Die zwei jüdischen Messiasse

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Rilke
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Die zwei jüdischen Messiasse

Beitrag von Rilke »

Hallo! :wave:

Im Buch Sacharja wird vom Kommen des Messias berichtet.

Er wird Frieden bringen:
Sacharja 9, 9-10 hat geschrieben:Frohlocke sehr, du Tochter Zion; jauchze, du Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir; ein Gerechter und ein Retter ist er, demütig und reitend auf einem Esel, und zwar auf einem Füllen, einem Jungen der Eselin. Und ich werde die Streitwagen aus Ephraim ausrotten und die Pferde aus Jerusalem; und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden; und Er wird den Völkern Frieden gebieten; und seine Herrschaft wird reichen von einem Meer zum anderen und vom Strom bis an die Enden der Erde.
Etwas später porträtierte Sacharja den Messias jedoch etwas anders. Seht selbst:
Sacharja 14, 2-4 hat geschrieben:Da werde ich alle Heidenvölker bei Jerusalem zum Krieg versammeln; und die Stadt wird erobert, die Häuser werden geplündert und die Frauen geschändet werden; und die Hälfte der Stadt muss in die Gefangenschaft ziehen; der Überrest des Volkes aber soll nicht aus der Stadt ausgerottet werden. Aber der HERR wird ausziehen und gegen jene Heidenvölker kämpfen, wie [damals] am Tag seines Kampfes, am Tag der Schlacht. Und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem nach Osten zu liegt; und der Ölberg wird sich in der Mitte spalten nach Osten und nach Westen hin zu einem sehr großen Tal, und die eine Hälfte des Berges wird nach Norden zurückweichen, die andere nach Süden.
[...]
Sacharja 14, 8-9 hat geschrieben:Und es wird geschehen an jenem Tag, da werden lebendige Wasser von Jerusalem ausfließen, die eine Hälfte in das östliche, die andere in das westliche Meer; Sommer und Winter wird es so bleiben. Und der HERR wird König sein über die ganze Erde. An jenem Tag wird der HERR der einzige sein und sein Name der einzige.
Ein Messias des Friedens, ein Messias des Krieges? Wie geht das zusammen? Widerspricht sich Sacharja hier nicht?
Weitere Differenzen in den Schriften:

Im Buch Micha wird der Messias aus Bethlehem angekündigt, im Buch Daniel kommt der Messias mit den Wolken aus dem Himmel.

Außerdem berichtet Daniel vom Tod des Messias, jedoch spricht Jesaja von der ewigen Herrschaft des Messias.

Ist der Messias der leidende Gottesknecht nach Jesaja oder aber der in den Psalmen erwähnte im Himmel Thronende?

Während sich alle Prophezeiungen diesbezüglich mit Jeschua ben Joseph, Jesus Christus, erfüllen, verstanden die Rabbiner nicht recht, wie diese beiden Figuren in einer Person verwirklicht werden konnten. Deshalb entwarfen sie die Idee von zwei Messiasse: Moschiach ben David und Moschiach ben Joseph.

Während mit dem Moschiach ben Joseph auf dem hebräischen Josef aus dem AT Bezug genommen wird (dieser stirbt in der rabbinischen Tradition auch), wird Moschiach ben David als der rettende, auf ewig regierende Messias betrachtet.
Anders konnten sich die Rabbiner die zwei verschiedenen Funktionen des Messias nicht erklären.

So viel erst einmal dazu. Es ist noch viel interessanter und vielschichtiger als es nun aussieht. Freue mich über Beiträge und Kommentare! :)
Was immer ein endliches Wesen begreift, ist endlich.
- Hl. Thomas v. Aquin
Munro

Re: Die zwei jüdischen Messiasse

Beitrag von Munro »

Zwei?

Oder gar noch mehr als zwei?
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Helmuth
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Re: Die zwei jüdischen Messiasse

Beitrag von Helmuth »

Rilke hat geschrieben: Ein Messias des Friedens, ein Messias des Krieges? Wie geht das zusammen?
Bevor es zum endgültigen Frieden kommen kann müssen dazu auch noch Kriege geführt werden. Das Endziel ist natürlich die Beseitigung aller Kriege (Jes 2, Micha 4) Das lehrte Gott schon die Israeliten beim Einzug in das Land unter Josua. Man könnte daher auch Josua als ein (weiteres) Schattenbild des Messias ansehen. Das Endziel ist die Ruhe Gottes, wie der Schreiber des Hebräerbriefes eine geistliche Auslegung dazu vornimmt.

All das wie auch z.B. das Gericht über die Menschheit vollzieht am Ende der Tage aber nur EIN Messias, er halt eben viele Aufgaben, um nicht zu sagen ALLE. Baruch HaShem! :thumbup:
Rilke hat geschrieben: Während sich alle Prophezeiungen diesbezüglich mit Jeschua ben Joseph, Jesus Christus, erfüllen, verstanden die Rabbiner nicht recht, wie diese beiden Figuren in einer Person verwirklicht werden konnten. Deshalb entwarfen sie die Idee von zwei Messiasse: Moschiach ben David und Moschiach ben Joseph.
Ich verstehe auch nicht wie sich Juden die zwei Messiasgestalten vorstellen. Kommen dann Ben David und Ben Josef gemeinsam, zu zweit, oder wie oder was? Mir geht deren Theologie nicht auf, was ja bei mir nicht verwunderlich ist, wenn man weiß, was ich von Theologie halte. :lol:
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
JackSparrow
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Re: Die zwei jüdischen Messiasse

Beitrag von JackSparrow »

Rilke hat geschrieben:Im Buch Sacharja wird vom Kommen des Messias berichtet.
Da steht "König".
Ist der Messias der leidende Gottesknecht nach Jesaja
Da steht der leidende Gottesknecht sei das Volk Israel.
Während sich alle Prophezeiungen diesbezüglich mit Jeschua ben Joseph, Jesus Christus, erfüllen,
Da steht dieser König wolle die Streitwagen aus Ephraim ausrotten und in Jerusalem gegen Heidenvölker kämpfen, während die Hälfte dieser Stadt in Gefangenschaft gerate.
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ProfDrVonUndZu
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Re: Die zwei jüdischen Messiasse

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

JackSparrow hat geschrieben:
Ist der Messias der leidende Gottesknecht nach Jesaja
Da steht der leidende Gottesknecht sei das Volk Israel.
So haben das Rabbiner interpretiert. Aber das steht nicht im Text, weil der Text das "er" mit dem "wir" und "Volk" deutlich in Opposition setzt.
Offenbarung 1,3 Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe!
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jose77
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Re: Die zwei jüdischen Messiasse

Beitrag von jose77 »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:
Ist der Messias der leidende Gottesknecht nach Jesaja
Da steht der leidende Gottesknecht sei das Volk Israel.
So haben das Rabbiner interpretiert. Aber das steht nicht im Text, weil der Text das "er" mit dem "wir" und "Volk" deutlich in Opposition setzt.
Genau darum wird in christlichen Bibel in Jes53.8 das Wort lamo (plural) absichtlich falsch mit Singular übersetzt. :mrgreen:
Grüsse von Jose
JackSparrow
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Re: Die zwei jüdischen Messiasse

Beitrag von JackSparrow »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:So haben das Rabbiner interpretiert.
Bestimmt weil es im Text steht. Wieso sollte ich mir sowas denn ausdenken.

https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/b ... s49.html#3
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Rilke
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Re: Die zwei jüdischen Messiasse

Beitrag von Rilke »

jose77 hat geschrieben: Genau darum wird in christlichen Bibel in Jes53.8 das Wort lamo (plural) absichtlich falsch mit Singular übersetzt. :mrgreen:
Also hatten die Rabbiner ihre Zurechnungsfähigkeit verloren, als sie im Talmud festlegten:
Sanhedrin 98b hat geschrieben:"Der Messias – wie ist sein Name? …die Rabbiner sagen, der Aussätzige; die aus dem Haus der Rabbiner sagen, der Kranke, weil gesagt ist: „Gewiss hat er unsere Krankheit getragen.“
Erst Rashi legte diesen Vers erst im 11. Jh. auf das Volk Israel aus.
Was immer ein endliches Wesen begreift, ist endlich.
- Hl. Thomas v. Aquin
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jose77
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Re: Die zwei jüdischen Messiasse

Beitrag von jose77 »

Erst Rashi legte diesen Vers erst im 11. Jh. auf das Volk Israel aus
Nun dann lies mal Origines Briefe an Cato.
Grüsse von Jose
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AlTheKingBundy
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Re: Die zwei jüdischen Messiasse

Beitrag von AlTheKingBundy »

Rilke hat geschrieben:Ein Messias des Friedens, ein Messias des Krieges? Wie geht das zusammen? Widerspricht sich Sacharja hier nicht?
Nö, einmal wird die Zerstörung Jerusalems beschrieben wie auch in Mat 24, Luk 21 und Mrk 13 und in der Offenbarung. Das irdische Jerusalem wird dem himmlischen Jerusalem gegenübergestellt, wo es, wie Jesus es beschrieben hat, Friede und Gerechtigkeit geben wird. Das irdische Jerusalem mit dem Tempel und Priestersystem wurde vernichtet und durch das himmlische ersetzt.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879–1955)
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