Die gefahren sind mir wohl bewusst - das richtige Stichwort wäre hier Orwells "1984". - Andererseits: Gibt es überhaupt eine neutrale Hermeneutik?ThomasM hat geschrieben:Und rate mal, wo deine neutrale Hermeneutik bleibt, wenn die Verfechter der reinen Lehre die Oberhand behalten.
Auch für Dich ein Beispiel, das hier schon mehrfach gebracht wurde:
1) Wie wollen wissen, wieviele inländische Moslems "extremistisch" sind.
2) Wir definieren "extremistisch" als "Wenn jemand göttliche Gesetze höher achtet als weltliche Gesetze" - so gesehen sind 100% aller "echten" Christen "extremistisch".
3) Wir untersuchen diese Frage wissenschaftlich sauber - die Wissenschaftlichkeit bleibt also NICHT auf der Strecke - und kommen auf 38% (erstaunlich wenig).
4) Wir haben eine Schlagzeile "Wissenschaftlich bewiesen: Mehr als ein Drittel aller Muslime unter uns sind Extremisten".
Alternative:
1) ...
2) Wir definieren "extremistisch" als "Wenn jemand gegen das Grundgesetz arbeitet und gar mit Gewalt gegen Gesetze vorgeht".
3) ... Wir kommen auf 1%
4) Das ist KEINE Schlagzeile, weil diese Info nicht in die momentane Stimmung der Meinungsmacher passt.
Beides ist wissenschaftlich zustandegekommen. - Um auf Deinen Punkt zu kommen: Neutrale Hermeneutik gibt es wahrscheinlich nicht, aber sicherlich redliche und unredliche Hermeneutik. - Aber wer entscheidet das?
Für mich ist die obige erste Hermeneutik unredlich und sogar auf Volksverhetzung ausgerichtet - Du wirst aber Menschen finden, die das ganz anders sehen. - Wir haben keine gemeinsamen Grundlagen (mehr?), was redlich und was unredlich ist.