Mobbing - warum darf so etwas existieren?

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Boomerloomer
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Mobbing - warum darf so etwas existieren?

Beitrag von Boomerloomer »

Der Tagesspiegel hat geschrieben:Eigentlich hätten heute ihre Winterferien begonnen, doch die Berliner Fünftklässlerin hat sie nicht mehr erlebt. Weil sie in ihrer Grundschule offenbar massiv gemobbt wurde, soll die Elfjährige vor wenigen Tagen einen Selbstmordversuch unternommen haben. Sie starb später im Krankenhaus.
Quelle: Der Tagesspiegel


Das solche Dinge passieren dürfen, ist eigentlich ebenso deprimierend wie tragisch.
Und das ist bei weitem kein Einzelfall: Weitere Artikel


Es bleibt mir weiterhin ein Rätsel, wieso man einen anderen Menschen wirklich so sehr fertig macht, dass dieser Suizidgedanken bekommt. Wenn die Opfer dann auch noch Hilfe suchen, oh weh oh weh, dann sind sie die Bösen weil sie zulassen, gemobbt zu werden.
Wieso darf es so etwas geben?
thomas4
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Re: Mobbing - warum darf so etwas existieren?

Beitrag von thomas4 »

Das Problem, welches heute mit "Mobbing" beschrieben wird, gab es auch zu meiner Zeit in der Schule. Das ist an die fuffzich Jahre her. Neu ist das Phänomen also nicht, doch es hat sich im Laufe vor allem der letzten 15 Jahre massiv verstärkt. Über die Gründe kann man im Netz nachlesen. Die tieferen Ursachen jedoch findet man nicht dort, sondern in der Bibel. "Und weil die Ungerechtigkeit überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten." (Matth. 24,12)

Achten wir andere höher, als uns selbst? Ist es nicht zuweilen so, dass man sich selbst wie ein Schwächling vorkommt, wenn man dem anderen gegenüber in Liebe handelt? Ihn nicht "unter dem Daumen" hält?

Wenn es in meiner Schulzeit Rauferei gab, dann hat man sich meistens hinterher mit dem Kontrahenten wieder vertragen. Nur selten gab es "Feindschaft bis zum Suizid." Doch heute sind es nicht selten sie so genannten "sozialen" Medien, welche dabei mithelfen, die unsozialsten Effekte zu erzielen.
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Lord Gelmbrand
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Re: Mobbing - warum darf so etwas existieren?

Beitrag von Lord Gelmbrand »

Boomerloomer hat geschrieben:Wieso darf es so etwas geben?
Tja, dass ist die große Frage.

Meiner Meinung nach, ist die steigende Gewaltbereitschaft ein zentraler Punkt. Ich meine damit jetzt nicht die sogenannte Killerspiel Debatte.

Ich habe so den Eindruck, dass dieses "Früh aus dem Elternhaus holen" da ein entscheidender Faktor ist. Die Kinder werden im jungen Alter in den Kindergarten oder in die Ganztagsbetreuung gesteckt. Ich will jetzt nichts schlechtes darüber sagen, ich war selber im Kindergarten. Doch dort ist es fremd. Die Kinder werden sozusagen entwurzelt, und da fängt das Problem meiner Meinung nach an.

Ebenfalls ist ein guter Punkt das "Grenzen austesten", der heutigen Jugend wird zu viel durchgelassen. Das ist jetzt meine Beobachtung. Wenn man keine klaren Grenzen setzt, tanzt einem das Kind auf der Nase herum und das überträgt sich dann auch auf die Außenwelt.
Immer und immer weiter. Plus Ultra!
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Boomerloomer
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Re: Mobbing - warum darf so etwas existieren?

Beitrag von Boomerloomer »

thomas4 hat geschrieben: Mo 4. Feb 2019, 08:52Wenn es in meiner Schulzeit Rauferei gab, dann hat man sich meistens hinterher mit dem Kontrahenten wieder vertragen. Nur selten gab es "Feindschaft bis zum Suizid." Doch heute sind es nicht selten sie so genannten "sozialen" Medien, welche dabei mithelfen, die unsozialsten Effekte zu erzielen.

Mit Mobbing in der Schule durfte auch ich mich eine längere Zeit auseinandersetzen, weil es letztendlich einer der führenden Gründe war, wieso ich das Gymnasium verlassen habe.

Das Résumé ist, dass es meiner Meinung nach kaum Anlass für so eine Behandlung gab.
Eine Rauferei ist im Wesentlichen doch eine Meinungsverschiedenheit zwischen zwei Personen. So etwas war bei mir jedoch nicht der Fall. Von Anfang an, beginnend in der Grundschule, war ich ein beliebtes Ziel für unangenehme Zeitgenossen. Sie verbündeten sich gegen mich und unter anderem kam es dann auch zu körperlichen Übergriffen.

Selbst in dem Fußballverein, den ich jahrelang besucht habe, setzten sich solche Verhältnisse fort. Unter den Mitgliedern befanden sich viele Mitschüler oder Freunde und Bekannte von meinen Mitschülern. Bereits nach sehr kurzer Zeit kam es mir so vor, als würden mich die Jugendlichen aus mehreren Dörfern und der anliegende Stadt kennen.
Das lässt sich in meinen Augen nicht mehr unter der Größenordnung einer Rauferei oder einer Meinungsverschiedenheit einordnen, sondern nimmt ungeahnte Ausmaße an.

Der Einfluss von sozialen Medien bei diesem Thema wird im Unterricht auf die verschiedensten Weisen angesprochen, selbst im Englischunterricht. Letzten Endes aber kommt es doch nicht auf den Übertragungsweg, sondern auf den Sender an. Es macht kaum einen Unterschied, ob man ein Gerücht wie ein Lauffeuer per Sprache oder per Schrift verbreitet.
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Boomerloomer
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Re: Mobbing - warum darf so etwas existieren?

Beitrag von Boomerloomer »

Lord Gelmbrand hat geschrieben: Mo 4. Feb 2019, 12:32 Ebenfalls ist ein guter Punkt das "Grenzen austesten", der heutigen Jugend wird zu viel durchgelassen. Das ist jetzt meine Beobachtung. Wenn man keine klaren Grenzen setzt, tanzt einem das Kind auf der Nase herum und das überträgt sich dann auch auf die Außenwelt.
Die aktuelle Entwicklung erweckt in mir den Eindruck, dass unsere Gesellschaft sehr verweichlicht.
Wenn eine junge Person ein Gewaltverbrechen begeht oder zB. in der Schule negativ auffällt, dann wird das entweder auf die Herkunft geschoben nach dem Motto: "Ja der kennt's halt nicht anders" oder es wird gesagt: "Ach das arme Kind hat eine so schlimme Vergangenheit und das liegt alles nur am Elternhaus".

Nichts für ungut, solche Fälle gibt es in der Tat.
Aber, bei denen, die einfach nur aus Langeweile andere schikanieren und ihren Blödsinn in die Welt tragen, wird nicht so nachgehakt, wie es eigentlich sein müsste. Oftmals kommen sie ungeschoren davon, weil die Erzieher und Lehrkräfte selbst nicht genau wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen, oder, weil sie keine Lust haben der Sache nachzugehen. Ist doch schließlich "nur eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen Kindern".
thomas4
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Re: Mobbing - warum darf so etwas existieren?

Beitrag von thomas4 »

Boomerloomer hat geschrieben:Eine Rauferei ist im Wesentlichen doch eine Meinungsverschiedenheit zwischen zwei Personen.
In dem Fall kam es nach einer Anzahl von Wochen voller Hänseleien dazu, weil ich damals wegen eines Morbus Perthes eine Entlastungsschiene am linken Bein trug und damit zunächst sehr unbeholfen war. Die Spöttereien und auch Handgreiflicgkeiten wurden mir unerträglich und eines Tages nahm ich mir, gereizt bis zur Weißglut, einen der übelsten Spötter zur Brust. Wenige Tage danach vertrugen wir uns und das hielt, bis wir mal umzogen.
Boomerloomer hat geschrieben:Bereits nach sehr kurzer Zeit kam es mir so vor, als würden mich die Jugendlichen aus mehreren Dörfern und der anliegende Stadt kennen.
Das haben wir mit unseren drei Ältesten erlebt und unser Eindruck traf zu - durch die lange Busfahrt in die Schule in der Kreisstadt waren sie im ganzen Umkreis bekannt. So übel, dass sie eines Tages früher aus dem Bus stiegen und mich baten, sie zu holen, weil sie es nicht mehr aushielten. Mehrfach erlebten wir es, dass ganze Jugendhorden vor unserem Haus lauerten und mit Steinen an die Fenster warfen.

Es stellte sich bald darauf heraus, dass die Ursache für diesen ganzen Unmus der Dorfpfarrer unserer evangelischen Gemeinde war. Damals hielten wir uns an die Baptistengemeinde in der Kreisstadt und der Pastor, dumm wie ein Vierpfünder, spottete vor seinen Konfirmanden hier im Dorf immer wieder mit den "Sektierern", die "da und dort" wohnten, da müsse sogar vor dem Essen gebetet werden und sie dürften nicht fernsehen. Und so wurde über mehr als zehn Jahre dieser "Anlass" für übelste Mobbereien immer wieder aufgefrischt, immer wieder bei einem neuen Jahrgang Konfirmanden.

Als ich erfuhr, dass jener Pfarrer letztlich die die Ursache war, nahm ich mir ihn eines Tages vor...

Unsere Älteste hat an ihre Kindheit und Jugendzeit keine sonderlich angenehmen Erinnerungen und auch die anderen beiden Älteren hatten eine ganze Zeit ihr Tun damit.

Ja, das war also auch weit mehr, als "nur" persönliche Ressentiments. Aber sie hatten das "Glück", dass noch keine sozialen Medien eine Rolle spielten. Das zweifelhafte Vergnügen hatte dann später meine Frau, als sie als Hauptschullehrerin per Handyvideo mit allerhand hässlichen und obszönen Kommentaren auf bekanten Videoplattformen landete.

Allen Vorfällen war eines gemeinsam. Offizielle Stellen - bei meiner Frau sogar die Polizei - wollten beschwichtigen und verharmlosen. Das hat mich damals wütend gemacht und das macht es heute noch, wenn ich darüber was mitbekomme, denn die Empfindungen für unsere Kinder und meine Frau vergesse ich nicht und wie elend es ihren zeitweise ging.
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T4125Gamer
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Re: Mobbing - warum darf so etwas existieren?

Beitrag von T4125Gamer »

Lord Gelmbrand hat geschrieben: Mo 4. Feb 2019, 12:32
Boomerloomer hat geschrieben:Wieso darf es so etwas geben?
Tja, dass ist die große Frage.

Meiner Meinung nach, ist die steigende Gewaltbereitschaft ein zentraler Punkt. Ich meine damit jetzt nicht die sogenannte Killerspiel Debatte.
Wieso glaubst du, dass die Gewaltbereitschaft gestiegen ist?
Ich meine so etwas passiert ja nicht von heute auf morgen.
Lord Gelmbrand hat geschrieben: Mo 4. Feb 2019, 12:32 Ebenfalls ist ein guter Punkt das "Grenzen austesten", der heutigen Jugend wird zu viel durchgelassen. Das ist jetzt meine Beobachtung. Wenn man keine klaren Grenzen setzt, tanzt einem das Kind auf der Nase herum und das überträgt sich dann auch auf die Außenwelt.
Das Verhalten konnte ich auch zu genüge erleben.
In der Berufsschule, welche ich zurzeit besuche, gibt es auch "Grenztester".
Die stören aktiv den Unterricht, schreien laut durch die Gegend oder lachen sehr laut. Ebenfalls reden die im normalen Tonfall miteinander, als gäbe es keinen Lehrer.

Beim Thema Mobbing kann ich auch eine kleine Geschichte erzählen.
In der Grundschule, die ich besuchte, gab es auch Hauptschüler. Das war eine Grund- und Hauptschule.
Die beiden Schularten hatten gleichzeitig Pause, was nicht schlimm wäre wenn ein Lehrer richtig aufpassen würde.

Naja, jedenfalls haben die "großen" Schüler die "kleinen" geärgert. Bei mir und meinem Bruder war es aber dann auch etwas besonderer --> Mobbing.
Jeden Schultag wusste man nicht was jetzt passieren würde. Die meiste Zeit blieb es ruhig, dennoch gab es dann wieder die gleichen Personen die auf und zwei losgegangen sind. In Mülltonnen stecken, durch die Gegend schleudern usw. Wenn man dem Lehrer etwas sagt heißt es: "hab ich nicht gesehen" oder "ihr habt bestimmt beide etwas gemacht". So entmutig man ein Kind richtig. Jedesmal Angst, was passiert heute wieder. Dazu dann noch verleumdung usw.

Und genau in diesen Situationen sind die anderen gefragt. Ich würde ohne mit der Wimper zu zucken sofort der Person helfen, da ich selber weiß wie scheiße so etwas sein kann. Aber in der heutigen Gesellschaft geilt man sich am Elend der anderen auf, habe ich so das Gefühl.
sonja-marion
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Re: Mobbing - warum darf so etwas existieren?

Beitrag von sonja-marion »

Einer der Gründe liegt sicher in der höheren Gewaltbereitschaft innerhalb der Welt. Ein weiterer im zunehmenden Werteverlust, besser der Werteveränderung - wenig Struktur, keine Lebensprioritäten bereits in der Elterngeneration. Stattdessen gibt es werthaltige Immobilien und Uhrenmarken, werthaltige Forderungen und werthaltige Ernährung. Da wo nur diese Werte vorhanden sind, können keine anderen Werte weitergegeben werden.

Der neue Lebensstil heißt in vielen Familien, entdecke wer du sein willst.

Der Mensch, so scheint es, kann nicht besser sein als die Gesellschaft, in der er lebt. :(
Munro

Re: Mobbing - warum darf so etwas existieren?

Beitrag von Munro »

Ich kann nur sagen:

Es ist schlimm, dass es Mobbing jemals gab und weiterhin gibt.
Es ist schlimm, dass man immer noch keinen Weg finden kann, Mobbing zu verhindern.
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Lena
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Re: Mobbing - warum darf so etwas existieren?

Beitrag von Lena »

Es ist grauenhaft! Was Menschen anderen Menschen antun können...

Oh Gott. Erlöse uns von dem Bösen.
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