closs hat geschrieben:WENN HP wirkt, dann sicherlich nicht aus "übernatürlichen" Gründen
Das Übernatürliche ist gar nicht so einfach zu definieren… es lässt sich halt nicht auf die Bacon'sche Streckbank legen.
Die Homöopathie basiert aber zumindest auf einem romantischen Weltbild (auch wenn Hahnemann einen auf Aufklärung machte und sein “Organon der
rationellen Heilkunde” mit dem Motto “sapere aude” versah).
Das kommt meinem Denken natürlich eher nahe als jemandem, der mit einem reduktionistischen / materialistischen Weltbild unterwegs ist … daher wohl auch die emotionale Aufgeladenheit. Es ist wie mit Qwerty vs. Dvorak. Da stecken Ideologien dahinter: Hat die Marktwirtschaft eindeutig versagt? Aber man muss sich ja nicht für alles einspannen lassen
Wie gesagt: Die Homöopathie erreicht teilweise Blüten, da ist sie schwer von einer Parodie zu unterscheiden.
Murus Berlinensis D6 und
X-Rays D7. Ja, das ist verdünnte Berliner Mauer und “verdünnte” Röntgenstrahlen.
- tja, warum könnte es die Wissenschaft trotzdem nicht fassen, falls es so wäre?
Aus meiner Sicht wären es letztlich pragmatische Gründe:
1) Nicht-Wissen, wo man suchen soll, weil es kein "festes" Modell gibt.
2) Fehlende Infrastruktur, was gescheite HP-Ärzte angeht.
3) So gut wie Nicht-Untersuchbarkeit, da jeder Fall ein Einzelfall ist.
In diese Richtungen würde es wohl gehen.
Tja, schon doof. Besonders 1).
closs hat geschrieben:Klar - aber das ist eine methodische Geschichte, wofür die Wirklichkeit nichts kann.
Ist die Methodik der Wissenschaft für dich eher ein Korsett, das das natürliche menschliche Erkenntnisvermögen ein-zwängt? Welchen Nutzen hat sie dann überhaupt?
closs hat geschrieben:Auch da kann man spekulieren - das bringt aber alles nix, weshalb ich mich ausschließlich um "das Phänomen" kümmere - das heißt: "Hat der von mir zitierte Arzt solche Fälle geheilt oder nicht?" - Und nicht: "Ich weiß was, Herr Lehrer, warum das nicht stattgefunden haben kann".
Ich habe manchmal den Eindruck, dass es heute üblich ist zu glauben, dass man dadurch etwas rückgängig machen könne, dass man eine Version bringt, nach der Geschehenes nicht geschehen sein könne: "Herr Richter, ich habe einen Bauchschuss. - "Nachdem der Schütze nachweislich keinen Waffenschein hatte, wurde der Schuß juristisch nicht abgefeuert - Ihnen geht es also gut". - "Danke, Herr Richter, das wollte ich hören - mir geht es schon besser".
Das ist leider ein völlig unpassender Vergleich, denn der Kausalzusammenhang von Schütze und Bauchschuss besteht unbestritten und wurde beobachtet.
Bei der dramatischen Heilung deiner Bekannten geht es immer noch darum, was eigentlich genau geschehen ist.
Wenn man die Heilwirkung der Homöopathie selbst live beobachten könnte, sähe alles anders aus. So wie in der Chirurgie, wo RCTs auch keine Rolle spielen, da die Kausalität dort ziemlich offensichtlich sein kann.
closs hat geschrieben:Wie gesagt: Ich weiß es nicht. - Ich kann mich erinnern, dass es mal mit Magnetfeld und Gravitation der Erde begründet wurde, die ja eine Richtung haben.
Gut, Hahnemann hat in Richtung Erdmittelpunkt geklopft/geschüttelt, bei dem Homöopathie-Pharma-Hersteller Similasan benutzen sie allerdings (um Lohnkosten zu sparen) einen riesigen Wagen mit Behälter, der gegen die Wand geklopft/geschüttelt wird – also Klopfen/Schütteln senkrecht zum Gravitationsfeld der Erde.
Und mag es ein “Wassergedächtnis” geben (du solltest mal den Mpemba-Effekt bringen!)… wie bleibt das auf den Globuli erhalten? Und dann ist für die Globuli meist noch fünf Jahre Haltbarkeit angegeben.
Warum ist der Effekt also so extrem robust? Das passt irgendwie gar nicht dazu wie subtil sich die Homöopathie sonst gibt. Was meinst du?
closs hat geschrieben:Prinzipiell richtig - aber die muss man erst zusammenkriegen. - Und dann kommen noch folgende Faktoren dazu:
1) In der "High-D-HP" gibt es keine feste Zuordnung von Krankheit und Mittel - wenn Claymore und Closs dieselbe Krankheit haben, wäre es purer Zufall, wenn sie dasselbe Mittel bekämen.
Es ging mir nicht darum ein einzelnes homöopathisches Mittel zu testen.
Wenn nur ein gewisser Teil der Homöopathie wirksam wäre sollte sich das in einer Studie Homöopathie vs. Placebo-Homöopthie doch zeigen, oder nicht?
2) Die "Low-D-HP" wäre noch am ehesten zu falsifizieren, weil dort mangels Tiefe eine feste Zuordnung von Krankheit und Mittel stattfindet - allein: Die "High-D-HPler" betrachten das als "Bastard-HP", von der sich nichts halten.
Leider hast du nicht verstanden worum es mir ging.
3) Unabhängig davon gilt für alle: Was ist eigentlich "Heilung"? - Was misst man eigentlich? - Wenn man meinetwegen einen Ausschlag hat, wird der Schulmediziner etwas geben, damit der Ausschlag möglichst schnell weg geht. - Ein HP-ler wird etwas geben, damit er erstmal stärker wird /"Erstverschlechterung" - "Beschleunigung der Entgiftung durch die Haut"). - Wenn man dann nach zwei Wochen misst, wer in der Gesundung weiter ist, wird der Schulmediziner "gewinnen". - Der HP-ler dagegen wird sagen: "Du hast nur die Symptome zurückgedrängt, aber die Krankheit ist noch da - ich will sie aber rausholen". - Man müsste also Langzeitstudien machen.
Wo habe ich denn davon gesprochen, dass man Homöopathie gegen die Schulmedizin vergleichen soll? Man sollte sie mit Placebo-Homöopathie vergleichen. Und ein RCT kann zwei Jahre dauern… reicht das?
closs hat geschrieben: Ich habe deshalb Beobachtungsstudien vorgeschlagen, was von Wissenschaftlern entrüstet zurückgewiesen wird:
Welche Wissenschaftler?
RCTs seien der Goldstandard. --- Stimmt - aber was nützt es, wenn man diesen Standard nicht auf den Boden bringt, weil dieser woanders ist, als man denkt?
Wie genau willst du den pharmakologischen Effekt von Homöopathie mit einer Beobachtungsstudie belegen?
PS: Eröffnungsgedicht von Hahnemanns Organon:
Die Wahrheit, die wir alle nöthig haben,
die uns als Menschen glücklich macht,
ward von der weisen Hand, die sie uns zugedacht,
nur leicht verdeckt, nicht tief vergraben.
Gᴇʟʟᴇʀᴛ
Was für eine Ironie.