortschrittlichkeit versichert.
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closs
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Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von closs »

sohn.des.paradieses hat geschrieben:man kann auch so argumentieren, dass jedes Volk auserwählt ist, eine einzigartige Rolle im göttlichen Plan spielt. Dann kann man fragen: „Für welche Aufgaben wurden die Juden auserwählt?“ Konflikte entstehen dann, wenn man die Auserwähltheit exklusivistisch auslegt.
Die Juden habe ich immer als "Blaupause" "für alle Völker der Welt" verstanden - siehe auch: Gen. 18,18: "Abraham soll doch zu einem großen, mächtigen Volk werden, durch ihn sollen alle Völker der Erde Segen erlangen".
Nova
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Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von Nova »

closs hat geschrieben:Chiffre deshalb, weil es möglich ist, dass viele Antisemiten überhaupt nichts über Judentum wissen
Richtig. Rein inhaltlich haben der Islam und das Judentum sehr viel gemeinsam. Abraham (arabisch Ibrahim) ist der gemeinsame Stammvater. Juden wie Muslime besuchen in der Stadt Hebron das Grab, das Abraham zugeschrieben wird und die Kaaba in Mekka soll auf Abraham zurück gehen. Die Geschichte dazu lautet ungefähr so ...
Abraham und seine Frau Sara waren sehr alt und konnten keine Kinder bekommen. Deshalb durfte es Abraham mit seiner Magd Hagar versuchen. Hagar wurde schwanger – und von Sara verstoßen. Als Hagar verzweifelt in der Wüste ihr Kind auf den Boden legte, entsprang dort eine Quelle. Aus Dankbarkeit baute Abraham die Kaaba
Für Juden gilt Moses als wichtigster Prophet, den Muslime als Musa verehren. Sein Name taucht im Qur'an
weit über 100 Mal auf. Sowohl im Qur'an wie im Talmud steht: wer das Leben eines einzelnen rettet, handelt so, als habe er die ganze Menschheit gerettet. So gesehen gibt es keine religiöse Grundlage für den Judenhass. Das ist nur das Resultat von Unwissenheit und Ignoranz. Ein Anfang wäre es, wenn wir damit beginnen das Gemeinsame zu betonen statt das Trennende. Wer die Trennung betont, kommt irgendwann in des Teufels Küche.
closs hat geschrieben:Die Juden habe ich immer als "Blaupause" "für alle Völker der Welt" verstanden - siehe auch: Gen. 18,18: "Abraham soll doch zu einem großen, mächtigen Volk werden, durch ihn sollen alle Völker der Erde Segen erlangen".
Es wäre sicher sinnvoll, wenn sich die Kinder Abraham auf ihren gemeinsamen Stammvater besinnen würden, damit durch ihre Zusammenarbeit alle Völker der Erde Segen erlangen. Leider sind sie irgendwie schwer von Begriff... :lol:
Munro

Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von Munro »

sohn.des.paradieses hat geschrieben: Eigenartiger Weise dient vorallem die muslimische Frau als Negativfolie, über die man sich selbstidealisierend seiner eigenen Fortschrittlichkeit versichert.
Das ist gar nicht eigenartig.

Oder willst du uns hier Burka und Nikab als jene Kleidung verkaufen, die einer Frau gemäß ist?
Nova
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Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von Nova »

Magdalena61 hat geschrieben:Wenn man auf deutschen Straßen nicht mehr mit einer Israelflagge reisen kann ohne angepöbelt zu werden, aber ein Pierre Vogel & Co. rassistische Ideen öffentlich verbreiten und Andersgläubige/ Christen beleidigen dürfen, dann kann man das Grundgesetz eigentlich endlich wegschmeißen
Die hier ansässigen Juden sind Bürger des deutschen Staates und nicht verantwortlich für die Entscheidungen Israels. Eben so wenig, wie sie schuld sind an der Aggression der Hamas. Wie kann man nur so borniert sein und Menschen, die rein GAR nichts getan haben, die teilweise noch nicht einmal gläubig sind, deren einzige "Schuld" darin besteht, als Juden geboren worden zu sein, beschimpfen und bedrohen. :(
Was lehrte Muhammad? Er sah sich selbst als Nachfolger Jesu und bezeichnete diesen als seinen „Bruder“. Ein Prophetenwort lautet: „Derjenige, dessen Nachbarn vor seinen Missetaten nicht sicher sind, ist kein Gläubiger“ ~ jede Form von Menschenfeindlichkeit verstößt gegen den Ethos des Islam. Als sich die Auswanderung (Hidschra) von Mekka nach Medina (Yathrib) ereignete, schloss er mit unterschiedlichen Religionsgemeinschaften und Stämmen ein Friedensabkommen. Im Grunde soetwas wie ein „Grundgesetz“. Das ist die einzige Grundlage für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen - und wenn nötig, dann muss Recht und Gesetz mit Macht durchgesetzt werden.

Passend zu diesem Thema.
Der islamisch verbrämte Antisemitismus ist ein modernes Phänomen. Als sein Begründer gilt der ägyptische Autor und Vordenker der Muslimbruderschaft Sajjid Kutb. Inspiriert von den Protokollen der Weisen von Zion , nahm Kutb in seiner Koranexegese das antisemitische Stereotyp von der jüdischen Weltverschwörung auf. Sie diente ihm als Erklärung für den politischen Niedergang der muslimischen Welt und die Gründung des Staates Israel. In Kutbs geschlossenem Weltbild wurde das Judentum als eine monolithische, zentral gelenkte Gemeinschaft dämonisiert, die auf eine totalitäre Weltdiktatur hinarbeite. Muslime müssten deshalb, so Kutb, zum Wohle aller das Judentum bekämpfen.

Viel zu lange haben diejenigen, die Verantwortung in der muslimischen Religionsgemeinschaft tragen, Gelehrte und Intellektuelle, weggesehen oder wurden gar selbst von dieser Krankheit infiziert. Zudem sind viele Muslime religiöse Analphabeten: Sie wissen nichts über die islamische Ethik, und sie wissen nichts über das Judentum. Juden werden einzig und allein unter dem Aspekt des Nahostkonflikts wahrgenommen – und darin als der Andere, als der Gegner, als der Feind. In den seltensten Fällen sind antisemitisch eingestellte Muslime überhaupt je Juden begegnet.
zeit.de: Wir erheben uns. Wider den islamischen Antisemitismus (Muhammad Sameer Murtaza)

Wer als Muslim das Wort Jude als Schimpfwort verwendet, verhält sich genauso wie jene Islamophoben, die das Wort Muslim als Schimpfwort benutzen. Das muss man den Muslimen klar machen. Wer Juden beleidigt, der beleidigt die Propheten Moses, David, Salomo und Jesus, die allesamt aus dem jüdischen Volk stammen. Da es für jeden Muslim Pflicht ist, an diese Propheten zu glauben, haben sie damit den Islam verlassen. So muss argumentiert werden, sonst begreifen sie es nicht. Man muss sie dort packen, wo es ihnen am meisten weh tut: bei der Ehre. Solch ein Handeln ist ehrlos und charakterlos. In einem weiteren Prophetenwort heißt es:

„Ich hörte Gottes Gesandten (Gottes Segen und Heil auf ihm) sagen: 'Wer von euch etwas zu Verabscheuendes sieht, soll es mit seiner Hand verändern, und wenn er dies nicht vermag, so soll er es mit seiner Zunge verändern, und wenn er (selbst) das nicht vermag, dann mit seinem Herzen, und dies ist das Mindeste an Glauben.“

Was ist ein Muslim? Ein Muslim ist ein Mensch, der versucht mit allen gut auszukommen und mit dem man auch gut auskommen kann, ein ehrbarer Mensch, der schön denkt, schön redet, schön handelt. Ein Mensch der hässlich denkt, hässlich redet und hässlich handelt, hat den Islam verlassen. Das muss man ihnen klar machen.

Wallahu a'lam (و الله أعلم) ≈ „und Allah weiß es am besten“
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